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Ausgabe:

1928 Nr. 3

Spalte:

53-57

Autor/Hrsg.:

Richter, Julius

Titel/Untertitel:

Der Islam als Religion 1928

Rezensent:

Strothmann, Rudolf

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55 Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 3. 54

sonders wenn er sich an seine eigene spätere Konsta- entsprechenden, aber) wie dscli lautenden arabischen g. Hier finden

tierung S. 206 0 erinnern lädt (um die Mitte des 6. Jahr- I sich deutsche Schreibweise, verschiedene englische, französische, auf

hundertS II. Chr. neun von zehn Chinesen Buddhisten!). Umwegen aus dem Italienischen stammende und die Fachtranskription

r m T -Li- ; . ., ■ . , i"..£.-„„„ der Orientalisten. So stehen denn in einer Zeile zwei islamische Sekten

Daß Z. sich hier auf einem ihm nicht so ganz gelaufigen ^ CharW/iten und Murrfsc/)itcn nebeneinander (S. 47). Da die wich-

Oebiet bewegt, machen auch korrekturbedürftige Linzel- , tigsten Arbeiten über den großen, 922 zu Bagdad hingerichteten

heiten offenbar, von denen ich nur einige hervorheben Mystiker al-tfaliaäsch französisch geschrieben sind, so heißen dessen

will, um ersehen ZU lassen, daß ich das Buch nicht bloß Zwiegespräche mit Gott muna'/'at anstatt niunSr/sr/iät. Der Versuch,

flüchtig durchblättert habe. Ich beanstande die Wort- ! das bei den Orientalisten übliche Zeichen ' zur Wiedergabe des 'ajin-

bildting Amidismus (S. 53), den falschen Artikel vor Lautes heranzuziehen, ist löblich und um so empfehlenswerter, als

Abhidharma (S 59) die vier (arischen) Wahrheiten vfle Leser des Hebräischen mächtig sein dürften; es ist hier aber

ze tm j ,. v . 4„,„i ,,_„ Cfii-,„ zc ai ;™ t«vr ebenso verfehlt wie anderswo das gleich notwendige Bemühen,

(o. 60), den weiblichen Artikel vor 5utra (5.61 im lext , . .,, , , . , ,s T ,.. „6 , * '

j 11 • , : V- „ , » , i . , , c dem Leser zu helfen durch Angabe der Tbnlangen. R. wendet das

Und noch einmal in der Fußnote), auf der gleichen Seite ryehnungszeichen bald an, bald nicht, im ersten Fall ist es aber meist

die Namenwiedergabe Vimataklltl (im Verzeichnis am i faisch; notiert seien aus ein paar Zeilen die unmöglichen Formen

Schluß SO wenig ZU finden wie Zortoli oder Zottoli) Fuqäha, tulbä, madhäb (S. 39, letzter Abschnitt). Ein einziges Wei-

Statt Vimalaklrtti, den falschen Artikel vor Mahäyäna teres Beispiel vom g leite zur Kritik des Stoffes über. R. gibt dan-

und Hinaväna (S. 67. 68), d i e (statt das) Samkya sensu erterweise auch

(Statt Sämkhva), S. 220, wiederholt. Den Satz S. 84: ' Geschichtliche Notizen. Da heißt es: „Zuerst der

„Der Geist des Chinesentums ist Duldsamkeit" wird an- Abbasiden^Su tan AI üiahir sandte 755 dem damaligen chinesischen

i , ° .. , ,. rv z- j. • Kaiser... Hilfe". (S. 139). Referent gesteht, daß es ihn Muhe ge-

fechtbar finden müssen auch wer die von De Groot in kostet hat> dkse ratselhaftc Persöniidd<,cit zu identifizieren, nämlich

„Sectariamsm and Kehgious Persecution in Ghina ver- d€r Name oiafer ist zu lcsen Dscha'far. 2. Er ist nicht mit dem

fochtene entgegengesetzte These verwirft. Hier verweise Artikel zu verbinden; das AI ist verlesen aus Abu = Vater. Der

ich auf meine Untersuchung „Llin-yÜ II, 16" in Hirth Araber wird nach Geburt eines Sohnes ehrenhalber durch dessen

Anniversare Volume sowie auf A. Forke's durch diesen 1 Namen mit vorgesetztem „Vater (von)" angeredet, sodaß sein eigener

Aufsatz angeregten Beitrag „Zu Lun-VÜ II, 16" in Asia Personenname mehr zurückgedrängt wird; in diesem Falle hieß der

