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Ausgabe:

1928 Nr. 1

Spalte:

12-13

Autor/Hrsg.:

Hünermann, Friedrich

Titel/Untertitel:

Wesen und Notwendigkeit der aktuellen Gnade nach dem Konzil von Trient 1928

Rezensent:

Rückert, Hanns

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Seite 1, Seite 2

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11 Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 1. 12

Linen Einwand muß ich freilich gegen die Forum- „porträthafte" Züge stoßen wird, ohne daß man gleich

lierung erheben, die FL S. 27 seinem Zielergebnis gibt, von „Selbstbildnis" reden kann. Michelangelo war sich

indem er sagt, daß Luther eben damals (1522) „auch dessen sogar sehr deutlich bewußt, als er schrieb: ,,(ie-

die Wortform weiterbildete". Das versteht man erst schieht es wohl, daß in dem Block ein Bildner sich

recht nicht, wenn man den folgenden Satz liest, in dem selber ähnlich macht des Andern Bildnis . . ."
offenbar die Existenz des Wortes Beruf im Sinne von oreifswald. Hermann wolfgang Beyer

„Berufung" schon für die vorangehende Zeit voraus

gesetzt wird. Beruf ist doch ebensowenig eine „Wei- Hünermaiin, Priv.-Doz. Dr. theo!. Friedr.: Wesen und Notlerbildung
" von Ruf. wie es etwa eine Kürzung von wendigkeit der aktuellen Gnade nach dem Konzil von Trient.

Berufung wäre: es ist einfach ein neues Verbalsub- l^^'SL^^^'^i "mK^'f* STiT
, / " , . , . . .. /. Christi. Literatur- u. Dogmengcsch., Bd. In, Hett 4. Km. f>—

stantiv zu berufen: von der Art wie sie m diesen u ,. , ,„. ,

Jahrhunderten vom 14. bis zum 18. massenhaft ge- Ter,„inl^f rfVr^o schon dcr 1sc,"cs ,"HaU% mRt' l6n &

f., , , , ... n . , n , D , ,r i Ierminologie der gegenwärtigen katholischen Dogmatil; aus. Er iVeifi

bildet werden: Begn/f. Befund, Besatz. Beleg usw. Und „nd bemerkt es selbst <s.' n. 72), daß der Begriff der grfatial

in seiner Verwendung (denn geschaffen hat er das actfualis] erst in naehtridentinischer Zeit entstanden ist, daß er sich

Wort sicher nicht) leitete Ltlther das richtige Gefühl, auf dem Konzil nur einmal (Ci T. v 453, 43) belegen läßt und daß

daß bei diesen Bildungen mehr als bei denen auf -une er auch da in anderem Sinne gemeint ist, als man ihn heute versteht,

das Konkrete (Kollektive) das Abstrakte überwiest. So Allcin als Abkürzung für sonst etwas langatmig ausfallende Formu-

milßte Sich für den Begriff „Stand" Beruf empfehlen, !,en,"S'e" <larf ma" sich du" Anachronismus des Titels gefallen

während für „vocatio" Berufung reserviert blieb. Es ist ^itZZ^t ttES? l^^rtZ^^l" *

aiu ciiu iui " | | l° Unterscheidung, die die Späteren durch die Gegenüberstellung

nient unmöglich, aan aucn noen aas etymoiogiscne ,,,, ac!. um habiWalis festgelegt habe,,, schon in Trieni da.

