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Ausgabe:

1929

Spalte:

345-347

Autor/Hrsg.:

Wiener, Harold M.

Titel/Untertitel:

The Composition of Judges II 11 to I Kings II 46 1929

Rezensent:

Kuhl, Curt

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346

Diese Geschichte des Hellenismus ist vom Hellenen- rufung auf Chron. I 29, 20 und II 0, 20, wo auf eine
tum ausgegangen und ergreift von ihm aus die Ge- „Geschieht« des Propheten Nathan" hingewiesen ist, beschichte
Vorderasiens; ihre innere Klarheit und Groß- zeichnet Wiener die Quelle (II. Sam. 9—20) mit N (
zügigkeit ruht auf diesem, wenn man einmal so sagen Nathan); geschrieben wohl in salomonischer Zeit, gebe
darf, okzidentalen Gesichtspunkte. Er ist gerechtfertigt, sie auf Grund persönlicher Kenntnisse ein zeitgenössi-
wo es sich um den strengen Begriff einer Staats- und sches ungeschminktes Bild („an unvarnished picture")
Kulturgeschichte handelt, dessen Träger die Hellenen von David. Da sie natürlich nicht mit II. Sam. 9 besind
; so richtig und wichtig dieser Gesichtspunkt für . gönnen haben kann, setzt Wiener mit seiner Analvse ein
das Vierte und dritte Jahrhundert ist, so offenbart er I und sucht ihren Anfängen nachzuspüren. Seine Ergeb-
doch, daß „Hellenismus" nur einen der Gesichtspunkte nisse stimmen nicht ganz mit dem überein, was wir
darstellt, unter denen die Geschichte dieser zu näherer sonst im Anschluß an Kittel mit „K" zu bezeichnen
Gemeinschaft drängenden Länder und Völker betrach- pflegen. Nach Wiener umfasse „N" etwa Teile aus Jud.
tet werden muß. Eine Geschichte „des Hellenismus" 6—9; I. Sam. 1, 1—28; 2, 11. 18b—21. 26; 3, 1—21;
droht immer zu der Geschichte einer kolonisatorischen , 13, 2—3a. 16—23; 14, 1. 4f. 8—IIa. 12f. 14b. 15a.
Idee oder einer ideellen Kolonisation zu werden; aber 17. 20 f. 23 a. 32—35; 16, 14—23; 17, 1 — 11. 32—54
weder Vorderasien noch vollends Rom, von dem in : (in der älteren LXX-Form); 18, 6 b—9. 12—16. 20—
diesen beiden Bänden kaum die Rede ist, sind Kolonien. 29a; 19, 1—7 (?). 9—17; 20, lOf. 13b—16. 18—41a;
Sie haben gerade unter der Flut der hellenistischen Kul- j 21,1—10; 22,6—23, 13; 25, 1 b—28. 2; 29—31 ; II.Sam.
tur in vielen Beziehungen ihr Eigenleben und ihre Eigen- ' 1,1—5. 11 f. 17—5,3. 6—12; ö; 7; 9—20; I. Reg.
beschichte bewahrt. Das offenbart sich vielleicht am 1—2. Daneben lasse sich eine andere Quelle aufzeigen, von
deutlichsten an der Entwicklung des religiösen Lebens Wiener mit G ( üad; nach I. Chron. 29, 29) bezeich-
und Denkens dieser Jahrhunderte. Es ist allem „helle- net, zum Teil identisch mit „K1" und „K-". Charakteri-
iiistischen Einfluß" stärker abgeneigt und zugleich auf stisch sei für sie die ausgesprochene Feindseligkeit, die
die Dauer tiefer unterworfen, und entfaltet sich in un- sie gegen das Haus Sauls zur Schau trage; andererseits
gleich größeren Zeiträumen mit fast unmerklichem stelle sie David in günstigem Lichte dar, indem sie alles
Wachstum, daß es sich einer Kulturgeschichte des gegen ihn Sprechende austilge, auch den Ammoniter-
..Hellenismus" nur schwer einordnet. So folgerichtig krieg, der so eng mit Davids Sünde verknüpft war. Sie
und gelungen daher bis zur Wende des dritten Jahrhun- stamme aus späterer Zeit (wohl zwischen Reichsspal-
derts die Kaerstsche Darstellung als Geschichte des Kul- tung und erster Redaktion des Richterbuches anzusetzen)
turbe<>riffes „Hellenismus" ist, so schwere Fragen stellt und umfasse etwa: Teile von Jud. 6—8, 3; I. Sam 2
hr auch die „hellenistische Spätzeit". Um so dringlicher i 12—17. 22—25; 3, 21 b; 4, 1—7, 2; 9, 1 — 10, 16; 13'

wird aber auch der Wunsch, daß es dem Verfasser ver
"ünnt sein möge, mit dem dritten Bande diese Geschichte
„des Hellenismus" und damit sein Lebenswerk
zu krönen.

Breslau. Ernst Lohmeyer.

Gennrich, Gen.-Superint. D.: Das Christentum als Weltreligion
. Königsberg i. Pr.: Bh. d. Ostpr. Provinzial verbände* f.
Innere Mission 192S. (31 S.) S°. RAI -.80.

