Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1928 Nr. 23

Spalte:

546-548

Autor/Hrsg.:

Rhijn, M. van

Titel/Untertitel:

Een blik in het onderwijs van Jezus. De gelijkenis van den ryken man en den armen Lazarus 1928

Rezensent:

Windisch, Hans

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

545

Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 23.

546

der Verf. in der Anführung von rabbinischem und anderem
Material das rechte Maß getroffen hat, wenn auch
jeder hier und dort seine besonderen Wünsche haben
wird. Daß die mandäische Literatur jetzt auch mehrfach,
indessen nicht allzuhäufig zitiert wird, entspricht der
Sachlage.

Die Menge der Änderungen, die sich zahlreich auf
jeder Seite finden, kann hier natürlich nicht aufgezählt
werden. Vorteilhaft ist es z. B., daß die einleitenden
Vorblicke zu einzelnen Abschnitten teils erweitert, teils
um neue Stücke vermehrt sind (vgl. zu 1, 18—25; 2,
1 ff.; 5, 21-48; 6, 25-34; 11, 25-30; 21, 14-16; 23,
8—10), wobei dann die formgeschichtliche Analyse eine
Rolle spielt. Die Änderung des Urteils war mir bemerkenswert
z.B. zu 1,16; 4,3—11; 16,17—19;'
23, 39.

Das Gesamturteil kann nur das einer Anerkennung
der ungemein fleißigen und sorgfältigen Leistung sein.
Daß der Kommentar nicht die Bequemlichkeit zum
Hauptgesichtspunkt macht, sondern einen fleißigen Leser
voraussetzt, wenn er wirklich Gewinn bringen soll, halte i
ich für einen Vorzug. An den selbstgesteckten Grenzen,
wie sie für ein Handbuch notwendig sind, liegt es, daß i
der Verf. auf den Gehalt der Texte nicht tiefer eingeht.
Immerhin könnte hier und dort vielleicht etwas mehr
gesagt werden; der Verf. scheint nicht ebenso für die
Fragen der Begriffsanalyse interessiert zu sein wie für
die literargeschichtlichen und allgemeinhistorischen Probleme
. Und ich meine, daß vor allem in den Fällen, wo
der griechische Ausdruck dem semitischen Begriff nur !
kaum oder schlecht entspricht, einige eingehendere exegetische
Bemerkungen oder Hinweise gegeben werden
sollten. Z. B. für den Begriff „Geist" bzw. „arm
im Geist" 5, 3 (vgl. u. a. H. Leisegang, Pneuma hagion
S. 134—140); „Gerechtigkeit" 5, 6. 10. 20; 6, 33; „Gott j
schauen" 5, 8 (vgl. Baudissin, Arch. f. Religionswiss.
18, S. 173 ff.); „vollkommen" 5, 45; „Herz" 6, 21 etc.

Im übrigen möchte ich meinen Dank durch einige
andere ergänzende oder kritische Hinweise abstatten.
Zur Erscheinung des Sterns 2, 2 wäre doch wohl auch
auf das mandäische Joh.-Buch II S. 75 f. Lidzb. zu verweisen
. Zu 4, 3—11 a sollten m. E. die Bedenken gegen [
die Interpretation der Versuchungen als messianischer
geltend gemacht werden. Für das Verständnis der „Armen
" 5, 3 sollte doch nicht nur auf Strack-Billerbeck,
sondern auch z. B. auf M. Dibelius, der Brief des Jakobus
S. 37—44 hingewiesen und die Frage nach dem
Am haarez nicht unterlassen werden (vgl. Isr. Abrahams
bei Montefiore, the Synoptic Gospels 2 II S. 647—669;
auch Montefiore selbst I S. CVII—CX). Beim Salz-
Spruch 5, 13 scheint mir jede Reflexion, ob chemische !
Veränderung oder Verunreinigung des Salzes, abwegig j
zu sein; das Wort fordert doch nur den Gedanken: „Angenommen
, das Salz würde salzlos . . ." Zu 5, 23 f.
mußte deutlicher gesagt werden, welche charakteristische
rabbinische Streitfrage die Formulierung bestimmt: darf j
die begonnene Ausführung eines Pflichtgebots unter- |
brochen werden durch Nachholung eines anderen ver- [
gessenen? Gerade dann tritt der Sinn des Textes deutlicher
hervor; denn der im Text fingierte Kollisionsfall
wird bei den Rabbinen nicht in Betracht gezogen. Zu i
5, 43 vgl. Rendel Harris, the story of Achikar2 1913, S. j
101, 20 u. S. 105, 20. Zu 6, 9 wäre m. E. das Verhältnis
der beiden Weisen, in denen Gott seinen Namen
„heiligt" zu erwägen: durch seine Wundertaten und j
durch die Herstellung des Gehorsams der Gemeinde. j
Zu 6, 11: das eniovoiog könnte bei Lk. interpoliert
sein (vgl. Streeter, the four Gospels, der auch S. VII
hätte genannt werden sollen!). Zum Verständnis des
jtovrjQÖv 6, 13 wäre doch wohl auch auf den jnn
zu verweisen. Zum Dativ <cfi yn>xfj 6, 25 vgl. Blaß-De-
brunner § 181, 1. Ob der Sinn des Schlusses a minori
ad malus 6, 26 richtig verstanden ist: „weil die Angeredeten
als (fromme) Menschen... Kinder, nicht bloß