Major I (1924), 112—118, zwei Abhandlungen, die Z. , Betreffende 'Abdallnh. Da aber in Arabien Her Abu Dscha'far 'Ab-

^rx-iGu,., „..*__„ j -c. j •_ vi «uz. „ .. da Iah noch häufiger ist als in Deutschland der Hans mit einem

offenbar entgangen sind, wahrend er im Nachtrag zu Sohn Fritz> sü es durchaus sondernde Painilien., Berufs- oder

den Literaturnachweisen des ersten Bandes S. 332 die ! örtlidie Herkunftsnamcn. Nun war 3. der hier in Rede stehende

ebenfalls durch meine und Forke's Abhandlung ange- „icht bloß Sultan sondern Chalif. Die 'Abbäsiden-Chalifen führen

regten „Untersuchungen Über zwei Sprüche des Konfu- < dem betont geistlichen Charakter ihrer Herrschaft entsprechend reli-

zius" von E. Häniscfl (in Asia Major 1925) verzeichnet. giöse Ehrennamen, unter denen allein sie in der Geschichte fortleben;

In meiner Anzeige des ersten Bandes habe ich bemerkt, ! *> ist denn dies€r Sultan niemand anders als der größte Chalif von

daß von dem Verfasser O. Franke's „Studien zur Ge- , BaSdad überhaupt, der auch aus Schulbüchern bekannte mächtigste

Schichte des konfuzianischen Dogmas Und der chine- Herrscher des S^ Jahrhunderi» «' Karl de» Oroßen, .j-Manaür =

sischen SHaterelicrinn" nicht wirklich oelesen 711 sein 1 deT (VO" Qott) Sicgl*gabte- Was bi:1 R- steht, durfte sich aufklaren

SlSChen btaatsrellgion nicht Wirklich gelesen ZU Sem aU abgeschrieben etwa aus Marshall Broomhall „Islam in China"

schienen, obwohl Sie Zitiert wurden. Mit diesem Wichtl- London 1910, S. 25 f. Dieser nennt ihn aber wenigstens Abu Giafar,

gen Werke hat er sich mittlerweile, wie jetzt die aUS- welche Umschrift im Englischen möglich ist,, und er bezeichnet ihn

giebige Heranziehung desselben im zweiten Bande be- richtig als Chalifen und zwar als den zweiten seiner Reihe. Somit

kündet, bekannt gemacht. Nicht eben auf klare Vor- rst die Persönlichkeit immerhin zu erkennen. Hier aber ist nach der

Stellung läßt die Anmerkung auf S. 140 schließen, der > Flüchtigkeit beim Abschreiben nur das entstellte Nichtssagende übrig

taoistische Kanon sei veröffentlicht von L. Wieger, wie j H*DW'eben- Denn es gibt nicht weniger als 8 Abu Dscha'far unter

auch die Fußnote auf S. 167 von einer Wiegerschen | de" 'Ablmsideiichalifen. In ein cun^päisetas Beispiel übertragen ent-

• u j IT- j ± rx- a ** c r,-7i e i-r>, spräche „der Abhasiden-Sultan AI Giafcr" etwa einem Bischof Bonze,

Ausgabe des Kanons redet. Die Anm.*• S. 271 f. laßt mit dem ,nan dann eines gewissen Bonizo-s Sohn Hjldcbrand meinen'
mich durch das, was sie vermissen laßt, annehmen, daß würtlCi nämlich den Papst Gregor vil. Aber auch der Stoff selbst
ich dem Herrn Verf. vielleicht einigen Dienst tue mit des geschichtlichen Rahmens ist bisweilen recht bedenklich. Wir
dem Hinweis auf zwei Arbeiten, die er, wenn er sie begnügen uns mit zwei Beispielen: Von den wechselnden Reichen
kennte, sicherlich da verzeichnet hätte: Robert Cornell | in Südarabien vor Muhammed wird gesagt, sie hätten „nach einArmstrong
, Light from the East. Stlldies in Japanese I ander Qas J^ntum, das Christentum und den Parsismus zur Herr-
Confucianism (Toronto 1914, ein Band Von 326 S.) j ^aft gebracht" (S 3). Nun haben zwar die Perser von 570 bis
und Deviranne Knnfnyiie in lonnn 17MR 1Q9S g£g€n 630 elnen Tel1 von Sudarabien besetzt gehalten. Aber Persien
907 «o n a 7 ' z^ u- uz 1 }ß? ( u • ' ! war ein Weltreich, die in Jemen verwendeten Truppen nicht alle
307—352). Daß Z.S Geschichte als Ganzes auch neoen 1 i>ars€Ili sie waren übrigens nicht zahlreich; denn im wesentlichen war
dem ihm in die Quere gekommenen Blich von Hack- die persische Herrschaft in Jemen, letzthin einem Nebenkriegsschan-
mann ihre Meriten hat, würde ihm dieser selbst gewiß i platz des welthistorischen Ringens zwischen (Ost-)Rom und Persien,
gern zugestehen. Gute Dienste kann auch sie man- i m<r militär-politisches Bündnis mit den einheimischen nationalen
chem tun. 1 K^'86" Be8ea d'e landfremden christlichen Abessinier. Durch die

