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Ausgabe:

1928 Nr. 19

Spalte:

452

Autor/Hrsg.:

Hadorn, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die deutsche Bibel in der Schweiz 1928

Rezensent:

Blanke, Fritz

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Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 19.

452

Regesta pontificum rotnanorum. Congessit Paul Fridol. Kehr.
Germania pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a
romanis pontificibus ante annum 1198 Germaniae ecclesiis monasteriis
civitatibus singulisque personis concessorum. Iubente societate
Gottingensi opes porrigentibus curatoribus legati Wedekindiani
congessit Albertus Brackmann. Vol. II, pars II: Helvetia pontificia
. Provincia Maguntinensis pars II: Dioeceses Constantiensis II
et Curiensis et Episcopatus Sedunensis, Genevensis, Lausannensis,
Basiliensis. Berlin: A.Weidmann 1927. (XXIII, 296 S.) 4».

RM 20-. !

Über den ersten Teil des zweiten Bandes der Ger- l
mania pontificia ist bereits in dieser Zeitung, 49. Jahr- j
gang, 1924, Sp. 372 berichtet worden. Man kann es
nur dankbar begrüßen, daß A. Brackmann die Zeit ge- |
funden hat, den vorliegenden zweiten Teil fertig zu j
stellen, der das Gebiet der heutigen Schweiz umfaßt
d. h. den Schweizer Teil des Bistums Konstanz (der I
Nicht-Schweizer Teil des Bistums ist bereits in der !
vorigen Abteilung erschienen), die Bistümer Chur, Sitten j
(Sion), Genf, Lausanne, Basel (mit dem Sundgau, dem
östlichen Teile des Ober-Elsaß). Die Schreiben (Privi- I
legia, litterae et acta) der Päpste und der päpstlichen j
Legaten an Schweizer Kirchen und Personen und von ■
Schweizer Personen an die Päpste bis auf die Zeit j
Innocenz' III. (1198) werden in der bekannten Weise (
registriert und ihrem Inhalte nach mitgeteilt. Auch die
nicht erhaltenen Schreiben, von denen wir Kunde haben,
sind in das Verzeichnis aufgenommen (97). Im Ganzen
sind es 355 Regesten und 15 von Schreiben an römische
Bischöfe. Von den 355 Regesten hat Jaffe nur
252, der Zuwachs ist also bedeutend. Jedem Abschnitt j
ist das Literatur- und Quellenverzeichnis und eine kurze j
Geschichte des Bistums, der Kirche, des Klosters u. s. w.
vorausgeschickt. Dabei werden auch die Angaben über
die Bibliothek und das Archiv und deren Geschicke gemacht
. Es braucht nicht hervorgehoben zu werden, daß j
diese Angaben besonders wertvoll und inhaltreich sind. !
So ist die historische Grundlage geschaffen, auf der j
weiter gebaut werden kann, natürlich auch für die Zeit j
seit 1198. Es ist erstaunlich, wie reichhaltig und gut die
Literaturangaben sind; auch ein Zeichen, wie viel gerade
Schweizer Gelehrte für die Erforschung ihrer mittelalterlichen
Geschichte getan haben. Deswegen ist es
auch wohl verständlich und wohlverdient, wenn der |
Band dem Senior der Schweizer Historiker gewidmet
ist, Gerold Meyer von Knonau, qui scientia et erudi-
tione atque severa docendi et disserendi ratione primam I
inter scriptores rerum gestarum Helveticos locum dig-
nissime obtinet.

Die Ausstattung des Bandes ist ausgezeichnet, der i
Druck ist sehr gut und rein; Druckfehler sind mir nur
sehr wenig aufgefallen. Die Praxis, dem lateinischen
Namen in Klammern die moderne Bezeichnung beizugeben
oder lateinische Übersetzungen moderner Bezeichnungen
in der beigefügten Klammer zu verdeutlichen (z.
B. camera reipublicae [ Cantonale Finanzverwaltung |),
macht die Lektüre nicht gerade angenehm, ist aber nützlich
. Sehr erfreut war ich zu sehen, daß Rettbergs und i
Friedrichs Kirchengeschichten Deutschlands in den Literaturangaben
zu ihrem Rechte gekommen sind; erfreulich
ist auch, daß Haucks Forschungen überall gründlich
verwertet worden sind, auch kleine Bemerkungen sind
verzeichnet.

Kiel. G. Ficker.

Strunz, Franz: Johannes Hus. Sein Leben und sein Werk. Mit
e. Auswahl aus seinen pastoralen Schriften u. Predigten. München-
Planegg: O.W. Barth-Verlag 1927. (144 S.) gr. 8». RM4.50 ; geb. 6—.

