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Ausgabe:

1927 Nr. 18

Spalte:

412

Autor/Hrsg.:

Honor, Leo L.

Titel/Untertitel:

Sennacherib‘s Invasion of Palestine 1927

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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411

Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 18.

412

right way the doürine of expediency". Das chinesische
fang p'ien, das hier mit (expediency) übersetzt ist, ist
das sanskr. upäya (im Japan.: höben), und schon Beals
Anm. p. 195, daß Burnouf (Lotus, Kap. 2) übersetzt
habe: „habilite dans l'emploi des moyens" hätte zu
präziserer Wiedergabe anleiten müssen. Wenn Sch. (S.
99, Z. 1) Beals „The man who... is able to exhibit
(in himself) the Law that admits of no selfish conside-
ration" kurz verdeutscht in: „der die Gesetze des Nirwana
zu verstehen vermag", so tut er das offenbar auf
Grund der Fußnote bei Beal, die ihm verrät, daß der
chinesische Text hier die Worte wu wei hat. Man sehe
hier seinerzeit zu, wie Hackmann die Stelle übersetzt. —
Weniger hat es auf sich, wenn man S. 100 zu lesen hat:
„Es war einst ein alberner Mensch, der Buddha hörte,
wie er in einer Predigt das große Prinzip verteidigte,
Böses mit Gutem zu vergelten, und der deshalb zu ihm
kam, um Buddha zu mißbrauchen." (So, weil bei
Beal steht: „he came and abused Buddha"), oder wenn
in der Mahnung Buddhas an seine Mönche, kein Weib
anzuschauen oder, falls das nicht zu vermeiden sein
werde, es, wenn alt, als die eigene Mutter, wenn hono-
rable, als die eigene Schwester anzusehen, verdeutscht
wird: „Ist es ehrenhaft? Betrachte es als deine
Schwester." (S. 102). Daß aber in dem gleichen Abschnitt
zu lesen ist: „ich bin ein Gramana, gestellt in
diese sündige Welt, laßt mich dann (!) sein wie die
fleckenlose Lilie (!), unbefleckt durch den Schlamm,
in dem sie wächst", und daß da nicht der Gedanke
an das dem Buddhismus so geläufige Lotussymbol
sich nahegelegt hat, verwundert doch ein wenig. Aber
Beal hat hier (S. 199) eben: „I am a Shaman, placed
in this sinful world, let me be then (!) as the spotless
lily (!), unsoiled by the mud in which it grows." —
Es wäre doch zu wünschen gewesen, daß der von Prof.
Bertholet mit wichtiger fachmännischer Aufgabe Betraute
(das Religionsgeschichtliche Lesebuch wird, jedenfalls
von Theologen, literarisch viel verwertet) neben
Beals Englisch auch das chinesische Original (Fo-shuo-

ssu-shih-erh-chang-ching, Nanjö Nat. Nr. 678) vor sich
gelegt hätte, das ja gewiß in Berlin zu erreichen ist.

— Freilich, für einen anderen der beiden noch herangezogenen
Texte, für das „Brahmanetz-Sutra", hatte Sch.
in De Groot's Le code du Mahäyäna, da dort die französische
Übersetzung und der chinesische Grundtext in
zwei Kolumnen nebeneinander stehen, das Chinesisch
vor sich und also ohne weiteres die Möglichkeit, seine
Interpretenvorlage nachzuprüfen, und hat es nicht für
nötig erachtet, das zu tun. Wie könnte er sonst (S. 102
u.) De Groot's „Si un enfant de Buddha tue lui-meme"

— es heißt dann weiter: „oder jemand anders zum Töten
veranlaßt (ou pousse quelqu'un d'autre ä hier) oder die
Mittel zum Töten verschafft oder ---- Ursache, Veranlassung
, Mittel oder Instrument für den Akt des Tötens
ist, so verfällt es der Ausschließung aus dem Orden" —
wiedergeben mit: „Wenn ein Kind Buddhas (ich würde
vorziehen: ein Buddhasohn) sich selbst tötet", eine
Wiedergabe, an der den Übersetzer doch schon der
Nachsatz — Tote, die sich selbst davon gemacht haben,
zu exkommunizieren hat keinen Sinn — hätte irre
machen müssen. — Nicht unvermerkt will ich im Hinblick
auf einen einmal nötig werdenden Wiederabdruck
der Lesebuchlieferung lassen, daß in dem Abschnitt
„Buddhismus" beim Korrekturlesen manches stehen geblieben
ist, was in einem solchen Werk, nach dem viel
zitiert wird, schließlich doch mehr ist als nur Schönheitsfehler
. Statt Bodhisattva liest man einmal Bödhi-
satva, das anderemal Bodhisatva; S. 98 stehen nebeneinander
Vinaya Pitaka und Sütra-Pitaka; auf einer und
derselben Seite liest man Parädjika und parädjika. Warum
gerade nur Cramana durcnhin in Schrägtypen gesetzt
ist, ist nicht einzusehen, ebensowenig, warum in

