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Ausgabe:

1928 Nr. 21

Spalte:

503

Autor/Hrsg.:

Schwandt, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Handreichung für die Liturgischen Andachten des Christlichen Zeitschriftenvereins. Erster Teil 1928

Rezensent:

Graff, Paul

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Seite 1

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503

Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 21.

504

recht einzuschätzen). Treffend kennzeichnet W. den nicht-ethischen
Charakter der Religion der Reden (198): „Religion ist hier zuhöchst
Gemütserlebnis des Unendlichen, nicht Gewissenserlebnis eines Unbedingten
", und die Zusammengehörigkeit von Reden und Monologen
(216): sie „stellen nicht, wie man gemeint hat, die Spino-
zistische und die Fichtesche Weltansicht nebeneinander; es ist verwandelter
Spinozismus und verwandelter Fichtianismus in einem, es ist
ein einheitliches Lebensgefühl, das man eben als Schleiermacherisch
hinnehmen muß".

Fragen kann man, ob der Gedankengehalt der Reden so ausführlich
wiedergegeben werden soll, wie es hier geschieht. Das
Lesen der Reden ersetzen will W. natürlich nicht; wer sie aber aufmerksam
durchliest, durcharbeitet, sollte solch ausführlicher Wiedergabe
ihrer Hauptgedanken nicht bedürfen. Ein gutes Hilfsmittel
zum Verständnis der Reden aber ist dieser Abschnitt ähnlich wie der
entsprechende in Diltheys Biographie Schi.'s. Bisweilen mag W. in
scharfsinniger Analyse der Reden und der Monologe den damaligen
Standpunkt Schi.'s schärfer gekennzeichnet und spätere Äußerungen
ihm schärfer entgegengesetzt haben, als zutreffend ist. So findet W.
in der 1. Auflage der Reden den kühnsten Angriff auf die Vormacht
der idealistischen Philosophie, da Sehl, nicht in ihr, sondern in der
Religion den tragenden Grund des geistigen Lebens finde; Schi, selbst
sei aber bald vor dieser seiner Kühnheit zurückgeschreckt und habe
dann die Religion einem selbstgenügsamen metaphysischen Denken
nur zur Seite gehen lassen. Ich meine, der Angriff in den Reden
sei nicht durchweg klar, schätze ihn also nicht so hoch ein wie W.
das tut; wiederum finde ich die tatsächliche spätere Stellung der
Religion bei Schi, nicht so bescheiden, wie es nach diesen Worten
W.'s scheinen könnte. Genauer: so gewiß ich nicht (in Hegels Art)
der Philosophie doch schließlich einen Vorrang vor der Religion
geben will, so wenig kann ich religiöse Erkenntnis der philosophischen
Erkenntnis überordnen; ich halte die Selbständigkeit beider,
wie sie Schi, nach einigen seiner späteren Äußerungen vorschwebte,
für das einzig Mögliche. Und die Herrschaft einer deduktiven Tendenz
in Schi.'s späterem wissenschaftlichen Denken würde ich nicht
so stark betonen, wie W. (mit den notwendigen Einschränkungen) es
immerhin tut (S. 311). Schon in der ersten Auflage der Reden
und der Monologe ist manches konstruktiv deduziert; andrerseits ist
der Wille Schi.'s, sich die wirkliche Welt nicht nehmen zu lassen,
sein Empirismus, später wieder stärker geworden.

Ich deute noch einige Einzelheiten an, wo Kritik einsetzen
mag. Daß der erste Teil der Glaubenslehre die Religion als notwendiges
Produkt der menschlichen Natur darstelle, der zweite das
Christentum in seiner historischen Bedingtheit, würde Schi, so nicht
zugegeben haben. Wenn W. in den Reden die Begriffe der Offenbarung
und Eingebung zu flüssig geworden findet, so halte ich es hier
mit Schi.; andrerseits stehe ich Schi.'s Theorie, der Fromme finde
in allem etwas Gutes, kritischer gegenüber als W. Und im Blick auf
den Sinn, den das Wort Moralismus nun einmal zu haben pflegt,
würde ich Schi.'s Denkweise nicht so kennzeichnen, daß nach ihm
der rechte Idealismus sich auf den Moralismus gründe (305).

S. 36 st. 1880 1. 1780. S. 202 ist mit dem Eheverbot das
einer Mischehe zwischen Juden und Christen gemeint.

Kiel. Hermann Mulert.

