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Ausgabe:

1928 Nr. 22

Spalte:

508

Autor/Hrsg.:

Peters, Norbert

Titel/Untertitel:

Das Buch Job, übers. u. erkl 1928

Rezensent:

Baumgartner, Walter

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Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 22.

508

Terminus zur Bezeichnung alles Übersinnlichen, Unbegreiflichen
haben die Mortlockinsulaner sowie die Pona-
pesen. „Herz und Gemüt fehlt bei den Trukleuten
nicht, nur liegt vielfach der Schmutz des Heidentums
so dick darauf, daß es nicht zum Durchbruch kommt"
(S. 92). Also wie bei uns auch!

Leipzig. H. Haas.

Witte, Prof. D. Dr. J.: Me" Ti. Der Philosopli der allgemeinen
Menschenliebe und sozialen Gleichheit im alten China. Ein Quellen-
buch. Leipzig: J. C. Hinrichs 1028. (56 S.) 8". RAI 2,40.

Das 56 Seiten starke Heft von Prof. Witte ist nach dem
Vorwort gewissermaßen als Ergänzung zu meinen im gleichen Verlage
erschienenen Arbeiten über Konfuzius und über Laotse gedacht.
Es geht in ihm um einen anderen, neben diesen beiden Großen
stehenden geistigen Führer Chinas in seiner klassischen Zeit, den
Philosophen und Sozialethik« Me Ti. Was uns Literarisches von
diesem erhalten ist, ist uns seit 1922 durch eine deutsche Übersetzung
des Hamburger Sinologen Professor Dr. A. Forke zugänglich gemacht.
Aus diesem gelehrten Werk hat Witte mit Genehmigung des Autors
ausgezogen, was ihm wichtigst schien, im akademischen Unterricht
Studenten, aber auch weitere Kreise in die Gedankenwelt eines bei
uns noch zu wenig beachteten chinesischen Denkers einzuführen.
Nachdrücklich aufmerksam gemacht hat auf den Prediger der allgemeinen
Menschenliebe vor Christus 1877 schon der deutsche Chinamissionar
Ernst Faber.

Leipzig. H. Haas.

1. Baynes, Norman H.: Israel amongst the Nations. An

Outline of Old Testament History. London: Student Christian
Movement 1927. (328 S.) 8°. 5 sh.

2. Blunt, A.W. F.: Israel in World History, London: Oxford
University Press 1927. (127 S.) 8". 2 sh. 6 d.

Nr. 1 erhebt laut Vorwort weder auf Originalität
noch Gelehrsamkeit Anspruch; bescheiden nennt der
Verfasser sein Büchlein bloß eine Skizze, which may
serve as a background for the study. In Wirklichkeit
ist es ein wohlunterrichtetes und nützliches Hilfsmittel
für die Mitarbeit an den Problemen. Was der Verf.
über seine Originalität sagt, trifft im allgemeinen zu.
Er will weniger neue Wege zeigen als über die Probleme
orientieren. Doch greift er in Kap. IX und X erheblich
weiter aus. Hier, wo die Forschung selbst noch
sehr stark im Flusse ist, wird er in erfreulichem Maße
zum selbständigen Mitarbeiter. Des Unterzeichneten
Auffassung ist übrigens mehrfach schief dargestellt, da
der Verf., der sonst überall die neueste Literatur berücksichtigt
, von meiner Geschichte II nur die 2. Auflage
zu kennen scheint. Schwierig ist, wenigstens für den
deutschen Leser, die Frage zu beantworten, für wen
eigentlich das Buch geschrieben ist. Der erste darstellende
Teil S. 1—189 ist augenscheinlich für einen
weiteren Kreis bestimmt und wird von ihm (Studenten
und interessierten Laien) gewiß mit Gewinn gebraucht
werden. Aber wozu dient diesem Leserkreis der 2. Teil
(S. 190—309), der gelehrte Anmerkungen und Auseinandersetzungen
mit den Mitforschern bietet? Ihn
werden die Fachgenossen mit Freude und Gewinn lesen,
aber sie werden auf der andern Seite fragen, wozu ihnen
der 1. Teil dienen könne. So muß das Buch nach dem
Rezept genossen werden: „Wer vieles bringt, wird jedem
etwas bringen".

Nr. 2 gibt einen Abriß der Geschichte Israels in
der Weise, wie es bei uns die Bändchen der Samm.r
lungen „Aus Natur und Geisteswelt" oder „Wissenschaft
und Bildung" usw. tun. Nur beschränkt der Verf. sich
auf die äußeren Ereignisse, wogegen nach dem Schlußwort
S. 121 ein eigenes Bändchen derselben Sammlung
die soziale und religiöse Entwicklung Jsraels behandelt
. Dagegen ist nichts zu sagen, wohl aber mag auffallen
, daß im ganzen Büchlein mit Ausnahme der gelegentlichen
Erwähnung von H. Winckler's Geschichte
Israels in englischer Übersetzung von der Mitwirkung
deutscher Gelehrtenarbeit an der Geschichte Israels mit
keiner Silbe die Rede ist. Als einzige Vertreter der
Disziplin werden dem Leser Kent sowie Sarsoh and

Phillips — gewiß keine weltbewegenden Namen — genannt
. Das ist um der Sache willen zu bedauern.
Leipzig. Rudolf Kittel.