Den Hauptteil dieses Büchleins (S. 61—133) bilden I
einige Predigten, die in deutscher Übersetzung wiedergegeben
werden, und zwar 2 lateinische nach der Übersetzung
von W. v. Langsdorff (Die Predigt der Kirche,
Klassikerbibliothek der christlichen Predigtliteratur 27.
Bd., 1894) und 5 böhmische nach der Übersetzung von
Joh. Nowotny (Görlitz 1854. 1855). Die Einleitung I
(S. 9—58) bringt die notwendigen Daten aus Hussens

Leben und sucht seine Religiosität zu erfassen, der Verf.
verkennt keine seiner Eigentümlichkeiten, meint aber
doch, daß es möglich sei, ihn gewissermaßen religiös
objektiv zu begreifen, weder als Tschechen noch als
Deutschen, als einen Zeugen für die Religion, die sein
Herz erfüllte, als mittelalterlichen Menschen, und doch
schon in seinem Gegensatze zu der mittelalterlichen
Kirche über seine Zeit hinausweisend. Er zeigt, wie er
abhängig war von Wiklif und als Wiklifit in den Tod gegangen
ist. Das ist das Anziehendste in diesem Buche,
daß es schildert, wie Hus Märtyrer werden mußte und
Märtyrer werden wollte. Der Verf. kommt zwar zu
dem Resultat (S. 57), daß für Hus und gegen Hus das
letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Aber er meint
das so, daß man deuten und begreifen bestenfalls nur
sich selber kann, sowie man nur sich selbst erlösen
kann. Er versucht doch in sein Wesen einzudringen
und läßt sich auf die Wege führen, die vor ihm namentlich
die deutsche Forschung gegangen ist; denn er bekennt
, daß die deutsche Forschung, besonders Loserth,
in der Erkenntnis Hussens, das Beste getan hat. Er
will aber mehr; er begnügt sich nicht, in Hussens Religiosität
einzudringen, sondern will das Wesen der Religion
überhaupt erfassen; und dabei stellt er mehr allgemeine
Erwägungen an, als der Sache dienlich ist. Er
hat das Büchlein mit einer Anzahl von Abbildungen ausgestattet
, so bringt er Merians Ansicht von Konstanz,
seltene Hußmedaillen; sagt aber leider nicht von allen,
woher sie genommen sind, er gibt auch die von Faber
und Kurth 1907 aus dem berühmten Leitmeritzer Can-
tionale entnommenen Abbildungen wieder, aber seltsamerweise
verwendet er doch wieder den bärtigen Huß-
typus, wenn er sich auch der von Faber und Kurth ausgesprochenen
Meinung anschließt, daß der bärtige Typus
auf Holbein zurückgeht (S. 48 f.), der Huß mit Hieronymus
von Prag verwechselt hat, und der unbärtige
Typus des Leitmeritzer Cantionale Anspruch auf historische
Glaubwürdigkeit hat. Die Sache scheint mir doch
noch untersucht werden zu müssen; denn der 2. Band
der Historia et monumenta Johannis Hus et Hieronymi
Pragensis, Nürnberg 1558 gibt vor fol. I den unbärtigen
Huß auf dem Scheiterhaufen, während der 1.,
von 1583 datierte Band (mit praefatio von 1558) vor
fol. I dasselbe Bild bringt, aber auf ihm den bärtigen
Huß zeigt. — Die gelehrten Anmerkungen S. 134—140
und das Verzeichnis der Literatur S. 141 —143 sind im
Allgemeinen nützlich.

Kiel G. Ficker.

Hadorn, Wilhelm: Die deutsche Bibel in der Schweiz.

Leipzig: H.Haessel 1925. (125 S.) kl. 8°. m Die Schweiz im
deutschen Geistesleben, 39. Bdchn. geb. RM2—.

Hadorns in der Hauptsache auf Mezger: Geschichte der
Deutschen Bibelübersetzung in den schweizerischen reformierten Kirchen
1876 beruhendes Büchlein handelt nicht von der Lutherbibel
allein, sondern von den verschiedenen deutschen Bibeln (Zürcherbibel,
Piskatorbibel u. a.) die neben Luthers Übersetzung in der Schweiz eingeführt
waren; es zeigt aber in seinem Fortgang, wie Luthers Bibel
allmählich alle anderen beiscitedrängend sich selber als Schweizer
Kirchen- und Schulbibel durchgesetzt hat. Die Gründe für diesen
Siegeszug sieht der schweizerische Verf. in der unvergleichlichen
Größe von Luthers Verdeutschung. Die ansprechend geschriebene
Schrift wird so zu einem Zeugnis für die zwingende Gewalt von
Luthers Bibcldcutsch. Zugleich ist sie ein gewichtiger Beitrag zur
Frage nach den geistigen Brücken, die deutsche Schweiz und
Deutsches Reich miteinander verbinden.

Königsberg/Pr. Fritz Blanke.

Jahrbuch des Evangelischen Vereins für westfälische Kirchengeschichte
. 27. Jg. 1926. Gütersloh: C. Bertelsmann. (71 S.)
8°. RM 3 — .

In dem inhaltreichen Hefte berichtet zunächst der Altmeister
westfälischer Kirchengeschichte H. Rothert über ,,drei Predigten aus
dem Jahrhundert der Reformation" von Urbanus Rhegius 1538, Philipp
Nicolai (gedruckt 1707) und Joh. Schwartze 1623. Dann sucht
F. Böckelmann seine Hypothese über „die Entstehung des Heliand"
zu begründen. Verfasser seien Adalhard und Wala, die Gründer der