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Ausgabe:

1927

Spalte:

49-52

Autor/Hrsg.:

Below, Georg von

Titel/Untertitel:

Über historische Periodisierungen mit besonderem Blick auf die Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit 1927

Rezensent:

Krüger, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

?7 Inhcfr Nr 3 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. H i r sc h in Döttingen, c Pphrimr 1077

UX. JHIirg. Dir. O Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. ' CUI Uttl I .'41.

Spalte

S e e b e rg, Über Bewegungsgesetze der Welt-'

und Kirchengeschichte (Krüger)......

Bei ow, Über historische Periodisiernngen mitl 4g
besonderem Blick auf die Grenze zwischen

Mittelalter und Neuzeit (Ders.)......

De Oriente: Documenta et libri (Koch) 52
Dürr, Die Wertung des Lebens im Alten

Testament und im antiken Orient (Duensing) 53
Johannessohn, Der Gebrauch der Präpositionen
in der Septuaginta (v. Allmen) . . 54

Nock, Sallustius (Krüger) .........54

Gregorii Nysseni opera (Koch)........55

Below, Der deutsche Staat des Mittelalters

(Schmidt)..................56

Willi, Die Reformation im Lande Appenzell
(Staehelin)...............56

Spalte

Fischer, Veit Trolmann von Wemding

(Clemen)...................57

Braun, Christoph Schorer (Schornbaum) 57

Reiße, Die weltanschauliche Entwicklung
des jungen Joseph Goerres (Koch) .... 58

Knappert, Het ontstaan en de vestiging
van het protestantisme in de Nederlanden
(Siegfried)..................59

Geismar, Sören Kierkegaard (Hirsch) ... 60

Der Deutsche und das Rheingebiet (Hashagen) 62

Die Verhandlungen des 32. Evangelisch-Sozialen
Kongresses in Halle am 2. - 4. Juni 1925
(Bornemann).................62

Thurneysen, Christoph Blumhardt (Bossert) 63

Spalte

Frey tag, Über den Kantischen Idealismus)

(Paulus)...................

E r h a r d t, Die Grundgedanken der reinen 1

Vernunft (Ders.)..............I

Dostal-Winkler, Lichtenberg und Kant

(Binder)...................63

Riehl, Philosophische Studien aus vier

Jahrzehnten (Titius)............64

Reyer, Einführung in die Phänomenologie

(Steinmann).................65

Fröhlich, Studien zur Frage nach der

Realität des Göttlichen in der neuesten

deutschen Religionsphilosophie (Winkler) 67

Holl, Christliche Reden (Althaus).....67

D ö r r i e s , Erklärung des Kleinen Katechismus

D. Martin Luthers (Bornemann)......70

Goltz, Christentum und Leben (Schian) . . 71

Seeberg, Erich: Über Bewegungsgesetze der Welt- und ' andererseits „in der eschatologischen Idee von einem

Kirchengeschichte. Berlin: Deutsche Verlagsgesellschaft f. Politik 1 Endreich als dem Ziel alles Lebens" ein zweiter „Quell-

u. Geschichte 1924 (IV 25 S.) 4° = Schriften der Königsberger 1 ort für die Bedeutung des Geschehens als Geschichte"

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Gelehrten Gesellschaft, Geisteswiss. Klasse, 1. Jahr, Heft 4

Rm. 1.50.

Below, Georg von: Über historische Periodisierungen mit be
sonderem Blick auf die Grenze zwischen Mittelalter und
Neuzeit. Mit e. Beigabe: Wesen u. Ausbreitung d. Romantik.
Berlin: Deutsche Verlagsgcsellschaft f. Politik u. Geschichte,
1925. (108 S.) gr. 8°. = Einzelschriften z. Politik u. Geschichte,
11. Schrift. Rm. 2—.

