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Ausgabe:

1928 Nr. 26

Spalte:

605

Autor/Hrsg.:

Schlatter, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Das große Kapitel von der Totenauferstehung. 1. Kor. 15 1928

Rezensent:

Bultmann, Rudolf

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605

Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 26.

606

suchen, 1883 (Librorum V is T.i canonicorum pars prior graece) den
! ukiantext feststellen zu können, auf Grund der 2 Handschriften 19
und 10S. Das war „wohl der größte Fehlschlag Lagardcs" (S. 78f.),
da diese Handschriften gar keine einheitliche Textform, die lukia-
nische erst von Ruth 4, 11 an bieten. Weiterhin versucht es Lagarde,
immer wieder die Arbeit abbrechend, an den Psalmen, an Esra und
Nehemia, am Richterbuch und verliert sich in der Bearbeitung von
allerlei Nebendingen in den „Sept.-Studien" (1890—92).

So hat er „keine auch nur einigermaßen abschließende
Arbeit zustande gebracht" (S. 84), freilich
nicht bloß wegen der Größe des Stoffs und seiner Arbeitsweise
, die sich nie auf einen Plan konzentrieren
konnte, sondern auch wegen der ungünstigen Arbeitsbedingungen
seiner Zeit (noch keine Handschriften-
photographien, die man bequem daheim studieren
kann!)'. Aber „er hat doch den Weg gewiesen, den
noch wir, wenn auch mit manchen Abänderungen, verfolgen
" (S. 86), und so führt Rahlfs auch hier dankbar
Lagardes Wort an, das dieser die Nachfahren sprechen
läßt: „War' Er nicht Er gewesen, so ständen wir nicht
hier", und freut sich, daß „meine eigenen Septuaginta-
Pläne, zu denen ich mich allmählich unter Aufgabe
charakteristischer Einzelheiten des späteren Lagardeschen
Planes hindurchgearbeitet habe, sich eng mit dem
ursprünglichen Plan Lagardes berühren" (S. 4).

2. Die „Gedächtnisrede" ist ein für die weitere
Öffentlichkeit bestimmter Auszug aus dem größeren
Werk, welcher unter Wcglassung des ganz Fachwissenschaftlichen
die Entwicklung des Menschen und Gelehrten
Lagarde mit Kennzeichnung seiner wichtigsten
Arbeiten schildert.

Ulm a. D.__________Erw. Nestle.

S c h I a 11 e r, w.: Das große Kapitel von der Totenauferstehung.

1. Kor. 13. Stuttgart: Fvang. Missionsverlag. (SO S.) 8". RM 2 — ,
Dies Büchlein kann hier nur eine kurze Charakteristik
beanspruchen. Im Gegensatz zu K. Barths Auslegung
von 1. Kor. 15, die menschliche Bedingtheit
stark bekunde, will der Verf. den ursprünglichen Paulus
reden lassen. Er gibt keine wissenschaftliche Interpretation
, sondern eine Erläuterung für schlichte Bibelleser
, denen die Autorität der Schrift feststeht. Die
Schwierigkeit der Exegese hat er m. E. nicht voll empfunden
, vor allem nicht die Schwierigkeit, den in der
heutigen Problematik steckenden Leser wirklich zu den
Gedanken des Paulus hinzuführen. Dagegen hat er wohl
verstanden den Gegensatz der paulinischen Gedanken zu
gewissen modernen Anschauungen von Leib und Seele,
von Entwicklung und dergl. hervorzuheben, und betont
auch mit Recht, daß Paulus Christus als den Gekreuzigten
und Auferstandenen verkündigt und sich nicht auf
das Leben und die Persönlichkeit des historischen Jesus
bezieht. Hebt er mit Recht hervor, daß der Glaube der
reinen Lehre bedarf, und daß die Friedensliebe nicht die
Wahrheitsfrage verschlingen darf, so gelingt es ihm
auch, die Gedanken von 1. Kor. 15 nicht als abstrakte
dogmatische Lehren zu entwickeln, sondern ihren Zusammenhang
mit der christlichen Erfassung des Daseins
im Sinne des Paulus herauszustellen, sodaß die Auslegung
der letzten paränetischen Worte einen organischen
Abschluß bildet.
Marburg. R. Bult mann.

Zur Erinnerung an D. Eduard Riggenbach, Professor der
Theologie 1861—1927. Basel (13, Langegasse): Frau Professor
Riggenbacb-Thurneysen. (62 S. m. Abb.) 8°.

Diese Erinnerungsblätter sind im Wesentlichen eine
Sammlung der bei der Bestattung R.'s gehaltenen Ansprachen
: G. Heinzelmann, die drei Dekane der ev.-
theolog. Fakultäten von Basel, Bern und Zürich, der
Präsident der ev. Missionsgesellschaft Basel und ein
Vertreter des Vereins christlicher Gemeinschaft geben
ihre Trauerreden wieder. Eingerahmt werden diese Ansprachen
von einem Abriß des Lebens und Wirkens R.'s
(jMissionsinspektor üettli) und „Erinnerungen eines
Freundes und früheren Sekretärs" (P. Dr. Gasser).
Mehrere Bilder des Verstorbenen, eine — sehr glücklich
ausgewählte — Predigt von ihm über Act. 13, 36 und ein

! Verzeichnis seiner selbständig erschienenen Schriften bereichern
das Heft.

