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Ausgabe: | 1927 Nr. 1 |
Spalte: | 22 |
Autor/Hrsg.: | Berkeley, George |
Titel/Untertitel: | Philosophisches Tagebuch (Commonplace Book) 1927 |
Rezensent: | Kesseler, Kurt |
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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 1.
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— gegen alle Regeln, aber diesem Reichtum gegenüber
notgedrungen — nur andeuten, erwähnen konnte, statt
zu belegen und auszuführen. Es wird noch viel zu
Amiel zu sagen bleiben. Auch Bohlins Studie will ja
nicht den ganzen Mann umfassen, wiewohl sie den
besten und umfassendsten Einblick gibt, zumal Bouviers !
Yorlesungen auf eignen Wunsch nur in der schwedischen
Ubersetzung gedruckt erscheinen. Ihr Leserkreis wird
darum beschränkt bleiben; wer aber ein feines, reiches
Französisch versteht, lasse sich das neue „Journal intime
" nicht entgehen!
3. Die einzige mir bekannte Auswahl aus den drei Banden
Bouviers bietet die schwedische Ausgabe Kl. Johansons. Durch ihre
Bemühungen, für die Bouvier durch Dedikation seiner Vorlesungen
in Uppsala dankte, ist A. in Schweden tiefer ins Eigentum der Lesewelt
hineingewachsen, als irgendwo sonst in der Fremde. Ihr erster,
durch Ellen Key eingeleiteter Text erschien schon 1900. Fein wendet
sie um auf das bleiche bisherige Amielbild sein Urteil über einen
andern Aphoristiker an: „C'est une äme, un Souffle plutöt qu'un
homme". Das neue Bild entpreßt ihr den Ausruf: Ecce fiorna! Der
kommende deutsche Herausgeber einer A.-Auswahl wird die Qual der
Wahl bessern Gewissens überwinden, wenn er sich im Geist mit Kl.
Js Auswahlgrundsätzen auseinandersetzt. Sic entstammen innerster
Vertrautheit.
Fahrenbach (Baden). p*ter Katz.
Schmidt-Japing, Priv.-Doz. Lic. Dr. Johann Wilhelm: Lotzes
Religionsphilosophie in ihrer Entwicklung, dargest. in Zu-
sammenh. m. Lotzes philosoph. Gesamtanschauung. Göttingen:
Vandcnhoeck ft Ruprecht 1925. (IV, 122 S.) gr. 8°. Rm. 4—,
Es ist in hohem Maße erfreulich, daß die Literatur |
über Lotze immer noch sich vermehrt und auf immer
weitere Kreise zu wirken beginnt. Denn noch ist bei
weitem nicht die ganze Bedeutung, der reiche Ertrag der
Lebensarbeit dieses Philosophen von unserm Zeitalter
ausgeschöpft und für das Geistesleben der Gegenwart
zur Geltung gebracht. Doppelt erfreulich ist es daher,
wenn diese Literatur um eine so gediegene und gründliche
Arbeit bereichert wird, wie die vorliegende, die
ganz ohne Zweifel zu dem Besten gehört, was bisher
über Lotze geschrieben ist. Obschon im Besonderen der
Religionsphilnsophie gewidmet, bedeutet doen dieses
Werk, indem es überall die religionsphilosophischen Anschauungen
des Meisters mit dessen ganzer Geistes-
ciitwicklung überhaupt in lichtvollster Weise in Verbindung
setzt, zugleich eine ganz erhebliche Förderung
der gesamten Lotze-Forschung; und dies um so mehr,
als der Verf. überall Gelegenheit nimmt, auch die historischen
Beziehungen der Lotze'schen Philosophie zu
deren großen Vorgängern, insbesondere zu Hegel, klarzustellen
. Das Hauptverdienst des vorliegenden Werkes
aber dürfeii wir eben darin erblicken, daß durch die
ebenso feinfühlige, als tiefgründige kritische Würdigung
der LotzeNchen Religionsphilosopnie deren Erschließung
für die Bedürfnisse einer spekulativen Theologie der
Gegenwart entscheidend in die Wege geleitet ist und damit
zugleich neue, unabsehbare und höchst fruchtbare
Perspektiven auf diesem Arbeitsfelde eröffnet sind.
Die Gliederung der Arbeit ist wesentlich durch die
Unterscheidung von drei Hauptperioden in dem philosophischen
Entwicklungsgänge Lotzes bedingt. Auf
Grund sehr sorgfältiger und umfassender Quellenstudien
entwickelt unser Autor ein klares Bild jenes Entwicklungsganges
, dessen Hauptmomente schärfer und
treffender charakterisiert weiden, als das bisher in der
Lotze-Literatur geschehen war. Verf. zeigt, wie dem
„teleologischen Idealismus" der ersten Entwicklungs-
Periode des Philosophen ein „ästhetisierender Panentheis-
mus" auf religionsphilosophischem Gebiete entspricht;
ebenso dem „Spiritualismus" der zweiten Periode eine
spiritualistischere Ausprägung des „Panentheismus";
endlich der „Philosophie der sachlichen Einsicht" oder
des „sachlichen Apriorismus", wie Vf. den Standpunkt
Lotzes in der dritten Periode benennt, ein „ethischer
Theismus" als letzte, reifste Frucht der Lebensarbeit und
Geistesentwicklung unseres Philosophen. Zugleich aber
wird überzeugend dargelegt, daß es sich in diesen drei
Perioden nicht etwa um eine jedesmalige prinzipielle
Abänderung, sondern nur um eine stetige Vertiefung und
Ausreifung gewisser letzter Giundüberzeugungen handelt
, die auch den frühesten Schriften Lotzes bereits das
entscheidende Gepräge geben und ihre Wurzeln haben in
dem Ganzen seiner Persönlichkeit, in der tiefstes ethischreligiöses
Interesse mit echtem, rastlosem Forschergeist
und unbestechlichem Wahrheitssinn in vorbildlicher Einhelligkeit
zusammenwirken. — Wir wünschen dem Buche
als kongenialem Führer durch den Gesamtbau der Lotze-
schen Philosophie recht viele Freunde.
