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Ausgabe:

1928

Spalte:

31

Autor/Hrsg.:

Schubring, Walther

Titel/Untertitel:

Die Jainas 1928

Rezensent:

Haas, Hans

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handelt sich vorab um Luthers Qottesbegriff als !
solchen. Die Einzel lehren, auch die von der Rechtfertigung
, sind nicht das „Wesenhafte" an seiner Theologie
, das ist vielmehr das geschlossene Oottes-
b i 1 d, das ihm vor Augen stand. „Und fragst du, wer
er ist: er heißt Jesus Christ". Von da sind unmeß1- ,
bare, geheime Wirkungen ausgegangen, die noch ver-
folgt werden müssen. Das bemerke ich nicht, um R.'s |
Leistung zum Schlüsse doch noch zu „bemängeln". Sie j
ist so groß, daß ich nur mit Dank, ja Staunen vor
ihrem Ernste und ihrer sachlichen Bedeutung, auf sie
hinblicken kann. Das Werk als ganzes ist erstklassig, in
jedem weiteren Bande wichtiger. Ich meine aber, daß
Luther selbst so eigentümlich groß ist, daß noch kein
Interpret ihm völlig gerecht geworden und verständlich
gemacht hat, daß er immer noch die „Zukunft"
des Protestantismus genannt werden muß.

Halle. F. Kütten b lischt

Schubring, Prof. Walther: Die Jainas. Tübingen: J.C.B. Mohr
1927: (IV, 33 S.) gr. 8°: Religionsgeschichtliches Lesebuch,
2., erweit. Aufl., Heft 7. Rm. 1.80; Subskr.-Pr. !.(>0.

Thurnwald, Prof. Richard: Die Eingeborenen Australiens
und der Südseeinseln. Ebd. 1027. (III, 48 S.) sj. 8°. =
Religionsgeschichtliches Lesebuch, 2., erweit. Aufl., Heft 8.

Rm. 2.20 ; Subkr.-Pr. 2 .
„Vermissen", schrieb 1908 Bertholet in der seinem Reli- [
gionsgeschichtlichen Lesebuch vorangestellten Einführung (S. X), „mag
man Texte der Jainaliteratur; denn von einem jainistischen Kanon !
(Siddhänta) kann so gut wie von einem buddhistischen gesprochen
werden. Tatsächlich war auch die Mitteilung jainistischer Texte beabsichtigt
und vorbereitet. Daß sie nicht zustande kam, lag an Um-
stünden, für die Herausgeber und Verleger nicht verantwortlich zu j
machen sind. Übrigens hoffen sie noch Gelegenheit zu finden, das '
Versäumte nachzuholen". Diese Gelegenheit bot jetzt erst das Nötiggewordensein
einer zweiten Auflage des Lesebuchs, die sich als „erweiterte
" auch durch diesen Neuzuwachs erweist. Auf 30 Seiten
bietet Heft 7 eine alles Notwendige berücksichtigende Auswahl aus '
dem Kanon, darüber hinaus auch wichtige Stücke aus dem außerkanonischen
religiösen Schrifttum der Jainagemeinde. In allernächster
Zeit wird als neueste Lieferung meines Bilderatlas zur Religiousge-
schichte die dem Jainismus gewidmete, bearbeitet von Professor W.
Kirfel in Bonn, ausgehen. Ein zusammenfassendes Werk sehr beträchtlichen
Umfangs (505 S.) von H. von Glasenapp: „Der Jainismus,
eine indische Erlösungsreligion. Nach den Quellen dargestellt" hat uns |
das Jahr 1925 gebracht. Nimmt man zu den genannten Publikationen |
diese Textproben, die weitergehendem Bedarfe ihre Ergänzung !
in Walter Schubrings 1926 erschienenem Quellenbandc „Worte Ma-
haviras" finden, so hat man nun vollständig beisammen, was zu genauerem
Kennenlernen einer Religion nur immer erfordert ist, über die
man sich bei uns vor noch nicht gar so langer Zeit so sehr im unklaren
war, daß man sie für einen bloßen Abz.weiger des Buddhismus
hielt.

Für Heft 8 des Lesebuchs hat sich als Bearbeiter in Professor
Richard Thurnwald ein Berufener zur Verfügung gestellt. Er faßt j
Australier, Papua-Melanesier, Polynesier und Mikroncsier, also immer- |
hin nicht wenig verschieden veranlagte Völker mit ungleichem Kultur-
niveau, zusammen. Die Texte, die mitgeteilt werden, sind den ein- j
schlägigen Forschungen Thurnwalds selbst und den Werken von Streh-
low, Spencer und Gillcn, Hocart, Tregear u. a. entnommen, da und |
dort gekürzt.

Leipzig. I L 11 a a s.

Propst, Stud.-Rat Dr. Hermann: Die geographischen Verhält- j
nisse Syriens und Palästinas nach Wilhelm von Tyrus, Geschichte
der Kreuzzüge. 2 Tie. Leipzig: J. C. Hinrichs 1927. 1

(83 It. 41 S.) gr. 8<>. = Das Land der Bibel, Bd. 4, H. 5/6 u. I
Bd. 5, H. t. Rm. 4.80.