Das Lied der Klage, das die Freunde und Mitarbeiter
R.'s anstimmen, wird im Wesentlichen von zwei
Motiven beherrscht: der wehmütigen Frage, was dieser
in seinem 16. Lebensjahre erblindete Mann wohl hätte
leisten können, wenn er ohne diese körperliche Hemmung
hätte wirken dürfen, und dem staunenden Preis
dessen, was gerade auf Grund dieser Hemmung aus ihm

• geworden ist. Es scheint mir nicht zweifelhaft, daß
dieses zweite Motiv die tiefere Erkenntnis über das
schwere Lebensschicksal R.'s erschließt. In dem Nachruf
von D. Hadorn heißt es: „Vielleicht hat gerade sein
körperliches Gebrechen ihm jene innere Selbständigkeit
und Unabhängigkeit verschafft, die ihn von jeder Be-

; einflussung durch Menschen und Dinge frei gehalten
hat. Es ist bei ihm alles sachlich geworden . . ." (S.
32). Damit ist der eindrucksvollste Zug im Bilde R.'s,
so wie es in diesen Erinnerungsblättern gezeichnet
wird, getroffen: die Läuterung seiner Persönlichkeit
durch sein Leiden zu einer offenbar ganz selten reinen
Sachlichkeit, die noch auf den fremden Leser bewegend

j wirkt. Es wird einem, wenn man dies erkennt, begreiflieh
, daß man von R. sagen kann: „Uns aber ward Gott
größer durch die Sprache seines Lebens und Schaffens"
(S. 35). Darum ist dringend zu wünschen, daß uns von

! R. noch ein umfassenderes Lebensbild geschenkt würde.
Freilich dürfte es nur einer Feder anvertraut werden,
die dem nicht einfachen ethischen Grundproblem seines
Schicksals gewachsen wäre. Eine einfache Chronik wäre
verfehlt. —

_Göttingen._ Helmuth Kittel.

Coleman-Norton, Prof. P. R., A. M., Ph. D.: Palladii dia-
logus de Vita S. Joannis Chrysostomi. Edited with revised
text. Iqtroduction notes, indices and appendioes. Cambridge: Uni-
I vemty Press 1928. (XCI, 230 S.) 8*. ' 15 Sil.

Der Dialog über das Leben des Johannes v. Konstantinopel
aus der Feder des Palladius v. Helenopolis
ist uns nur durch eine Hs. des XL Jahrh. erhalten. Als
Gegenzeuge kommt daneben nur die indirekte Überlieferung
durch Georg v. Alexandria in Betracht, der in
der ersten Hälfte des VII. Jahrh. den Dialog für seine
eigene Johannesvita auf weite Strecken hin wörtlich ausschrieb
. Rechnet man dazu ein dem Umfang nach unbedeutendes
Stück des Dialogs, das durch irgend einen
Zufall gesondert überliefert wurde (das sog. Fragm.
j Cujacianum), so hat man das ganze Material, auf dem
sich die erste Ausgabe der Schrift durch Bigot 1680
aufbaut. Coleman-Norton hat ihm nicht viel neues hinzufügen
können: ein paar Hss., die jenes Bruchstück
ebenfalls bieten, und einige andere mit einer weiteren
kleinen Partie des Dialogs, dazu die Zitate in der pa-
tristischen Literatur — das ist alles. Die Arbeit war
; also im wesentlichen auf die Neuvergleichung der beiden
Hauptzeugen beschränkt, und man kann sie, wenn sie
auch nicht gerade zu den brennendsten der Patristik
zählt, doch als nützlich bezeichnen, da Montfaucon, der
den Dialog zum zweiten Male herausgab und für alle
folgenden Drucke maßgebend wurde, fast durchweg
trotz eigenen Kollationen bei dem Bigotschen Texte
stehen geblieben ist. Durch C.-N., der das Material in
j — wie sich mir aus einem Vergleich mit der Berliner
Hs. des Fragm. Cujac. ergab — recht sorgfältigen
Kollationen geprüft hat und manche Entstellungen der
vorhergehenden Drucke beseitigen konnte, sind wir nun
zu einem das Überlieferte zuverlässig wiedergebenden
Texte gekommen.

Man vermißt allerdings eine Bemerkung darüber, daß wir auch
eine armenische Vita über Johannes besitzen, die in den Vitae et
, passiones sanetorum sclcctac ex Eclogariis Venedig 1674 Bd. 2, 131
i bis 139 gedruckt steht. Da sie aus dem Griechischen geflossen ist,
l mußte ihr Verhältnis zu Palladius geprüft werden. Vgl. F. Haase, Alt-
christl. Kirchengeschichte nach orientalischen Quellen 1925, S. 223
j Anm. 7, wo auch ein hierhergehöriges syrisches Excerpt bei Bedjan,
j Acta martyruin et sanetorum, Paris 1890/7 Bd. 6, 463 erwähnt wird,
und ferner eine arabische Vita, die nur handschriftlich vorliegt. Für
den Text der Georgsvita geht C.-N. auf den Druck in der Chrysosto-