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Ausgabe:

1928 Nr. 8

Spalte:

181-182

Autor/Hrsg.:

Hamann, Johann Georg

Titel/Untertitel:

Wahrheit, die im Verborgenen liegt, aus Schriften u. Briefen d. Magus im Norden 1928

Rezensent:

Blanke, Fritz

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Seite 1

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181

Theologische Literaturzeitung 1928 Nr. 8.

182

schließt sich Thomas an A v i c e n n a an, der seinerseits | Anmerkungen und die warmherzige und verständnisvolle
hierin von A 1 f a r a b i abhängig ist. — Der Hauptzweck Einleitung des Herausgebers bringen zwar wissenschaft-
der Schrift „De ente et essentia" war: Ibn Qebirol zu lieh wenig Förderung, aber werden bei dem weiteren
widerlegen und im Gegensatz zu ihm und seinen An- Kreis, für den sie bestimmt sind, ihren Zweck, in Ha-
hängern die reine Immaterialität der geistigen Sub- mann einzuführen, gewiß erfüllen können,
stanzen festzustellen. Auswahlen haben ja ihre Nachteile. Aber sie haben
Der Herausgeber schließt seiner textkritischen, mit , auch ihre Vorteile, z. B. eben bei Hamann. Da erfah-
erklärenden Fußnoten versehenen Ausgabe zwei lehr- rungsgemäß immer nur wenige seine sprachlich und gereiche
Studien an über die Entwicklung der beiden t danklich schwierigen Schriften im Zusammenhange lesen
Hauptprobleme dieser Schrift: des Prinzips der Indivi- können, wird er einer größeren Leserschar nur in Ausdualität
und der Unterscheidung von Essenz und Exi- wähl zugänglich sein. Darum hat schon vor 40 Jahren

Stenz in den Kreaturen, je von Aristoteles bis zu Thomas
und seinen Gegnern.

Rinderfeld bei Mergentheim (Württ.) Walter B etzeu dö rf er.

(1888) der kürzlich verstorbene C.F.Arnold (Breslau)
eine vorzügliche Hamannauswahl herausgebracht, die
heute vergriffen ist. Daß jetzt an ihre Stelle eine neue
tritt, ist deshalb an sich zu begrüßen. Schade nur, daß
Schmetz, stud.-Rat Dr. Wilhelm: Wilhelm van der Lindt die genannten Schönheitsfehler anhaften Möge der

(Wilhelmus Lindanus). Erster Bischof von Roermond (1525- 1588). Herausgeber sie in einer hoffentlich notwendig werden-
Ein Beitrag zur Kirch engeschichte des Niederrheins u. der Nieder- 1 den späteren Auflage beseitigen, sodaß man dann seine

lande im 16. Jahrh. 1. Teil. Mite. Bildnis v. Wilhelm van der Lindt.
Münster i. W.: Aschendorff 1926. (XVI, 104 S.) gr. 8°. **
Reformationsgeschichtliche Studien u. Texte, H. 49. RM 5.25.

Auf Grund ausgebreiteter Forschungen schildert

Gabe noch vorbehaltloser, als es jetzt möglich ist,
empfehlen kann.

Königsberg Pr. Fritz Blanke.

der Verfasser das Leben des Lindanus bis in die ersten ; Heinsius, Lic. Dr. w.: Krisen katholischer Frömmigkeit

Jahre des niederländischen Aufstandes hinein (1569). j und Konversionen zum Protestantismus. Berlin: J.Springer

Schon in der vorbischöflichen Zeit nahm Lindanus u. a. I 1925- (VI,I> 141 s-) 4"' = p,lilos- Forschungen, Heft 2.

als Hochschullehrer in Dillingen und Offizial in Fries- RM 6 £,°-

land lebhaften Anteil an der Gegenreformation den er i Zwischen grundsätzlichen Einleitung«- und Schlußabschnitten

dann als Bischof von Roermond noch ZU erweitern ver- eillc a"'iehcnde Schilderung einiger Deutscher der letzten 150 Jahre,

