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Ausgabe:

1927

Spalte:

505-512

Autor/Hrsg.:

Lohmeyer, Ernst

Titel/Untertitel:

Die Offenbarung des Johannes. Erklärt 1927

Rezensent:

Bultmann, Rudolf

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. ElTianuel HirSCh unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. - Bezugspreis: halbjährlich Rm. 18—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Zt t l. ki v> .Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D.Hirsch in Oöttingen, yQ Olrtnhpr 1077
«£• Jtllirg. iNI". LL. Baurateerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. OAIUUCI yn.

Spalte

tohmeyer: Die Offenbarung des Johannes 1

(Bultmann).................<505

- Die Offenbarung des Johannes (Ders.). J

Jostes: Sonnenwende (Gemen)......512

Chalmers: Further Dialogues of the

Buddha (Franke).............• 513

G u i g u e s : Pointe de fleche en bronze ä

inscription phenicienne (Gustavs) ...... 514

o i n g e r m a n n : ^V"UT1 tTHDi .y böring-Hirsch: Tod und Jenseits im

min *2föin nS13n (Kittel) . . . SIS Spätmittelalter (Ficker)...........524

Spalte

Herapel: Gott und Mensch im Alten

Testament (Meinhold)...........515

Margolis u. Marx i A History of the Jewish

people (Beer)...............517

Souter: The earliest latin commentaries
on the epistles of St. Paul (Loofs). . . . 518

Lietzmann: Petrus u. Paulus in Rom (Koch) 521

Spalte

Theologische Arbeiten aus dem wissenschaftlichen
Prediger-Verein der Rheinprovinz
(Zillessen).............525

Die Religionswissenschaft der Gegenwart in

Selbstdarstelhingen (Koch)........525

I h in e 1 s : Um unsere Aufgabe in Indien

(Schomerus)................526

Hilbert: Ecclesiola in ecclesia (v. d. Goltz). 526
Frank: Vom Liebes-und Sexualleben (Schian). 527
N i e b e r g a 11: Praktische Auslegung des
Alten Testaments (Bussmann)....... 528

