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Ausgabe:

1928

Spalte:

313-314

Autor/Hrsg.:

Wendel, Adolf

Titel/Untertitel:

Das Opfer in der altisraelitischen Religion 1928

Rezensent:

Staerk, Willy

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. KurtDietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50 — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

ZI Ihr M»- 14 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in OOttingen, n 1(170

öd* Janrg. PlT. 14. Hainholzweg 62, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. JUU ITXO.

Spalte

Wendel: Das Opfer in der altisraelitisclien
Religion (Staerk)..............313

Spalte

Beer: Zur Überlieferung und Entstehung
der Reformatio Sigismundi (deinen) ... 319

Schlesinger: Satzlehre der aramäischen jHirsch: Luthers deutsche Bibel (Rendtorff) 310

Sprache des babylonischen Talmuds (Baum

gartner)...................315

Hauck: Der Brief des Jakobus (Dibelius). 315
de Zwaan: De openbaring van Johannes

toegelicht en colometr. vertaald (Windisch) 317
Fischer: Die heilige Hildegard von Bingen

(Betzendörfer)...............318

Strasser: Capitos Beziehungen zu Bern
(v. Muralt).................323

Ruth: Die Pädagogik der süddeutschen
Rettungshausbewegung (Oerhardt).....324

B i e r in a n n : Die Anfänge der neueren
Dominikanermission in China (Lempp) . . 325

Kutter: Plato und wir (Winkler).....326

Spalte

Schulze: Kants Religion innerhalb der
Grenzen der bloßen Vernunft (Knittermeyer) 327

F r i c k e: Der religiöse Sinn der Klassik
Schillers (Ders.)..............328

Freiherr von Soden: „Was ist Wahrheit
?" (Ders.) ...............331

Fischer: Die natürliche Ordnung unseres
Denkens und der Zusammenhang der Weltanschauungen
(Winkler)..........332

