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Ausgabe:

1927 Nr. 20

Spalte:

463

Autor/Hrsg.:

Löw, Immanuel

Titel/Untertitel:

Die Flora der Juden. I. Bd. Erste Hälfte 1927

Rezensent:

Dalman, Gustaf

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463

Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 20.

464

Verzeichnis (S. 52a) als: Tj-löP gegeben. S. 58a Z. 3 ist „also"

wohl nicht deutsch, sondern englisch zu lesen und S. 44 f. unter XII
sind die Bemerkungen zum 17. und 16. Tag umzustellen.

Marburg. W. Baumgartner.

Löw, Immanuel: Die Flora der Juden. I. Bd. Erste Hälfte.
Kryptogamae Acanthaceae-Composaceae. Wien: R. Löwit 1926.
(IX, 448 S.) gr. 8°. = Veröffentlichungen der Alexander Kohut
Memorial Foundation, Band 4. Rm. 18—.

Nach Band II und III, angezeigt Jahrg. 1924, Sp.
389 f., 1926, Sp. 215, folgt nun Band I dieses wichtigen
Werkes, in welchem abgesehen von den Kryptogamen
die Pflanzenfamilien alphabetisch geordnet sind. Noch
zwei Bände sollen folgen, 1. die zweite Hälfte des ersten
Bandes mit dem Rest der Pflanzenfamilien bis Gramina
, 2. der Schlußband mit den sehr notwendigen
Registern. Die zuverlässige und im wesentlichen vollständige
Vorlegung des Materials aus der gesamten
jüdischen Literatur bis zur Gegenwart mit Hinzufügung
des syrischen und arabischen Stoffes ermöglicht dem
Benutzer eigenes Urteil über die in Frage stehenden
Identifikationen der Ausdrücke in Bibel und Apokryphen.
Sehr willkommen ist die ausführliche Behandlung des
Weinstocks S. 48—189. Der Weinbau, die Herstellung
von Wein und Essig, die Verwendung des Weins im
Ritus, also auch des Passahabends, seine Wertung in
der Agada und Dichtung werden eingehend besprochen.
Dabei erscheint S. 148 die Behauptung: „Die Bibel
kennt keinen Wein bei der Passahmahlzeit, auch die
urtümliche Feier der Samaritaner kennt ihn nicht", und:
„Der Sederabend (des Passah) ist die zum Ritus gewordene
, der jüdischen Sitte angepaßte Ordnung einer römischen
Mahlzeit." Das letztere wird inbezug auf den
ganzen Gang des Passahmahles nicht ganz unrichtig
sein, obwohl wir über die Form feierlicher Mahlzeiten
bei dem alten Israel nichts Näheres wissen und in
jedem Fall die hellenistische, nicht die römische Sitte
zu befragen wäre, da der Ursprung der rituellen Form
des Passah nicht erst in der römischen Zeit liegt. Was
das erstere anlangt, so ist die „eilige" Mahlzeit des
ägyptischen Passah und der Samaritaner (s. Palästinajahrbuch
1912, S. 129 f.) gewiß ohne Weingenuß, aber
daraus folgt nicht, daß das fröhliche Festmahl des späteren
Israel des Weines entbehrt hätte, wie ich in
Jesus-Jeschua, S. 134 ff., ausgeführt habe. Anders wäre
es gewesen, wenn das Gesetz grade für das Passahmahl
den Weingenuß verboten hätte, was bei der Weinsitte
des alten Israel durchaus nötig war, wenn er unterbleiben
sollte. Im übrigen sind bittere Kräuter, Lammbraten
und Wein im Grunde selbstverständliche Elemente
eines feierlichen Mahles im palästinischen Frühling
; nicht ihre Wahl, sondern nur eben die Ordnung
ihres Genusses wird mit der allgemeinen Wandelung
der Sitte ihre Geschichte erlebt haben. — Nach Anderlind
wird (S. 192) von Auswüchsen wie rote Korallen berichtet
, welche die Mistel an der Terebinthe hervorrufe
. Es sind aber gewiß die an Terebinthen häufigen
„Galläpfel", welche mit Insekten zusammenhängen. Ob
wirklich die sehr bescheidenen Terebinthenfrüchte, wie
Low es versteht (ebenda), nach 1. M. 43, 11 als Geschenk
nach Ägypten mitgenommen werden sollen? Pistazien
, die in Ägypten nicht wachsen, aber nördlich von
Damaskus angebaut werden und in Jerusalem gelegentlich
gepflanzt — ich kenne zwei Bäume —, erscheinen
dafür neben den Mandeln sehr viel besser geeignet.
Greifswald. Gustaf D a 1 m a n.

Biblische Zeitschrift. Hrsg. v. J. Göttsberger u. J. Sickenberger
. 17. Jg. Freiburg i. Br.: Herder & Co. 1925 u. 1926.
(IV, 376 S.) gr. 8°. Rm. 24—.

Die Biblische Zeitschrift ist noch immer nicht zu jährlicher
Erscheinung zurückgekehrt. Während Jahrgang 16 in 2 Heften
1922/1924 erschien (s. Theol. L.Z. 1925 Nr. 5), datieren die zwei
Doppelhefte des vorliegenden 17. Jahrganges aus den Jahren 1925
und 1926.

Ich beginne mit den Arbeiten zum A.T., die der neue Jahrgang
befaßt.

