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Ausgabe: | 1927 |
Spalte: | 481-486 |
Autor/Hrsg.: | Groos, Helmut |
Titel/Untertitel: | Der deutsche Idealismus und das Christentum 1927 |
Rezensent: | Knittermeyer, Hinrich |
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Theologische Literaturzeitung
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. K u r t D i e t r i c h Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich Rm. 18—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.
57 I„k M tt Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Güttingen, ir flL-tnhpr 1077
Jalirg. l>r. ZI. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. VFMUUCI )LI.
Spalte
Groos: Der deutsche Idealismus und das
Christentum (Knittermeyer)........4SI
Jeremias: Buddhistische und theosonhische
Frömmigkeit (Franke)...........486
König: Der doppelte Wellhausenianismus
im Lichte meiner Quellenforschungen
(Eißfeldt)..................486
Rahlfs: Septuaginta (Herrmann).....489
Hebrew Union College Annual (Dalman) . 491
Zwaan: De Efezenbrief von Paulus toege-
licht en colometrisch vertaald (Windisch) 491
Sprenger: Vivificatio nach Paulus und
Spalte
Eh 9-söt als Zirkusakklamation in Byzanz
(Peterson)..................493
Freiburger Diözesan-Archiv (Bossert) .... 495
Schoenaich: Die Kämpfe zwischen
Römertum und Christentum in ihrer
geschichtlichen Entwicklung ((ücker) . . . 496
Moreau: Saint Amand (Dannenbauer) . . 496
Lange: Geschichte der christlichen Liebestätigkeit
in der Stadt Bremen im Mittelalter
(Heyne)................497
Mehlis: Die Mystik in der Fülle ihrer
deren Bedeutung und Wert für die evangel. Erscheinungsformen in allen Zeiten und
Rechtfertigungslehre (Heinzelmann). . . . 493| Kulturen (Heinzelmann)..........497
Spalte
Weber: Glaube und Mystik (Heinzelman). 498
Haitjema: Karl Barths „kritische" Theologie
(Ders.)................499
Stammler: Deutsche Literatur vom Naturalismus
bis zur Gegenwart (Petsch) . . . 500
Grünewald: Die Rechtsverhältnisse an
Kirchenstühlen (Karnatz).........500
Fugel u. Lippert: Gotteswerke und
Menschenwege (Katz)...........501
Michaelis: Wirtschaftlicher Wiederaufbau i
(Mulert)...................502
Wünsch: Religion und Wirtschaft (Ders.).j
Groos, Helmut: Der deutsche Idaelismus und das Christentum. Kant nicht, indem man an einzelne Worte sich hält; man
Versuch einer vergleichenden Phänomenologie. München: E. Rein- erfaßt ihn nicht, wenn man nicht in die verantwortliche
hardt 1927. (XI, 507 S.) gr. 8». Rm. 15—. Arbeit seines Philosophierens sich einläßt. Dasselbe gilt
Der Aufbau dieser umfänglichen Arbeit, deren aber nicht nur für die andern Idealisten, soweit sie
Drucklegung durch die Hamburgische Hochschulbehörde Philosophen sind, sondern in etwas anderem Sinne auch
und die Württembergische Gesellschaft zur Förderung für die Dichter. Was läßt sich alles aus Goethe be-
der Wissenschaften unterstützt ist, folgt den Titeln-der weisen, wenn man nicht ihn selbst zu Wort kommen
Trinität. Sie wird durch eine methodische Besinnung lassen will, sondern nur darauf aus ist, die eigene Meieröffnet
und mit einer breiten Zusammenfassung und , nung durch ihn bewiesen zu sehen? Aber Stent es mit
Literaturkritik beschlossen. In der Einleitung er- dem Christentum besser? Was ist denn Christentum?