Bayer: Grundprobleme d. Astrologie (Strunz) 333

Warfield: Revelation and Inspiration (Goetz) 334

Wendel, Dr. theol. Adolf: Das Opfer in der altisraelitischen geres, nämlich um die entscheidende Frage, ob die anReligion
. Leipzig: F. Pfeiffer 1927. (vil, 23S s.) gr. s«. == ; gewandte ideengeschichtliche Methode geeignet ist, das
Veröffentlichungen d. Forschgs.-Inst. f. vergleichende Religionsgesch. Problem des israelitischen Opfers zu lösen. Kommt man
a. d. Univ. Leipzig, Reihe 2, H. 5. RM 12- . dem religiösen Sinne des at. Opfers dadurch nahe, daß
Die Untersuchung W.s knüpft an Stade's richtige man zuerst mit den Mitteln der modernen Religions-
Einsicht in den sehr verwickelten Charakter des alttesta- Wissenschaft die Frage nach der Vorgeschichte der
mentlichen Opferkultus an, den man — wie überhaupt Opferidee zu beantworten sucht, und dann erst sein
das Opfer in den über primitiver Frömmigkeit ge- Wesen im Ganzen des at. Opferinstituts ins Auge faßt?
lagerten antiken Kultusreligionen höherer Ordnung — i Wäre nicht der umgekehrte Weg das Richtige? Ver-
nicht auf eine glatte Formel bringen kann. Aber W. stehe ich den Herrn Verf. recht, so hat er sich diese
glaubt, trotz Stade's Einspruch mit Hilfe geschichtlicher Frage auch vorgelegt, denn er spricht S. 9 davon, daß
und psychologischer Analyse das Gesamtbild des israeli- strenggenommen sich der Gang der Untersuchung so
tischen Opfers schärfer herausarbeiten zu können. Der j bewegen müßte, daß die „Motive" d. h. der jeweilige Ur-
Weg zu diesem Ziele ist die Methode, die für die vor- j beweggrund eines Opfers das Endergebnis wäre. M. E.
liegende Untersuchung grundlegend ist und die ihr die fordert schon die Tatsache, daß die Quellen recht
besondere Note gibt, nämlich die mit Konsequenz dürftig und wenig durchsichtig sind, dazu auf, eine
durchgeführte Frage nach der Vorgeschichte und i solche Untersuchung mit einer genauen Beschreibung
Entwicklungsgeschichte der im A. T. beschrie- j und der Frage nach der Bedeutung des Opfers im Zu-
benen Opfer. Von da aus wird die Aufgabe der Arbeit sammenhang der Situation und der inneren Einstellung
am Opferinstitut bestimmt : die einzelnen Opfer m o t i v e der Opfernden zu beginnen. Dann erst ist die gesollen
streng gesondert nach ihrem Ausgangspunkt, ihrer schichtliche und systematische Frage zu stellen und so-
Geschichte, ihrer psychologischen Bedingtheit und Aus- weit zu beantworten, als wir es mit den Hilfsmitteln der
Wirkung in der religiösen Erscheinungswelt Israels Religionswissenschaft vermögen. Denn es erhebt sich
untersucht und dargestellt werden. Es kommt letztlich noch ein weiteres Bedenken gegen die von W. ange-
ja immer darauf an, sich klar zu machen, was durch wandte Methode: sind wir imstande, eine „Vorgeschich-
die Übernahme einer so oder so urtümlich motivierten te" und gar eine „Entwicklungsgeschichte" des Opfers
Opferart in die Jahwereligion aus ihr geworden ist. j zu schreiben, ohne in die Gefahr ideologischer Kon-
Nach dieser Methode wird nun das Opfer im alten struktionen zu geraten? Ich würde diese für die Me-
Israel behandelt, d. h. in der Zeit von etwa 900—600, thode nicht unwichtige Frage nicht zu bejahen ver-
und der Opferbegriff wird im weitesten Sinne gefaßt mögen, denn mindestens die religiöse Vorzeit der he-
als Hingabe von Gegenständen oder Lebewesen sowie bräischen Stämme, die ohne Zweifel für die Opfer-
Verzicht auf solche zu Gunsten des Gottes. tradition von grundlegender Bedeutung geworden ist,
Der 1. Abschnitt „Reste aus dem Animismus 1 liegt für uns in z. T. undurchdringlichem Dunkel, und
und Dämonengläuben" behandelt Riten, die mit die religiöse Umwelt Israels stellt uns grade in Hin-
der Jahwereligion als Opfer nicht ausgeglichen worden i sieht auf die Opferpraxis ihrerseits wieder vor Probleme,
sind, nämlich Beschneidung, Pea und Orla, Totenopfer, 1 die wir nicht ohne religionswissenschaftliche Hypothesen
Schlangenopfer, Se'irim und Bauopfer. Der 2. Abschnitt und Konstruktionen zu lösen vermögen,
umfaßt das corpus der ganzen Untersuchung, das Indessen sollen diese vom Ref. geäußerten BeProblem
der einzelnen Motive. W. stellt 9 denken nicht das letzte Wort sein. W.'s groß angelegte
Urmotive heraus: das Opfer als Nahrung, als Versöh- Untersuchung ist unter allen Umständen eine beachtliche
nung, als Gemeinschaft, als Vergegenwärtigung, als Ver- wissenschaftliche Leistung, die dem Erforscher der pri-
nichtung, als Geschenk, als Erquickung, als Askese und ; miiiven Religion im A. T. reiche Anregung und Beleh-
als Leistung. Ein kurzer 3. Abschnitt über Opfer a n rung gibt und ihm die Problematik dieser Frömmig-
fremde Götter schließt die eindringende und mit keitsstufe im Ganzen des A.T.'s an dem engeren Geumfassendem
Wissen geschriebene Monographie ab. | biet des im Opferwesen lebendigen Gottesverhältnisses

Gegenüber einer methodisch so scharfsinnig und zum Bewußtsein bringt,
konsequent durchgeführten Arbeit wäre es unbillig, Kri- jcna. W. Staerk.
tik an Einzelheiten zu üben. Es handelt sich um Wichti- -_-

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