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Ausgabe:

1927 Nr. 3

Spalte:

71-72

Autor/Hrsg.:

Goltz, Eduard Freiherr von der

Titel/Untertitel:

Christentum und Leben. Eine Sammlung von Aufsätzen und Reden 1927

Rezensent:

Schian, Martin

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 3.

72

Im Allgemeinen redet bei D. der Katechet. Es sind eindringliche,
praktische Predigten, die in Frageform umzusetzen in vielen Fällen
kaum möglich oder recht umständlich wäre, wohl- auch den Eindruck
abschwächen würde (z. B. S. 36.. 43. 90). Die Kinder beherrschen
den Stoff gar nicht so, wie es dazu erforderlich wäre.
Was D. beim 6. Gebot sagt (S. 171), gilt bei seiner Auslegüng fast
von allen Geboten.

An Einzelheiten erwähne ich noch folgende. Der Satz ,Religion
ist der Eindruck, den die Welt auf uns macht, und unser Urteil über
die Welt, unsere Stellung zur Welt, die diesem Eindruck entspricht
' (S. 4), ist mißverständlich und einseitig. Beim 1. Gebot
hat D. den Fortfall des Satzes ,der dich aus Ägyptenland . . . erlöset
hat', nicht verwertet, beim 2. die Fluchformcln der Synagoge und des
Papsttums nicht erwähnt. Mit seiner Behandlung der Eidesfrage (S.
73 f. 82 ff.) bin ich nicht einverstanden. Nicht unbedenklich ist auch
der Satz (S. 236): Jeder Irrtum, und wenn er für noch so ehrwürdig
und heilig gilt, scheidet uns von Gott'. Die Darstellung
ist lebendig und anschaulich, aber doch auch ziemlich breit (z. B. S
21. 25. 28. 36. 42f. 45), auch kommen Wiederholungen ziemlich oft
vor und ein wörtlicher Abdruck bekannter Worte und Lieder. Die
Vorrede betont ausdrücklich das Bestreben, zu kürzen: ,auf jedes einzelne
unnötige Wort sei Jagd gemacht worden'. Demgegenüber ist
zu bemerken, daß bei dieser Treibjagd doch viel Wild am Leben
geblieben ist; 150 mal findet sich im Druck die ganz überflüssige
Anrede ,Kinder' oder ,liebe Kinder', mehrfach Interjektionen wie ,o'
und ,ei', Ausrufe wie ,liebe Zeit', unnötige Zwischenworte wie ,nun
natürlich' (7 mal)) Ja wohl', Ja doch', ,gewiß nicht', ,nicht wahr?',
,nun ganz gewiß', ,nun wahrhaftig', ,überlegt einmal', ,denkt einmal
nach', ,ich denke', ,ich meine', ,was meint ihr?', ,wir wollen einmal
sagen', ,macht euch einmal klar', ,denkt euch einmal recht hinein', ,ich
denke an..,', ,ich meine', ,und nun sage ich'. Ganz seltsam berührt
im Druck: ,aber da fällt mir ein schönes Schriftwort ein' (S. 77. 193)

Alle diese Ausstellungen mache ich nicht, weil das Buch minderwertig
, sondern weil es ganz ausgezeichnet ist, gut lesbar, fruchtbar
und gesund. Dörrics wird, wie mit den früheren Auflagen, so auch
mit dieser vielen ein Führer und Anreger werden. Ich wünsche sein
Buch nicht bloß in die Hände derjenigen Lehrer und Pfarrer, die nach
dem Katechismus Luthers unterrichten, sondern in die Hände aller
praktischen Theologen und vieler evangelischer Lehrer. Man findet
für Predigten, Bibelstunden, Ansprachen, Vorträge und persönliche
Erbauung reichen Stoff und viele treffliche Gedankenreihen und Gesichtspunkte
. Charakteristisch ist bei Dörrics die leitende Stellung
der Person Jesu und fast überall auch der enge Anschluß an die
Gedankenrichtung Luthers.

Frankfurt a. M. W. Bornemann.

Goltz, D. Eduard Freiherr von der: Christentum und Leben.