klärt der Verf., daß er „nicht bewerten, sondern nur Darauf gibt der Verfasser keine Antwort, wenn anders
verstehen will"; eine Versprechung, die freilich nicht ge- man nicht den Verweis auf Bibel und Gesangbuch als
halten wird. Weiter entschlüpft ihm die Bemerkung, Antwort durchgehen lassen will. Aber selbst wenn man
daß er die „historische Betrachtung" als „Grundstein" zunächst mit dieser Antwort sich zufrieden gäbe, be-
zwar voraussetzt, aber sich mit ihr nicht „beschäftigt". dürfte sie doch wohl einer Interpretation. Auch sie
Das ist immerhin eine kühne Voraussetzung, die es schenkt sich der Verf.; er schenkt sich die theologische
verständlich macht, daß der Verfasser die engeren Gren- . so gut wie die philosophische Auseinandersetzung zu-
zen sprengt, die andere Leute sich gesteckt haben — sie gunsten der phänomenologischen Erörterung. Er ge-
werden alle bei Namen genannt —, und seinerseits das! bürdet sich wie einer, der über alles verfügt, und auf
Christentum und den deutschen Idealismus: Dichter, i dessen Urteilsspruch die Welt nur gewartet hat. Er
Philosophen, Theologen als einen Typus miteinander ! kennt insbesondere keine Grenze gegenüber dem Bibelvergleichen
will. Es geht ihm um „den Geist" und wort, weil er auch darüber verfügt und sich nicht damit
— nicht etwa um Christus, sondern — das Christen- ! zufrieden gibt, dies Wort als entscheidendes Wort be-
tum, das sich ihm sogleich näher als „Bibel und Ge- ' stehen zu lassen. Er spricht auf Grund dieses Wortes
sangbuch... in wechselseitiger Handhabung" kennzeich- nicht nur dem Idealismus, sondern auch, den einzelnen
net. Daß dies beides so unvermittelt gehandhabt werden Idealisten sein Urteil, statt dies Urteil dem Wort selbst
soll, und nicht etwa, wie die trinitarischen Titel doch vorzubehalten. Wer sagt uns denn, daß Kant nicht beerhoffen
ließen, in seiner theologischen Vermittlung, ten konnte? Und wer sagt uns denn, daß die Idealisten
wird man auch vor Beginn der Untersuchung nur mit bestimmte Gesangbuchlieder nicht gesungen haben k ö n-
dem größten Unbehagen hören. Schließlich wird noch nen? Wer darf an dieser Stelle das sich für apodik-
gesagt, daß die Methode „objektiv-phänomenologisch" tisch gebende Urteil sprechen? Die Gründe liegen allist
, was den Verf. — offenbar wegen der Gemeinver- zu deutlich am Tage, warum der Verf. solches sich lei-
ständlichkeit der phänomenologischen Zielsetzung — zu sten zu können glaubt. Er vergleicht Idealismus und
keinen weiteren Erörterungen veranlaßt. Man merkt Christentum zu gleichen Teilen. Er vergißt, daß der
aber bald, daß das Geheimnis der phänomenologischen < Idealismus keine Religion und das Christentum keine
Erörterung darin besteht, idealistische Zitate in Prosa Weltanschauung ist und keine Philosophie. Er vergißt
und Poesie mit christlichen Zitaten in Prosa und Poesie daß die Gesangbuchverse nicht einfach Poesie und die
zusammenzustellen. Daraufhin tritt dann der Verf. in j Venezianischen Epigramme nicht Unterlagen für Auseigener
Person dazwischen, statt jener verschmähten sagen Goethes über das Kreuz sind. Er geht an seine
„Geister" und statt der theologischen Wissenschaft, und Arbeit ohne die Ehrfurcht vor seinem Gegenstand hererklärt
nach Maßgabe seiner jeweiligen, dem trinita- an, die er bei Goethe nur als ein Zeichen seiner Un-
nschen Schema entnommenen Überschrift, daß Idealis- christlichkeit konstatiert. Wo die methodische Situation
mus und Christentum je das Gegenteil behaupten. so gänzlich verfehlt ist, können keine Ergebnisse ge-
Für das Rechenschaftsverlangen der ernsthaften : wonnen werden, die überzeugen, auch wenn der Schein
Forschung kann es kaum eine Frage sein, wie es zu der Überzeugung an manchen Stellen verblüffend sich
solchem Unterfangen sich stellen soll. Man widerlegt herstellt.
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