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Ausgabe:

1927 Nr. 6

Spalte:

143

Autor/Hrsg.:

Benz, Gustav

Titel/Untertitel:

Vom Anfang aller Dinge. Predigten über die ersten Blätter der Bibel 1927

Rezensent:

Schian, Martin

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143

Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 6.

144

dervereinigung der russisch orthodoxen und der römisch katholischen
Kirche. Das Hauptthema der Aufsatzreihe erörtert Bertram
Schmitt: „Solowjew als der geistige Vater des russischen Katholizismus
" (S. 34—71). Sinn und Wert der an Augustinus anknüpfenden
eigenartigen Sophialehre S.'s soll ermittelt und im Zusammenhang
mit dem Unionsgedanken, den S. als Bekenner des päpstlichen
Primats verficht, gewürdigt werden. Diese kosmologisch-soterio-
logische Idee, die in die Mariologie ausmündet, steht auch sonst im
Vordergrund bei neueren russischen Religionsphilosophen. So wird
ein Abschnitt „Sophia" aus dem XI. Kapitel des Werkes „Die
Säule und Orundfeste der Wahrheit" von Paul Florenski in Übersetzung
und mit Erläuterungen (S. 72—145) geboten, eine praktisch
-mystische und iiturgisch-ikonographische Ausdeutung jenes Prinzips
enthaltend und in glühender Mariologie gipfelnd. Die abendländische
Spekulation über das himmlische Urbild der Maria, die
Braut Gottes und das Symbol der Kirche, kehrt hier wieder. Auf
diese Gedankenwelt, die mit der Idee des Leibes Christi verknüpft
ist, dürfte die theologische Begründung des zu erwartenden Dogmas
von Maria als der Gnadenvermittlerin zurückgreifen. Auch die Bemühungen
um die Ausgleichung des russischen Piatonismus und des
römischen Aristotelismus wie die Wertung der russischen Pneuma-
tologie wollen der Einigung der Kirchen dienen. Der Leiter des
päpstlichen orientalischen Instituts in Rom, M. d'Herbigny,
lehrt die Orientalen „die Einheit in Christus" im Sinne der Anerkennung
des päpstlichen Primats verstehen. Nikolai Berdjajew,
Schüler Dostojewskis, dagegen weiß nur von einer Vereinigung der
Christen des Ostens und Westens (S. 185—200). Vom übrigen
Inhalt sei wenigstens noch die väterlich kluge Ansprache Pius des
XI. an die Orientalen Roms vom 6. Dezember 1923 und ein Bruchstück
der schönen Legende von der Kirche der unsichtbaren Stadt
erwähnt. Dessen Verfasser ist S. Durilin, der während der russischen
Revolution den Märtyrertod gestorben ist. Es besteht die Absicht, diesen
interessanten Austausch zwischen Orthodoxen und Katholiken in
den nächsten Jahren fortzusetzen.

Marburg (Lahn). Rudolf Günther.

Benz, Pfr. D. Gustav: Vom Anfang aller Dinge. Predigten über
die ersten Blätter der Bibel. Basel: Reinhardt 1925. (104 S.
u. Taf.) 8°. Rm. 2.40; geb. 4—.

In diesem Buch lernt man Benz von einer neuen Seite kennen.
Er hat die Geschichten auf den ersten Blättern der Bibel zum Gegenstande
von 10 Predigten gemacht und im Anschluß an sie die
tiefsten und grundsätzlichsten Fragen behandelt, die aus diesen Geschichten
hervorgehen. Einige Themata: Vom Anfang aller Dinge;
Die Schöpfung Gottes; Der Mensch, Gottes Bild; Der Sündenfall;
Unter den Folgen des Bösen. Die Predigten sind verhältnismäßig
lang; sie muten den Hörern recht viel zu. Sie werden natürlich
auch, wie das bei solchen Gedanken-Predigten (man könnte auch
sagen: Lehrpredigten) notwendig ist, nicht alle befriedigen. Aber sie
sind äußerst gedankenreich, in ihrer Konzeption tiefgründig und höchst
anregend. Wenn man der Gattung „Lehrpredigt" in ganz bestimmter
Begrenzung auf wirklich religiöse Gedanken überhaupt ihr Recht auf
der Kanzel gibt, dann wird man diesen Predigten innerhalb der
Gattung einen hervorragenden Platz anweisen müssen. Ich stelle sie
neben eine kleine Sammlung von Loofs, die ähnliche Fragen behandelt
, und freue mich ihrer aufrichtig. Einige ausgezeichnete
Wiedergaben von Darstellungen (Die Schöpfung; Erschaffung Adams;
Austreibung aus dem Paradies) sind beigegeben; ein interessanter
Versuch, Predigten zu illustrieren.

