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Ausgabe:

1927 Nr. 24

Spalte:

570-571

Autor/Hrsg.:

Linderholm, Emanuel (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Kyrkohistorisk Årsskrift. Jahrg. 1925 u. 1926 1927

Rezensent:

Hirsch, Emanuel

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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 24.

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liehen Mannes wie H.s, wenn auch in ausgleichender
Dämpfung, entgegen.

H.s Darstellung des 19. Jahrhunderts bleibt trotz
der gerügten Einseitigkeit eine dankenswerte Leistung,
die in nicht wenigen Partien der einzigen bei uns vorhandenen
Stephan'schen überlegen ist. Aber das, was
wir für uns selber brauchen, gibt sie uns doch noch
nicht. Das müssen wir uns noch schaffen.

Göttingen. E. Hirsch.

N e 1 i e n d a m , Michael: Frikirker og Sekter. Kopenhagen :
G. E. C. Oad 1027. (VI, 444 S.) 4".

Es ist die Absicht dieses Buchs, alles zusammenzutragen
, was zum Verständnis der gegenwärtig in Dänemark
wirksamen Freikirchen gehört. An solchen Freikirchen
sind nach N.s Darstellung in Dänemark vorhanden
: 1. Die Baptistenkir che, 5700 erwachsene
Mitglieder in 31 Gemeinden, in ihren Anfängen bis
1839 zurückreichend; 2. Die Methodistenkirche,
38 Kirchen und Kapellen besitzend, etwa 5000 erwachsene
Mitglieder, seit 1858 in Dänemark wirkend;
3. Die Heilsarmee, seit 1887 in Dänemark arbeitend
, etwa 4500 erwachsene Mitglieder zählend, durch
ihre sozialen und karitativen Einrichtungen von großer
Wirkung, seit 1912 in kirkens korshaer (Kreuzheer der
Kirche) ein kirchliches Gegenstück besitzend; 4. Die
katholisch-apostolische Kirche (Altirvingia-
nismus), seit 1854 in Dänemark, etwa 5000 Mitglieder;
5. Die Pfingstbewegung, seit 1907 in Dänemark,
1923/24 in Kopenhagen mit der aus der Erweckung in
Wales seit 1904 entstandenen „Apostolischen Kirche"
von Wales vereint, und jetzt das vierfache Amt (Apostel,
Prophet, Evangelist, Älteste) besitzend, und in Kopenhagen
etwa 14Q0 erwachsene Mitglieder zählend; 6. Die
Adventisten vom siebenten Tage, seit 1878 in Dänemark
, 2600 Mitglieder in 44 Gemeinden zählend, und
weiter die den Kriegsdienst radikal verwerfende in
Deutschland aus den Wirkungen des Weltkriegs entstandene
kleine Reformbewegung, welche auch
in Kopenhagen etwa 20 Anhänger zählt; 7. Die Internationale
Vereinigung ernster Bibelforscher
, seit 1900 in Dänemark arbeitend, 1925 etwa
831 Mitglieder, davon 312 in Kopenhagen, zählend; 8.
Die „Evangelisch-lutherische Freigemeinde
", am 4. November 1855 von N. P. Grunnet in
Kopenhagen gestiftet, einem mißglückten Zögling der
Baseler Missionsschule, den die dänische Missionsgesellschaft
in Kopenhagen zum Missionar fertig ausbilden
wollte, der es aber vorzog, eine separierte Gemeinde in
der Heimat um sich zu sammeln, etwa 200 Mitglieder
zählend; 9. Der „Lutherische Missionsverein". Er
hängt zusammen mit der Geschichte eines Geistlichen
der Staatskirche, P. C. Tranberg, der unter dem Einfluß
Kierkegaards mit der Staatskirche zerfiel, den Weg zunächst
in Grunnet's Gemeinde fand, 1863 auf Bornholm,
seiner Heimatinsel, eine Zweiggemeinde gründend, bis
es 1864 zum Bruche zwischen beiden kam. Ein von
Tranberg zum Prädikanten ausgebildeter ehemaliger
Schmied, H. Chr. Möller, benutzte den Bruch, um
unter Einfluß erst von Rosenius' Schriftstellerei, dann
von Rosenius' persönlicher Beratung seine eigenen
Wege zu gehen. So entstand durch ihn 1869 die „Lutherische
Missionsvereinigung zur Förderung des Evangeliums
in Dänemark", welche im Rahmen der Volkskirche
und ihres Bekenntnisses, aber auf völlig selbständige
Weise, durch eigene Missionshäuser, Evangelisten,
Versammlungen Erweckungsarbeit treibt. Etwa 6000
Menschen sind es, die mit ihren Gaben die Arbeit heute
tragen und zu ihren Versammlungen kommen; sie besitzt
39 Missionshäuser und unterhält etwa 50 Laienprediger
. Das Verhältnis zur Kirche ist mindestens „gespannt
".

