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Ausgabe: | 1927 |
Spalte: | 97-100 |
Autor/Hrsg.: | Althaus, Paul |
Titel/Untertitel: | Die letzten Dinge. Entwurf einer christlichen Eschatologie. 3., neubearb. Aufl 1927 |
Rezensent: | Steinmann, Theophil |
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Theologische Literaturzeitung
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.
$7 lohn, Z Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Oöttingcn, r MSf7 IQ/7
Ot,. JHnrg. IXT. O ßauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. «• !'»*»• * 15»*«f
Spalte
Althaus, Die letzten Dinge (Steinmann). 97
Preuss, Die Eingeborenen Amerikas (Haas). 100
Tucci, II Buddhismo (Ders.)....... 101
Kittel, Gestalten und Gedanken in Israel
(Volz).................... 101
Plooij, A Further Study of the Liege
Diatessaron (Dibelius)........... 103
Reinhardt, Kosmos und Sympathie (Koch). 105
Premerstein, Griechisch-heidnische Weise
als Verkünder christlicher Lehre in Handschriften
und Kirchenmalereien (Peterson). 106
Bett, Johannes Scotus Erigena (Dörries). IQ* Schüller US, Luthers Sprache in Sieben-
Spalte
Götz, Das Pfarrbuch des Stephan May in
Hilpoltstein vom Jahre 1511 (Clemen). 110
Schaff er, Andreas Stoß, Sohn des Veit
Stoß, und seine gegenreformatorische
Tätigkeit (Schornbaum)..........110
Literattirwissenschaftliches Jahrbuch (Peterson
).....................111
Beyer haus, Ein Mitarbeiter an Janssens
Geschichte des deutschen Volkes (Hashagen
) ...................112
Jansen, Der Kommentar des Clarenbaldus
von Arraszu BoethiusDeTrinitate(Krüger). 108
Wilkes, Die Zisterzienserabtei Himmerode
bürgen (Loofs)............... 112
Lectures on Holland (Köhler)........114
Schütz, Religion und Politik in der Kirche
im 12. u. 13. Jahrhundert (Lempp) . . . 109] von England (Goetz)...........114
Spalte
S i e b e c k , Der Heidelberger Verlag von
Jakob Christian Benjamin Mohr (Ruprecht) 115
Haack, Führungen und Erfahrungen (Behm). 115
Meyer, Die Kastenlosen Indiens auf dem
Wege zur Freiheit (Schomerus).....115
H u r t e r , Nomenciator literarius theologiae
catholicae (Schmidt)............ 116
Stiel er, Nikolaus Malebranche (Knittermeyer
) ...................116
Cohn, Die Philosophie im Zeitalter des
Spezialismus (Thimme)..........116
Brunstäd, Reformation und Idealismus
(Heckel)..................117
Kattenbusch, Die deutsche evangelische
Theologie seit Schleiermacher (Wobbermin) 118
Alt haus, D. Paul: Die letzten Dinge. Entwurf einer christlichen
Eschatologie. 3., neubearb. Aufl. Gütersloh: C. Bertelsmann 1926.
(XIV, 290 S.) gr. 8°. = Studien des apologetischen Seminars,
H. 9. Rm. 10—; geb. 12—.
Diese neubearbeitete Auflage des Buches von Althaus
, durch die notwendige Auseinandersetzung mit
seinen Kritikern — wie er selbst sagt — „breiter und be-
ladener" als der erste „Entwurf", hat darum doch an
Geschlossenheit und Straffheit des Gedankenaufbaus
nicht verloren, sondern viel eher gewonnen.
