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Ausgabe: | 1927 Nr. 7 |
Spalte: | 149-151 |
Autor/Hrsg.: | Lietzmann, Hans |
Titel/Untertitel: | Messe und Herrenmahl. Eine Studie zur Geschichte der Liturgie 1927 |
Rezensent: | Goltz, Eduard Alexander |
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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 7.
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in dem kurzen, aus nur drei Bemerkungen besiehenden Vorworte
(unter Nr. 3) beiseit zu schieben sich bemüht. „I have imcluded", so
sagt er hier, „onlv passages with a clear reference to the Oospels;
thus, not all passages speaking of the Logos, but only those referring
to St. John's Prologue; not all dealing with the Eucharist, but only
where its Institution is clearly mentioned; not all treating of Divorce,
but only where the Lords teaching is distinctly in view. My aim
is completeness of Exegesis, not of Doctrine". Das mag bei diesen
drei Stoffen sich zur Not durchführen lassen; andrerorts aber werden
die Grenzen fließender. Das ist angesichts mancher Väterstellen, die
hier gebracht werden, ebenso deutlich, wie es unvermeidbar war. —
Von den zwei andern Bemerkungen der Vorrede bezieht sich die
zweite darauf, daß die Zitate nicht selten zusammengezogen sind,
ohne daß „such compression or Omission" ausdrücklich kenntlich gemacht
ist. Davon ist schon beim ersten Bande die Rede gewesen.
— Die erste Bemerkung ist eigenartig: „This work is slightly compres-
sed from a thesis for which the degree of D. D. was awarded by the
University of London in 1918; hence it takes no aecount of
inv es t i g a t io n s or editions since that date." Nachahmenswert
ist das nicht; aber es fällt wenig ins Gewicht, weil
Verf. auch da, wo vor 191S neue Ausgaben erschienen sind, mehrfach
ältere benutzt hat und weil es bei dem mehr praktischen Zweck des
Ganzen ohne große Bedeutung ist, ob die Obersetzung nach dem
neuesten oder nach einem älteren Text angefertigt ist. — Daß Pseudo-
nyma unter dem Namen des angeblichen Verfassers gegeben werden
— oft ist dabei der betreffende Name eingeklammert —, ist nicht
zu bemängeln; aber des Verf.'s abkürzende Zitationsweise wird dabei,
weil Ausgaben nur selten genannt sind, manchen Leser vor Rätsel
stellen; vgl. z.B. S.8: „(H i p po 1 y t u s) Lazarus: Why did He say"
etc. (= Ib, 225, 29ff., Achelis) oder S. 95: „(C 1 e m en t), Virgins,
2, 15 ( = patr. apost. II, 48 Diekamp; Smith gibt hier, ohne es anzudeuten
, ein kurzes Referat, keine Obersetzung).
Doch will ich bei den alten und den neuen Bedenken
nicht verweilen. Wohl aber möchte ich betonen, daß
in diesem Bande der Sammelfleiß des Verfassers und
Seine gelehrte Arbeit an den Katenen in ein helles Licht
rückt. Aus den patristischen Schriften der verschiedensten
Art und aus der Menge der Fragmente hat er in dienlichster
Weise die für den jeweilig behandelten Schriftabschnitt
inbetracht kommenden Äußerungen der alt-
kirchlichen Schriftsteller zusammengesucht. Ob er die
Vollständigkeit erreicht hat, die er anstrebte, könnte nur
der entscheiden, der die Arbeit noch einmal täte. Ich
bezweifle sie auch da nicht, wo die Dürftigkeit der Mitteilungen
auffällt. Aber Hervorhebung verdientes, daß bei
der Perikope vom Jüngling zu Nain (S. 314), die ja auch
in der altchristlichen Kunst vor 325 wohl nie benutzt ist,
nur je ein Zitat aus Tertullian (adv. Marc. 4,18. 111,477,
21ff., Kroymann) und Origenes (in Psalm. 88,13. XIII, 28,
Lommatzsch) beigebracht werden konnte. — In Bezug
auf die Übersetzung gebe ich nur e i n Beispiel dafür,
daß die Frage der Richtigkeit oder Unrichtigkeit theologisch
wichtig werden kann. Tertullian polemisiert de
tarne Christi 7 (p. 902, Oehler, ed. min.) gegen solche,
qui... ipsum deum volunt negare esse natum, quia dixe-
rit: quae mihi mater etc. (Marc. 3,33); auch der Katholik
Kellner übersetzt: „welche die Geburt Gottes deshalb
in Abrede stellten, weil er gesagt hat"; Smith aber
hält (S. 344) irrig das „deum ipsum" für das Subjekt des
„negare": „that God himself denies having been born,
because He said".
Halle a. S. Friedrieh Loofs.
Lietzmann, Hans: Messe und Herrenmahl. Eine Studie zur
Geschichte d. Liturgie. Bonn: A. Marcus & E. Weber 1926. (XII,
263 S.) gT. 8°. = Arbeiten z. Kirchengeschichte, 8. Rm. 12—.
Als Georg Wobbermin und ich im Jahre 1897 in
dem kleinen Bibliotheksraum des Klosters Lawra auf
dem Athos arbeiteten und mein Freund W. die Liturgie
des Serapion abschrieb, während ich die Origenes-
Glossen zu den paulinisehen Briefen kopierte, ahnten
Wlr Beide nicht, was diese Entdeckungen für die Geschichte
der christlichen Liturgie wie auch für die Geschichte
des neutestamentlichen Textes bedeuteten; eben-
SOJnf™8 erkannte ich die ganze Tragweite meiner Feststellung
, ais jcn als erster im Jahre 1905 das Prooe-
miu(n] .der sog. ägyptischen Kirchenordnung mit dem
nachfolgenden Text dem römischen Hippolyt zuschrieb.
