Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1928

Spalte:

553-557

Autor/Hrsg.:

Mowinckel, Sigmund

Titel/Untertitel:

Le Décalogue 1928

Rezensent:

Weiser, Artur

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. EuTianuel HifSCh unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. K u r t D i e t r i c h Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50 — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

53 lohnr Nr 7A Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. H ir sc h in Güttingen, ja NnvamUa* Ifl7ß
OO.Janrg. irr. tt, Hainholzweg 62, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. IxOVelTlDer "Lo.

Spalte

M o w i n c k e I : Le Decalogiic (Weiser). . . . 553

Oampert: Le Decalogtte (Bertholet). . . . 557

The Legacy of Israel (Kittel)......... 558

Genizah Stttdies, in Memory of Dr. Solomon

Schechter (Ders.).............. 559

G 1 u e c k: Das Wort hesed im alttestameiit-

lichen Sprachgebrattehc (Galling)...... 561

Spalte

(Bar-Hebraens:] Gregory Abti'l Faraj' com-
rnonly called Bar-Hebraens' (Windisch). . 567

Johannessohn: Das biblische xiti iyiveto
und seine Geschichte (Bnltntann).....568

James: Latin Infaney Gospels (Bauer). . . 569

B a u r: Das manichäischc Rcligionssystem

~c,: - ,. t - , ... , nach den Quellen neu unters, u. entwickelt

Et eh ler: Die Dschinn, Teufel und hngcl rti«Mi ^70

im Koran (Strothmann)........... 562 3,u

Schmitz: Die Bedeutung des Wortes bei Earner: Die Kirchenpatro/.inien des Kantons
Paulus (Bultniann)............. 563 Graubünden (Camenisch)..........570

Spalte

Pley er: Die Politik Nikolaus V. (Dannen-

batter)....................572

v. Harnack: Martin Luther und die Grundlegung
der Reformation (Köhler).....573

Brash: Methodism (Neiiendam).......573

Szabö: Der Protestantismus in Ungarn (Mulert) 574
Wotschke: Georg Christian Eilniars Kampf

für die Orthodoxie (Schornhaum).....574

Kippenbergeru. Beck: 80 Jahre Freireligiöse
Gemeinde Leipzig (Mulert). . . . 574
Biiitter zur bayrischen Volkskunde (Schornbäum) 575
Jugend und Kirche (Niebergall).......576

, , „ • ;„ diese „Dekaloge" des J und E zwei ' verschiedene

Mowinckel, Prof. D. Sigmund: Le Decalogue. Pans: F.Alean RedaIctionen einer gemeinsamen Quelle dar. Der Dek.

