Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1928 Nr. 24

Spalte:

570-572

Autor/Hrsg.:

Farner, Oskar

Titel/Untertitel:

Die Kirchenpatrozinien des Kantons Graubünden auf ihre Bedeutung f. d. Erforschung d. ältesten Missions-Geschichte d. Schweiz, untersucht 1928

Rezensent:

Camenisch, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

669 Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 24. 570

. __ | —

(oder Nomen) und ziehen das Asyndeton vor (S. 185). zweckmäßiger Weise dazu entschlossen hat, den Text
Wo der hinter TP) stehende präpositionale Inf. bei- beider zu drucken. Im Anschluß daran gibt er den von
behalten ist, wird er gräzisiert, indem er mit dem Art. Pater E. Hogan S. J. 1895 veröffentlichten Wortlaut
versehen und das Prem, suffix. oder das Subst. in den der irischen Übersetzung einer Kindheitsgeschichte, die
Acc. gesetzt wird (S. 174). Gräzisierungen sind be- weitgehend mit dem neuen Lateiner übereinstimmt, in

greiflicher Weise bes. da zu beobachten, wo der hebr. , englischer Übersetzung. Damit hat er das gesamte Ma-

Nominalsatz in den Gen. abs. verwandelt wird (bes. in j terial der Wissenschaft vorgelegt, und wir sind ihm dafür
den Königsbüchern) oder (in Gen.) durch substantivier- ZU Dank verpflichtet, daß er es ohne Zögern getan hat

ten Inf mit tv und icqö ersetzt wird (S. 181 f.), eben- i und ohne sich durch das Bewußtsein Halt gebieten zu
so wo bei zwei datierenden Bestimmungen hinter 'f ?{_ daß zahlreiche Fragen zunächst unbeantwortet

odeT bei mehreren koordinierten Anschlußsätzen Sub- ! bleiben mußten Dm Fingerzeige, die er der geschicht-

ordination versucht wird (S. 183 f. u. 186 f.). , llche» Wertung der neuen Texte gegeben hat, Tcann n.e-
Für die Geschichte der Formel ist wichtig, daß mand. ühne slch selber zu schaden, ubersehen.

das ">m eine spezifisch hebräische Formel ist, die im j Oöttingen._Walter Bauer.

Aramäischen kein Äquivalent hat. Darauf hatten , 7 ~ ~

schon zB Dalman, die Worte Jesu I S.251 und Baur, Prof. Dr. Ferdinairt M

s un u '7n „,;™n ™f +he fmir+h crosnel S 11f System nach den Quellen neu unters, u. entwickelt. Un-

Burney, the aramaic ongin of the fourth gospü b. 11t -Cnd ph()tomccllan NcudrilcU nadl d. Ausg. v 1S31 Qöuin__n.

Gewicht gelegt. Die Formel xai eyivexo begegnet Vandenhoeck & Ruprecht 1928. (XI, 500 S.) 8«.
dementsprechend in den ursprünglich hebr. geschriebe- rm 12-; geb. 14.50.

nen Büchern I. Makk Und Judith, fehlt dagegen in IL, j Qcr unv_ränderte photomechanische Neudruck eines vor nun-

III. U. IV. Makk. Wenn sie auch jn Tobrth^ fehlt, ist , mehr fast einem vollen Jahrhundert aufgelegten religionsgeschicht-

lichen Werkes des großen Tübinger Theologen! Getätigt überdies
in einer Zeit, in der auf das behandelte Religionsgebilde seit länger
her nun schon neue Entdeckungen ganz neue Lichter fallen lassen!
In den Tagen seiner erstmaligen Veröffentlichung eine grundlegende
Untersuchung wie ein Jahrhundert vor ihm selbst die von F. Chr.
Baur als geistvoll und inhaltreich anerkannte Histoire critique de
Manicbee et du manicheisme, ist es ja gewiß noch heute dem
Forscher nicht zu entraten, wie es diesem auch nach abermals hun-

das bei der Frage nach der Ursprache wohl bedeutsam.
Begegnet sie zweimal in der Geschichte von Bei und
dem Drachen, so könnte das auf dem Einfluß des LXX-
Sprachgebrauchs beruhen. Jedenfalls stammt das xal
eyivexo im N. T., über das der 2. Teil handelt, nicht aus
der lebendigen Sprache, ebensowenig aber, wie schon
Dalman gezeigt hatte, aus einem hebräischen Urtext,

sondern geht auf den Einfluß der LXX-Sprachc zurück, I dert Jahren noch seinen Wert haben wird. Aber ein Neudruck!

ist also rein literarische Formel. Und zwar begegnet | »'er wohl soll dem Verlag die neue Auflage abnehmen? Oder

das xal Iyivexo (bzw. iyivexo di) bekanntlich nur •*? i^JuJ^^^J^J*^,^a^^l^cn»/*^K

in den Svnopt. und Act. Der Verf. zeigt nun, wie sich , daB "Clterc Krc,S€ auch der Li'era'ur nachfragen?