Islam: b p R, gewogen und zu leicht befunden (S. 7 <f%Ü%? »n?|eht> we.nd e|, W/f ner n mit d.m Urteil

3b—15; 14 (soweit nicht zu „N" gehörig); 17, 12—31;
18, lOf. 17—19; 19, 8—10; 20, 1 b—9 (passim). 12—
13a. 41aß. 42; 21, 11—22,5; 23, 14—25, la; 28,
3 b—16. 19—25; II. Sam. 8. Daneben gebe es eine
ganze Reihe von Einschöben; so vor allem das antimonarchische
Stück I. Sam. 7, 3—17; 8, 7—22; 10, 17—
19; 12 und die ungeschichtlichen Abschnitte I. Sam.
15—16, 13. Gegen die bisherige Meinung, welche die
Hanptquellen als Fortsetzung der bekannten Pentateuch-

daß die Interessen der Quellen „N" und „G" ganz an

bis 13) Buddhismus: ;T. gewogen und zu leicht be- dere seien als im Hexateuch. Ober die Komposition

'•• : selbst läßt sich wenig Sicheres sagen; jedenfalls deuten

tunden (S. 13—25). Mit Recht darf nur das Christen- ; die großen Abweichungen des vorhexaplarischen LXX-

tum den Anspruch erheben, Weltreligion zu sein. — Textes in I. Sam. 17 f. darauf hin, daß die Bücher in

Dem gläubigen Christen ist das unmittelbar gewiß. — I verschiedenen Rezensionen in Umlauf waren.
Erwiesen wird es gleichwohl, wie das möglich ist, durch Auf weichem Wege und unter Anwendung welcher

religionspsychologische und religionsvergleicnende Be- Methode kommt der Herr Verfasser zu seinen Ergeb-

trachtung (S. 26—31). — nissen? Ein wichtiges Hilfsmittel ist ihm die Beobach-

Wenn nun aber anstatt des Herrn D. Gennrich etwa ^„g der ))reSumptive repetition". Wiener stellt fest, daß

Al-ühazall gewogen hatte ? oder aber Dr. Paul Dahlke. nach einem Einschub von späterer Hand der ursprüng-

Für Zia-Götz-Alp (S. s) lies Zia-Gök-Aip. — Statt den Hinayana, I ]iche Faden der Erzählung durch Wiederholung des

der Mahavana lies das H., bezw. Ab Eine Seltsamkeit enthält die Reli- ietzten Satzes wieder aufgenommen wird. Diese Er-

sdonsstattstik S. 3: .Man nimmt an. dali von den Bewohnern der Erde • scheinung für die sich auch sonst Beispiele finden

ehe. 610 A/Ulliooen dem O"*^™^^?™ mL^^SSL (Wiener verweist auf Exod. 6, 10-12: 28-30; Num.

sischen und heidnischen«, 420 den tnd.schcn Reltmoiet, besonders V -

dem Buddhismus ->30 nach andern 201, dem Islam, 12 dem Juden- ' Zi, -3. n , juu. v. io. w u ix.cg. I, MI.. 41, ist

etm uuaanismus, «u, m den Sam.buchern sehr häufig (vgl. Index II sub

mm" H Haas ' verbo). Aber in praxi liegen die Dinge doch wesentlich

Le'Pzig-____-:-— ! komplizierter. In I. Sam. 2 z. B. hält Wiener vv. 12—

Wiener Harold M MA L. L. B.: The Composition of Judges 18 a auf Grund dieser wiederaufnehmenden Wieder-

II 11 tö I Kings U 46. Leipzig: J. C. Hinrichs 1929. (11,40 S.) holung (vgl. v. 11 b und 18 a) für späteren Einschub;

4«. RM 5-. mit weit besserem Grunde wird man doch, da v. 11 b in

Wiener hat sich in der vorliegenden exegetischen [ getreuerem Wortlaut erst in 3, 1 wiederholt wird, die

Studie die Aufgabe gestellt die Quellen der Samuelis- Fortsetzung in 3, 1 zu suchen haben; also müßte dann

bücher zu untersuchen Als Ausgangspunkt für die Ent- 1 nach Wieners Theorie 2, 18 b ff., das er für die N-Quelle

wickeluno- seiner Thesen nimmt er mit Recht das | reklamiert, von späterer Hand sein. Im gleichen Zu-

weithin als ziemlich einheitlich angesprochene Stück sammenhang findet sich dieselbe Schwierigkeit noch

II Sam. 9—20 und I Reg 1—2. In diesem Komplex einmal, da v. 21b wiederaufgenommen wird in v. 26

spiele der Prophet Nathan eine wichtige und svm- und auch in 3, 19, wo es aber innerhalb eines größeren

pathische Rolle: er verurteilt Davids Verhalten, zieht Zusammenhanges steht. Ähnlich ist der Tatbestand in

ihm den Sohn als Tempelerbauer vor, er setzt alle Hoff- I. Sam. 16, 14 b und 19, 9, welche Wiener m. E. mit

nungen auf Salomo, für dessen Thronkandidatur er ein- Unrecht als zur selben Quelle gehörend betrachtet. —

tritt und ist gegen alle anderen Thronanwärter ebenso ! Im übrigen beschränkt sich W. darauf, die inhaltlichen

wie auch gegen David kritisch eingestellt. Unter Be- I Beziehungen aufzudecken; hierbei scheint mir allerdings