Peters, Prof. Dr. Norbert: Das Buch Job, übers, u. «kl. Münster
i. VC.: Aschendorff 192S. (XXVIII, 517 S.) gr. 8°. = Exegetisches
Handb. z. A. T., Bd. 21. RM IS ■; geb. 20- .

Der neueste Band des „Exegetischen Handbuches",
das sich durch seine gediegenen und gelehrten Kommentare
über die Grenzen der katholischen Konfession hinaus
einen Namen gemacht hat, reiht sich seinen Vorgängern
würdig an. Der Verf. war für diese Aufgabe
auch besonders gut vorbereitet, da er sich schon seit
3 Jahrzehnten mit diesem Bibelbuch näher beschäftigt
| und schon zweimal, 1899 und 1917, eine Übersetzung,
außerdem verschiedene Aufsätze dazu veröffentlicht hat.
Die langjährige Versenkung in den Gegenstand und die
daraus fließende innige Vertrautheit mit ihm macht
sich wohltuend durch das Ganze hindurch fühlbar. Daß
das Buch im Manuskript schon im Winter 1921/22 vollendet
war und nur solange auf die Drucklegung warten
mußte, würde man ihm schwerlich anmerken, wenn es
nicht das Vorwort verriete; denn auch alles seither Erschienene
ist, soviel ich sehe, lückenlos berücksichtigt
worden.

Einen gediegenen Eindruck macht schon die umfangreiche
Einleitung, aus der einiges zur Charakteristik
des Buches hervorgehoben sei: Allegorische Auslegung
wird rund abgelehnt. Die Person des Hiob und das von
ihm Erzählte sind geschichtlich; die Reden dagegen
dichterische Konzeption (§ 3). Mvthologische Anspielungen
werden in geringer Zahl (7,12; 9,13; 18,14;
26,12. 13; 38,17) als poetische Darstellungsmittel anerkannt
; daß auch der katholische Standpunkt das zulasse
, wird mehrfach betont. Ebenso wird für Kap. 31
Einfluß des ägyptischen Totenbuches angenommen. —
Des Verfassers Arbeit hat sich über einen längeren Zeitraum
erstreckt; vielleicht hat er Früheres auch teilweise
I umgearbeitet. Nur vier kurze Stellen (9,24b; 14,4;
24, 5b; 42,3 a u. 4) werden als Zusätze gestrichen;
sonst gilt alles für echt, auch die Elihureden, Kap. 28,
I die Gottesrede, die Schilderung von Leviathan und Krokodil
. P. anerkennt auch das Volksbuch, beschränkt aber
| seinen Umfang auf 1,1 a. 2—5. 13—22; 2, 7 b—10; 42,
10a u. b. 11—17; später sei es midraschartig durch die
Einlage der Satanepisoden erweitert und dann vom Ver-
j fassei in dieser Gestalt als Rahmen benützt worden
i (§ 7). Das Alter des Volksbuches läßt sich nicht mehr
| bestimmen. Das Ganze ist jedenfalls erst spät, etwa im
; Beginn der Ptolemäerzeit verfaßt (§ 6). Die Dialogform
wird aus Ägypten hergeleitet; Anklänge an die
Klagelieder sieht P. ebenfalls (§ 8), aber leider ohne
die gemeinsame Situation zu erkennen, die doch für
das Verständnis des Ganzen wichtig wäre. In der Frage
i der Metrik (§ 10) ist er zurückhaltend. In der Beur-
| teilung des Textes (§ 11) und der Einschätzung der
: Septuaginta (§ 12) steht er Budde nahe.

Der Kommentar selber bringt eine recht wohl gelungene
Übersetzung, die alle Reden in rhythmischer
Form, aber ohne Künstelei wiedergibt. Irn übrigen ist
die gründliche Behandlung aller philologischen Fragen
zu rühmen, über denen doch der Inhalt nicht zu kurz
kommt. Auch zum Stil findet sich manch gute Bemerkung
. Von Einzelheiten sei nur erwähnt, daß P. zu
19, 25 ff. nicht der eschatologischen Erklärung des
Hieronymus, sondern der Ante-mortem-Auffassung der
ältesten Kirche folgt: noch in diesem Leben, erwartet
Hiob, werde Gott als sein Richter und Anwalt eingreifen
. — Das Ganze ist ungemein sorgfältige und
wohlüberlegte Arbeit, von der jeder an Hiob Interessierte
auch da viel haben wird, wo er anderer Meinung
ist und bleibt. — Von störenden Versehen ist mir nur
aufgefallen, daß L. Köhler an den beiden Stellen, wo
er genannt wird (S. 73 u. 451), einen verkehrten Vornamen
trägt.

] Marburg. _ _W. ßaumgartner.