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Ausgabe:

1928

Spalte:

529-532

Autor/Hrsg.:

Preuß, Hans

Titel/Untertitel:

Die deutsche Frömmigkeit im Spiegel der bildenden Kunst. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart dargestellt 1928

Rezensent:

Beyer, Hermann Wolfgang

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer "und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. KurtDietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50 — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

52 Inhrir Nr 2? Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschli eßlieh an Professor D. Hirsch in Göttingen, ja NnvAmhr» I02Ä
OO* JSnrg« lxl« Lö» Hainholzweg 62, zu senden, Rezensionsexemplare a u ss Chi i e tl 1 i ch an den Verlag. IxUVcUlDcT i/iü.

Spalte

Preuß: Die deutsche Frömmigkeit im Spiegel
der bildenden Kunst (Beyer).......529

Buch holz: Protestantismus und Kunst im
16. Jahrhundert (Ders.)...........532

Frobenius: Volkserzählungen und Volksdichtungen
aus d. Zeutral-Sudau (Bertholet) 535

Wreszinski: Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte
(Lohr)............536

Spalte

Giemen: Fontes historiae religionis Ger-

manicae (Haas)...............537

Lohr: Das Räucheropfer im Alten Testament
(Staerk)................537

Jones: Quelle, Brunnen und Zisterne im

Alten Testament (Weiser).........537

Moore: Judaism (Kittel)..........537

Preuschen: Griechisch-Deutsches Wtb. zu
den Schriften des N. T. (Debrunner) ... 541

Spalte

Peterson: EIX (Dibelius). ... 542

Klostermann: Das Matthäusevangelium

(Bultmann).................544

Rhijn: Een blik in het onderwijs van Jezus

(Windisch).................546

Frank: Hofprediger A. Stoecker (Gerhardt) 548
v. Brockdorff: Die deutsche Aufklärungsphilosophie
(Blanke)............550

Buchwald: Ein Katechismusjahr(Bulimann) 550

Preuß, Prof. D. Dr. Hans: Die deutsche Frömmigkeit im werdende Hinwendung zur Natur. Das eigentlich Gotische und da-

Spiegel der bildenden Kunst. Von ihren Anfängen bis zur j mit Bezeichnende am Mittelalter aber ist dem Verf. die wachsende

Gegenwart dargest. Mit 157 Bildertaf. Berlin: Furche-Verlag 1926. Seelennot. Die sogenannte Spätgotik bezeichnet er als „die noch un-

(XV, 324 S.) gr. 8°. Lwd. RM 22 — ; Hldr. 26 —. I geschiedene Einheit von Renaissance und Reformation". Er schildert

" Der Starke, prächtig ausgestattete Band, in dem das Aufkommen der Empfänglichkeit für den Geist der Reformation,

Hans Preuß „die Geschichte der Seele" als „die ei- wt,e e! .viel vernehmbarer 7 den ^rk™.df u"d

',. , Jt ,-• 7 7, /c i . rr , • , etwa Adam Krafts spreche als aus allen Schriften der theologischen

gentliche Geschichte der Kirche" (S. ) an der Entwick- Vorreformatoren. Aber er betont nachdrücklich, daß es nicht mehr

lung der bildenden Kunst Deutschlands darzustellen & als Empfänglichkeit. Die eigentlich befreiende Tat bringt erst

Unternommen hat, will ein in seiner Methode eigenar- Luther, dessen sehr hoch bewertete Bedeutung auch für die Kunst

tiger Versuch zur Bereicherung unseres Bildes von der an den Werken des reifen Dürer, namentlich den bekannten Münche-

Geschichte der deutschen Frömmigkeit sein. Er muß ner Aposteln, aber auch an Craittoh und der protestantischen Massen-

darum in seiner Grundsätzlichkeit gewertet werden. : kunst in Bilderpolemik und Bibelillustration gezeigt wird. Dieser

Preuß geht aUS von der Voraussetzung daß Reli- , Kefonnationskunst wird die der Renaissance gegenübergestellt. Dann

gion das Leben und Kunst der Ausdruck der Seele sei, Acni'd€r* p,reuB_den f*TOck4£ sf,incr Allgemeinerscheinung und als

R o i l-j -u irujL-j. , , j'i Ausdruck der Gegenreformation. Hier hatte er in Weisbachs Unter-

daß also beide in ihrer Verbundenheit verstanden werden j suchungen eine sfchw 0nm<i]age. Abcr er weiß d„ci, auch verständmußten
. Er weiß, daß dieses Bestreben nicht neu, daß Uch zu machen, inwiefern es auch „protestantischen Barock" geben
es aber andererseits noch viel ZU wenig durchgeführt ist, : konnte und schneidet die Frage nach dessen Verhältnis zum Pietismus
SO daß also eine Zusammenfassung von Einzelfor- an. Auf „Das Ihippennachspiel des Rokoko" folgt dann „Die Wieder-
schuilgen bei deren Fehlen noch garnicht möglich ist. ; holung der lEpigonen", Klassizismus (Nikolaikirche in Potsdam, Thor-
Trotzdem hat er es gewagt, dem Drängen der Zeit auf j waldsen — (die theologische Parallelerscheiuung dazu soll Schleier-
Svnthesen" folgend, eine Gesamtdarstellung ZU geben. macher sein>' Romantik (die Vollendung des Kölner Doms, die Naza-
Dabei muß naturgemäß manches Einzelne Unsicher blei- rener, WackenrodeQ Neu uthertum das; Wormser Reformationsdenk-

