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Ausgabe:

1928 Nr. 13

Spalte:

301-303

Autor/Hrsg.:

Récalde, J. de

Titel/Untertitel:

Les Jésuites sous Aquaviva 1928

Rezensent:

Schmidt, Kurt Dietrich

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Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 13.

302

Quellenangaben. — E. Stähelin beweist in „Eine
Antwerpener Ausgabe von Ceporins griechischer Grammatik
aus dem Jahre 1540", daß auch so streng katholische
Schulen wie die der spanischen Niederlande sich
dieses guten Schulbuchs eines Protestanten bedienten.
Horb. O. Bossert.

Jesuitica II.

Un salnt Jesulte: La Cause du Venerable BeMarmin. L'Auto-
biographie, Votum de Passionci, Lettre ä Clement VIII. Avec une
introduction et des notes par J. de Recalde. Paris: Librairie
Moderne 1923. (264 S.) kl. 8". 4 Fr.

Recalde, J. de: Autour d'un Bref Secret de Clement VIII.
Ebd. 1924. (125 S.) 8°. = Notes docinnentaires sur la Compagnie
de Jesus, I. 4 Fr.

Ders.: Les Jesuites sous Aquavlva. La canonisation de Saint
Ignace. La Compagnie et les lllumines d'Espagne. - Con-
damnation de Suarez. - La crise du Generalat. Imago primi
saeculi. Ebd. 1927. (308 S.) 8". =p Notes docinnentaires sur la
Compagnie de Jesus, II. 12 Fr.

Wenn man von der Übersetzung Mirs durch Recalde
zu dessen eigenen Schriften kommt, so ist man
von dem veränderten Ton wenig angenehm überrascht.
Die den Jesuiten unfreundliche Stimmung des Verfassers
macht sich sogar bis zu Ausfällen gegen den gegenwärtigen
Orden im Text bemerkbar. Diese Feststellung hindert
freilich nicht, daß auch Recalde unsere Kenntnis über
die Geschichte des Jesuitenordens erweitert hat. Es sind
freilich Episoden, die er in diesen drei Bänden behandelt
, Episoden, die der Einreihung in die großen Zusammenhänge
noch bedürfen. Aber dies Schicksal teilen
seine Arbeiten ja mit allen geschichtlichen Einzeluntersuchungen
. Die Arbeiten setzen auch, das sei gleich
bemerkt, eine gewisse, m. E. zu große, Kenntnis der Materie
schon voraus. Viele Namen, die nur dem schon
Eingeweihten etwas bedeuten, ziehen ohne Kommentar,
ohne Hinweis auf Stellung und Bedeutung ihrer Träger,
an uns vorüber.

Im ersten Werk bringt R. nach einer Einleitung, die
ungenügend über den Verlauf des Prozesses berichtet,
zunächst die Übersetzung der Autobiographie Bellarmins
nach der Ausgabe von DöTlinger-Reusch. Hierauf folgt,
ebenfalls in französischer Übersetzung, das ausführliche
Votum des Kardinals Passionei über die Seligsprechung
Bellarmins, das wahrscheinlich Benedikt XIV. 1753 veranlaßt
hat, den Fortgang des Prozesses zu inhibieren. Den
Schluß macht der Brief Bellarmins an Clemens VIII.
über die Reformation der Hierarchie mit den Randnoten
des Papstes, auf den vielleicht die Entfernung des Kardinals
von Rom nach Capua zurückzuführen ist. — Es
ist sicher bequem, diese drei für die Seligsprechung so
bedeutsam gewordenen Aktenstücke hier beisammen zu
haben; ich würde sie persönlich aber doch lieber in den
Originalausgaben benutzen als in der französischen Übersetzung
.

Im ersten Teil des zweiten Werkes wird
zunächst auf eine Änderung aufmerksam gemacht,
die der Text der Konstitutionen des Jesuitenordens an
mehreren Stellen gegenüber der ersten Ausgabe erfahren
hat. R. zeigt, daß die Änderungen auf Befehl Clemens
VIII. erfolgt sind, dessen Breve mit der Forderung
dieser Änderungen hier zum ersten Mal veröffentlicht
wird. Der Papst bezeichnet darin einzelne Vorschriften
der Konstitutionen als den päpstlichen Anordnungen,
dem Naturgesetz und dem göttlichen Gesetz widersprechend
. Im Anschluß an das Breve werden durch Vorlegung
der Urkunden die bis jetzt erfolgreich gewesenen
Bemühungen des Ordens aufgedeckt, diese päpstliche
Zensur geheim zu halten. Ein wichtiger, Mir ergänzender
, Beitrag vor allem zur Textgeschichte der Konstitution
liegt hier vor! Zur Charakterisierung Clemens
VIII. durch R. vgl. jedoch Paul Maria Baumgarten, Neue
Kunde von alten Bibeln Bd. I, S. 13 ff.

