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Ausgabe: | 1928 |
Spalte: | 361-363 |
Autor/Hrsg.: | König, Eduard |
Titel/Untertitel: | Das Buch Jesaja, eigeleitet, übers. u. erkl 1928 |
Rezensent: | Hempel, Johannes |
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Theologische Literaturzeitung
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. EmailUel HirSCh unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.
5T Hhrir Nr 16 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, a i i IO?fi
Oö. .Icllllg. III. III. Ilainholzweg 62, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. *• AUgUSl 171.0.
Spalte
König: Das Buch Jesaja (Hempel).....361
Miller: Das Hohe Lied (Steuernage]) ... 363
Aptowitzer: Parteipolitik der Hasmonäer-
zeit im rabbinischen u. pseudoepigraphischen
Schrifttum (Hempel)............364
l'eck: The divine Revolution (Qoetz). . . . 366
Holl: Oesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte
(Koch)..............367
Acta concilioruni oecumenicorum (Dcrs.). . . 36S
Spalte
Paracelsus' sämtliche Werke (Bornkamm) . . 370
Briefe und Akten zum Leben Oekolampads
(Wolf)....................371
Ficker: Luther als Professor (v. Harnack). 373
Pearson: Church and State (Hirsch) . . . 373
McNair: Scots Theology in the eighteenth
Century (Ders.)...............375
Hegel: Vorlesungen über die Philosophie
Spalte
Hegel: Erste Druckschriften (Hirsch). . . . 379
Wünsch: Evangelische Wirtschaftsethik
(Heyne)...................380
W a 11 h e r: Soziologie U, Sozialwissenschaften
in Amerika (Schumann)...........380
R e d e k e r : Wilh. Herrmann im Kampf geg. die
positivistische Lebensanschauting (Winkler). 382
von Germar: Raum und Zeit in der
der Religion (Ders.).............37ö| menschlichen Seele (Ders.).........382
König, Prof. Dr. litt, sentit., philo fieol- Eduard: Das Buch Jesaja,
eingeleitet, übers, u. erkl. Gütersloh : C. Bertelsmann 1926. <VIiI,
567 S.) gr. S». RM 22 ; geb. 26'-.
Nach Vollendung seines Genesis-Kommentars 1919
hat sich Ed. König, wie er im Vorwort ausführt, daran
gemacht, sowohl den Psalmen- als den vorliegenden
Jesaja-Kommentar auszuarbeiten, die denn auch beide
fast gleichzeitig kurz nach dem Erscheinen der 2. Aufl.
der Genesis-Auslegung veröffentlicht sind. So ist das
Buch, das ich hier anzeige, ein Zeugnis für einen seltenen
Arbeitswillen und einen nimmermüden, durch alle
Erregungen des Krieges, der Revolution und der rheinischen
Besatzung ungebrochenen Fleiß, für eine Hingebung
an den Lebensberuf bis in die höchsten Alters-
jahre hinein. Das ist voranzustellen, wenn man das
Werk gerecht werten will; K. hat mit großer Aufmerksamkeit
die Literatur verfolgt, auch kleinere, abgelegene
Arbeiten beigezogen und sich bemüht, die Diskussion zu
fördern. Eine andere Frage freilich ist, ob er sich die
Zeit hat gönnen können, überall die neuen Problemstellungen
wirklich in ihrer ganzen Wucht auf sich
Prosa, 8, 5—8 gilt den meisten als Poesie, die mit
Glossen durchsetzt ist; ein Neueinsatz ist ja durch
• • • r]D'1l deutlich markiert. Ist das richtig, so kann
die in 8, 5 ff. ausgesprochene Drohung nicht dazu benutzt
werden, in dem T~J *JH bv$t ~)nO eine Drohweissagung
gegen J u d a , ja geradezu in ihm „n u r diese
drohende Seite" symbolisiert zu finden. 8, 1—4 entspricht
dann vielmehr dem PITin xb) Dipn }<b 7, 7
und es stellt sich heraus, daß sowohl in Kap. 7 als in
Kap. 8 an die Ankündigung der Rettung aus der
syrisch-ephraimitischen Gefahr mit der gleichen Einleitungsformel
-Q-J niiT r|D,Pl Worte angegliedert sind,
die von dem Unglauben, der Zurückweisung des Vertrauens
auf die Gotteshilfe und der daraus folgenden
Strafe handeln, beides Stücke, die übereinstimmend das
Stichwort ISöy bieten. So führt eine scheinbare
Äußerlichkeit, die Nichtverfolgung der metrischen Probleme
, dazu, Zusammenhänge als gegeben zu betrachten
wirken zu lassen oder ob der berechtigte Wunsch die , und &r die Deutung auszunutzen, die keineswegs gesichert
sind, andere Kompositionsprobleme aber zu über
Ernte eines langen und angestrengten Gelehrtenlebens
in die Scheuern zu sammeln und das Erarbeitete anderen
zum Weiterforschen darzureichen, nicht doch dazu geführt
hat, manche Fragen rascher beiseitezuschieben als
sehen.