Breslau. M. Schi an.

Mitteilung.

Ein Brief des Pfarrers W. F. Schmidt, des Bearbeiters der von mir
Theol. Lit.-Zeitg. 1927 Sp. 39 ff. besprochenen Neuausgabe von Theo-
dosius Harnack, Luthers Theologie, veranlaßt mich in einem Punkte
zu einer Richtigstellung.

Der Satz Sp. 40 Zeile 38 v. u. bis 33 v. u. über den Briefwechsel
ist zu streichen.

An seine Stelle hat folgender Satz zu treten:

„Wohl ists seltsam, dal! der Bearbeiter die Ausgaben des Briefwechsels
von Dewette und Enders nur für einen Teil der
Stellen, und auch für ihn nicht in den Tabellen selbst,
sondern unter dem Haupttext, herangezogen hat; doch ist das unwichtig,
da Theodosius Harnack, abgesehen von dem einleitenden
Kapitel des ersten Buchs, den Briefwechsel nur ganz zufällig
benutzt hat."

Göttingen, 28. II. 27. E. Hirsch.

SOEBEN ERSCHIENEN:

DIE PALÄSTINA-LITERATUR

Eine internationale Bibliographie in systematischer
Ordnung mit Verfasser- und Sachregister. Von Professor
Dr. PETER THOMSEN, Dresden.

4. Band: Die Literatur der Jahre 1915—1924.

Nach dem bisher innegehaltenen Plane dieser Bibliographie
sollte der 4. Band für 1915—1919 bereits 1920
erscheinen. Aber der Weltkrieg mit seinen Nachwirkungen
machte die Beschaffung der auswärtigen Literatur
der Kriegszeit zunächst unmöglich. Jetzt ist es
jedoch dem Verfasser gelungen, die gesamte Literatur
für die Jahre 1915—1924 festzustellen und zum größten
Teile selbst einzusehen, sodaß er sie wie in den
vorhergehenden Bänden mit aller Genauigkeit buchen
und nach ihrem Inhalte durch kurze Bemerkungen
kennzeichnen konnte. Die bisherige Einteilung und
Ausdehnung ist bis auf unwesentliche Aenderungen
beibehalten worden. Natürlich haben die neuesten
Vorgänge, wie die Kämpfe im Orient, die Entwicklung
der Mandatstaaten Palästina und Syrien, der Aufbau
des zionistischen Landes dieselbe eingehende Berücksichtigung
gefunden, wie die wissenschaftlichen
Fortschritte auf dem Gebiete der Ausgrabungen oder
der Geschichte (z. B. Hethiter). Das von der gesamten
Kritik übereinstimmend höchst lobend anerkannte
Werk, dessen Fortsetzung allerseits sehnsüchtig erwartet
wurde, wird sich auch in dem neuen Bande
unentbehrlich erweisen.

Preis der soeben ausgegebenen ersten Hälfte brosch.
RM 20. — ; der Bezug dieser verpflichtet zur Abnahme
der zweiten Hälfte, die etwa April 1927 voraussichtlich
zum gleichen Preise folgen wird.

DIE GEOGRAPHISCHEN
VERHÄLTNISSE SYRIENS
UND PALÄSTINAS eWiSicTe

der Kreuzzüge. Von Dr. HERMANN PROPST.
1. Teil. 83 eiten. 8°. Brosch. etwa RM. 3.30

Für das Verständnis der Topographie des Jerusalem
der Gegenwart dürften die Angaben Wilhelms insofern
von besonderem Werte sein, als man das Anfangszeitalter
der Kreuzzüge als Ausgangspunkt der Entwicklung
Jerusalems auf die Gegenwart hin betrachten
kann nach der Übergangszeit unter der arabischtürkischen
Herrschaft vom Altertum her. Die Arbeit
dürfte allen denen willkommen sein, die Interesse
haben an der Darbietung eines Gesamtbildes jener
Zeit, wie es einem chriftsteller von der Art und
Größe eines Wilhelm mit seinem vielseitigen Interesse
und der Kunst der Darstellung vor Augen stand.

Das Land der Bibel. Band IV, Heft 5/6

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C. 1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 2. April 1927.
Beiliegend das I. Heft des Bibliographischen Beiblattes.

Verantwortlich: Prof.D. E. Hirsch in Göttingen, Bauratgerberstr. 19.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C. 1, Blumengasse 2. — Druckerei Bauer in Marburg.