Wörtern wie Amitäbha, Dhyäna, Sakyamuni, Sütra die
Vokale mit Längezeichen bedacht sind, während bei

anderen, wie z. B. Samsara, S. 107 — die Vorlage,
Hackmann, hat Samsära — davon abgesehen ist. Zu
wünschen übrig läßt auch das Register, S. 108—110,
wenn es z. B., um nur auf eines zu weisen, die vox
„Tao" hat, nicht aber auch „Te". Zusammenzufassen:
Herr Dr. Erich Schmitt hätte sich von den künftigen
Benützern des Bertholetschen Lesebuchs größeren Dank
verdient, wenn er seine Aufgabe etwas weniger leicht
genommen hätte. Von etwas unachtsamer Arbeit zeugen
auch Übersetzungen wie S. 34 u.: „Es gibt drei Dinge,
die nicht pietätvoll sind, keine Nachkommen zu haben
aber ist die größte (sie) unter ihnen."

Leipzig. H. Haas.

| Honor, Leo. L., Ph. D.: Sennacherib's Invasion of Palestine.

A Critical Source Study. New York: Columbia University Press
1Q26. (XV, 122 S.) gr. 8°. = Contributions to Orienial History
and Philology, Nr. 12. $ 1.75.

Sanheribs (705—681 v. Chr.) Angriff (oder Angriffe
?) auf Palästina, insbesondere auf Juda und seinen
! König Hiskia, vom Jahre 701 (und später?) ist der Gegenstand
des Buches. Im A. T. berichten darüber die
Stücke 2. Kön. 18,13—19,37 = Jes. 36,1—37,38 (= 2.
Chron. 32,1—23) und eine Reihe von Jesaja-Worten.
Außerhalb des A.T. erzählen assyrische Inschriften da-
| von und Herodot II 141. Dies verhältnismäßig sehr um-
fangreiche Quellen-Material gibt Anlaß zu mancherlei
j Fragen, literarischen wie historischen. So ist die Komposition
von 2. Kön. 18,13—19,37 (18,13—16; 18,17
bis 19,9a. 36. 37; 19,1—35) strittig, und historisch ist
fraglich, ob außer dem für 701 sicher bezeugten Zuge
Sanheribs gegen Juda noch ein späterer anzunehmen sei,
auf den dann ein Teil der Nachrichten des A. T.s zu be-
' ziehen wäre.

Diesen ganzen Fragen-Komplex stellt das Buch in
i 3 Kapiteln dar. Das erste führt die assyrischen Quellen
j vor, das zweite behandelt die Erzählungen des A.T.s und
Her. II 141, das dritte bespricht die wahrscheinlich oder
j möglicherweise hierher gehörigen Prophetien des Jesaja.
Dabei will der Verf. die mannigfachen Fragen nicht
lösen oder auch nur lösen helfen, sondern sein Ziel ist,
die Probleme in ihrer ganzen Kompliziertheit dem Leser,
j d. h. dem immature student of Biblical History, klar zu
j machen. „This study will be justified if the analyses
made in this study will bring an immature student to a
better understanding of the problems underlying the
I reconstruetion of Biblical History; to an appreciation of
I the various approaches to the questions that are pos-
! sible and the subjective dement in writing history...—
j if they will instill in him a sense of caution, so that he
> shall not aeeept any hypothesis to readily."

Diese Art und Abzweckung des Buches bedingt
j seine Licht- und seine Schattenseiten: Mit großer anerkennenswerter
Gelehrsamkeit und Belesenheit, die jedenfalls
nichts Wichtiges übersehen hat und — bis auf
unbedeutende Kleinigkeiten — genau referiert, wird das
Quellen-Material samt allen dazu vorgetragenen Erklärungs
-Hypothesen vorgeführt. Andererseits fehlt dem
Buch die, bei einem Tatbestand wie dem vorliegenden
I unentbehrliche, Entschlußkraft, mit historischem Instinkt
| den gordischen Knoten zu zerhauen. Als Nachschlage-
' buch ist die Arbeit jedenfalls von bleibendem Wert.
Auch als Lehrbuch für den immature student kann und
wird sie gute Dienste tun. Nur ist solchen Benutzern
I zu raten, daß sie neben oder gleich nach diesem Buch
eine von starker historischer Gestaltungskraft getragene
| Darstellung zur Hand nehmen.

Halle (Saale). Otto Eißfeldt.

Blake, Robert P.: The Georgian Version of Fourth Esdras
from the Jerusalem Manuscript. [In: Harvard Theological
Review, Vol. XIX, October 1926, Number 4.] Cambridge (Mass.)
1926. (S. 299—375.)

Wieder einmal ein sehr schöner Fund auf dem
schwierigen Gebiete der Arbeit an der Esra-Apokalypse,
dem IV. Esra! Das von mir in Jerusalem 1901 vergeblich