Wilhelm von Tyrus, der als Geschichtschreiber der j
Kreuzzüge zugleich einen offenen Blick für Land und
Leute gehabt hat, ist der Palästinaforschung schon lange !
als wertvolle Quelle bekannt. Propst macht nun die j
diesbezüglichen Stellen seines Werkes teils im Wortlaut,
teils gekürzt bequem zugänglich, indem er sie — nach I
einer Einleitung, die über W. v. T., sein Geschichtswerk '
und dessen Bedeutung für diesen Zweck orientiert —
sachlich geordnet zusammenstellt: erst die von ihm erwähnten
Länder, Landschaften, Orte und Wege, dann |
seine Aussagen über Bodenbeschaffenheit, Meer und
Flüsse, Stürme, Gewitter, Erdbeben usw., über Pflanzen
und Tiere, und über die Bewohner. Den Schluß bilden

ein paar Seiten Anmerkungen, Literatur und ein Verzeichnis
der Eigennamen. — Man möchte manches, wie
des Verfassers Bemerkungen zu einzelnen örtlichkeiten
od. über des W. Quellen (s. 1 75 f., als seltenes Beispiel
II 34) etwas eingehender wünschen. Dann wäre der
wissenschaftliche Wert der Schrift noch größer. Aber
als nützlich wird sie sich auch schon in dieser Form erweisen
.

Marburg. W. Baumgartner.

Lindblom, Prof. Joh.: Hosea. Literarisch untersucht. Abo.
Abo Atademi 1927. (VI, 149 S.) 4°. = Acta Adademia Aboeusis
Humaniora V. Rm. 4.50,

Schon im Jahre 1924 hatte Lindblom in einer Studie
„Über die literarische Gattung der prophetischen Literatur
" versucht, ein neues Verständnis des ATlichen
Schriftprophetentums zu vermitteln; er stellte Israels
Prophetenschriften in Parallele zur mittelalterlichen
christlichen Mystik — besonders zu den Revelationen
der tilg. Birgitta von Vadstena — und statuierte von da
aus die literarische Gattung der „Revelation" als die
Hauptform auch der ATlichen Schriftpropheten. Hatte
L. damals seine Untersuchung rein grundsätzlich gestaltet
und nur mehr anhangsweise — zur besseren
Begründung seiner Thesen — unter diesen neuen Gesichtspunkten
das Prophetenbuch des Arnos behandelt,
so wendet sich der Herr Verfasser in der vorliegenden
Arbeit eingehend der Beurteilung Hoseas zu. Für Lindblom
besteht kein Zweifel, daß auch hier keine „Reden",
sondern eben „Revelationen" vorliegen. Den Ausgangspunkt
nimmt L. von der „Ehegeschichte Hoseas", deren
Erörterung ein verhältnismäßig großer Raum gewidmet
ist (S. 1—51). In Auseinandersetzung mit den bisher
vorgetragenen Anschauungen kommt L. zu dem Ergebnis
, daß cap. 3 eine geschichtliche Begebenheit wiederspiegele
und — im Unterschied von dem parallelen
Fremdbericht in cap. 1 — den Selbstbericht des Propheten
enthalte. Dieser Bericht, der jetzt in überarbeiteter
Form vorliege, sei ursprünglich nicht selbständig gewesen
, sondern gehöre hinter die Wächter (-Berufungs)-
Revelation (8, 1—7). Während man allgemein zwischen
cap. 1—3 und cap. 4 ff. eine Schwierigkeit empfindet
und keine deutlichen Zusammenhänge aufweisen kann,
vertritt Lindblom den Satz, daß dieser Ehegeschichte
eine ausschlaggebende Bedeutung für das ganze Buch
Hosea zukomme. In ihr „haben wir den Schlüssel zum
Verständnis seiner prophetischen ,Reden' überhaupt, und
nicht nur das, sondern auch zu ihrer Auflösung in ihre
ursprünglichen Einheiten", wie sie uns auch den Maßstab
gebe, „nach dem wir die Revelationen des Propheten
chronologisch ordnen können" (S. 50). Den ehelichen
Erlebnissen Hoseas entsprechend sind nach L.
auch mehrere Perioden in der Wirksamkeit des Propheten
zu unterscheiden: a) Aus der Zeit vor der Ehe
stammen die Wächter-Revelation 8, 1—7 und die
Priester-Rev. 4, 1 — 11. b) Der Prüflings- und Bewährungszeit
, welche die Gomer durchzumachen hat, ehe sie
in die ehelichen Rechte aufgenommen wird, entsprechen
die Revelationen, welche den Gedanken enthalten, daß
„Israel durch Züchtigung und Läuterung hindurch einer
idealen Zukunft entgegengeht": Achor-Rev. 11,8—9 und
Buss-Rev. 5, 15—6, 3. c) Die schwache Hoffnung, die
zunächst nach entdeckter Untreue der Gomer besteht,
daß das treulose Weib sich bessern werde, erlischt mit
der Geburt des dritten Kindes. So bleibt nur noch die
völlige Verwerfung übrig. Diesen Erfahrungen gehen
parallel diejenigen Revelationen, die des Volkes Sünde
als Ehebruch hinstellen, auf den dann mit Notwendigkeit
der göttliche Zorn und das Gericht (erst als Drohung,
später als unvermeidliches Schicksal) folgen muß. Hierher
gehören: Lo ruchama-Rev. 2, 4—15; Rhabdomantie-
Rev. 4, 12—19; Aristokraten-Rev. 5, 1—7; Trauer-Rev.
9, 1—9. d) In der letzten Wirkensperiode treten die
persönlichen Erlebnisse des Propheten gegenüber den
historischen Ereignissen in den Hintergrund. Aus dieser