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Ausgabe:

1927 Nr. 8

Spalte:

177-178

Autor/Hrsg.:

Svensson, Natan

Titel/Untertitel:

Eine byzantinische Inschrift aus Hebron, die Wasserleitung betreffend 1927

Rezensent:

Peterson, Erik

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177

Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 8.

178

alten Ausgaben unverbessert läßt. In Wahrheit neigt
er zu Conjekturen, mehr als mir nötig dünkt, womit
nicht gesagt sein soll, daß seine Ausgabe keine überzeugenden
Emendationen enthielte. Aber die Frage nach
einer Ursache der Korruption legt er sich sicher zu selten
vor, z. B. gleich nicht bei der ersten, die wir vorfinden
im Poimandres § 1, wo er den überaus tiefen Schlaf
des überlieferten Textes durch Einschiebung von :
oc uivini in einen überaus leichten verwandelt. Am
wenigsten glücklich scheint mir indes die Neuerung,
die Sc. hier einführt im Bezug auf Abgrenzung zwischen
Text und Varianten. Er bietet im Texte selber nicht
nur die Lesart, die er für die richtige hält, sondern auch
die verworfene falsche der Handschriften und auch halb
falsche. Ein sorgfältig überlegtes und angewandtes System
verschiedenartiger Klammern unterscheidet diese
verschiedenen Lesarten, aber für den Benutzer wird diese
Einrichtung oft genug geradezu eine Qual. Auch bei
Hermes trismegistos gehört alles Unhaltbare an der
Überlieferung in den Apparat.

Doch, wie gesagt, trotz dieser Mängel hat Sc. mit
seiner Ausgabe eine dringende Pflicht erfüllt; wir würden
ihm gönnen, daß er auch den letzten Schritt unternähme
, um den Forderungen der Wissenschaft Genüge
zu leisten.

Marburg. Adolf J ü 1 i c h e r.

Mouterde, Rene, S. J.: Sur le recueil des inscriptions
grecques et latines de la Syrie. Sonderabzug. Beyrouth
(Grand Liban) 1926. (6 S.) S°. = Melanges de V universite
St. Joseph. Tome XI. fasc. 3.

Svensson, Natan: Eine byzantinische Inschrift aus Hebron,

die Wasserleitung betreffend. Extrait du Bulletin de la Societe
Royaie des lettres de Lund 1925—1926. Lund: C. W. K. Gleerup
1926. (S. 65—72 m. e. Abb.) gr. 8°. = Arsberättelse 1925—1926
d. Kungl. Humanistiska Vetenskapssamfundet i Lund.

1. Mouterde gibt in einer Mitteilung an den Archä-
olog. Kongreß für Syrien und Palästina, der im April
1926 getagt hat, bekannt, daß die erste Lieferung der
„Inscriptions grecques et latines de la Syrie" nahe vor
der Ausgabe steht. Leider wird das Corpus der von
Jalabert und Mouterde gesammelten Inschriften die
Brünnow'schen Inschriften der Provincia Arabia und
von Palästina nicht enthalten. Es scheint mir ein dringendes
Erfordernis zu sein, daß der Nachlaß von Brün-
now, der der Princeton-Universität gehört, bald von
einem sachkundigen Arbeiter ediert wird. Hier ist amerikanischen
Gelehrten eine naheliegende Aufgabe gewiesen
. Jedenfalls ist prinzipiell, wie auch Mouterde
betont, eine Beschränkung der Inschriftensammlung auf
das französische Mandatsgebiet abzulehnen. Die Sammlung
wird die griechischen Inschriften bis zur Invasion
des Islam enthalten und dazu die wenigen byzantinischen
Inschriften aus späterer Zeit. Die Blei- und Siegelinschriften
aus der Zeit nach dem 7. Jahrhundert und
die lateinischen Texte des Mittelalters werden von der
Sammlung ausgeschlossen bleiben. Die Sammlung der
griechischen und lateinischen Inschriften aus Syrien wird
für den Religions- und Kirchenhistoriker von großer
Bedeutung sein, und darum wünschen wir dem Werk
einen guten Anfang und einen schnellen Fortgang.

2. Svensson gibt in seinem Artikel eine gute photographische
Reproduktion einer bei Hebron gefundenen
byzantinischen Inschrift, in der der Silentiarius Flav.
Aeneas die Gesetzesbestimmungen betr. der Pflanzungen
in der Nähe von Wasserleitungen wieder einschärft.
Der Kommentar von Svensson ist sorgfältig, aber z. T.
zu kurz; die Umschreibung der Inschrift auf S. 66 ist
nicht immer ganz korrekt. Zur Bedeutung von xrr/rwp
ui Z. 2 vergl. P. Tebtun. II 378,24. Zur engeren Bedeutung
dieses Wortes in byzantin. Zeit s. Reiske's
Kommentar zu Constantin. Porphyrogen. Bonn. Ausgb.
U S. 29. Die Deutung des i hinter /.xriioQGiv im
Sinne eines Interpunktionszeichens scheint mir unrichtig