Bewußtsein nachwirkte: das Simplex Ruf gilt zunächst n , c . . , „ , , , . ,

nur dem Einzelnen, berufen aber und das daraus ge- ... g*f tr.fb.",Ä dc! ."sch™. L n ersuchung ist dies,

bildete Beruf faßt eine Mehrheit ins Auge: es ist ur- mjfe weit uberw cgende MeRrßert der Konz.btheo-

/ .. , , s ... logen und -vater sowie samt hebe Dekretentwu rte etrj

.sprunglich convocare (convoentto) noch genauer übe - | gcAvissermaßen von außen wirkendes, in Cooperanz mit

setzt ctrctimvoc-tre (vgl. beschneiden nrrumaderr. - | f Wil,e„ menschliche Akte erzeugende, auxi-

lagern cnet,,,t,aeere. arcunulare) So war eben „u def rechtfertigenden gr. inhaerens un-

das abgeleitete Kompositum geeignet, jene Scheidung tersch|iden llnd fordern .... und*zwar sowohl in der Vor-

mark.eren die heute etwa dcnak'tdetmsr/tct, Berit) defn hereiü { dk Rechtfertigung als gr. praevj eniens I

Ruf nach Beritt, gegenüberstellt wie auch nach dem Empfang der sakramentalen Gnade

Am Schlüsse seiner Abhandlung über »Lutheis Be- concornita„s und subsequens bezw. als donun,

den Jung für den Fortschritt perslveranfiae. H. folgerte aus dieser Feststellung, daß

motte Aufsatze z Kirchengeschichte I - * o82) ha de. ;(uf ^ Kö _ j> h yQn m etherisch

l,™lofHoll nicht ohne Genugtuung festgi- beeinflußkn The()lüg(M7 mld Vätern - in der Frage

stellt daß über die Frage was eigentlich Auslegen sc, . > der genuine Thomismus vertreten wo,,

tn 17. U. 18. Jahrb. nirgends so gründlich nachgedacht ^ und daß _ z#m mi|ldestL>n in & ^ plinkte

worden ist, wie innerhalb seiner Wissenschaft. Wir V(m dnem Kompromißcharakter des Rechrfertigungs-

durfen ihm selbst das Zeugnis ausstellen daß er ... kejnL. Red(. sei„ ,,önne

der besten Tradition stand und eben mit dieser Schrift Soweit H. mit diesen Sätzen sagen will, daß auf

auch den Philologen ein Musterbild ... der Auslegung dcm dic. extmn hominälistikhie These nicht mehr

historischer und sprachlicher Dokumente gegeben hat. Erfochten wird, daß der Mensch sich cx puris natural*.

oatMyB- tdward Scl,roder- bus ausreichend auf die Rechtfertigung vorbereiten

Heimeran, Emst: Michelangelo und das Porträt. München: könne, so weit hat er sicherlich Recht. Nur ist sein Re-

F. Bruckmann 1025. (100 S. m. Ii Abb.) 8». geb. Km. 4150. su!tat j„ diesem Sinne weder neu, noch bedurfte es zu

Im Jahr 1924 ging, einigermaßen sensationell auf- sejZer Auffindung irgendwelchen Scharfsinns. H.

gemacht, die Nachricht durch die Zeitungen, Professor brauchte nur — und mehr hat er auch nicht getan

La Cava in Rom habe im Jüngsten Gericht an der AI- dk. Qnellenstelleu zusammenzuschreiben ■ sie sprechen

tarwand der Sixtinischen Kapelle ein „Selbstporträt" fur sjcb seJbst.

Michelangelos entdeckt, während bisher die Forschung, 11. gründet freilich die Notwendigkeit und Wichtigkeit seiner

gestützt auf eine Bemerkung Vasaris, Michelangelo eine Untersuchung durch eine ständige Polemik gegen evangelische Qe-

griindsätzliche Abneigung gegen das Porträt, also auch lehrte, die angehlieh das Gegenteil behauptet hätten. Wie es damit

das eigene, zugeschrieben hat. Der Berechtigung dieser steht, lehrt ein einfacher Blick auf die von h. s. 85 Amn. I zitierten

Auffassung geht Heimeran in seiner, von La Cavas Stellen aus den Werken v. Hanwcks, LocnV, ihmcU' und R. Seebtrgsi