Eine Sammlung von Aufsätzen und Reden. 5 Bde. Halle a. S.:
C. E. Müller 1926. 8°.
Rm. 2.— ; 3.50; 2.— ; 2.— ; 2.50; geb. 3.— ; 4.50; 3.— ; 3.— , 3.50.

v. d. O. legt eine Sammlung von Vorträgen und
Aufsätzen aus Zeitschriften und Sammelwerken vor. Einige
sind neu hinzugefügt. Der Erscheinungsort ist
angegeben. Der Hauptsache nach blieben die Stücke in
der früheren Form. Band 1 und 2 geben Beiträge zur
Geschichte der christlichen Kirche; hier finden sich
mehrere neue Aufsätze, so: „Die Zukunftshoffnung der
ersten Christen"; „Das Kulturideal der Gegenwart";
„Die Gebildeten und das Christentum zur Römerzeit und
heute"; „Die Gemeinschaftsform der Christen in den
ersten drei Jahrhunderten". Dazu gesellen sich zahlreiche
, bereits gedruckte Stücke über den Gottesdienst
der Reformation, Luthers Bedeutung für das deutsche
Familienleben, Die Preußische Union, Das Werden des
Deutschen Evangelischen Kirchenbundes (hier vermißt
man die Fortführung bis zur jüngsten Gegenwart), und
über die Entstehungsgeschichte der Evang. Vereinigung.
Band 3 gibt Aufsätze zu kirchlichen Gegenwartsfragen
, z. B. über „Praktische Theologie auf der Universität
", über „Predigerseminar", „Kirche und persönliches
Christentum", „Christentum und Rassenfrage" (letzteres
bisher nur gesondert erschienen). — Band 4 hat das
Gesamtthema „Frauenarbeit in der evangelischen
Kirche"; er schildert die deutschen Frauen im Zeitalter

der Freiheitskriege, die Großherzogin Luise von Baden,
die Kaiserin Auguste Viktoria und bringt mehrere Abhandlungen
über die Mitarbeit der deutsehen evangelischen
Frau. — Bd. 5 behandelt führende Persönlichkeiten
aus dem 19. Jahrhundert, u. a. Hermann v. d.
Goltz, Bodelschwingh, Stoecker, Dryander, Theodor
v. d. Goltz und v. d. Goltz-Pascha. — Im einzelnen
Stellung zu nehmen ist bei der Fülle des Gebotenen unmöglich
. Es ist auch keineswegs erforderlich, da die
meisten Beiträge bereits bekannt, zum Teil lebhaft beachtet
sind. v. d. G.' schriftstellerische Art bedarf
gleichfalls keiner Schilderung mehr. Er schreibt flüssig,
gliedert übersichtlich und versteht es, selbst einigermaßen
schwierige Stoffe interessant darzustellen. Die
vorliegende Sammlung ist für weitere Kreise berechnet.
Sie enthält daher nicht eigentlich gelehrte Beiträge.
Dennoch wird auch der Fachmann sie mit großem Dank
benutzen. Weit Verstreutes ist bequem zusammengestellt.
Ich freue mich, daß es v. d. G. vergönnt gewesen ist,
neben seinen größeren Werken auch den Ertrag seiner
schriftstellerischen Arbeit in kleineren Aufsätzen zusammenzufassen
und so zur rechten Geltung zu bringen.
Es steckt in diesen 5 Bänden eine ungeheure Fülle von
Arbeit. Sie zeigt eine weite Überschau über das gesamte
Gebiet der christlichen Kirche in Vergangenheit und
Gegenwart, ein klares Denken und ein warmes Fühlen
für die Sache des Evangeliums.

Breslau. M. Schi an.

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HBerkcs nur ein kurzer 6ak: „©in Svommentar, ben
man mit Sreuben lieft unb ntet)t mit 6euf =
jeu — geroift. keine alltägliche ©rfrljetnung".

(3tfd)r. f. Sheol. unb Jfircfjc 1926, 5)

Die © i n 1 e i t u n g mit bem Untertitel: Die ©attungen ber
religiöfen Erjrik, mirb, etroa 10 H3ogcn ftark, als befonberes
H3ucl) in äroei Hälften erfeheinen, bie erftc Hinfang 6ommer.

(Eanoen0oecß # (£uprecj3j jn (Böfingen

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 19. Februar 1927.

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen, Bauratgerberstr. 19.
Verlag der J. C. H i n r i c h s'schen Buchhandlung in Leipzig C. 1, Blumengasse 2. — Druckerei Bauer in Marburg.