Leipzig. H. Haas.

Behauptung von einer Herrschaft des Parsismus wird ein falscher
Faktor in die urislamische Religionsgeschichte hineingeschoben in

j einer Weise, die auch sonst bei dem Suchen nach Entlehnungen be-

Richter, prof. D. Julius: Der Islam als Religion. Leipzig: gegnet. Nach diesem Beispiel aus dem Anfang ein anderes vom Ende

Quelle & Meyer 1927. (IV, 158 S.) kl. 8°. = Wissenschaft u. Bil- 1 her: Falsch ist so gut wie alles, was über den heutigen Herrn von

düng, 239. geb. rm 1.80. j Arabien, den Wahhäbitenfürsten gesagt wird (S. 141). R. nennt ihn

Das Äußerlich-Fo r m a I e sei vorangestellt. In einem für j „Paisal Ihn Abdul Aziz Ihn Saud". Vielleicht liegt eine Verwechs-

Nichtfachleute bestimmten Buch, das fremde Namen und Begriffe 1 lunS vor mlt dem durcn ei'ie Europareise bekannt gewordenen Sohn,

vermitteln soll, dürfte es sich empfehlen, diese so wiederzugeben, wie dem Kronprinzen Faiszal. Oder der Gesamttitel ist mißverstanden,

es bei schlichter deutscher Aussprache' dem tatsächlichen Wortlaut Diesem pflegt nämlich bei Fürsten der Ahnenname der Familie (äl,

möglichst nahe kommt. (So ist im folgenden verfahren, natürlich ab- ! mcnt md dem Art'kel zu verwechseln) beigefügt zu werden. Da

gesehen von den Zitaten.) Die Behandlung hier kennzeichnet die Her- i die8er Herrscher nun aus der Familie Faiszal des Geschlechtes

kunft des Buchstoffes und die Arbeitsweise: | Sa'ad stammt, so heißt er amtlich 'Abdal'aziz ibn 'Abderrahmän ibn

Richter setzt für schin bald nach deutscher Vorlage sr-ft. bald 1 Sa'ad 31 Fais;!;d al Sa'üd. R. glaubt weiter im Einklang mit all/u

nach englischer sh, für ja (=h«br. jod) j. und y. Mißverstanden
ist der internationale Orientalistenhrauch, den weichsten Zischlaut
(= hebr. zajin) in z umzusehreiben; er erscheint als s, i und gar tz.
Daß kein Versuch gemacht ist, die Schattierungen in den Sibilanten,

populären Vorstellungen von diesem neuarabischen Reich: „Mit Ausnahme
der wenigstens noch halb unabhängigen Landschaften Asir,
Jemen und Oman ist in der Tat Ganzarabien unter dem Szepter des
Emirs vereinigt." In der Tat ist Jemen ganz von Ihn Sa'üd unab-

Dentalen und Gutturalen festzuhalten, sei nicht zu ernst genommen, j hangig. 'Oman schon seit 1891 englisches Protektorat, wie denn die
Wenn nur nicht oft bei ein und demselben Wort Willkür herrschte. 1 Kramte Süd- und Ostküste von 'Aden bis Mesopotamien unter ver-
Da nun abgesehen von den allgemeinen Erörterungen des Verfassers ' schiedener Benennung in englischer Hand ist, abgesehen von dem
eine Oberfülle von Fremdworten und -namen auf engsten Raum zu- ! nordöstlichen Grenzstreifen al-Hasä, aber diesem sind die englischen
sammengedrängt werden mußte, so ist fast jede Seite voller Ent- Bahrain-Inseln vorgelagert; desgleichen ist 'Aqaba an der Nordoststellungen
. Erwähnen wir nur die Behandlung des (dem hebr. gimel 1 ecke des Roten Meeres englisch; es gehört zum Mandat Transjor-