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Ausgabe:

1928

Spalte:

37

Autor/Hrsg.:

Prudentii, Clementis Aureli

Titel/Untertitel:

Carmina 1928

Rezensent:

Krüger, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 2.

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seinen archäologischen Arbeiten einen gewissen Abschluß
zu geben. Zum Schluß sei nochmals die über alles Lob
erhabene Ausstattung hervorgehoben, die, zumal in so
schwerer Zeit und unter so ungünstigen Verhältnissen, j
dem Unternehmungsgeist und Wagemut des Verlages !
alle Ehre macht. Enthält doch das Werk 130 Text-
abbilckmgen in Strichätzung und 708 Abbildungen in
Autotypien auf 371 numerierten Tafeln (darunter 43 j
Doppeltafeln) und 6 Tafeln im Text, wozu die Druckstöcke
, mit Ausnahme von dreien, eigens angefertigt
wurden.

München. Hugo Koch.

Prudentii, Clementis Aureli: Carmina. Ree et prolegomenis, I

commentario critico, indicihus instruxit Joannes Bergman. Wien: J

Hölder-Pichler-Tempsky 1926. (LVI, 578 S.) gr. 8U. ---= Corpus ;

scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Vol. 61. Km. 24—. j

Wenn sich ein Forscher ein Menschenalter hindurch
einer besonderen Aufgabe mit Aufopferung seiner
ganzen Zeit und Kraft gewidmet hat, so darf man ihn
zunächst beglückwünschen, daß es ihm vergönnt war,
seine Arbeit dem ersehnten Ziele zuzuführen. Das ist
bei Bergman der Fall. Er hat vor nun fast 30
Jahren den Antrag der Wiener Akademie, die Gedichte
des Prudentius kritisch herauszugeben, angenommen. |
Im Jahre 1908 legte er der Akademie in ihren Sitzungsberichten
die Ergebnisse seiner umfassenden Handschriften
-Durchforschung vor, um sich nunmehr an die Her- i
Stellung des Textes zu machen. Der Krieg hinderte die
Drucklegung der inzwischen fertig gestellten Ausgabe.
Dafür lyeschenkte uns B. 1922 in den Abhandlungen der
Dorpater Universität mit dem ersten Teil einer Mono- |
graphie über seinen Dichter: „Eine Einführung in den
heutigen Stand der Prudentius-Forschung und eine Studie j
über die Hymnensanimlung ,Die Stunden des Tages' I
(Cathemerinon liber)," einer ausgezeichneten Arbeit,
die leider bei uns wenig beachtet worden, z. B. in dieser
Zeitung nicht zur Anzeige gekommen ist. Ein zweiter,
die übrigen Dichtungen behandelnder Teil ist nicht erschienen
. Nunmehr darf B. sein Werk durch die Ausgabe
gekrönt sehen. Es muß eine entsagungsvolle Arbeit
gewesen sein, die ihren Lohn in sich selbst trug,
denn der nun vorliegende Text weicht, auf das Ganze
gesehen, von dem der früheren Ausgaben (zuletzt Obba-
rius 1845 und Dressel 1860) wenig ab. Dafür kann er
nun auch als abschließend bezeichnet werden. B. hat
die gewaltige Überlieferung — es handelt sich um über
300 Handschriften, mehr als alle Horaz-Handschriften
zusammengenommen — restlos durchforscht und aufgearbeitet
, mit dem Ergebnis, daß davon für den Apparat
nicht mehr als 12 heranzuziehen sind. Die beiden ältesten
dieser Handschriften,der Cod. Paris. 8084 saec. VI
und der Cod. Ambros. D 36 sup. saec. VII, waren zwar
den früheren Herausgebern nicht unbekannt gewesen,
aber auch Dressel hatte gerade sie zurückgestellt und
seinen Apparat auf Cod. Vatic. reg. 321 saec. X gegründet
, der an Alter wie an Wert den obengenannten |
nachsteht. Allerdings sind diese wiederum nicht lückenlos
erhalten, bedürfen also der Ergänzung durch ihre
Abkömmlinge bezw. Verwandten. Der Apparat ist einfach
und übersichtlich gestaltet, vor allem erfreulicherweise
nicht mit orthographischen Quisquilien belastet. !
Die Indices (s. scripturae, imitationum, nominum, rerum,
verborum et elocutionum) scheinen, nach Stichproben zu
urteilen, auf der Höhe, das Urteil abschließend für die
Ausgabe also am Platze zu sein.

Gießen. G. Krüger.

L'Anti-Coran ou le Mahometistne condamne parlui-meme.
Un examen privÄ de«: fondements de la religion arabe. Par im Türe
converti (Jean-Maria Aarifi). Dcuxieme edition revue et amelioree. 1
Paris: E. Leroux 1927. (305 S.) kl. 8".