Die Aufgaben, die bei der Darstellung dieser neun
Bewegungen zu lösen waren, sind natürlich sehr verschieden
gewesen. Bei Nr. 2. 3. 4. 6. 7. war abgesehen
von ein paar Zahlen wenig oder nichts eigentümlich
Dänisches zu berichten; hier handelte es sich also
im Wesentlichen um Geschichte und Lehre der betreffenden
Gemeinschaft überhaupt. Bei Nr. 8 und 9
umgekehrt handelt es sich um rein dänische Erscheinungen
. Bei Nr. 1 (den Baptisten), der ersten in Dänemark
auftretenden Freikirche, und bei Nr. 5, einer Bewegung
, die er in ihren letzten Stadien persönlich hat
beobachten können und mit deren führender Persönlich-
I keit in Dänemark er bekannt ist, verweilt Verf. mit besonderer
Vorliebe auf der dänischen Geschichte. Insbesondere
die Darstellung des dänischen Baptismus ist
von Wichtigkeit für die ganze dänische Kirchengeschichte
; denn sie ist zugleich die Geschichte des Übergangs
Dänemarks vom lutherischen Zwangskirchentum
zur Gewissensfreiheit geworden. Man lernt Kierkegaards
Bruder Peter Christian von seiner besten Seite kennen,
er ist der erste dänische Geistliche, welcher sich geweigert
hat, bei Gefahr der Amtsentsetzung, die
Zwangstaufe an einem Baptistenkind zu vollziehen.

Die Schrift zeigt zweierlei, einmal ausgezeichnete
technische Schulung und sehr gewissenhafte Einzelar-
beit, und sodann einen künstlerischen Sinn, der die
Darstellung anschaulich und fesselnd zu machen versteht
und dem Gegenstande überall die Liebe und Sympathie
entgegenbringt, ohne welche man Geschichte nicht
schreiben kann. Das eigne Urteil ist möglichst zurückgestellt
, die Charakteristik aber dafür möglichst weit ins
einzelne getrieben; nicht nur Lehre und Verfassung, sondern
— und zwar mit besondrer Vorliebe — die religiöse
Dichtung der einzelnen Freikirchen ist ausführlich
berichtet. Das Glanzstück der Arbeit bleibt die Darstellung
der Pfingstbewegung.

Die über Dänemarks Grenzen in die allgemeine Kirchengeschichte
hinausgreifenden Partien sind, wie es natürlich
ist, einander an Werte nicht gleich. Methodismus,
Heilsarmee und Pfingstbewegung aber sind auch unter
diesem Gesichtspunkte als konfessionskundlich schöne
und lehneiche Darstellungen anzusprechen. Den größten
Wurf versucht Verf. in seiner Gegenüberstellung Luthers
und Wesleys als der beiden Grundtypen evangelischer
Frömmigkeit (S. 79—88); dort steht die Rechtfertigung
hier die Heiligung, dort der Vergebungsglaube
hier der Gehorsam im Mittelpunkte. Ich kann mich an
dieser Stelle nicht mit N. auseinandersetzen, möchte
aber zweierlei meinen. Einmal, die Frage sieht sich
etwas anders an, wenn man von wesley auf den Pietismus
, dessen letzter Ausläufer er ist, zurückgeht. In den
Rahmen des pietistischen Verständnisses von Luthers
Aussagen über Rechtfertigung und Heiligung fügt Wesley
auch mit seinen Sondermeinungen sich ganz hinein
. Sodann, daß die engere Verquickung zwischen
Christentum und sozialem Leben, welche wir in den
angelsächsischen Ländern wahrnehmen, aus dem Methodismus
und seiner Vollkommenheitslehre abgeleitet werden
könne, ist mir aus N.s Darlegungen doch nicht überzeugend
geworden.

Man wird sich freuen, dem Verf. noch öfter auf
dem Felde der kirchenhistorischen Arbeit zu begegnen.
Göttingen. E. Hirsch.

Kyrkohistorisk Arsskrift. Utgiven av Emanuel Linderholm.
Jahrg. 1925 (VIII, 332 S.) U. Jahrg. 1920 (VIII, 360 S.). Upsala:
Almqvist & Wiksells. 8».

Ich gebe das Wichtigste aus den Inhaltsverzeichnissen deutsch
wieder (die mit f bezeichneten Aufsätze sind deutsch, die andern
schwedisch geschrieben):

1 925: Elis Malmeström, Linnes religionsphilosophische
Betrachtungen in Vorrede und Einleitung zum Systema naturae (1—44).
t Tor A n d r a e , Der Ursprung des Islams und das Christentum,
Forlsetzung und Schluß (45—112). — •(• Georg Lösche, Protestantische
Kirche und Kultur in Östreich-Ungarn vor und nach dem
Weltkriege (115—138). — Maria Cronquist, Frequenz der Theologen
in Schweden seit 1830 (139—194). — Akten zur Wirksamkeit
von George Scott [Methodistenprediger des 19. Jahrh.s] in Schweden
II (195—314). — Besprechungen usw.

1926: Edv. Leufven, Der Katechismus von 1810 (1—58).
— Hj. Psil ander, Die Lindblomische [Erzbisclmf I.indblom, trei-