Die volle Herausarbeitung der Bedeutung jenes neutestamentlichen
Kodex harrt noch der Ausarbeitung. Es
ließen sich interessante Parallelen zwischen Geschichte
des neutestamentlichen Textes (BR — Orig. — D) und
der Geschichte der Liturgie ziehen wie Lietzmann sie
hier aufstellt. Aber das gehört nicht hierher. Die Bedeutung
des hier zur Besprechung gestellten Buches von
Lietzmann liegt darin, daß er sich durch eine sehr sorgfältige
Vergleichung des Kernes der Abendmahlsfeier im
Abendland und Morgenland von rückwärts heranarbeitete
an die apostolische Zeit und daß er in der Überlieferung
zwei Haupttypen findet, von denen die eine in
Hippolyts Kirchenordnung, die andere in der Eucharistie
der Didache und bei Serapion, also in Ägypten
ihre ältesten Formen hat. Von da aus konstruiert er
dann auch zwei Urtypen in der apostolischen Zeit. Es
ist aber methodisch außerordentlich beachtenswert, daß
L. zunächst das ganze liturgische Material sichtet und
ordnet ohne von bestimmten Vorstellungen über die Ur-
gestalt auszugehen. Er beginnt mit einer sehr dankenswerten
Übersicht über alle vorhandenen alten
Liturgien unter kurzer Darlegung ihrer Über-
liefertingsverhältnisse. Dieser erste Abschnitt ist die
beste und einzige Zusammenstellung des Quellenmaterials
, die wir haben. Sie ist für Kenner interessant und
zugleich eine gute Einführung für Anfänger. Schon
hier würdigt er die äg. K.O. als Kirchenordnung Hippolyts
. Die Übersicht über die abendländischen Quellen
ist genauer und reicher als man sie z. B. bei Rietschel findet
und vollständiger als die morgenländische bei Bright-
man. Die eigentliche Untersuchung beschränkt sich
nun allerdings auf die Kernstücke der Eucharistie: Einsegnungsbericht
, Anamnese, Epiklese, Opfer- und Weihrauchgebete
, Offertorium, Eucharistiegebete mit Einleitungsdialog
, (Präfatio) und Sanktus. Daß das allgemeine
Fürbittengebet, das auch zu den ältesten Bestandteilen
gehört, nicht ebenfalls untersucht ist, wird man
mit mir bedauern. Aber es ist begreiflich, wenn man
L.'s energische Konzentration auf Messe und Herrenmahl
würdigt. L. beschränkt sich allerdings bei dem
axisführlichen Vergleich der genannten Stücke nicht allein
auf das, was für seine Schlußthesen wichtig ist, sondern
nimmt die Gelegenheit wahr, den Vergleich der einzelnen
Verästelungen und Varianten der verschiedenen
Typen mit Genauigkeit durchzuführen. Es ergibt sich
ihm so ein syrisch-byzantinischer, ein ägyptischer, ein
römischer und ein gallikanischer Typus und eine deutliche
Einwirkung sowohl der altsyrischen wie der ägyptischen
Typen auf die ältere römische und gesondert
davon auf die gallikanische Entwicklung. Auch hier
läge es wieder nahe, auf Analogien in der neutestamentlichen
Textgeschichte hinzuweisen. Auf Einzelheiten kann
ich hier nicht eingehen. Es sind von L. eine Fülle von
interessanten Einzelbeobachtungen gemacht. Ich will
nur auf das eine hinweisen, daß ihm starke Angleichun-
gen an den biblischen Text ein Symptom sind für
spätere Entstehung, ebenso aber alle rhetorischen und
ausmalenden Erweiterungen. Zur Ausmalung rechnet
er auch das xat jciwv im Papyrus von der Balyzeh, das
sich auch schon bei Irenäus findet. Jedenfalls ist eine
solche Art der Ausmalung sehr alt und frei von dogmatischer
Bindung. Eine andere Eigenart des Papyrus:
nkrßwoov Tjfiäg uviv^iarog aylov für nX. tt]v -itvolav
TavTrjv halte ich für eine uralte Lesart, die später
durch den durchgreifenden Opferbegriff ersetzt ist. Sie
kann stehen geblieben sein aus einer Zeit oder einem Zusammenhang
des alten Mahlzeitcharakters und entspricht
dann der innern Auffassung der Didache. Doch
das sind geringfügige Einzelheiten, über die man verschiedener
Meinung sein kann. Im Hauptresultat dürfte
L. richtig gesehen naben: wir haben eine römisch-hippolytische
Grundform und eine ägyptische vor uns. Erstere
steht dem Paulus, letztere der Didache näher. Nur
glaube ich nicht, daß die ägyptische den Einsetzungsbericht
ausschließt, den wir doch schon bei Serapion haben.
Viel mehr erneuere ich meine schon früher ausgespro-