,027. (IX, 162 S.) 4". = Lindes d Hfstol* U de Phdosophie Ex ^ ^ ^ ^ ^ §

rehg.eUses, Nr. 16. . RJEDP (Begründung des Sabbatgehots) um die Zeit
Das Buch ist ein Beweis dafür, daß noch Wesent- des Exils interpoliert, so daß die mosaische Herkunft
liches zu dem viel erörterten Dekalogproblem zu sagen des Dek. erst seit dem Exil literarisch bezeugt ist.
ist. Seine Bedeutung liegt darin, daß es der Frage ernst- Die Frage nach der Entstehungszeit des Dek. wird
haft nachgeht, wo der Dekalog, oder besser die Deka- durch solche literarische Untersuchung noch nicht ent-
loge, ihren „Sitz im Leben" haben, und versucht, die schieden. Diesem historischen Problem ist das folgende
Zehngebote aus ihrer literarischen Verklammerung zu Kapitel gewidmet. M. verzichtet mit Recht auf einen
befreien und sie in das wirkliche religiöse Leben der Rekonstruktionsversuch der Urform des Dek. und stellt
israelitischen Religionsgeschichte als Bestandteil des Kul- lediglich fest, daß der Dek. in verschiedenen Varianten
tus hineinzustellen, ein Weg, den m.W. zuvor nur existiert habe, von denen zwei Typen (JE [ kultisch J
Bentzen (Theol. Tidsknft 1924, S. 306ff.) beschritten hat. und Dt P [ethisch]) überliefert sind. Entscheidend für
In drei Abschnitten sucht M. dem Dekalogpro- die Zeitbestimmung ist ihm das Bilderverbot und das
blem näher zu kommen. Das erste Kapitel ist der lite- : Sabbatgebot. Gegenüber dem aus einer gewissen Reak-
rarischen Frage gewidmet, deren Tragfähigkeit darin tion gegen den Kulturfortschritt zu erklärenden Verbot
erkannt wird, daß sie lediglich die Antwort gibt auf i von Gußbildern in den Dekalogen von JE bedeutet das
die Frage, bis in welche Zeit die Tradition der mo- grundsätzliche Bilderverbot des Typus Dt P eine
saischen Herkunft des Dek. zurückreicht. Der in Dt. 5 spätere Entwicklungsstufe, die, da bis zum Exil Jahweüberlieferte
Dek. wird in Anlehnung und Auseinander- bilder im Kult ihre Stätte hatten, als letzte Konsequenz
setzung mit den einschlägigen Arbeiten Hölschers und j der profetischen Gottesauffassung nicht vor dem Dt.,
Hempels zur sekundären Einleitung 5, lff. gerechnet vielleicht noch später angesetzt werden muß. In einer
und ist, da er nach seiner Textform nicht direkt von breit angelegten Untersuchung über den Sabbat, wobei
Fx 20 2 ff abhängig ist, vor der Vereinigung von M. die Hypothese Meinholds weiter ausbaut und sie
JE mit Dt hierhergekommen. Die Erzählungen des 1 dahin modifiziert, daß der ursprünglich dem Vollmond
J und E über die Bundesbedingungen am Sinai ent- zugehörige babylonische Name sapattu schon in der
halten beide eine kurze Sammlung von „Bundesver- vorexilischen Zeit auf den aus den babylonischen Moiul-
pfMeinungen"; bei J, in Ex. 34, 13 Gebote kultisch- phasentagen hervorgegangenen siebentägigen Sabbat
ritueller Art (ursprgl. 10, aber durch die Präzisierung übertragen worden sei (die Schwierigkeit zwischen babyl.
der Feste auf 13 erweitert), die — mit einer Epiphanie- und hebr. Namen wird aus der volksetymologischen
forme! eingeleitet — (Ex. 34,6 ist Jahwe der Spre- Umdcutung des Fremdworts in „Ruhetag" ansprechend
eher!) — nicht von J selbst verfaßt, sondern entlehnt erklärt), kommt der Verf. zu dem Resultat, daß eine
sind. Der Feststellung der Bundesbedingungen bei E Gebotsammlung, in welcher nur der Sabbat als perio-
ist eine literarische Analyse von Ex. 20—23 voraus- discher Jahwetag par excellence genannt wird, in die
geschickt mit dem Ergebnis, daß ein Bundesbuch, das letzte vorexilische Zeit zu verweisen ist. Ein Gesamt-
diesen Namen verdient, nie existiert habe, und der überblick über den religiösen Gehalt des Dek. zeigt,
Name aus der Forschung verschwinden müsse, da die ■ daß der Kult stillschweigend als die normale Form
dazu gerechneten gesetzlichen Stücke erst nach und religiösen Lebens darin vorausgesetzt ist; trotzdem
nach in den Rahmen der E Schicht durch RJE oder glaubt M. den Unterschied zu den Dekalogen des J und
später eingeschoben seien. Der Urbestand der Bundes- E auf einen bewußten Gegensatz zurückführen zu
Verpflichtungen bei E sind die debarim — nicht die müssen, der die Opposition der großen Profeten gegen
mischpatim wie meist angenommen — und zwar ein den Kult zur Voraussetzung hat. Das Fehlen der BeKern
von 17 Geboten (23,10—19; 20.23—26; 22, 28f.), schneidung spricht gegen exilische Abfassung. Der Dek.
die wie z T. schon Steuernagel, Meinhold und Smend stellt einen Kompromiß zwischen profetischen Forde-
gesehen haben Parallelen bieten zu sämtlichen 13 Ge- rungen und den realen Bedingungen der Wirklichkeit
boten des J Durch 23, 1—9 ist dieser Komplex später dar. Er dürfte deshalb seinen Ursprung in Kreisen
auf 24 ( 2x12) ergänzt worden. Literarisch stellen von Epigonen der Profeten, in der „Sekte der Jesaia-

j.3 5B4