„Entdeckung" zeitlich Unabhängigen Studie nach. Sie um- Sie berühren entweder überhaupt meht die von H. autgeworfe,,,

i oi j • -r -1 1 A„„ M«41,.,.»l. j ,o m;„nm.,„,v„l, ... spezielle Frage oder stellen v. Darnach, I). (j. 1 III, 7 4) ausdruck-

faßt drei Te.le: 1 den Nachweis, daß Michelangelo we- ^ (WI,K; tl,„ wic er. Auch hinsichtlich der älteren Arbeil See-

mgstens einige portratartige Werke geschaffen hat, 2. den ^> den ,S8g in deI1 ZKW|. erschienenen Beiträgen zur Em-

Versuch, Michelangelos äußere Erscheinung au Hand stehungsgeschierrt« der Lehrdekrete von Trient",'schafft sich H. erst

zeitgenössischer Quellen zu beschreiben, 3. eine Durch- künstlich die Angriffsbasis. Er schreibt (S. 30 ' die Sperrungen In

prüfung aller von dem Künstler geschaffenen Köpfe, diesem und im folgenden Zitat stammen v»n mir --), Seeberg führe

namentlich ill den Handzeichnungen, die etwa Selbst- "Her den Gegensätzen, die in der Debatte hervortreten, auch an,

darstellungetl Sein könnten. Es ergibt sich dabei, daß in ' gegenüber der augiistinisch-thomistisehen Auffassung von der

der Tat einige solche Köpfe (auf dem großen Bilde der ab90!uten Notwe„d,gke,t de, aktuelle,, u„.,(k. auci, jc„c vertrete,,

Sintflut auf der ahtrezop-etien Haut des Bartholomäus wl'rdc'• nach w ' > e c Mcnsehentmn vor der Rechtfcrt,-

amuHiT, aur uer angezogenen naut oes Dattnoiomaus ein meritum dt Wngruo bilde" (vgi. auch S. 25). Die Sätze bei

im Jüngsten Gericht, auf die sich La Cava stutzt, na- Seeberg (ZKWL 651) iaute„: „Ein weiterer V}'aU bestand

mentlich in einigen Zeichnungen, deren bedeutendste daril1) daß von einem Teil der Väter schon den Werken, welche

freilich noch in ihrer Echtheit umstritten ist,) Züge ira- vor der Eingieflung der gr. gratum faciens unter dem allgemeinen

gen, die Michelangelo seinem eigenen Bilde entnommen Einfluß der Berufung«gnade geschehen, verdienstliche Kraft

haben kann. Heimeran versucht auch, was erst eigent- I zugeschrieben wurde .... (Diese Gruppe gehl einher) auf den Spulich
wichtig ist, den geistigen Voraussetzungen dieser m! A" nonjinalistischen Auffassung dei meritum dt coogruo als des
Selbstdarstellungen nachzuspüren und findet sie in 1 V> . {f. ,v 0' h f'c' «£.d ? Mc,,s 1 " f " i""s" ,

c„n__4. ii..tl cm 4j;i i j. j * i Li- iv Scclicrg lucr wirklich sagen will, daß das mcnluin de congruo der u,

Selbstverspottting. Selbstfluclit und Melancholie. I>as dcr K*f) der getanen Werke auf dem Konzil konttpvere

alles Wird recht vorsichtig dargelegt. Im Ganzen Wird , w:ir, daB cs hierin zu einem Kompromiß gekommen ist, und zwar zu

man freilich kaum hinauskommen Über die Tatsache, : einem, das dem genuinen Thomismus recht fern stellt — das wird h.

daß der Künstler unbewußt stets geneigt ist, sein eigenes hoffentlich nicht leugnen wollen?

Wesen und darum auch seine eigenen Züge in seinen In allein übrigen, vor allem in den Rückschlüssen

Gestalten nachzuformen, so daß man immer wieder auf I auf die PaiTeiziisammensetzung des Konzils, bin ich an-