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Ausgabe:

1929

Spalte:

222-223

Autor/Hrsg.:

Pfister, Kurt

Titel/Untertitel:

Rembrandts biblische Bilder in ihrem Wandel von der Jugend zur Spätzeit 1929

Rezensent:

Beyer, Hermann Wolfgang

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Schreibungen mehr an die andern denken möchte, die
auf Grund seiner Darlegungen weiter arbeiten wollen.
Nur ein Beispiel. S. 11 werden nacheinander die Codd.
9726 und 1726 der Nationalbibliothek von Madrid erwähnt
; beide enthalten u. a. die Meteorologica in der
altern Übersetzung mit ähnlichem Explicit. Schon der
Ähnlichkeit der Nr. wegen mußten beide Hss. genau beschrieben
werden; jedoch wird bei 9726 nicht einmal
angegeben, wo das Explicit steht, und 1726 wird nur
oberflächlich beschrieben.

Noch ein paar Bemerkungen zu Einzelheiten. S. 7:
Hermannus Dalmata und Hermannus Alemannus sind
dieselbe Persönlichkeit. — In den einleitenden Worten
der Summa de physica muß es statt ..compenditate"
heißen ..compcndiositate". Im übrigen scheint aus dieser
Einleitung hervorzugehen, daß man im 13. Jahrhundert in
der Artistenfakultät eigentliche Examina (vor dem Bakka-
lareat und dem Licentiat) abhielt. Die diesbezüglichen
Angaben in den Akten des Pariser Chartulariums deuten
an und für sich mehr auf eine Prüfung der Persönlichkeit
als ihrer Kenntnisse. In derselben Summa heißt es:
..Et hec seientia habet (res libros: unus dppellatar Vetos
nwtaphysica et hie continet an um tibrum secundum quos-
dam. secundum vero alios duos..." O. stößt sich mit
Hecht an ..duos". da die Metaphysica vetus 3 Bücher
ganz und noch 4 Kapitel vom 4. Buche umfaßt; seine
Konjektur (S. 35) ist aber unmöglich; jedoch liegt die
Sache m. E. einfach: entweder ist das zweite secundum
zu tilgen oder hinter alios ein zweites alios einzuschieben
. Erstere Konjektur würde ich vorziehen. — S. 54 ist
zu lesen: ..quod predecessoram et maiorum vestigüs in-
herebo" statt ..inhibebo". — S. 60 ist von Wilhelm von
Moerbeke die Hede; gemeint ist Wilhelm von St. Amour.

— S. 78 führt Q. einen interessanten Text an, in dem
nach Averroes die verschiedenen Ansichten von der
Ewigkeit und Zeitlichkeit, Vergänglichkeit und Unver-
gänglichkeit des Himmels dargelegt werden: ..Tertia
juit (opinio), quod sit eternum a parte ante et corrupti-
bile a parte post. et hec juit (der Text ist hier unleserlich
) philosophorum. ut dicit Commentator". Averroes
schreibt diese Ansicht nur den ..Loquentes nostrae levis
", d. h. den Mutakallimün, den arabischen Dialektikern
zu, mit deren Lehren sich auch Mairnonides (Dux
neutrorum I c. 70 s.) und Thomas von Aquin (S. c.
gentiles II c. 24, 28—29, III c. 67, 69, 97) auseinandersetzen
. — S. 85 wird merkwürdigerweise Gottfried
von Fontaines als „gleichgerichteter Kollege" Heinrichs
von Gent bezeichnet, obwohl sie (was natürlich auch G.
weiß) vielfach entgegengesetzte Lehren vertreten. G.s
Beweis für die Autorschaft Heinrichs von Gent an den
Kommentaren zur Metaphysik und zum Liber de causis
scheint mir nicht genügend. Anonyme Werke werden im
spätem Mittelalter gern berühmten Autoren zugeschrieben
. Man müßte vor allem feststellen, welchen Meta-
phvsiktext Heinrich in seinen echten Werken benutzt;
außerdem müßten sich mehr sachliche Berührungspunkte
nachweisen lassen als nur der Wahrheitsbegriff. — S. 85
Z. 8 von unten muß es statt „et non" heißen „et ideo".

— S. 109 wird Petrus de Alvernia als fidelissimus disci-
pulus des hl. Thomas bezeichnet. Ich bezweifele, ob
dieses Werturteil Wert hat. Denn soviel ich bei einer
genaueren Untersuchung seiner Quodlibeta (Bibl. Nat.
in Paris, lat. 14 562) feststellen konnte, steht er der
Richtung des Jakob von Metz und Durandus de S. Por-
ciano näher als den Thomisten Herveus Natalis, Jean
Quidort und andern. — Die Druckfehler, vor allem in
den lateinischen Texten, erschweren die Lektüre an manchen
Stellen. Hoffentlich richtet die „Amphrosianische"
Handschriftensammlung in Erfurt (S. 40 Anm. 1) keine
Verwirrung an.

Breslau. Joseph Koch.

Webel, Christian. - Historisches Denckmahl der Haubt-Stadt
des Hochlöblichen Fürstenthums Sachsen-Querrfurth (i. u.