,„.i„ , re» „„u^_i„ .. j u a i j r i ■■ c hei denen, wenn ihr Katholizismus erschüttert ward, doch das

suchte. Er gehörte zu den bedeutenderen Vorkämpfern sthIicßlichc* Ergebnis recht verschieden war. SMler, Ringseis, Hefele,

der katholischen Kirche in den Niederlanden, und der Haneh Schell, Kraus blieben katholisch, in seiner Weise auch

Verfasser war berechtigt, diese Bedeutung auch dadurch
in helleres Licht zu setzen, daß er den wechselnden
Schauplatz seines Helden auch einer allgemeinen Unter

Wcsscnberg; Goßner, Hcnhöfer, Sedlnitzky wurden evangelisch, Reusch
altkatholisch, Döllinger blieb ohne konfessionelle Zugehörigkeit,
Hoensbroech wurde zwar evangelisch, wandte aber zuletzt scharfe

suchung unterzog. Schmetz' Literatur- Und Quellenkennt- Kritik auch gegen den Protestantismus. Heinsius hat zunächst Krisen
nis ist sehr vielseitig. Doch hätten die Arbeiten Über die i allf dem Boden des religiös verinnerlichten Katholizismus um 1800

Entwicklung des niederländischen Protestantismus aus der ^gestellt (Boos, Saiier u. a.), dann solche auf dem Boden der AufFeder
protestantischer Niederländer mehr Beachtung ver- ! "äru"* (w«8e««*r8. Schad- Rckh'in-Me'd^K.)-. endH<* fsf h«> dne

j- a,.„u • j -ii -, . , 11 . ,| , durch den Ultramontanismus verursacht sind (Dollinger, Hefele, Schell,

dient Auch wird man nicht mit jedem Urteil des apo- Hoensbroech u. a.y ln der Tat ist da die ase mcht dieselbe, und
logetisch gerichteten Verfassers einverstanden sein. Die
Freunde niederländischer Kirchengeschichte werden ihm
trotzdem schon für diesen ersten Teil der Beschreibung
eines sehr interessanten Lebens dankbar sein.

Hamburg. J. Hashagen.

Stammbuch eines Wittenberger Studenten 1542. Nach d.
Orig. in d. Fürstlich Stolbergischen Bibliothek zu Wernigerode in
Faks. - Druck hrsg. von Wilhelm Herse. Nebst Beih. Berlin:
Wölbing-Verlag 1927. (9 S., 16 faks. S., 15 S. in kl. 8°.) 4».

RM 6.50.

Es handelt sich um das jetzt in der Wcrnigerodcr Bibliothek
befindliche Stammbuch des Studenten der Rechte Nicolau» Reinhold.
Eingetragen haben sich, meist mit ganzseitigem längerem Texte und in
besonders sorgfältiger Schrift: Luther, Bugenhagen, Melanchthon,
Cruciger, Rörer, Hieron. Noppus, Georg Helt, Georg
Maior, Leonhard Bayer, Johannes Göbel, Paul vom
Rode. Fünf von den elf Eintragungen (ihre Namen sind von mir
durch den Druck hervorgehoben) vertreten Handschriften, die bei
Georg Ment- Handschriften der Reformationszeit, Bonn 1912, fehlen.

Zu Lehrzwecken und Studienzwecken ist das Werk von Mcntz,
das für den etwa gleichen Preis ungleich mehr bietet (92 Handschriften
gegen 11) selbstverständlich das ungleich brauchbarere.
Dennoch kann man an der schönen und reizvollen neuen Veröffentlichung
nur seine Freude haben: die einzelnen Einzeichner kommen
meist viel stärker zUr Geltung.
Göttingen. t. Hirsch.

