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Ausgabe:

1928 Nr. 3

Spalte:

57-58

Autor/Hrsg.:

Meinhoff, Carl

Titel/Untertitel:

Afrikanische Bibelübersetzungen 1928

Rezensent:

Schomerus, Hilko Wiardo

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Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 3.

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stellen. Wenn wir denn doch einiges vorbrachten, so
geschah es aus Teilnahme an der schwierigen Aufgabe
eines Kreises, der sich ernstlicher Auseinandersetzung
mit der islamischen Religion nicht entziehen kann und
nur zu oft bei einem „theologischen oder philosophi-
sehen Disput mit gebildeten Moslemen ... den kürzeren
zieht'': Wir meinen die Missionare. Es führt zu den
bekannten Enttäuschungen und Klagen, wenn ihnen j
nicht stichhaltiges Rüstzeug mitgegeben wird. — Und
doch könnte die sachlich notwendige Kritik vom Vor-
leser-Autor letzthin als ungerecht empfunden werden.
Und das möchten wir nicht. Darum werde ausdrücklich
wiederholt: R. hat viele, darunter auch richtige Kennt-
nisse von islamischen Dingen, so viele, daß sich nur
wenige Nichtfachmänner mit ihm werden messen können.
Und wo zufällig, an guter Hand geführt, enthält sein
Buch seitenweise Brauchbares. Und ein Unrecht darf
man ihm nicht antun, das eines unbilligen Vergleichs
und zwar mit Aufsätzen und Handbuchabschnitten ähnlicher
Herkunft, in denen nur allgemein bekannte Dinge
mit schon gewohnten naturgemäß entsprechend weniger
Irrtümern vorgetragen werden. Ganz anders hat
sich R. exponiert, als er sehr richtig erkannte, daß
solche Wiederholungen nicht mehr zulangen.

Für die Kreise, in denen man am ersten nach einem
solchen Buche greift, kommt der Islam hauptsächlich
als ernster Mitbewerber, weniger bislang als eins der
Objekte in Betracht. Dies sind andere Fremdreligioncn,
über die auch vielerorts vorgelesen und geschrieben
wird. Unser Beispiel mag zeigen, wie schwer schon
eine bloße referierende Darstellung ist. Glückt sie,
dann erhebt sich die nicht minder ernste Frage nach
Wesen und Methode der entsprechenden missionarischen
Verkündigung. Glückt sie nicht, dann geht diese
von vornherein von falschen Voraussetzungen aus. Dies
Buch freilich ist nicht direkt für Missionszwecke geschrieben
. Es erscheint uns sogar — begreiflicherweise
je nach den Vorlagen wechselnd — trotz des
Titels weithin recht untheologisch. Wir haben es uns
in Gedanken beim Lesen transponiert in ein entspro-
chendes über das Christentum. Selbst wenn in einem
solchen die Einzelheiten richtiger wären, zweifeln wir,
daß ein Christ darin seine Religion zureichend dargestellt
fände. Man braucht — natürlich unbewußt —
das garnicht zu verschweigen oder schief darzustellen,
was der Islam wirklich hat, welche religiösen Bedürfnisse
er befriedigen kann, welche weiteren seelischen
Forderungen im Laufe seiner Geschichte von den eigenen
Bekennern an ihn gestellt wurden, gestellt werden
mußten. Und wenn man es wagt, dann ist es nur dankenswert
zu zeigen, wie solche Ansprüche ihn in lebhafte
Unruhe versetzten und in eine bohrende Spekulation
über seinen Gott hineintrieben. Jemand, der den
Christenglauben hat und ihn anderen mitzuteilen den
Drang fühlt, würde solch schlichter richtiger Darstel- ;
lung nicht nur Richtlinien für seine Botschaft ent-
nehmen können, sondern von seiner Einstellung aus
sich bestärkt fühlen in der Überzeugung von der Notwendigkeit
seiner Sendung.

Hamburg. R. Strothmann.

Mein hoff, Prof. d. Carl: Afrikanische Bibelübersetzungen.

Ein kurzer Oberbl. f. Freunde d. Bibel U. d, Mission.

Basel: Basler Missionsbuchh. 1926. (34 S.) gr. S°. ----- Basler

Missionsstudien, N. F., H. 1. RM 1.20.

In überaus anschaulicher und sachkundiger Weise plaudert der i
bekannte Hamburger Forscher der afrikanischen Sprachen in diesem
ersten Hefte der neuen Folge der altbekannten Basler Missionsstudien
über afrikanische Bibelübersetzungen. Nach einem kurzen geschichtlichen
Oberblick über die Beziehungen zwischen Bibel und Afrika in
der Vergangenheit, weist der Verfasser zunächst auf die Wichtigkeit
und Notwendigkeit wissenschaftlicher Sprachforschung für die überaus
schwierige Arbeit der Bibelübersetzung in eine noch nicht
verchristlichte Sprache durch Fremde hin. Mit Nachdruck wird die |
Forderung erhoben, daß die Übersetzer direkt aus dem Urtext über- |

setzen müssen, und auf die Schwierigkeit in der Wahl des Dialektes,
der Schreibweise, sinngemäßer Obersetzung unbekannter Begriffe, der
Drucklegung usw. hingewiesen. Der Bibelübersetzer muß auch Wortbildner
sein. Das Heft ist geeignet, den Leser mit Respekt

vor der von der Mission bereits geleisteten und noch zu leistenden
Arbeit zu erfüllen.