Daß ich mich mit der Besprechung dieser schwerwiegenden
Abhandlungen im Rückstand befinde, ist
nicht Lässigkeit, vielmehr der Ausdruck inneren Zögerns,
einer unsicheren Empfindung, die wohl Mancher, zumal
mit fortschreitendem Alter, an die Lösung methodologischer
Probleme von der Art der hier behandelten
heranbringen wird. Dieser Empfindung bin ich auch
heute noch nicht völlig Herr geworden. Sie ist aber
zugleich ein Zeichen der lebhaften Anteilnahme, mit
der ich den Ausführungen der Verfasser gefolgt bin.
Bei immer wiederholtem Lesen zunächst der Schrift von
S e e b e r g hat sich mir der Reichtum der darin vorgetragenen
klugen und feinen Gedanken eingeprägt,
zugleich aber auch die Schwierigkeit aufgedrängt, von
ihnen, ohne sie auszuschreiben, eine ausreichende Vorstellung
zu geben. Seeberg erkennt dankbar an,
daß seine Gedanken, seine Blickrichtung, wenn ich so
sagen darf, letzten Endes durch Troeltsch bestimmt ist,
dessen „Historismus" die Eingangserörterungen über
den Begriff Gesetz und seine geschichtsphilosophische
Verwendbarkeit sichtlich beeinflußt hat. Eine eigentümliche
Wendung gibt Seeberg diesen Gedanken
durch die in den Mittelpunkt seiner Abhandlung gestellte
Betrachtung des Problems der Bewegung, in der das

gegeben ist. Indem Seeberg nunmehr zunächst die
sich in der weltgeschichtlichen Bewegung vollziehende
Entwicklung auf ihren gesetzmäßigen Verlauf nachprüft
, verweilt er kurz bei dein Bild von verschiedenen
Kulturkreisen und dem aus der Analogie des Ablaufs
menschlichen Lebens, d. h. nicht, wie üblich, der sich
verjüngenden Menschheit ( Altertum, Mittelalter, Neuzeit),
sondern der Übertragung der biologischen Entwicklungsstadien
(Jugend, Reife, Alter, Tod) auf die Kollektivindividualitäten
, länger bei den Wandlungen der soziologischen
Formen, und zwar sowohl der Gemeinschaftsformen
und ihrer Dialektik (von der Gemeinschaft zur
Gesellschaft) als der „Rolle der Individuen", d. h.
der sich ebenfalls dialektisch vollziehenden Entwicklung
der Kultur vom Unbewußten zur Bewußtheit, deren
Tragik (oder Problematik) wir im Zeitalter der Aufklärung
Lebenden an uns selbst zu beobachten vermögen
. Für die Betrachtung des Problems der Bewegung
in der Kirchengeschichte, deren Selbständigkeit in und
neben der Weltgeschichte er einleuchtend darlegt, hält
Seeberg soziologische Kategorien, so gewiß sie auch
hier Beachtung verdienen, nicht für ausreichend. Ist
sie doch „zutiefst die Geschichte einer Idee, deren
universaler Charakter und deren zentrale Stellung im
Geistesleben durch die individuellen Ausprägungen nicht
wesentlich betroffen wird." Für sie möchte er auf
die „Keimzellen der kirchengeschichtlichen Periodisie-
rungsversuche", nämlich die Verfalls — und die Fortschrittsidee
(oder, wie er zu sagen vorziehen möchte,
die Traditionsidee) zurückgreifen, deren Bedeutsamkeit
für das wechselvolle Verhältnis von Kirche und Kultur

„Geheimnis der Geschichte" beschlossen ist, sofern man | er in treffenden Worten zeichnet. Das läßt ihn zum

von ihr aus „durch den von dem naturwisseuschaft
liehen wohl kaum zu scheidenden historischen Entwicklungsbegriff
einen Einblick in den transzendenten
+-harakter der Geschichte überhaupt gewinnt". Zum
Nachdenken regt hier die Beobachtung an, daß „der
yedanke der Offenbarung, in weitem Sinn genommen,
h- fuellPunkt j€ner Anschauung ist, für die die Geschichte
etwas in der Bewegung sich Entwickelndes
r)Sv> s?tern mit der Offenbarung einerseits „ein fester
^ richtunggebender Punkt in der Vergangenheit",
49.;
-I

Schluß die Periodisierungsfrage wenigstens kurz streifen.
Deren eigentliche Schwierigkeit glaubt er in der versuchten
Vereinigung der beiden Momente im Kirchenbegriff
, des religiösen und des soziologischen, zu erkennen
. Er selbst möchte sich bei den entscheidenden
Einschnitten vom religiösen Moment bestimmen lassen
und daher in der Geschichte des Christentums nur zwei
alles überragende Epochen anerkennen: die Epoche des
„Hellenisierungsprozesses" und die der Reformation,
jene dadurch bezeichnet, daß „sich das Christentum

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