Hoensbroech u. a.). In der Tat ist da die Lage nicht dieselbe, und
daß H. religiöse Wandlung und vorwiegend rationale Kritik unterscheidet
, ist richtig. Daß die Untersuchung sich nicht auf noch
Lebende (wie Heiler) ausdehnt, wird jeder verstehen; für die Vergangenheit
hätte die Auswahl natürlich z. T. anders getroffen werden
können. Wenn Boos von Saiier beeinflußt war, der doch in der
katholischen Kirche blieb, so denkt man an Luthers Verhältnis zu
Staupitz. Gut sieht man bei H., daß das Ideal evangelischer Katho-
lizität nicht ganz neu ist. Auch das hat er zutreffend beobachtet, daß,
wenn ein Katholik sich von seiner Kirche löst, er heimatlos wird und,
falls er dann einer evangelischen Kirche beitritt, das mehr nur aus Zweck -
mälligkeitsgründen zu geschehen pflegt, während für Protestanten, die
den umgekehrten Weg gehen, das Verlangen nach festerem Halt
selbstverständlich zum Eintritt in die katholische Kirche führt. Einige
stilistische Härten und daß die Arbeit bisweilen die Sprache einer
bestimmten Schule trägt, diese Dinge sind unwesentlich gegenüber
ihrem lehrreichen Inhalt und der feinen und gerechten Art, wie hier
ein Protestant über Katholiken urteilt; am Typus des Apostaten
hat er keine Freude.

S. 85 Z. 8 st. 8. Juni 1. 18. Juli. Bei Lit. Angaben ist „Leipzig
1877" und dergl. zu sagen zwar üblich, aber zwecklos; entweder man
nenne nur das Jahr oder man gebe auch den Verlag an.

Kiel. Hermann Mulert.

Schubert, Pfr. D. Dr. Ernst: Aus der Geschichte der evangelischen
Gemeinde deutscher Sprache in Neapel. Zu

ihrem lOOjähr. Jubiläum 1926 im Auftr. d. Gemeindevorst, verfaßt.
Neapel: Richter & Co. 1926. (165 S. m. 17 Taf.) 8°.

Zum 100jährigen Jubiläum der evangelischen Gemeinde deut-
j scher Zunge in Neapel hat der Pfarrer der deutsch-evangelischen Oe-
H am an n, Johann Geoi-g: Wahrheit, die im Verborgenen liegt, I meinde in Rom, der, solange noch kein Pfarramt wieder in Neapel
aus Schriften Ü. Briefen d. Magus im Norden. Auswahl U. Einführg. | hat begründet werden können, sie versorgt, ihr aus ihrer Geschichte
v. Johannes Herzog, m. c. Bildn. Hamanns. Berlin: Furche-Ver- | sehr anschaulich erzählt, gewiß in der Absicht, das Interesse für die
lag 1927. (151 S.) 8». RM 4.50. Gemeinde neu zu beleben und dazu mitzuhelfen, daß sie sich wieder

Die einzelnen Stücke dieser neuen HamatinantllO- "lr Berufung eines eigenen Pfarrers aufrafft,
logie Sind gilt ausgewählt, aber leider nachlässig abge- | . , Dii «ccRrlvo!k Geschichte der ursprünglich deubsch-franzö-
drnr-kt Qoli,^t„omc.+änzti;,.i , • fr... „..„..i- ■ s sehen Gemeinde, die erst mit der Preußischen Landeskirche ver-

Zwerko Selbstverständlich w.rd von einer fu> populäre , hmdcn war> üann skn ,866 mit dcr T |fl einc deutsche und
zLwecke bestimmten Sammlung keine kritische Edierung ; cine französische Gemeinde von ihr trennte, ist wohl einzigartig
Oer namanntexte — die es Überhaupt noch nicht gibt — i Mllter den Geschichten der deutschen Auslandsgemeinden und darum
verlangt, aber wenigstens genaue Wiedergabe des j eingehender Darstellung wert. Freilich will der Verfasser nur Bilder
Druckes der Rothschen Ausgabe. _ Die erläuternden aus ihrer Geschichte geben, eine wirkliche, alle Quellen und Zusam-