2. nicht vollst. Theil) von Christian Webel (um 1714/15) hrsg.
v. Heinrich Gisbert Voigt. Mit 6 (vielm. 3) Bildern oder Taf. d.

„Hist. Denckmahls" selbst, 10 beglcit. Bildertaf. u. 2 gröllercn
• Orientiergspl. Qucrfurt: Heimatverlag R. Jaeckel 1928. (LXXXIII.
537 S.) 8". = Querfurter üeschichtsdenkniäler, H. 2—6.

RM 20 - ; Lwd. 24 .

Als Beitrag zur Geschichte Querfurts gibt V. das
um 1714/15 von Christian Webel verfaßte, aber bislang
noch nicht im Druck veröffentlichte Werk „Historisches
Denkmahl . . ." nach einer (unvollständigen)
Handschrift der Hallenser Universitätsbibliothek heraus

| (S. 3—184). So viel Lehrreiches diese Chronik auch in
lokalgeschichtlicher Hinsicht enthalten mag, so wird

' dies doch erst durch V.s überaus reichhaltige Anmerkungen
(S. 187—386) wirklich fruchtbar gemacht. Mit
staunenswertem Fleiß werden hier scheinbar nebensächliche
Dinge durch Einstellen in einen größeren Zusammenhang
beleuchtet, wird überall durch reichhaltigste
Literaturangaben ein Fingerzeig für Weiterarbeit
gegeben. Wertvolle Beobachtungen für Deutschlands
Kirchengeschichte finden sich überall verstreut im gan-

; zen Buch; ohne auf Einzelheiten angesichts des beschränkten
Raumes dieser Zeitschrift weiter einzugehen,
erwähne ich nur die große, fast den Charakter eines
Aufsatzes tragende Abhandlung über Gorsleben (S.
XIV—XXXIV). Das sehr sorgfältige Register (S.453—
537) vermag den Reichtum der Anmerkungen, die sich
auf das gesamte Gebiet einer Stadtgeschichte erstrecken,
leicht zu erschließen. Als Abschluß gibt V. einen „Rückblick
auf die Querfurter Geschichte" (S. 386—434), der
Webels Chronik ergänzt und bis zur Gegenwart fort-

' setzt. Seine jahrelangen Forschungen über Stadt und
Burg lassen ihn hier aus dem Vollen schöpfen und ein

i höchst fesselndes Bild zeichnen.

Es ist nicht übertrieben, wenn V. den Wert von
Webels Chronik dahin zusammenfaßt, daß man hier eine

> mittelalterliche Stadt entstehen sehe (S. LXVIII). Daher
kann man nur wünschen, daß dies nur unter großen
Opfern des Verlegers gedruckte Buch dazu beitrage, die

; Heimatgeschichte zu fördern, und der Mahnung des
Herausgehers, die Lokalchroniken in ihrem Werte nicht
zu unterschätzen (S. LXXV), Beachtung zu verschaffen.
Halle (Saale). Walther Völker.

Pf ister, Kurt: Rembrandts biblische Bilder in ihrem Wandel
von der Jugend zur Spätzeit. Mit 32 Abb. Berlin: Furche-
Kunstverl. (1925). (23 S.) srr. 8°. = Schöpfung, Beiträge z. e.
Weltgesch. relig. Kunst, Bd. 9. RM 4.50.

„Es ist die Aufgabe dieser Schrift, anschaulich zu
machen, wie Rembrandt von den stofflich religiösen Gestaltungen
der frühen Jahre zur metaphysischen Vergeistigung
des biblischen Themas gelangt, zu jener
Stufe also, da das Bild eins wird mit dem seelischen
Geschehen." Das ist sicher eine der Aufgaben, die in
Angriff genommen werden müssen, wenn Rembrandts
Lebenswerk als ein religiöses verstanden werden soll.
Ihre Lösung ist von Pf ister versucht durch Wiedergabe
von 32 Gemälden, Radierungen und Handzeichnungen
i des Meisters und durch eine kurze Einführung, die im
1 Wesentlichen Erläuterung dieser Bilder ist. Über die
Auswahl wird man bei einer so beschränkten Anzahl
leicht streiten können. Im Allgemeinen trifft sie mit
Feingefühl das Richtige. Wenn der Grundsatz, nur
biblische Bilder zu geben, schon durchbrochen wurde
' (Faust. Abb. 17), hätte ich freilich einige Proben von
t Selbstbildnissen Rembrandts für unentbehrlich gehal-
ten, weil in ihnen so ergreifend wie sonst nirgends
das Schicksal eines mit der Bibel lebenden Menschen
i geschildert ist. Während aber sonst die Auswahl treff-
i lieh ist, kann man wohl kaum sagen, daß die —
' namentlich bei den Gemälden freilich recht schwere —
i technische Wiedergabe der Bilder einigermaßen befriedigend
gelöst sei.

Der Text hebt jeweils mit wenigen Strichen wesentliche
Züge der einzelnen Kunstwerke heraus. Bei dem
Gliede einer Sammlung, die auf eine „Weltgeschichte
| religiöser Kunst" ausgeht, fragt man natürlich mit be-