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Ausgabe: | 1928 Nr. 1 |
Spalte: | 412-413 |
Autor/Hrsg.: | Lemme, Ludwig |
Titel/Untertitel: | Das Leben Jesu Christi in seiner geschichtlichen Tatsächlichkeit 1928 |
Rezensent: | Lohmeyer, Ernst |
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411 Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 18.
„Siehe, deine Hoffnung ist betrogen,
es spottet überhaupt aller, die es erschrecken wollen,
Indem es spricht: Wer will mich aufstören ?
und wer mir standhalten?"
Erwägung wenigstens verdient die Korrektur von 41,7:
„Sein Rücken ist aus einem Stück mit dem Nacken;
er besteht aus immer gleich viel Rinnen von Schilden."
Aber bei 3, 4—9 vermag ich mich weder mit der
grundsätzlichen Beseitigung der Tristichen zu befreunden
noch mit den mannigfachen Umstellungen noch auch
mit Textänderungen wie dieser (v. 5 c und 8 b):
„Hätten sie ihn doch fortgescheucht in die Nil-Flüsse,
die gemacht sind zur schaurigen Behausung des Krokodils."
Ebensowenig scheint mir etwa die Behandlung von
23, 23—28 Gefolgschaft zu verdienen, weder in Einzelheiten
, noch in der Auffassung des ganzen Passus. Die
letztere — „Die Weisheit ist also keine Hypostase, sondern
eine Eigenschaft Gottes" usw. — ist mit dem Zusammenhang
(v. 12 ff.) schlechterdings unvereinbar.
Halle/Saale. Otto Ei Bf el dt.
Maimonldes: Die „Hilchoth Teschubah". Die „Hiichoth
Deoth". Ins Deutsche übertr. u. m. kurzen Noten vers. v. Bernhard
S. Jacobson. Frankfurt a. M.: Herrnon Verlags-Aktiengesellschaft
56S7 (1926). (104 S.) 8°. = Hermon-Bücherei, Reihe 2, Bd. 3.
Pappbd. RM 1.80.
Zwei Traktate des einflußreichen jüdischen Denkers
werden hier in guter Übersetzung einem weiteren
Leserkreis zugänglich gemacht. Der erste handelt in
10 Abschnitten von der rQTjyFI, ihrem Wesen (es
t :
besteht in: Reue, Sündenbekenntnis und Umkehr, S. 7),
ihrer Notwendigkeit, ihrer Wirkung bei den verschiedenen
Verfehlungen und von den Umständen, die ihr
hinderlich sind. Auch von den „zwei Wegen", die der
Mensch gehen kann, ist die Rede; die Willensfreiheit
(als „Fundament der Thorah" und condicio sine qua
non der Theschubah) und die Schwierigkeit, mit ihr das
Weltregiment Gottes und sein Vorherwissen zu vereinigen
, wird besprochen. Außerdem werden auch eschato-
logische Fragen behandelt.
Trotz aller Kasuistik und nationalen Beschränktheit
(S. 96 u. a.) steht die Ethik des Maimonides auf einer
beachtenswerten Höhe. Die Bedeutung der Gesinnung
für den ethischen Wert einer Handlung wird
nachdrücklich hervorgehoben. Das Motiv der Gesetzesbeobachtung
darf nach Maimonides nicht Furcht vor
Strafe oder Hoffnung auf Lohn, sondern soll: Liebe zu
Gott sein. „Wer aus Liebe Gott dient, der beschäftigt
sich nicht mit der Thorah und den Gesetzen und wandelt
nicht auf den Pfaden der Weisheit aus irgend einem
selbstischen Motiv heraus, nicht aus Furcht vor
Strafe, noch um Lohn zu empfangen. Er tut das Wahre
nur um des Wahren willen, und das Glück wird
schließlich schon von selbst kommen" (S. 55).
Mehr als einmal wird der Leser dieser Schrift an
Worte der Bergpredigt erinnert (so z. B. S. 11, S. 26 f.).
Der zweite Traktat: „Hilchoth Deoth" („Sittenlehren
") stellt tatsächlich eine „Diätetik der Seele und
des Leibes" dar und zeigt, wie der große Arzt, Theologe
und Philosoph des Mittelalters die verschiedenen
Wissenschaften verbindet, und wie in seinen Augen die
Pflege der Seele mit der des Körpers zusammenhängt
(S. 75 ff.; vgl. dazu: Ad. Weiss, Mose ben Maimon,
Führer der Unschlüssigen, I, 1923, CLXIV).
Die Schrift enthält allerlei praktische Lebensweisheiten
, die von feiner Beobachtung des seelischen und
körperlichen Lebens zeugen. In seinen ethischen Ausführungen
zeigt sich Maimuni stark beeinflußt von Aristoteles
und dessen Prinzip der „richtigen Mitte"
(S. 63, 71). Einzelne seiner ärztlichen Ratschläge berühren
sich mit solchen der neueren Hygiene.
Der Herausgeber hat sich durch diese Ausgabe der
beiden Traktate Maimunis ein wirkliches Verdienst erworben
. Bei einer Neuauflage des Büchleins wäre zu
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wünschen, daß der Übersetzung eine literargeschichtliche
Einleitung vorausgeschickt würde.
Rinderfeld bei Mergentheim, Württ. Walter Betzendörfer.
Gutberiet, Dr. Constantin: Das zweite Buch der Machabäer.