Bonn. Max Wcntscher.
Aristoteles: Kleine naturwissenschaftliche Schriften.
(Parva naturalia.) Übers, u. mit e. Einl. u. erkl. Anmerkungen vers.
von Dr. theol. Eugen Rolf es. Leipzig: F. Meiner 1924. (X, 158
S.) S°. = Philosophische Bibliothek, Bd. 6. Rm. 4—; geb. 5—.
Bei Bearbeitung der vorliegenden Ausgabe wurde der Kommentar
von Thomas von Aquino und die Paraphrase von Sylvester Maurus
herangezogen. Bebandelt werden zunächst psychologische Fragen
(sinnliche Wahrnehmung, Gedächtnis und Erinnerung, Wachen, Träumen
, Schlafen), dann mehr physiologische Probleme (Langlebigkeit
und Kurzlebigkeit, Jugend und Alter, Leben und Tod, Atmung).
Gegenüber der Übersetzung von Hermann Bender in der Langen-
schciJtschen Sammlung is! die vorliegende Übersetzung ein wesentlicher
Fortschritt, sie ist in flüssigem Deutsch gegeben.
Düsseldorf. Kurt Kesseler.
Trendelenburg, Adolf. Der Zweck. Hrsg. u. m. Einleitung
u. Anmerkgn. vers v. Georg Wunderte. Paderborn: F. Schöningh.
(108 S.) kl. 8°. F. Sehöninghs Sammig. philo*. Lesestoffe,
7. Bdehn. kart. Rm. 1.60.
Diese Auswahl des wichtigsten Stückes aus Tremlelenburgs Logischen
Untersuchungen, die sich auch gut zur Lektüre in philosophischen
Arbeitsgemeinschaften von Primanern eignet, wird von
denen lrcsonders begrüßt werden, die der realistischen Wendung der
modernen Philosophie zustimmen. Trendelenburg suchte im Gegensatz
zum Idealismus an das Realseiendc heranzukommen und sah gerade
in der Zweckbetrachtung einen Durchbruch zur objektiven Realität.
„Soll der Zweck nur eine Regel im Erkennen bilden, ohne zugleich
die Regel der Sache zu sein, so ergibt er statt einer notwendigen
Verkettung der Dinge nur eine zufällige Verknüpfung des Geistes'".
„Der Zweck läßt sieh nicht auf eine bloß subjektive und regulative
Form der Beurteilung beschränken, und es kommt alles darauf an, daß
der Begriff, die inwohnendc, gestaltende Seele der Dinge sei und die
Seele, wie Plato sich ausdrückt, früher als der Leib." Besonders instruktiv
ist die Auseinandersetzung mit dem Zweckbegriff Spinozas,
Kants und Hegels.
Düsseldorf. Kurt K esse lcr.
Berkeley, [George]: Philosophisches Tagebuch (Commonplace
Book). Übers., eingeleitet u. m. Anmerkgn. u. Register vers. v.
Andreas Hecht. Leipzig: F. Meiner 1926. (XVII, 173 S.) 8°. =
Philosophische Bibliothek, Bd. 196. Rm. 7—; geb. 8.50.
Das Tagebuch, das Aufzeichnungen aus dem dritten Lebens-
jabrzehnt B.'s enthält, liefert einen wichtigen Schlüssel für das Verständnis
des Menschen B., da wir in ihm das Auftreten der Probleme
und das schrittweise tiefere Eindringen B.'s in die Problematik
der Gegenstände beobachten können. Es zeigt ihn stark von
Locke beeinflußt, als Anhänger des „Inimaterialismus", den er schon
damals als „seine" Lehre bezeichnet, und als Vertreter der Orthodoxie
gegenüber den Freidenkern. Psychologisch interessant ist der Nachweis
, den das Tagebuch für B.'s Frühreife gibt, sowohl was die
Spannkraft seines Intellekts als was die Sicherheit seiner Menschenkenntnis
betrifft. Dem Text des Tagebuches sind erklärende Anmerkungen
beigegeben; ein deutsch-englisches Register sowie ein
Namen- und Sachregister dienen dem sprachlichen Verständnis und
der systematischen Auswertung.
Düsseldorf. Kurt Kesseler.
Heuer, Wilhelm: Kausalität und Willensfreiheit. Untersuchungen
über die Notwendigkeit der Kausalbeziehung. Heidelberg: Carl
Winter 1924. (VI, 144 S.) gr. 8°. kart. Rm. 3.50.
Der Verfasser geht davon aus, daß die Lehre von der Notwendigkeit
der Kausalbeziehung jede Willensfreiheit ausschließt und
zu ihrer unausweichlichen Folge den Fatalismus hat. Ohne irgendwie
sonst zu dem Problem der Willensfreiheit Stellung zu nehmen, sucht
er nachzuweisen, daß jedenfalls durch die Berufung auf die Not-