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Ausgabe:

1928 Nr. 4

Spalte:

81-82

Autor/Hrsg.:

Leipoldt, Johannes

Titel/Untertitel:

Das Gotteserlebnis Jesu im Lichte der vergleichenden Religionsgeschichte 1928

Rezensent:

Jeremias, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 4.

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gern, sondern von einer dämonischen Kraft bedroht
wird"! u. a. m. Daneben sind auch manche Irrtümer
mit untergelaufen. S. 19 Anm.3. L: Jes. (nicht Ex) 49, |
10. S. 25 Z. 7 v. u. 18. Kap. (der Genesis) st. 17. S.
26 Z. 16 v. u. obsiegen st. obliegen. S. 51. Z. 8 v. o. !

"»bVB st.^tfP. S. 57. Z. 8. v. u. V. 5 st. V. 8. Irrig ist,
daß Duhm Ps . 59, 6 statt des falschen QVjj lese:
die Frechen. Er liest wie auch Mowinckel CXJ; irrig I
auch, daß Hupfeld nach de Lagarde st. des unverständlichen
riDDMi Ps. 69, 11 lese: rDONV Es ist Nowack
in Hupfeld-*. Man hat übrigens statt des im Hebr. nicht
belegten ri2"2N nach Perles, Anakleten, Neue Folge S. 29
zu lesen: HDIN (Nebenbei bemerkt ist auch Ps.

69, 5c zu übersetzen was ich nicht geraubt habe statt
was ich auch geraubt habe.). Nur hier und da merkt
man, daß eine Übersetzung vorliegt, so Seite 24 Z. 15
v. o.: So jeden Fall wird usw., muß heißen: Auf jeden
Fall. So S. 27. Anm. 4 Z. 5 v. u.: welche gerade zo/oc
ißqaixog genannt wird, muß heißen: geradezu. Ebenso i
S. 5S Z. 17 f. v. u.: so in Wirklichkeit, wie anzunehmen |
ist, kam es nicht — muß heißen: so kam es in Wirklichkeit
nicht usw. — Doch das sind Kleinigkeiten. Man hat
Grund, dem Verf. für seine schönen Ausführungen, für
die Heranziehung schlagender Parallelen aus anderen
Literaturen — vornehmlich den babylonischen — herzlichen
Dank zu sagen.

Bonn. Johannes Mein ho Id.

Leipoldt, Johannes: Das Qotteserlebnis Jesu im Lichte der
vergleichenden Religionsgeschichte. Leipzig: E. Pfeiffer 1927. I
(VI, 42 S. in. 3 Abb.) 4°. - ATTKAOE. Archiv für Neu-
testamentl. Zeitgesch. u. Kulturkde. Beiheft, H. 2.

RM 3.60; geb. 1 .

Die Frage, die L. in diesem im April 1926 in
Chemnitz gehaltenen Vortrag behandelt und nun in der
vorzüglichen Ausstattung der 'ATTEAOS-Beihefte vorlegt
, gehört zu den Kernfragen der Biblischen Theologie
des Neuen Testamentes. Sie ist befriedigend nur auf
religionsvergleichendem Hintergrunde zu beantworten
und angesichts des Mangels an entsprechenden religionsvergleichenden
Einzeluntersuchungen besonders zu begrüßen
. Sie hat zudem den Vorzug, ohne Beeinträchtigung
ihres streng wissenschaftlichen Gehaltes durch
die klare und fesselnde Art der Darlegung und die Vermeidung
fremdsprachlicher Zitate einem weiteren Kreis
theologisch interessierter Gebildeter verständlich zu sein. I

Vom Gottesglauben des palästinischen Judentums
nimmt L. den Ausgang. Drei trefflich gewählte Abbildungen
— besonders lehrreich die Schiffsprozession des j
athenischen Dionysos neben der des Amon von Teben —
heben die morgenländische Ehrfurcht vor Gottes Größe
scharf ab von der zur Mvstik neigenden griechischen !
Gottesyorstellung (S. 1—2.). Eine Schilderung des Zeremoniells
, das das Spätjudentum im Verkehr mit Gott
vorschreibt und sogar gelegentlich auf Gott selbst überträgt
, sowie der Nachweis des Fehlens der Mystik —
mit Recht betont L. u. a., daß die Sekhinä-Vorstellung
nicht mystischen Charakter trägt — bieten einen Eindruck
des strengen, ehrfurchterfüllten Gottesbegriffs der
jüdischen Zeitgenossen Jesu (S. 2—11). Auf diesem j
Hintergrund wird unter Beschränkung auf die Synop- j
tiker in sorgsam abwägender, religionsvergleichender Arbeit
zunächst der Gottesglaube Jesu geschildert, wie er i
in seiner Predigt hervortritt. Auch Jesus predigt Gottes j
königliche Hoheit, aber zentral ist bei ihm die Predigt
der Gnade Gottes: im Vorsehungsglauben, in der Lei- 1
densgeduld, in der neuen Art zu beten, wirkt sich bei den
Seinen die neue Kindesstellung zum himmlischen Vater
aus (S. 11—21). Noch einen Schritt tiefer führt die