Mt, Mk.'und Lk. an den Sprachgebrauch des A.T. bzw. i Leipzig._H- Haas-

der LXX anschließen, aber ihn mehr oder weniger grä- Farn pfarrer Uc „ , 0skar. „, KIrchenpatrozInien des

zisierend um- und weiterbilden. Die Untersuchung von | Kantons Graubünden anf inre f. d. i r.nrs'h" g d

Lk. lind Act. zeigt, Wie der GraziSierungsprozeß fort- | Mestcn Missions-Geschichte d. Schweiz, untersucht. Separatabdr. a.
schreitet; Act. bringt im linterschied von Lk. keine Sich a. 54. Jahresbericht d. Hist.-antiq. Gesellschaft v. Graubünden.

genauer an das A.T. (die LXX) anlehnende Wendun- ' München. E. Reinhardt 1925. (192 S.) gr. 8". rm 5-.

gen mehr, sondern konstruiert (wie schon Lk. 3,211; Farner baut sejne AbhandI wie der Tite, schon

6,6. 12; 16,22) eyivexo mit dem abhangigen Inf., ent- | andeutet, auf ein eingehendes Studium der bündnerischen

gegen dem Sprachgebrauch des A.T. Auch das eyevexo j Kirchenheiligen auf und weiß diese Quelle wie kein For-
öi, das in Lk. 16 mal neben xal eyivexo (23 mal) be- scher vor ihm zum Fließen zu bringen. Angeregt durch

gegnet, ist in Act. konsequent gewählt. Die in Lk. sich | persönlichen Verkehr mit Prof. W. Köhler in" Zürich
noch findenden semitisierenden Zustandssätze (mit xal und das von Prof. E. Egli (f) in seiner Kirchenge-

avxög 5, lf. D; 5,17f.; 14,1 f.) fehlen in Act. ganz. ! schichte der Schweiz bis auf Karl den Großen beige-

Ebenso ist an die Stelle der in den LXX geläufigen j brachte Material, ging er an Hand von A. Nüschelers

---■->-«—I Gotteshauser der Schweiz, 1. Heft, Möhrs Codex Diplo-

Eingangsformel xal iyivexo wg .... die umgekehrte
Wendung getreten: ug de eyivexo (c. inf.). Allein in
Act findet sich auch die Konstruktion von eyivexo mit
deni Dat. des Pronomens (11,26; 22,6. 17).

Marburg.______ R- Bultmaun.

maticus und anderer Quellen den verschiedenen Kultusstätten
des Bistums Cht» (die schon im 9. Jahrh. auf
über 230 sich beliefen) nach und stellte die bisher nie
so einleuchtend belegte Tatsache fest, daß zwei Missionswellen
über das rätische Alpenland gegangen seien,
deren eine durch die vielen Petruskirchen, die andere
durch nicht minder zahlreiche Martinuskirchen gekennzeichnet
sei. Italien und Gallien teilen sich in die Ehre

James, M. R., Litt- D., F. B. A., Hon. D. C. L, Litt. D., LL. D.:
Latin Infancy Gospels. A new text, with a parallel version from
Irish. Edited witb an introduetion. Cambridge: University Press

1927. (XXXIX. 126 S.) gr. 8°. 10 sb. der Christianisierung des alten Paßlandes.

J. legt uns eine neue Form der apokryphen Ge- i Von 15 v. Chr. bis 493 n. Chr. war Rätien rö-

schichte von der Geburt und Jugend der Maria und von j mische Provinz, und es spielte sich das militä-

der Geburt Jesu in lateinischer Sprache vor. In der : rische Leben, sowie der römische Post- und Handelsver-

Hauptsache ist der Stoff aus den längst veröffentlich- kehr nach den Quellen des Rheins und der Bodensee-

ten Kindheitsevangelien bereits bekannt. Aber auch in gegend auf den über den Splügen, Arlberg, Septimer,

diesen Teilen lernen wir aus dem Buche, z. B. dies, daß ! Brenner, Bernhardin angelegten Straßen ab. Dieser

das berühmteste aller Kindheitsevangelien, das sog. | Umstand, zusammengehalten mit der Tatsache, daß nach

Protevangelium Jacobi lateinisch vorhanden gewesen ; eingehenden Forschungen die ältesten Bündnerkirchen dem

sein muß. Daneben macht uns J. aber auch Neues zu- Petrus geweiht waren, ergibt für Farner den Schluß, daß

gänglich. Ist doch in dem lateinischen Evangelium eine der Ursprung der rätischen Mission in Rom zu suchen

Quelle verarbeitet, in der die Geburt Jesu im Sinne des | sei. Er stellt sich mit diesem Resultat in bewußten

Doketismus erzählt worden war. Der Herausgeber Gegensatz zu der bisherigen Annahme, daß der Brite

glaubt hier der Darstellung auf der Spur zu sein, die das Lucius das Christentum als erster Glaubensbote schon

Petrusevannelium von diesem Teil der Geschichte Jesu um 200 nach Chur gebracht habe. Sehr bezeichnend

Petrusevangel-

gegeben hat — eine Vermutung, die manches für
s i c Ii h 3.t

Der Ausgabe liegen zwei Handschriften zu Grunde,
die aber so stark von einander abweichen, daß sich J.

findet er es, daß an der Septimer- und Splügenroute die
dem in Rom verehrten Apostelfürsten geweihten Gotteshäuser
in verhältnismäßig großer Zahl zu finden sind.
Und was diesen frühen Einfluß von Süden her noch