zu sein. In Z. 3 f. ist bemerkenswert, daß statt des gebräuchlichen
yiviunxere ort ein yivuaxnt c£g gesetzt
ist. Die Ausführungen zu Z. 9 über den Gebrauch
von duxTagia =kaiserl. Edikt sind mißverständlich. Der
Sprachgebrauch ist älter, als er bei Svensson erscheint.
Ich verweise z. B. auf die 9*tat dtatäSets des Hadrian
in B. G. U. IV 1022,9 usw. Neben Svensson's
Kommentar zur Inschrift wird man die Ausführungen,
von Abel in der Revue biblique 1926 S. 284 ff. zu beachten
haben.

Bonn a. Rh. Erik Peterson.

Wey man, Carl: Beiträge zur Geschichte der christlich-
lateinischen Poesie. München: M. Hueber 1926. (XII, 308 S.)
gr. 8°. Rm. 16.80; geb. 19.80.

Über dieses Buch ist es unmöglich, ein Referat
zu geben, weil zuviel Einzelheiten erwähnt werden müßten
, wenn man annähernd vollständig sein wollte. Es
enthält eine Reihe von Aufsätzen, Miszellen und Kritiken
des um die Einzelforschung so verdienten katholischen
Philologen über die christlich-lateinische Poesie
des Altertums und Mittelalters, die bisher in verschiedenen
Zeitschriften und Sammelwerken zerstreut, und
zum Teil schwer zugänglich waren, mit den nötigen
Änderungen und Zusätzen. Man kann es nur billigen,
wenn eine Anzahl von auch sehr nützlichen Arbeiten des
Verfassers nicht in die Sammlung aufgenommen worden
ist; darüber gibt die Vorrede Auskunft. Freilich wird
durch die Weglassung die Vollständigkeit geschädigt,
und wer von der umfänglichen Tätigkeit des Verfassers
Nutzeu ziehen will, ist doch wieder auf andere Publikationen
angewiesen. Aber so ist wenigstens ein Teil der
wertvollen Bemerkungen des Verfassers weniger der Gefahr
ausgesetzt, verloren zu gehen oder übersehen zu
werden; und das wäre schade: Denn bei der ausgebreiteten
Gelehrsamkeit des Verfassers und seiner großen
Kenntnis der Literatur, auch der neuesten, ist ihm manche
Bemerkung geglückt, auf die ein anderer kaum gekommen
wäre, manche Parallele und mancher Anklang an
antike Schriftsteller oder an Bibelstellen von ihm aufgewiesen
worden, den andere nicht bemerkt haben, und
damit mancher lehrreiche Einblick in den Charakter
der christlich-lateinischen Poesie ermöglicht worden, wobei
gewöhnlich das Hauptgewicht fällt auf ihre Abhängigkeit
von der antiken Kultur. Ein Stellenregister und ein
reichhaltiges sachlich-sprachlich-literarhistorisches Register
erschließen den Inhalt des Bandes. Warum schreibt
der Verf. immer Rythmen statt Rhythmen?

Kiel. G. Ficker.

Gelselmann, Priv.-Doz. Dr. theol. Josef: Studien zu frühmittelalterlichen
Abendmahlsschriften. Paderborn: F. Schönings.
1926 (97 S.) 8°. Rm. 5.60.

Der Verfasser dieser Studien hat in den „Forschungen
zur Christlichen Literatur und Dogmengeschichte",
die A. Ehrhard und J. P. Kirsch herausgeben, als Heft
1—3 des 15. Bandes, 1926, eine umfangreiche Monographie
über „die Eucharistielehre der Vorscholastik"
(XVIII u. 459 S.) veröffentlicht, die so ausgedehnte
Gelehrsamkeit und so gute methodische Schulung bekundet
und unsere Kenntnis über die Entwicklung der
Abendmahlslehre im abendländischen Mittelalter vom
6. bis zum endenden 11. Jahrhundert so mannigfach
erweitert und geklärt hat, daß sie die Beachtung auch
aller evangelischen Dogmenhistoriker in hohem Maße
verdient. Seine Erkenntnisse zeigten ihm, daß die „pars
IV" der confessio Alkuins, das Eucharistiefragment
„Haimo's von Halberstadt" und der Brief „Rather's
von Verona" an Patrik — drei für die Geschichte der
Abendmahlslehre nicht unwichtige Schriften, von denen
die beiden ersten auch in R. Seeberg's Dogmengeschichte
erwähnt sind (III2, S. 69 und 76, Anm. 1) —
nicht von Alkuin, Haimo von Halberstadt und Rathe-
rius herrühren können (Eucharistielehre, S. 85, Anm
258, Anm. 1; 259, Anm. 2; S. 447). Den Beweis dafür'