Der zweite Teil des Bandes beschäftigt sich mit
dem Kanonisationsprozeß des Ignatius, der nicht vorangehen
wollte, weil die nötigen Wunder fehlten. Der
Verfasser schildert die — sehr bezeichnende! — Art, wie
diese Wunder beschafft wurden. Die Ansicht R.'s, daß
| Paul V., unter dem der Prozeß die entscheidende Wen-
| dung nahm, damit den Orden für die Vertreibung aus
I Venedig hat entschädigen wollen, erscheint mir beachtenswert
.

Der zweite Band der „Notes documentaires"
bringt zunächst weitere Aktenstücke zur Kanonisations-
I geschichte des Ignatius. Zuerst Urkunden, die Verbote
! des Papstes an die Jesuiten enthalten, durch Errichtung
von Altären und ähnliche Dinge vor der Heiligsprechung
j diese zu antizipieren. Ihnen folgt eine Urkunde, die die
i offizielle Weigerung des spanischen Klerus kund tut,
I Wunder des Ignatius zu bezeugen, da solche in Spanien
unbekannt seien. In dem Brief des Kardinalstaatssekretärs
an den Nuntius in Madrid vom 13.1.1603 findet
sich in diesem Zusammenhang die für das Jahr 1603
überraschende Wendung:

Votre Excellence ne laisse pas, par tous les moyens que lui
j suggerera sa prudence, de remettre en place tont ce en quoi ces
| Peres se sont trop avances, non sans une note d'insubordination de la
part de gens qui pourtant font voeu d'obeissance. Sa Saintete veut
encore que Votre Excellence surveille leurs actions, enquete sur les
j demarches, pour ne pas dire sur les impostures de ces Peres . . .
(S. 27).

Der zweite Teil bringt Urkunden, die die Jesuiten
und den Dominikaner Luis de Granada als Alumbrados

I verdächtigen. Zum besseren Verständnis dieses Abschnittes
empfiehlt es sich, den Aufsatz von Paul Maria

t Baumgarten über Luis de Granada in der Theologischen
Quartalschrift Bd. 107, 1926, S. 267 ff. heranzuziehen.

Im dritten Teil werden Aktenstücke veröffentlicht,
die die Indizierung von Lehrmeinungen des Suarez über
die Beichte (Confessio in absentia) kund tun. In die
1921 erschienene Biographie von Mahieu über S. eingeordnet
, ergänzen sie das Bild dieses Mannes wertvoll.

j Besonders charakteristisch ist folgende Stelle aus einem
Brief des S. an den König von Spanien:

II invoque et supplie Sa Majeste, commc son protecteur,
qu'Elle fasse ecrire ä Sa Saintete' une lettre oü Elle declarera en
affronts on tn'a faits ä cette occasion dans l'Universite oii je professe,
quelle estime Elle tient ma personne, ma science et mes livres, quels
malgre la souinission que tous connaissent et publient. Qu'Elle prie en
meine temps Sa Saintete de preciser ce qu'Elle a entendu dire par les
paroles inserecs dans ledit decret, mais qu'en declarant ä ce sujet ce
qui Lui paraitra convenable, Elle le fasse en termes tels qu'ils puissent
amender et refrener dorenavant les jaloux du P. Suarez et montrer au
monde combien agreable est ä Sa Saintete et cotnbien profitable ä la
Republique chretienne le labeur que ledit Pere a consacre ä la com-
position et ä l'impression de ses livres, afin qu'il s'applique desor-
mais avec plus de soin et d'ardeur encore ä la täche entreprise

! (S. 123).

Im vierten Teil folgen Urkunden zur Krise des
Generalats unter Aquaviva. Sie zeigen, daß die Unzufriedenheit
der Spanier und ihr Verlangen nach Änderung
der Konstitutionen sehr wohl verständlich war, und
daß es sich bei ihrem Widerstreben gegen Aquaviva

j nicht nur um eine Frage der Vorherrschaft des spanischen
Elementes in der Gesellschaft gehandelt hat. Sie
zeigen zugleich die ganze Größe der Spannung, die bereits
60 Jahre nach der Gründung zwischen dem Papst

I und dem Jesuitenorden bestanden hat, der doch dessen
besondere Hilfstruppe bilden wollte. Auf den Bericht
des spanischen Nuntius betreffend die Bestrafung eines
dortigen Jesuiten schreibt z.B. Clemens VIII. eigenhändig
die Randnote:

II y a de tous cötes des embarras. Si l'on porte ici le proces,
les Jesuites en feront ce qu'ils voudront et ä force de faussetes reussi-
ront ä faire douter de tout. Deferer la cause aux superieurs de la
Compagnie n'aboutira pas davantage. II serait bon que Saint Pierre -
en-liens (allusion probable ä la fete du jour [Bemerkung des

' HerausgebersJ) se chargeät de l'affaire (S. 175).

Zu vergleichen ist hier Baumgarten, Neue Kunde
Bd. I, S. 305 ff.; Bd. II, S.34ff.

Im fünften Teil endlich werden Aktenstücke mitgeteilt
, die die Selbstdarstellung des Jesuitenordens in