Übers, u. erkl. Münster i. W.: Aschendorff 1927. (IV, 219 S.) gr. 8».
= Alttestamentliche Abhdlgn. Bd. 10, H. 3 u. 4. RM 8.40.
Das Urteil, das W. Staerk in diesem Blatte 1922
Sp. 563 über des Verfassers Bearbeitung des I. Makka-
bäerbuches (Alttestamentl. Abh. VIII 3/4) gefällt hat,
gilt auch hier: eine fleißige, aber die wissenschaftlichen
Probleme wenig fördernde Arbeit, die nur bescheidenen
Ansprüchen genügt. Im Literaturverzeichnis ist die
jüngste Nummer Kugler „Von Moses bis Paulus"
(1922). Es fehlen nicht nur Kolbe (1926) und Kührstedt
(1927), sondern auch Ed. Meyer (1921), und die
Bearbeitung von II. Makk. bei Charles „Apocrypha and
Pseudepigrapha" I (1913), sodaß das Buch von vornherein
nicht auf der Höhe ist. Für die Fragen nach geschichtlichem
Wert, Abfassungszeit, Verhältnis zu
I. Makk. ist eine Einleitung von 10 Seiten viel zu kurz.
Der Kommentar sucht den Wortsinn des Urtextes unter
steter Bezugnahme auf die Vulgata genau zu ermitteln.
Aber gerade die schwierigsten und interessantesten Stellen
sind meist sehr stiefmütterlich behandelt. Die viel
erörterte Frage, wieviel Briefe die Einleitung enthalte,
wird kaum gestreift; die Schwierigkeit des „2. Feldzuges
" 5, 1 scheint überhaupt nicht voll erkannt zu
sein; mangelnde Vertrautheit mit der modernen profangeschichtlichen
Forschung über jene Zeit verraten z. B.
die Ausführungen zu 4,37 f. (Tötung des Andronikos)
usw. Ebenso versagt auch die historische Kritik fast
völlig und des Buches Beziehung zur hellenistischen Geschichtsschreibung
ist nicht gewürdigt.
Marburg. W. Baumgartner.
Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft (Sitz: Frankfurt
a. M.) XVIII. Frankfurt a. M.: J. Kauffmann 1927. (VIII, 391 und
32 S.) gr. 8°. geb. RM 14—.
Der Geschichte der Juden in Süddeutschland, Mähren und
Österreich gilt der Hauptinhalt dieses Jahrbuches. Von weiterreichender
Bedeutung sind Mitteilungen von N. M. Gelbers über die Haltung
Österreichs bei der Blutbeschuldigung von Damaskus im Jahr 1840
(S. 217 ff.) und von M. Weinberg über synagogale Verzeichnisse von
jüdischen Märtyrern des deutschen Mittelalters (S. 203 ff.). Wie
geistige Arbeit, aber auch daran gewandtes Kapital, durch rahbinische
Dekrete geschützt werden, zeigt L. Moses (S. 305ff.). Astronomisch
bedeutsam ist B. Cohn's Erklärung des Abschnittes bei Maimonides
über die Berechnung der Sichtbarkeit des Jungmondes und seine Mitteilung
der heutigen Berechnungsweise derselben (S. 327 ff.). Populär
bespricht Wesen und Bedeutung der Zehngebote Dr. Stein S. 1 ff. mit Zu-
rückführung des Heimsuchens der Sünde der Väter auf ein die
Strafe hinhaltendes Bedenken. Hervorragend bedeutsam ist, was Ch.
B. Friedmann S. 265 ff. aus Fragmenten von babylonisch vokalisierten
Mischnahandschriften mitteilt, wobei die Behandlung einer großen
Zahl von Verbal- und Nominalformen schematisch vorgeführt wird.
Eine weitgehende Abweichung von der biblischen Vokalisation liegt
dabei vor. Erwähnung hätte noch verdient, daß das jetzt stets als
besonderes Wort geschriebene sei hier ordnungsgemäß mit dem folgenden
Namen verbunden wird. Die Vokale zeigen, daß Verdoppelung des
Lamed und, wo nötig, der Artikel des Nomen vorausgesetzt werden.
Greifsvvald. G. Dal in an.
Lemme, Ludwig: Das Leben Jesu Christi in seiner geschichtlichen
Tatsächlichkeit. Berlin-Lichterfelde: E. Runge 1927.
(414 S.) gr. 8°. RM 10—; geb. 12—.
Dieses Werk ist das Vermächtnis eines Achtzigjährigen. Man
nimmt es mit tiefer Achtung vor der in ihm niedergelegten Arbeitskraft
in die Hand, bewundert den Fleiß, der noch im hohen Alter
rege war, freut sich wohl an der reichen Belesenheit und schulmeisterlichen
Gründlichkeit, stutzt bei der planen Bestimmtheit mancher Urteile
. Dann aber begegnen Sätze wie diese: „Eine Darstellung des
Lebens Jesu Christi, die eine wirklich geschichtliche Anschauung der
Entwicklung dieses einzigartigen Personlebens bietet, muß dann aus
sdeh heraus den überzeugenden Eindruck der Tatsächlichkeit erwecken,
durch den die neueren Versuche, die Person Jesu in antike Mythologie
zu verflüchtigen, der verdienten Lächerlichkeit verfallen, zumal da die
Tatsache der Kreuzigung Jesu durch die paulinischen Briefe selbst