Bald pathetisch, zumeist höhnend, mit gesuchten

Dichterzitaten unter feierlich-ironischen Anrufen an Gott

und alle Heiligen, aber auch an Jupiter, Herkules, Saturn
usw., in einem durch selbstgebildete Wörter vermehrten
Französisch führt der Konvertit in kasuistischscholastischer
Dialektik von dem Betrug des „aus dem
verfluchten Samen heidnischer Eltern geborenen" Muhammed
, der selbst im Vergleich zu Moses wirkt „wie
ein lächerlicher Harlekin in Narrenkleidern gegenüber
einem ehrwürdigen Kardinal in Purpur" (S. 62), zum
„wahren katholischen Glauben, wie er im Symbolum des
heiligen Athanasius niedergelegt" ist (S. 300). Seine
Beweise sind die bekannten mittelalterlichen: keine
Prophezeiung auf Muhammed im A. T. oder N. T.;
Mißverständnis biblischer Geschichten im Qoran; keine
Wunder oder Weissagung von Muhammed; er selbst
ein „beau galant" (272), der Urheber der brutalen Religionskriege
, freilich war Gott gegen ihn in der Niederlage
bei Ochod (S. 66), und gegen seine Gläubigen in
der Schlacht bei Chozim im Jahre 1621, wo die hl.
Jungfrau von der Luft aus persönlich den Stanislaus und
seine 40 000 Polen vor den 900 000 Türken rettete (S.
99 f.).

Auf das Ganze einzugehen, erübrigt sich, nehmen
wir nur jene Art zur Kenntnis, daß der Verfasser ein
Karrikaturbild zeichnet, um es dann zu bespotten: Die
Muhammedaner sollen sich für ihren Propheten auf
das Barnabasevangelium berufen, in welchem Paraklytos
^ Muhammed statt Parakletos gelesen wird. In Wirklichkeit
spielt diese sonderbare, mit dem verschollenen
alten Barnabasevangelium nicht in Beziehung stehende
Fälschung aus dem 16. Jahrhundert keinerlei Rolle bei
ihnen, und eine arabische Ausgabe aus Cairo (die mir
z. Zt. nicht vorliegt) lehnt in der Einleitung die Echtheit
ebenso ab wie die Ausgabe von Lonsdale and
Laura Ragg, The Gospel of Barnabas, ed. and transl.
Oxford 1907; vgl. auch Journ. of Theol. St. III (1902)
441 ff.; VI (1905) 424ff. Minderwertig erscheint dem
Verfasser der Islam besonders wegen der fehlenden
Wunder; die über Muhammed erzählten seien törichte
Fabeln; der wundersüchtige Verfasser steht dann aber
noch mit mehr Hilflosigkeit als Schadenfreude vor der
Tatsache, daß die mohammedanischen Exegeten z. B.
das berüchtigte Mondwunder als volkstümliche, an Qor.
54, 1.2 angewachsene Legende selbst verwerfen (S.
123); das Wasser des Zemzembrunnens an der Kaaba
hat nicht einmal soviel Heilkraft wie der „Trank eines
Schwindeldoktors"; übrigens hat der Verfasser von einem
„gewissen Schriftsteller von den Ufern der Seine
erfahren", daß sich die Mekkaner Wasser von Lourdes
kommen lassen, für welches er besondere Reklame
macht (S. 207 f.). Universalreligion könne der Islam
schon deswegen nicht sein, weil wegen der Speisegesetze
die nur auf Schweinefleisch angewiesenen Bewohner
z. B. Norddeutschlands als Mosleme verhungern müßten
(S. 221). Damit der Moslem als Barbar erscheint,
wird der Chalif Omar mit der Verbrennung der Bibliothek
zu Alexandrien belastet (66 Anm.). Nicht viel
besser als Muhammed kommen christliche Ketzer weg,
wie Savonarola, dem der arabische Prophet in der
Massenbetörung gleiche, ferner Manichäer und Montanisten
, die aus dem christlichen Römerreich verbannt
in Arabien den Boden für den Islam vorbereitet
hätten (87).

Der Verfasser liebt es, mit vielen Belegzitaten zu
prunken; aber sein examen prive bedeutet einen peinlichen
Rückschritt selbst gegen die mittelalterliche
Summa contra Gentiles des öfter aufgerufenen Thomas
von Aquino, geschweige denn gegen die alten ernsteren
Streitschriften des Johannes von Damascus oder des
mesopotamischen Bischofs Theodor Abu Qurra. Persönliches
erfahren wir aus diesem Buche nicht; es wäre
interessant zu wissen, ob der Geist der Schrift den Geist
etwaiger Helfer bei dem Übertritt widerspiegelt.

Hamburg. R. Stroth mann.