Sehr belangreich scheint mir der Aufsatz von A11 g e i e r
I über „Neuere Methoden der Wortforschung und die
! alttestamentl. Exegese" zu sein (201—224). Er will die
1 Methoden der Wortforschung, wie sie u. a. F. Kluge auf germanischem
i Boden geübt hat, auch auf biblischem Gebiet erproben und die
i biblisch-hebräische Synonymik mit den Mitteln der heutigen Sprachwissenschaft
ausbauen helfen. Insbesondere zeigt er an einigen Beispielen
, wie eine richtige Übersetzung im einzelnen Falle vom

Aramäischen her zu finden ist. Die Beispiele sind TOriäO Ez.

j 24,15; "jOD Pi- HL 2,5; Ps. 17,46; TO PI und Clb^

j Ps. 89,8.

F. Wutz weist „Alte hebräische Stämme im Psalmentext
der Septuaginta" nach (1—28). Wenn man die Technik der hebräischen
Paläographie und die wichtigsten Verschiebungen und Vertauschungen
im hebräischen Alfabeth kennt, dann kann man vielfach
aus der vom Masoratext abweichenden Übersetzung der LXX das
ursprüngliche hebräische Wort eruieren, das dann später verloren
ging. W. behandelt 44 Psalmenstellen und stellt zum Schluß die
von ihm erschlossenen Stämme alfabethisch und in Gruppen zusammen.
H. Grimme untersucht die Frage: Sind Tjpp und nilT
i zwei verschiedene Namen und Begriffe? (29—42). Er tritt zunächst
t für die Lesung Jäho ein (Pänultima), um dann aus dem Rhythmus
i der Psalmen zu erweisen, an welchen Stellen Jahwae nnd wo Jäho
: gelesen werden muß. Jaho ist die ältere Form, die durch Moses zu
Jahwae erweitert wurde, wodurch die Verehrung einer lokalen Gott-
j heit in die des personifizierten Begriffs des Seins überführt wurde.
J. M i k 1 i k gibt „textkritische und exegetische Bemerkungen
zu Mal 3, 6" (225—237.).

H. Wiesmann handelt über „Eine ägyptische Quelle der
Sprüche Salomons?" (43—50) und gibt eine kritische Übersicht über
j die von Erman angeführten Parallelen aus der Lehre des Amen-
i em-ope (vgl. Or. Lit.Z. 1924, 241—252). Die meisten Anklänge
erkennt er an, nicht alle; er will diese ägyptische Beeinflussung der
i Prov. gelten lassen, nur nicht in dem Umfang wie Erman. Vor
allem glaubte er nicht, daß der Hebräer in 22, 20 das ,dreißig'
j gedankenlos aus dem ägyptischen Text herübergenommen hat: auch
er hatte eben ursprünglich (vielleicht nach dem Vorbild des Agyp-
j ters) 30 Aussprüche für seinen Zögling zusammengestellt.

Wenden wir uns nun zu den Stücken über Gegenstände
des N.T.s

H. J. Vogel weist an der Versuchungsgeschichte
j nach, daß die Form der beiden Beriche (Mt. Lc) zur Annahme
i literarischer Abhängigkeit nötigt: entweder Lc. hat den griechischen
Matth, benutzt, oder beide schöpfen aus Q. In jedem Fall hat Mt.
die ursprüngliche Fassung bewahrt (238—255).

„Der christliche yga/Afiatev; (Mt. 13,52)" wird von
j J. Höh untersucht. Eingedenk der von Soiron (Die Logia Jesu
1 1916) festgestellten freien Assoziationsmethode des Evangelisten,
macht er den Spruch von der Parabelrede los und bezieht er sie ganz
allgemein auf den im (oder für's) Himmelreich geschulten, christlichen
Schriftgelehrten, dessen „Vorrat" [thjoavffos) in der intimen
und erleuchteten Kenntnis des Ä.T.s und in der tiefen Einsicht der
ntl. Grundlehren und Heilstatsachen besteht (S. 256—269).

Jos. Freundorfer setzt sich in seinem Artikel „Eine neue
Auslegung der Parabel von der „selbstwachsenden Saat" Mk 4,
26—29 (S. 51—62) mit K. Weiß auseinander. Er lehnt dessen
psychologische Auslegung (Parabel vom zuversichtlichen Säemann)
ab und rechtfertigt die traditionelle Exegese, die auf die Zwischenzeit,
da der Herr von seiner Kirche getrennt ist, und auf die Wiederkunft
zum Gericht den Ton legt. Der Sinn der Parabel ist dann: es
' kommt eine Zeit, wo sich das Gottesreich selbständig entwickeln
muß, und dann wird am Ende noch einmal der Heiland kommen
und Gericht halten.

Sehr erfreulich ist die Antwort, die J. Sickenberger auf
die Frage: „Ist die Magdalenenfrage wirklich unlösbar
?" gibt (63—74). Gegen die in der katholischen Kirche
herrschende Tradition (wie sie namentlich auch in den liturgischen
Texten des Magdalenenfestes ihren Niederschlag gefunden hat), weist
er nach, daß die Magdalene weder mit der großen Sünderin (Lc 7),
noch mit Maria von Bethanien identifiziert werden kann. Einmal
zeigt er, daß die Begriffe „Besessene" und „Sünderin" sich nicht
decken; sodann, daß die Einleitung zur Lazarusgeschichte Joh 11,2
sich nicht auf Lc 7, sondern auf die in die Passionszeit gehörende
Salbungsgeschichte bezieht. Nebenbei erinnert er daran, daß man
doch schwerlich die Maria, die Lc 10 als eine Vertreterin des
beschaulichen Lebens erscheint, mit einer sündhaften Vergangenheit
belasten kann. Wichtiger dünkt mich, daß die beiden Marien doch
deutlich durch ihre verschiedene Herkunft von einander unterschieden
■ werden (Magdala — Bethanien).

J. Frings, „Zu I. Petr. 3,19 und 4,6" (75—88) behandelt,
| namentlich in Auseinandersetzung mit Gschwind, das Problem der