Halle. H. W. Schornerus.

The Evolution of Ethics as revealed in the Great Religions.

Edited by E. Heishey Sneath. Oxford: University Press 1927"
(370 S.) 8°. 18 sh.

Das Buch enthält von einander unabhängige Aufsätze
über den ethischen Gehalt der verschiedenen großen
Religionen. Vom Herausgeber, Professor em. der
Religionsphilosophie und religiösen Erziehung an der
Yale University, stammen nur die letzten zehn Seiten
grundsätzlichen Inhalts. Die übrigen Aufsätze sind von
Fachleuten der einschlägigen Gebiete verfaßt, bis auf
einen alle amerikanische Gelehrte. Die Abhandlungen
sind abschließende Ergebnisse langer Forscherarbeit.

Es werden nacheinander behandelt: die ägyptische Religion
von A. B. Mercer, Trinity College, University of Toronto, der Kon-
fuzianismus von H. P. Beach, Yale Un., die babylonischassyrische
Religion von ü. A. Barton, Un. of Pennsylvania, die
indische Religion von E. W. Hopkins, Yale Un., der Zoroa-
strismus von A. V. W. Jackson, Columbia Un., die altisraelitische
Religion und die Religion der Propheten von
L. B. Paton, Hartford Theol. Sem., die griechische Religion von
P. Shorey, Un. of Chicago, die Evangelien von E. f. Scott,
Union Theol. Sem., die paulinischen Briefe von C. H. Dodd,
Mansfield College, Oxford, und der Islam von J. C. Archer, Yale Un.

Es sind also nur Religionen von einer bestimmten
Höhe der Entwicklung und mit einem gewissen Reichtum
an literarischen Quellen behandelt worden. Gegenüber
den klassischen Perioden sind die Ausläufer
wie der spätere Buddhismus, das Judentum, der Katholizismus
, offenbar aus grundsätzlichen Erwägungen, unberücksichtigt
geblieben. — Die Verschiedenheit des
Stoffes und der Verfasser bringt eine gewisse Ungleich-
mäßigkeit mit sich. Wo es sich nicht um geschlossene
Systeme handelt, ist die geschichtliche Entwicklung möglichst
zur Geltung gebracht. Da sich das Buch an weitere
Kreise wendet, ist auf gelehrtes Beiwerk und Polemik
im allgemeinen verzichtet.

Literatur, in der Hauptsache englische, ist in mäßigem Umfange
angeführt. Zu den Abschnitten über die biblischen Religionen, sind
reichlich Quellenbelege gegeben.

Um ein Bild von der Einzelbehandlung zu geben,
greife ich das mir am nächsten Liegende heraus. Der
erste der beiden alttestamentlichen Aufsätze behandelt
Israel vom Zeitpunkt der Seßhaftigkeit bis auf
Arnos. In einem sauber bis aufs Einzelne gegliederten
Schema gibt der Vf. einen Überblick über den gesamten
ethischen Stoff. Einen breiten Raum nehmen
die Pflichten gegenüber der Gottheit ein, wobei auf die
religiöse Seelenhaltung (neben Furcht, Unterwerfung
und Ehrerbietung auch Gehorsam und Glaube) neben
den negativen und positiven Kultgeboten ein bemerkenswertes
Gewicht fällt. Es folgen die spezifisch moralischen
Forderungen nach den sozialen Sphären (Volk,
Familie, Obrigkeit) geordnet, ein kurzer Abschnitt über
die Rechte der Tiere und einer über die Individualethik.
In diesem Zusammenhang finden auch einige religiöse
und kulturelle Realien nähere Erörterung: z.B. der Begriff
der Heiligkeit, rein und unrein, die Feste, der
Opferbegriff, die sozialen und Besitzverhältnisse; Kinderopfer
sind im alten Israel Gesetz gewesen (Ex. 22,
28), Melek war Titel Jahwes. Das lassaw' im 3. Gebot
des Dekolog wird gedeutet als „for nothing", d. h.
ohne ein Opfer darzubringen!

Der Aufsatz über die Prophetie behandelt
in zwei Abschnitten die Perioden vor und nach der
deuteronomischen Reform. Die Zeit von Arnos bis zur
Reform wird als Einheit behandelt, ohne einen Unterschied
zwischen den einzelnen prophetischen Persönlichkeiten
zu machen. Nach derselben Topik wie im