Frage nach Jesu eigenem Gottesbewußtsein; hier überwiegt
das Bewußtsein der Gottesnähe noch mehr. Der
Gehorsam des Sohnes bis zum Kreuz ist getragen von
seiner einzigartigen Gottesgemeinschaft (S. 21—28). Die
Frage nach den Wurzeln dieses Gottesbewußtseins wird
unter Ablehnung anderer Antworten mit dem Verweis
auf das Alte Testament beantwortet (S. 28—32). Mit
dem Gedanken, daß neben der innerlichen Verbundenheit
von Frömmigkeit und Sittlichkeit im Christentum der in
seiner Doppelseitigkeit vollkommene Gottesbegriff Jesu
(„Gott ist ihm über alles groß und zugleich gnädig
allenthalben gegenwärtig" S. 35) als Grund des Sieges
des Christentums über die anderen Religionen der antiken
Welt anzusehen sei, schließt die Arbeit (S. 32—36).

Man wird L. restlos zustimmen in dem Vermissen
religionsvergleichender Untersuchungen zur Predigt
Jesu, namentlich zu der Frage Religion und Sittlichkeit
(S. 21, 1); es ist zu wünschen, daß seine Arbeit zu
weiterer entsprechender Arbeit anrege und daß die seiner
Arbeit zugrunde liegende umfassende Kenntnis des palästinischen
Judentums dabei vorbildlich sein möge.
Riga. Joachim Jeremias.

Preisker, Priv.-Doz. Lic. theo). Herbert: Christentum und Ehe

in den ersten drei Jahrhunderten. Eine Studie zur Kulturrresch.

d. Alten Welt. Berlin: Trowitzsch 8: Sohn 1027. (VIII. 260 S.)

ax. S". — Dreiundzwanzigstes Stück d. Neuen Studien z. Gesch. d.

Theologie u. d. Kirche. RM 8.50.

„Hat das erste Christentum einen Beitrag geleistet
in der Geschichte der Eheauffassung, der einen Fortschritt
bedeutet und den Anspruch auf hervorstechende
Eigenart machen darf?" oder ist die urchristliche Stellung
zur Ehe „nur das geschickt zusammengefaßte Produkt
des damaligen Zeitgeistes?" Das ist die Frage,
welcher diese umgearbeitete, von Hönnicke angeregte
Breslauer Habilitationsschrift gewidmet ist. Die Antwort
lautet: Eine eigene Eheauffassung habe das Christentum
nicht gefunden. Zu einer Vertiefung der Ehebeurteilung
gelangte es nicht. Vielmehr lebte in der
Zwiespältigkeit der Anschauung, die einmal die Ehe als
Schöpfungsordnung, ja als Sakrament wertet und doch
zugleich das Virginitätsideal verherrlicht, in der Hauptsache
der Gegensatz alttestamentlich-jüdischer Anschauung
und andrerseits der Tendenzen fort, die im Mysterienwesen
und den dualistischen philosophisch-religiösen
Strömungen des Hellenismus sich bemerkbar machten.
Deren asketische Tendenzen fanden freilich an der Welterhabenheit
des Urchristentums leichte Anknüpfung, wie
andererseits die positive Stellung zur Ehe durch die
volkstümliche Religion und Sitte und durch die stoische
Popularphilosophie gestützt wurde. Hierher stammten
auch die ersten Ansätze zu einer vertieften Auffassung
der Ehe als einer geistig-sittlichen Gemeinschaft bei
Clemens AI., während sonst die Ehe nur als Geschlechtsgemeinschaft
gewertet und die Stellung der
Frau in jüdisch bestimmter Unterordnung gehalten und
gegenüber römischer Sitte sogar herabgedrückt wurde.
Aber wenn auch das Urchristentum, soweit es Ehe und Geschlechtsleben
anerkennt, „nichts Eigenes und nichts
Neues geschaffen hat", wenn auch die strengen sittlichen
Forderungen, mit denen es die Ehe schützte (voreheliche
Reinheit, Treue, Monogamie) hie und da schon
vorher erhoben wurden, so hat es doch diese nicht nur
festgehalten, sondern sie mit allem Ernst durchzusetzen
versucht und in diesem Sinne das sittliche Bewußtsein
tatsächlich umgestaltet.

Um diese Grundgedanken zu gewinnen, wird zunächst
die Umwelt des Christentums in ihrer Stellung
zur Ehe geschildert. Dabei fällt auf, daß vor dem Judentum
das Heidentum und in diesem vor Religion,
Volksleben und Gesetzgebung die philosophischen Strömungen
behandelt werden. Die Folge ist, daß der tatsächliche
Zustand der Ehe, die Zerrüttung der Ehe in
der Kaiserzeit nicht zur Geltung kommen und durch die
liebevolle Entwickelting der Anschauungen der Ethiker