Geschöpfe Gottes sind", ist mir sehr zweifelhaft. Mir
scheint man muß verstehen: weil die Menschen doch
säen, ernten und sammeln, was die Tiere nicht tun.
Entsprechend würde ich das ov% v/.ielg ßäklov diarpegets
avrwv nicht übersetzen: „seid ihr nicht viel mehr wert
als sie?", und entsprechend ist der Charakter des „Sorgens
" zu verdeutlichen. In der Abweisung der Beziehung
von TtiffPS 6, 27 auf die Körpergröße scheint sich mir
Wellhausens Beobachtung zu bestätigen, daß die Leibeslänge
des Exegeten die Interpretation beeinflußt. Der
vom Vorhergehenden ganz abweichende Charakter von
6, 34 (ein Ausdruck humoristischer' Resignation) sollte
hervorgehoben werden. Zu 7, 3 vgl. die Parallele bei
Porzig, Liebesgeschichten (Indische Erzähler XII 1923)
S. 72: „Die Fehler anderer siehst du, wären sie auch so
klein wie Senfkörner; deine eigenen aber, die so groß
wie Bihvafrüchte sind, willst du nicht sehen, so deutlich
sie sind." Zu 7, 12 ist, wie auch sonst oft, Montefiores
Exegese sehr instruktiv. Zur engen Pforte 7, 13 f. vgl.
Zeitschr. d. Ver. f. Volkskunde 20 S. 171. Zum Jonas-
Zeichen 12, 39 wäre ein Hinweis auf J. H. Michael,
Journ. of Theol. Stud. XXI (1920) S. 146—149 angebracht
, der statt Jonas Johannes lesen will. Zum Rückfall
geheilter Dämonischer 12, 43—45 vgl. act. Thom.
c. 46. Steht nicht 13, 16 ort für ol? vgl. Burney, the
aramaic origin of the fourth gospel S. 77. Zu 13, 24
bis 30 vgl. Schmidt-Kahle, Volkserzählungen aus Palästina
S. 31 ff. Was der Verf. übrigens für den ursprünglichen
Sinn des Unkrautgleichnisses hält, sagt er
gar nicht; mir scheint, es ist die Mahnung zur Geduld
im Sinne von Rom. 12, 19. Diese Pointe ist in der
Deutung freilich nicht zur Geltung gebracht; aber daß
die Deutung zwischen dem vorhandenen Messiasreich
und dem zukünftigen Gottesreich unterscheide, glaube
ich nicht. Zu 13, 45 f. sollte auf Strack-Billerbeck I 240
(zu Mtth. 5, 16) hingewiesen sein. Zu 16, 17—19 sollte
auf J. Jeremias, Golgatha S. 68—77 hingewiesen sein.
Zu 23, 24 vgl. Rendel Harris, the story of Achikar2 S.
12 1. Zu 23, 37 vgl. J. Hempel, Gott und Mensch im
AT. S. 140 f. Zum Begriff des „Hauses" 23, 38 sollten
doch auch mandäische Aussagen herangezogen werden;
und wird nicht die Ursprünglichkeit von £Qi;iiog vielleicht
durch Exc. ex Theod. 38 gesichert? In manchen Fällen
scheinen mir Philo-Parallelen bedeutsam zu sein, teils
weil sie die Zugehörigkeit eines Wortes zur jüdischen
Tradition, aus der ja auch Philo zu einem Teile schöpfte,
belegen, teils weil sie vielleicht für Matthäus als hellenistischen
Judenchristen charakteristisch sind. Ich notiere
: zu 5, 6: de fuga et inv. 139; zu 5, 29f.: quod
det. pot. ins. sol. 175; zu 6, 16: de fuga et inv. 33 ff.;
zu 13, 44: quod deus sit imm. 91 ; zu 19, 12: quod det.
pot. ins. sol. 176.

Marburg. R. Bult mann.

Rhijn, M. v.: Een blik in het onderwijs van Jezus. De

gelijkenis van den ryken man en den armen Lazarus. (Lucas 16,
19—31.) Tweede herziene druk. Amsterdam: H. J. Paris 1927.
(152 S.) gr.8°. 3 FI. 50 c.

Dies anregende, frisch und lebendig geschriebene
Buch des Utrechter kirchlichen Professors M. v. Rhijn
erschien in 1. Auflage 1924 bei J. B. Wolters (Groningen
). Es freut mich, daß so bald eine zweite Auflage
nötig geworden ist, wenngleich ich gewünscht
hätte, der Verf. wäre jetzt tiefer auf die Bedenken eingegangen
, die namentlich gegen seine neue Erklärung
der Lazarusparabel erhoben worden sind (s. vor allem
meinen Artikel: Over strekking en echtheid der Lazarusparabel
in Nieuw theol. tijdschrift 1925, 343—360).
Die zweite Auflage ist, soweit ich feststellen konnte
ein unveränderter Abdruck der ersten mit einigen wenigen
Kürzungen und einigen Ergänzungen. Die Ausstattung
ist wie meist bei holländischen Büchern vortrefflich
; der erste Druck zeichnete sich freilich durch
eine besonders schöne Lettertype aus.

Wie schon der Titel anzeigt, behandelt das Buch
zwei verschiedene Themen: einmal die Erklärung der