Lohmeyer, Prof. D. Dr. Ernst: Die Offenbarung des Johannes. Mir scheint es methodisch geboten zu sein, für die
Erklärt. Tübingen: J. c. B. Mohr 1926. (IV, 203 S.) 4». — Hand- Analyse der apk mit schriftlichen Quellen zu
buch z. N.T., 16. Rm. 5.50; geb. 7—; Subskr.-Pr. 5—; geb. 6.50. rechnen, freilich ohne die Zuversicht, daß wir sie
D e rs.: Die Offenbarung des Johannes. Übertragen. Ebd. 1926. sichei rekonstruieren können. Denn die Apokalyptik ist
(IV, 83 S.) 8°. Rm. 3—; geb. 5—, ejne wesentlich literarische Bewegung, die damals wie
Der reichhaltige und scharfsinnige Kommentar hat heute und zu allen Zeiten wesentlich im Bücherschreiben
seine Eigenart zunächst darin, daß er die apk als eine und Bücherlesen bestand. Sie unterscheidet sich dadurch
organische Einheit nach Form und Inhalt erfassen von der Prophetie. Sie verband sich freilich im Ur-
will. Ihre literarische Form erscheint als ein Christentum mit der Prophetie, und auch der Joh.-Apo-
wunderbares, bis ins einzelne gegliedertes Kunstwerk. kalyptiker ist nicht nur Literat, sondern auch Prophet
Sie ist gegründet auf die Siebenzahl, die die Anlage des und Dichter. Aber daß die Tradition, aus der er schöpfte,
Ganzen ebenso wie die Gliederung des Einzelnen be- wesentlich in schriftlicher Form existierte, erscheint mir
stimmt. Die Herrschaft der Siebenzahl, die ja auch in sicher. Verderblich war gewiß einst die unbedingte Herrjüdischer
und heidnischer Apokalyptik begegnet, ist schaft der Frage nach den Quellen, verderblicher noch
aber nicht nur ein äußerliches Ordnungsmittel, sondern der Wahn, sie stets rekonstruieren zu können, und am
bringt als Symbol der göttlichen Totalität, den Cha- verderblichsten die logizistische Methode der Rekon-
rakter der „Offenbarung" zum Ausdruck. Die in dies struktion. Aber ein fast ebenso großer Schade scheint
Gepräge eingespannten Einzelvisionen bzw. Einzeige- mir jetzt die Scheu vor der Annahme schriftlicher Quel-
dichte bewahren gegeneinander ihre Selbständigkeit mit len zu sein. Gewiß ist die Frage nach schriftlichen
einer gewissen Rücksichtslosigkeit, sind jedoch durch Quellen relativ nebensächlich gegenüber der allgemeine-
manche Kunstmittel zueinander in Beziehung gesetzt: [ ren Frage, wieweit der Apokalyptiker jeweils durch seine
durch Zusammenfassung zu Gruppen, durch Wieder- Tradition gebunden war. Und daß in L.'s Kommentar
kehr durchgehender Motive. | die Quellenanalyse stark zurücktritt gegenüber dem Ver-
Mit dieser Erkenntnis meint der Verf. der zahl- such, das ganze Werk als Einheit aus dem Plan des
reichen Schwierigkeiten Herr zu werden, die so oft die Schriftstellers zu begreifen, ist als Fortschritt zu beVeranlassung
zu quellenkritischen Analysen gewesen grüßen. Indessen ist doch das Verständnis des Einzelnen
sind. Er verkennt nicht, daß der Apokalyptiker aus den wie des Ganzen oft so problematisch, das es mit Not-
Traditionen der alt- und neutest. Schriften und der jüdi- wendigkeit auf die Frage nach der Abhängigkeit des
sehen Apokalyptik bzw. „Gnosis" schöpft. Aber er fin- Apokalyptikers von seiner Tradition führt. Damit ge-
det keinen Anlaß zur Quellenscheidung, als winnt die Frage nach schriftlichen Quellen aber wieder
sei die apk das Werk eines Redaktors, das aus schritt- ihr relatives Recht. Denn wenn schriftliche Quellen
liehen Quellen zusammengeschriehen und in allen Fugen nachweisbar sind, so muß die Frage nach der Gebrüchig
wäre. Gesteht er gelegentlich (z. B. S. 72. 87) 1 bundenheit des Schriftstellers für das Verständnis des
die Möglichkeit der Benutzung schriftlicher Quellen zu, Einzelnen und des Ganzen stärker ins Gewicht fallen,
so rechnet er (vom AT abgesehen) im allgemeinen nur ' Exegese und kritische Analyse stehen in Wechsel-
mit mündlicher Tradition. Schon Boussets Kommentar Wirkung.

War, namentlich in der 2. Aufl. 1906, ein Fortschritt i Gewiß erkennt der Verf. eine solche Gebundenheit gelegentlich

gegenüber den früheren quellenkritischen Bemühungen; an (z. B. zu 8,7—12; 9,14. 16; U, l_13; 20, 11—15); aber sie

er suchte die Einheit des ganzen Buches ZU würdigen kommt m. E. nicht hinreichend zur Geltung. Er scheint mir den

und begnügte sich auch vielfach mit der Annahme münd- Gedanken der Einheitlichkeit fast wie ein Postulat durchzuführen und

Heller Tradition. Er verzichtete aber doch in bestimmten deckt 'aMrciche Schwierigkeiten gar nicht auf oder läßt sie nicht zur

Partien nicht auf Quellenanalyse lind schätzte Vor allem Geltung kommen (z. B. die stilistische und sachliche Verschiedenheit

die Gebundenheit des Apokalyptikers durch seine Tradi- £ FrSüriX .« I' £ in «■ **** c- »*i

änäsr ein-,st l's kommentar dem^enüber Äi ääa,Ä sjf.fi

roriscnrur. aus Gründen der strophischen Gliederung (darüber s. u.) gelegentlich

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