Die Ablehnung der endgeschichtlichen Eschatologie
— A. scheut nicht davor zurück, sie als „Mythologie"
zu bezeichnen, — ist in ihrer Begründung umfassender
und prinzipieller. Mancher Leser mag wohl meinen, es
sei hier des Guten zu viel getan. Dem ist aber nicht so,
da diese Dinge, wie überhaupt die ganze buchreligions-
hafte Auffassung der christlichen Offenbarung, in Wirklichkeit
noch immer eine Macht sind und in ihrer praktischen
Wirkung keineswegs harmlos — auch das weiß
A. hervorzuheben. Es ist zu hoffen, daß diese klare und
bestimmte Absage, grade weil sie von einem Standort aus
erfolgt, den man beim besten Willen nicht als „negative
Theologie" abtun kann, auch dort zum Anlaß einer
den Gegenstand wirklich ernstlich durchprüfenden Auseinandersetzung
werden mag, wo man an dem rascher
fertigen Urteil von andrer Seite ohne das vorübergeht. —
Das im Gegensatz zur endgeschichtlichen Eschatologie
der mit andern moralistischen Vorstellungen einer
Weiterentwicklung im Jenseits auf eine Linie gestellt
wird. Eben darum erscheint A. diese Frage keineswegs
als eine peripherische (227). „Die übermenschliche,
überethische, naturhafte Schwere des (Sünden)verhäng-
nisses" ist hier „zu leicht genommen" (234). Der „metaethische
" Tatbestand, daß wir „mit Willen sündig" sind,
„obgleich vor aller unserer ,freien Selbsttätigkeit',
also wahrhaftig nicht durch unsern Willen" (233),
fordert auch eine „meta-ethische" Lösung. „Daher warten
wir" nicht auf irgend einen jenseitigen Läuterungsprozeß
, sondern auf „Gottes schöpferische Gewalt",
der eben im Tode und unmittelbar durch diesen „unserm
natürlichen Lebenswillen, dem ,Fleisch', ,gewaltsam' ein
Ende macht und uns in die Freiheit führt" (232). Dem
Einwände, das sei eine „magische Verwandlung", begegnet
A. durch den Hinweis darauf, daß es sich dabei ja
doch lediglich um eine göttliche Erfüllung dessen handele
, was in dem dem-alten-Menschen-Sterben des uns
von Gott in der Rechtfertigung geschenkten bußfertigen
Glaubens an uns schon zum Vollzug kam. So führen
diese Erörterungen in der Tat „in den innersten Mittelpunkt
des Evangeliums" (227). — Im letzten Kapitel,
das von der „neuen Welt" und der „neuen Leiblichkeit"
handelt, ist die Begründung erweitert. In den Ausführungen
über die neue Welt wird dem objektiven Idealismus
mit seiner Betonung des Kulturwerkes gegen ein
sehr stark hervorspringende Betonen der Unmittelbarkeit i Stehenbleiben bei der persönlichen Geistigkeit ein
jeder Zeit zum Ende wird in der neuen Auflage ergänzt
durch Erwägungen über den Ewigkeitsertrag des geschichtlichen
Gesamtwirkungszusammenhangs. In derselben
Richtung liegt die grundsätzlichere Berücksichtigung
der Hoffnung für die Welt neben und in ihrem
Zusammenhang mit der Hoffnung für den Einzelnen
schon in der „Grundlegung". — Systematisch geschlossener
sind die Ausführungen in dem ersten Kapitel
des „Ausbau" überschriebenen letzten Abschnittes,
der vom Gericht und dabei im einzelnen vom Tode, von
der Sühne und vom Purgatorium handelt. Es untersteht
"•er jetzt alles dem Gottesgedanken der Rechtfertigung,
so wie A. dieselbe versteht. Das führt im besonderen im
VP.^ehied von der ersten Auflage zu einer bestimmten
Ablehnung des im Prinzip als moralistisch und individualistisch
d. h. den schicksalshaften Gesamtsündenzu-
sammenhang nicht beachtenden Purgatoriumgedankens,
beachtliches Wahrheitsmoment zuerkannt. Wir werden
der Wirklichkeit hier erst dann gerecht, „wenn wir in
den großen geschichtlichen Aufgaben einen auch auf
das Sachliche gehenden besonderen Gotteswillen erkennen
" (254). Freilich, die „Werke der Kultur" sind
„durch und durch diesseitig" und also „sicher nicht die
Bausteine für die neue Welt". Aber „in dem Wirken
selber" „als Gestaltung der Welt durch Geist und Liebe"
dürfen wir „die Verheißung und die gottgesetzte Bedingung
' einer ewigen Welt sehen" (256). Also nicht
nur „eine innere Welt des Lebens der Geister mit Gott"
(250). — Neu hinzugefügt ist als Anhang eine Untersuchung
über „Luthers Stellung zur Unsterblichkeit"
als Fortsetzung der Kontroverse mit C. Stange über
diesen Gegenstand.
Die so erfreuliche Ablehnung der endgeschichtlichen
Eschatologie mit ihrem ausgeführten Zukunftsbild hat
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