Schwandt, Wilhelm: Vier Adventsandachten und liturgische
Andachten zur Christvesper, zur Jahresschlußfeier, zum
Reformationsfest und zum Totensonntag, Mit Bildern alter
Meister. Erste Aufl. Berlin: Christi. Zeitschriftenverein 1926.
(104 S.) RM —80; 100 St. 70—; 500 St. 300—.

Ders.: Passionsandachten. Mit Bildern von Dürer. Ebd. 1926.

(76 S.) RM —60; 100 St. 50—; 500 St. 200—.

Ders.: Handreichung für die Liturgischen Andachten des
Christlichen Zeitschriftenvereins. Erster Teil. Advent,
Christvesper, Jahresschlußfeier, Erntedankfest, Reformationsfest, Totensonntag
, Konfirmationsjubiläum. Für die Hand des Pfarrers
bearbeitet. Ebd. 1928. (160 S.) RM 3.50.

Seit langer Zeit kennt man in Ostpreußen die sog. „Mitlesegottesdienste
" für die Passions- und Adventszeit. Die gedruckten
für die Hand der Gemeindeglieder bestimmten Andachten enthalten
nicht nur die Lieder, sondern auch die Schriftabschnitte vollständig
ausgedruckt, so daß die Gemeindeglieder sie nachlesen können.
Ahnlich sind auch die vorliegenden Hefte des Verfassers, Konsi-
storialrat in Danzig, gestaltet. Und da außer dem Deutschen Ev.
Oesangbuch auch die Gesangbücher der größeren Landeskirchen berücksichtigt
sind, so bietet sie der Christi. Zeitschriftenverlag hiermit
der gesamten ev. Kirche Deutschlands an, wo sie mancherorts
gute Dienste tun werden.

Eine willkommene Ergänzung dazu, namentlich auch in musikalischer
und liturgischer Beziehung bietet die für die Pfarrer und
Kirchenmusiker bestimmte Handreichung, zunächst für Advent und
einzelne andere Feiern, darunter, wie der Titel bereits sagt, auch für
die jetzt mehr und mehr aufkommenden Konfirmationsjubiläen
.

Hannover. Paul G r a f f.

Soeben erschien:

Von der Heiligung
des Lebens

20 religiöse Reden von bekannten deutschen und
ausländischen Kanzelrednern

Lic. Dr. Hans Hartmann

Pfarrer in Solingen-Foche.

166 Seiten. 8°. 1928.

In allen christlichen Ländern ist die Frage der Verkündigung
brennend geworden. Was hat heute der Prediger den suchenden
Menschen zu sagen, wenn er um seine Verantwortung weiß ? Diese
Frage an die Zeit und aus der Zeit dürfte auch einmal im Geist
übervölkischer Zusammenarbeit aufgenommen werden. Ein allererster
Versuch ist hier von Pfarrer Hans HARTMANN in Zusammenarbeit
mit folgenden namhaften deutschen und ausländischen
Theologen gemacht: Pfarrer Emil BLUM-Habertshof, Pfarrer Georg
BRONNER-Paris, Pfarrer Prof. Hans EHRENBERG-Bochum,
Pfarrer Petrus ELDERING-Rotterdam, Pfarrer Emil FELDEN-
Bremen, Pfarrer Georg FRLTZE-Köln, Pfarrer D. Emil FUCHS-
Eisenach, Hauptprediger D. Dr. Christian GEYER-Nürnberg,
Kirchenrat D. Karl KÖNIG-Huflar, Prof. D. Friedreh MAHLING-
Charlottenburg, Professor Henry MONNIER-Paris, Pfarrer Dr.
Alfred Dedo MÜLLER-Leipzig, Professor D. Leonhard RAGAZ-
Zürich, Pfarrer Horst SGHIRMACHER-Münster, Professor Dr.
Christoph SCHREMPF-Degerloch, Erzbischof Nathan SOEDER-
BLOM-Upsala, Prof. Dr. Paul TILLICH-Dresden. Den Umkreis
der Fragen, die umschritten werden, zeigen die vier Abteilungsüberschriften
: Vom Kampf Gottes um den Menschen / Vom Frevel
und Leid des Menschen / Von der Heiligung des Menschen / Von
der Heiligung der Welt.

Preis RM 5.50, gebunden RM 7.50

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C 1

Beiliegend ein Prospekt des Verlags Felix Meiner in Leipzig.
Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 27. Oktober 1928.

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen. Hainholzweg 62.