Analoges gilt für die Behandlung der literarge-
schichtlichen und stilistischen Probleme. Die große,
ihrem Gewicht entspricht. Ich denke dabei etwa an yon L Köhler für Jes 4n_55 leistete Arbei£ dfcs*
Folgendes. In der Einleitung wird festgelegt, Jesaja sei I ßuch auf sdne stiiistische Eigenart zu analysieren und
— wie die Profeten überhaupt, „Redner", aber nicht
„Dichter", „Poet" gewesen. Sicherlich ist an dieser
Feststellung" Berechtigtes. Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß der dichterische Formtrieb nicht das
primäre Element des profetischen Schaffens gewesen
ist, daß vielmehr die dichterische Prägung etwas Sekundäres
, nicht notwendig zum Wesen der Profetie Gehöriges
darstellt, sodaß ihr Fehlen nur mit Vorsicht
zum kritischen Prinzip erhoben und offenbare Prosa
nicht mit Gewalt in poetische Gestalt gepreßt werden
darf. Letzteres gilt, darin stimme ich König gegen
H. Schmidt durchaus zu, vor allem für Kap. 6. Aber auch
König gibt zu, daß in den Profetenbüchern „einzelne
Poesien enthalten" seien, und — wieder mit Recht —
hebt er „Gedankenparallelismus und Symmetrie der
Zeilen" als Kennzeichen poetischer Stücke heraus, unterläßt
es dann aber im Kommentar, nun exakt am Material
zu zeigen, welche Stücke darnach als Dichtungen gelten
können, welche Dichtungsformen bei Jesaja begegnen
und wie sich Poesie und Prosa gegeneinander abgrenzen
. Das macht sich auch inhaltlich bemerkbar. Ich
greife ein einzelnes Beispiel heraus. 8, 1—4 ist reine
dadurch die Grundlage für einen stilgeschichtlichen Vergleich
zu gewinnen — eine Arbeit, die für die Bewertung
der neuen Thesen von Caspar! und Torrey (zur
Zeit des Erscheinens des Königschen Buches noch nicht
vorliegend) von der größten Bedeutung sein wird —
läßt sich nicht mit der Anmeldung des Widerspruches
gegen einen einzelnen Punkt (den Gebrauch des Artikels
) beiseiteschieben, sowenig wie die ganze, auf
sichere Abgrenzung kleiner Einheiten gerichtete „Gattungsforschung
" Gunkels durch den Hinweis darauf,
daß zwar die Bil'amsprüche, aber nicht die Prophetenreden
als bezeichnet werden. Ich gebe wieder
nur ein Beispiel, um zu zeigen, wie sich diese Zurückhaltung
inhaltlich auswirkt. In 5, 8 ff. begegnet eine
Reihe von Sprüchen, die jeweils mit i)n eingeleitet
sind. König ordnet sie dem Weinbergslied in der Weise
unter, daß er in ihnen die Entfaltung des Frevels des
„Weinbergs Israel" erblickt. Er übergeht dabei die
Tatsache, daß gleich der erste Weheruf eine deutliche
Gliederung dadurch aufweist, daß 5, 8 als vom
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