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Ausgabe:

1927 Nr. 24

Spalte:

563-565

Titel/Untertitel:

Beiträge zur Geschichte der Universität, besonders der kathol.-theol. Fakultät in Tübingen. Hrsg. z. 450-jähr. Jubiläum der Universität 1927

Rezensent:

Bossert, Gustav

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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 24.

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Kommentar ist in den Scriptores rerum Mcrovingicarum (6. Band,
1913) der Monumenta Germaniae historica erschienen und leider niemals
gesondert herausgegeben worden. Die Biographie ist aber eine
vorzügliche Quelle und ausgezeichnet geeignet für historische Studien,
eben weil sie sehr einseitig gehalten ist und weil an der Geschichte
ihres Helden uns immer noch vieles so rätselhaft erscheint. Es ist
auch bekannt, daß die Zeit, in der Wilfrid lebxe und wirkte, für die
Bildung der angelsächsischen Kirche, ihre Romanisierung und auch
für den Gegensatz gegen Rom, hochbedeutsam gewesen ist. All dem
hat der Verfasser der neuen Ausgabe genügend Rechnung getragen
und in seinem Buche eine wertvolle Einführung in das Studium des
7. Jahrhunderts gegeben, besonders auch durch seine Übersetzung, die
geeignet ist, über die Schwierigkeiten des Lateins hinwegzuhelfen.
(Colgrave urteilt, daß der Stil des Verfassers, wenn auch nicht so gut,
wie der Bedas, doch sehr viel besser sei als der Stil gleichzeitiger
kontinentaler Autoren.) In der Einleitung gibt C. das unbedingt Notwendige
über den Verfasser, seine Lebenszeit, den Wert der Biographie
, die Handschriften. Im Wesentlichen stimmt er mit Levison
überein, doch mit selbständigen Bemühungen und Ergebnissen. Auch
in der Gestaltung des Textes und in der Wertung der Handschriften
ist ein wesentlicher Unterschied nicht vorhanden. Für die an den
Schluß des Bandes gestellten Anmerkungen hat er an Levisons Ausgabe
eine vortreffliche Vorarbeit und Führung gehabt; er ergänzt sie
dem Zwecke seines Buches entsprechend an manchen Stellen und
trägt neuerschienene Literatur nach. Wie es zu erwarten war, hat er
den archäologischen Angaben der Biographie Aufmerksamkeit geschenkt
. — Der Druck ist wie immer bei den Publikationen der Uni-
versitätsdruckerei in Cambridge ausgezeichnet.

Kiel. G. Ficker.

Beiträge zur Geschichte der Universität, besonders der
kathol.-theologischen Fakultät in Tübingen. Hrsg. z.
450jähr. Jubiläum der Universität. Tübingen: H. Laupp jr. 1927.
(III, 220 S.) 8°. == Theologische Quartalschrift, Jahrg. 108,
H. 1/2. Rm. 4—.

Zum Tübinger Universitätsjubiläum bietet die
Theol. Quartalschrift Aufsätze über die vorreformato-
rische Anfangszeit und über die neuentstandene Fakultät
im 19. Jahrhundert. E. Stolz bespricht vor allem an
Hand der Siegel „die Patrone der Universität Tübingen
und ihrer Fakultäten" und betont dabei den religiöskirchlichen
Charakter der neugegründeten Hochschule.
Das große Siegel mit dem segnenden und lehrenden
Christus ist dafür ebenso ein Zeugnis wie das wöchentliche
Donnerstagsamt und die feierlichen Semestereröffnungsgottesdienste
, die Fakultätssiegel und -feierlich-
keiten. In der Verehrung des S. Ambrosius sieht St.
mit Recht einen Hinweis auf die Verbindung mit Basel.
Dankenswert ist besonders die Mitteilung der Paradepredigt
des Johann Heynlin am ersten Ambrosiusfesttag,
wodurch weitere Kreise ein Muster der feierlichen geistlichen
Rede vor Augen bekommen, welche bei aller
Kunst und Phrasenfreudigkeit doch auch den Wunsch
nach Abstellung kirchlicher Schäden deutlich hervortreten
läßt und die Freude an den klassischen Studien in
den Zitaten widerspiegelt. Eine weitere Erörterung der
Ambrosiusverehrung wäre erwünscht gewesen; St. nennt
als Beispiel die „Ambrosiuskirche" in Neubronn, welche
aber im Ellwanger Missivbuch 1511 als dem S. Patricias
geweiht erscheint. Außerdem ist als Ambrosiuskirche
in der Konstanzer Diözese nur die Filialkirche in
Erstfeld zu S. Ambrosius und Otmar bekannt; dagegen
finden sich, wie in Tübingen, Ambrosiusaltäre z. B. in
Hall, Heilbronn, Ulm und Zwiefalten. Auffallend ist,
daß in Tübingen das Siegel der theologischen und juristischen
Fakultät einen anderen Heiligen zeigt als den
eigentlichen Fakultätspatron. Statt Augustin zeigt das
Siegel der Theologen, auch der heutigen evang.-theol.
Fakultät noch, das Bild der Maria, während die im 19.
Jahrhundert neuerstandene kathol.-theol. Fakultät Paulus
als Patron in ihr Siegel setzte; die Juristen haben als
Patron S. Ivo, im Siegel S. Hieronymus. St. gibt dafür
ansprechende Erklärungsversuche, ebenso für den Übergang
der Mediziner von S. Lukas zu S. Kosmas und
Damian und dann im 17. Jahrhundert noch einmal zu
Raphael. Die Patrozinienforschung bekommt durch die
sorgfältige Arbeit St.s neue Anregung. — Auf Grund der
Arbeiten Linsenmanns und vor allem Hermelinks,