uauti umn t, _ ~» _ .... ., , , mal, Eduard von Gebhardt, Ludwig Richter, Rethe ), Renaissanc sinus

ben. Aber es hat ja ZU allen Zeiten Historiker gegeben (<Jer' ^Uner Dom nach dem Entwurf des Katholiken Ras^chdo^

welche große geschichtliche Zusammenhange „intuitiv" , Neubarock und Neurokoko, die freilich kaum noch religiöse Kunst

— SO nennt Preuß Sein Arbeiten selbst — richtig er- ; hervorgebracht haben. Im letzten Kapitel wird „die Zeitenwende"

kanilt haben, während die Forschung noch lange an den behandelt: der Übergang zum Expressionismus, die Loslösung von

Nachweisen im Einzelnen ZU arbeiten hatte. So wird der Geschichte, die Neubelebung der katholischen Kunst von Beuron

erst die Zukunft entscheiden, ob das vorliegende Werk I aus, das Ringen um einen neuen schlichten und wahrhaftigen evange-

ZU diesen wep-weisenden Büchern gehört oder nicht. lischen Kirchenbau, die Malerei Steinhausens und Rudolf Schäfers,

zu uiesen wegweisc. ,A t.uut ^ ^ „ . „ Wenn der Verf. den modernen „Leichenhochöfen" die christlichen

Preuß schildert zuerst „das WaldgefuhP und die „Unruhe" j Waldfriedhöfe gegenüberstellt, so spürt man, daß er zum Schluß wieder

der heidnisch germanischen Seele, m die das Christentum Beruhigung | an s€jne„ AusgangsmlnJd> >idie Waldheimat der deutschen Seele" denkt,
und Klärung gebracht habe. Im karolingischen Zeitalter sei dann

durch den vollen Sieg des Christlichen und die Nachwirkung antiker | Dieser Überblick konnte nur auf die Allgemein-

Klassik zum ersten Male helle Klarheit in das deutsche Geistes- j heiten hinweisen. Aber das liegt eben im Wesen des

leben eingezogen. Unter den ottonen verdüstert sich das B.id wieder: Büches, das einen großen Überblick, keine neue Einzel-

Die Apokalyptik wird herrschend, um dann der „Majestät der Ro- forschunp- freben Will Man sieht erneut" Hier kommt «
m.mik" zu weichen. Das Wesen der romanischen Basilika mit ihrem ' ™T/~l, £ g A, ,- V 130 7 z „T u , KOnimt eS
Testen ZusaZeüschluß der Gemeinde, ihrer ernsten Feierlichkeit und | ™f das Grundsatzliche an. Es fragt Sich also zunächst:
ihrer trutzigen Sicherheit wird geschildert. Aller plastischen Kunst j Wie steht das Buch zur Kirchengescflichte ? Der Vererkennt
Preuß, darin Thodes Theorie folgend, nur „relative Christ- ■ fasser polemisiert gegen deren bisherige philologisch-

lichkeit" zu. Die romanische Malerei dagegen sei „visionär, altger- j dogmenhistorische Methode Und will statt dessen Fröm-

manisch, demütig" und habe dabei doch einen Zug ins Große und migkeitsgeschichte geben. Ich glaube freilich, daß diese

Freie. Mit der Gotik sieht der Verf. wieder eine neue Zeit der Un- i p0lernik zwar verständlich, aber Unfruchtbar ist, SO wie

ruhe anbrechen mit ihrem verzehrenden Sehnen nach der Hohe, mit | die VQn ihm befürchtete Ablehnung seines Bestrebens

„ihrem nervösen Suchen nach Vergewisserung' . Dabei bleibt aber ; , anderen c :+„ kurzsichticr wära F« hanAefo cieB

doch die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen nicht unberücksichtigt: V0" 7„- t,+ ,™ -S KurzsrcnTlg Ware. Es handelt Sich

die eigentümlich8 klassische Hoheit der großen Plastik Preuß J* g^ht Um ein Entweder-Oder. Wenn Sich Preuß

nennt sie die , Weltharmonie im 13. Jahrhundert" die künstlerischen gar darauf beruft, daß unser Gehirn aus zwei Hälften

Äußerungen der Mystik, insonderheit der devotio modema, die vor- | bestehe, von denen „die rechte die Vorstellungen des

nehmlich aus dem Deuter Altar spricht, und die immer stärker Gegenständlichen, Objektiven, Substantivischen, Realen"

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