aber auch unter Benützung eigener Studien schreibt
K. F c c k e s über „Gabriel Biel, der erste große Dog-
matiker der Universität Tübingen, in seiner wissenschaftlichen
Bedeutung" und erklärt dessen allseitige Wertschätzung
als Schultheologen des Spätmittelalters als
Folge der Vollständigkeit, praktischen Brauchbarkeit,
Rechtgläubigkeit und religiösen Wärme seines Kollek-
toriums. Vor allem hebt F. das „treue Festhalten (Biels)
an den Entscheidungen der Kirche" hervor. „Die Errichtung
der katholisch-theologischen Fakultät in Tübingen
im Jahre 1817" behandelt, jetzt wohl abschließend, auf
Grund eingehendster Benützung alles Aktenmaterials die
Arbeiten Funks und Haugs ergänzend, J. Z e 11 e r. Das
Wertvollste ist die Mitteilung des in Beilage 2 enthaltenen
Berichts der Curatel der katholischen Landesuniversität
Ellwangen, „die Vereinigung des Studiums der
katholischen Theologie mit der Universität Tübingen betreffend
", vom 16. Januar 1817. Aber auch die übrigen
11 Beilagen geben seither ungedruckte Akten weiteren
Kreisen bekannt, welche die klugen Maßnahmen der
Staatsregierung wie die vor allem stimmungsmäßigen
Schwierigkeiten auf Seiten des bischöflichen Ordinariats,
der Fakultät und der Stadt Ellwangen erkennen lassen.
Das Urteil Zellers sucht allen Beteiligten gerecht zu werden
. Die Regierung Wilhelms I. hat die übereilten Maßnahmen
Friedrichs I. bei der Errichtung eines eigenen
württ. Bistums und einer katholischen Landesuniversität
| den Finanzen des Staats und den Bedürfnissen der
i neuen katholischen Untertanen entsprechend glücklich
' geändert. Daß sich die Regierung bei ihrer selbständi-
I gen Regelung der kirchlichen Dinge auf bayerische und
österreichische Vorbilder berief, hätte auf Grund der
beiliegenden Akten hervorgehoben werden dürfen. Das
l Zeugnis, das die Fakultät der in staatskirchlichen Gedanken
befangenen Regierung am 10. Dez. 1817 ausstellte
, daß die Vorsehung „wollte, daß auch der katholischen
Kirche Württembergs ihr Herzog Christoph
(nämlich König Wilhelm I.) nicht fehlen sollte", ist
nach dem ganzen Inhalt des Schreibens nicht Byzantinismus
, sondern ehrlich gemeint. Merkwürdig erscheint
dem modernen Menschen die Übertragung des Kirchenrechts
und der Kirchengeschichte an einen (katholischen)
Laien und man begreift den Vorbehalt des Bistumsverwesers
, daß diese Maßregel nicht grundsätzlicher Art
sein dürfe. Aber zum Segen des Schwabenlandes war es
doch, wenn damals das Wort zirkulierte, mag es nun
! aus dem Munde des Ministers oder des Bischofs stammen
, bei der Verlegung der Lehranstalt habe die Absicht
bestanden, „die konfessionellen Ecken abzuschleifen und
ein religiös-politisches Amalgama einzuleiten". Beachtenswert
ist auch, daß damals schon die Errichtung besonderer
konfessioneller Professuren für Geschichte und
Philosophie erwogen wurde, ebenso der Gedanke einer
Aufteilung des Landes in zwei Bistümer, und daß der
[ Wunsch nach einer würdigen Domkirche schon bei der
. Verlegung des Bischofssitzes nach Rottenburg zur
i Sprache kam. — Gleich interessant und dankenswert wie
Zellers Ausführungen sind die des anderen Ehrendoktors
der Fakultät: St. Lösch gibt in „Die katholisch-theologischen
Fakultäten zu Tübingen und Gießen (1830 bis
1850)" nicht bloß die Beziehungen zwischen Tübingen
und Gießen bekannt, sondern entwirft vor allem feine
kurze Skizzen einzelner Schüler der Tübinger Schule,
die ihren Ruf auf anderen Universitäten bewährten, so
vor allem von Möhler, Staudenmaier und Kuhn, und
! weist ihr Verdienst um die Abwehr der Gedanken der
i Tübinger kritischen Schule, vor allem eines D. Fr.
i Strauß, und die Verhinderung ihres Eindringens in die
deutsche katholische Theologie nach. Von allgemeinerem
Interesse ist die Mitteilung der Briefe des später für den
Mainzer Bischofsstuhl neben Ketteier vorgeschlagenen
Anton Oehler, der erst für eine Tübinger, dann für
eine Gießener Professur in Aussicht genommen war,
aber beide Mal ablehnte und der wohl dem Schicksal der
Gießener katholischen Fakultät eine andere Wendung