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Ausgabe:

1927

Spalte:

361-363

Autor/Hrsg.:

Otto, Rudolf

Titel/Untertitel:

West-östliche Mystik. Vergleich u. Unterscheidung z. Wesensdeutung 1927

Rezensent:

Glasenapp, Helmuth

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theo!. KurtDietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich Rm. 18—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

5? lohrn lJr ( Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, £ A Ulmet 1077

"il Janrg. IXT. IU. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. ZAUgllal 1/1.1.

Spalte

Otto: West-östliche Mystik (Olasenapp). . 361

Karman. Ein buddh. Legendenkranz (Tranke) 363

Jirku: Der Kampf um Syrien-Palästina im
orientalischen Altertum (Eillfeldt).....364

Reitzenstein: Die hellenistischen Mysterienreligionen
nach ihren Grundgedanken
und Wirkungen (v. Harnack).......364

Morbeck: Profeten Jesaja, stil och
äkthet (Hölscher)..............365

Linder: Studier tili Gamla Testamentets
föreställningar om anden (Ders.).....367

Kirjath Sepher. A quarterly Bibliographical
Review (Dalman)..............370

Spalte

Friedrichsen: The gothic version of the
Gospels (Kauffmann)............370

L o r t z : Tertullian als Apologet (v. Harnack). 373

B a n n i s t e r: The Cathedral Church of
Heieford (Stuhlfauth)...........374

Karr er: Die große Glut (Dörries).....375

Holstein: Luther und die deutsche Staatsidee
(Ders.).................375

Hoff mann: Sigismundus Suevus Frei-
stadiensis (Mirbt)..............376

Meyer: Die Entwicklung der Strallburger
Universität aus dem Gymnasium und der
Akademie des Johann Sturm (v. Muralt). 376

377

Spalte

Werner: Die Rechtsnatur des Deutschen
Evangelischen Kirchenbundes (Karnatz). . 376

König: Der Begriff der Intuition (Winkler).

C y s a r z : Literaturgeschichte als Geisteswissenschaft
(Ders.)............

Kairos. Zur Geisteslage u. Geisteswendung
(Ders.)...................J

Geh ring: Das Tamulenland, seine Bewohner
und die Mission (Schomerus) . . 381

Eissenlöffel: Anbetttngsgottesdiensteund
andere liturgische Stücke (Graff).....382

II Progresso Religioso (Koch)........383

Otto, Rudolf: West-östliche Mystik. Vergleich u. Unterscheidg. derer Werke im rechten Lichte erscheinen. Gegen die

z. Wesensdeutung. Gotha: L. Klotz 1926. (XIV, 397 S. m. e. , -

Taf.) 8°. = Bücherei d. christlichen Welt. Rm. 9—; geb. 12—. Verwendung der von Sahkara angeblich verfaßten Kom-

Otto will durch einen Vergleich zwischen zwei klas- mentare zur Gita und zu den Upanisaden für eine Dar-

sischen Vertretern der Mystik des Westens und des Stellung von Sankara's System läßt sich freilich mit

Ostens das Wesen der Mvstik bestimmen und im Ein- Recht einwenden, daß diese Werke wahrscheinlich nicht

Minen darlegen, worin die westliche Mystik der öst- von Ankara selbst herrühren, sondern in seiner Schule

hchen gleicht und worin sich beide voneinander unter- unter teilweiser Benutzung älterer Werke, wie des Bhasva

scheiden. Als Repräsentanten der westlichen Mystik hat des ßhartrprapanca, des Dravidabhäsya u. dergl. ent-

O. Meister Eckart, als; den der östlicheni Mystik Sahkara, standen sind. Daß Sahkara nicht der Urheber dieser

den brahinanischen Reformator und Systematikerdes Schriften gewesen ist, ist sowohl aus stilistischen Grün-

Advaita-Vedanta (nach der Tradition 788-820 n. Chr.) den _ denl ausgezeichneten, individuell-gefärbten Stil

gewählt. Die Wahl ist sehr geschickt, weil beide Manner des ßrahmasutra-bhasya steht im den anderen Kommen-

~y so weit dies überhaupt mog ich ist — wesentliche taren die mehr traditionelle Schulsprache gegenüber -

Zuge der deutschen und der indischen Mystik an sich wie aus inneren 0ründen anzunehmen. Und zwar na-

tragen und somit in gewissem Umfange den weitge- j mentlich deshalb, weil trotz der gemeinsamen Grundan-

taßten Titel des Buches rechtfertigen, j schauung die Formulierung der wesentlichsten Lehren

Die Darstellung Saiikara's ist von besonderem Inter- | in dem Brahmasütrabhäsya und in den verschiedenen

esse, weil sie tiefer schürft als das verdienstvolle Werk ! Kommentaren, die selber wieder stark voneinander ab-

PauL Deußens, indem sie das mystische Element in ; weichen (das giß namentlich von dem zur Svetäsvatara-

üer Weltanschauung und Heilslehre des großen Vedan- Upanisad) eine oft recht verschiedene ist. Die Tatsache,

usten klar herausarbeitet, während Deußen, in seinem ,' ', . , .. „ , s - i t .

r> , , . ,,,. <• . daß es als unsicher gelten muß, ob Sankara wirklich der

Bestreben, Sahkara als einen Vorlaufer von Kant und Verfasser der unter seinem Namen umlaufenden Kom-

^chopenhauer erscheinen zu lassen, ihm in mancher mentare zur Gitä und zu den Upanisaden ist, ist jedoch

Hinsicht nicht gerecht wird. Dies wurde O. dadurch für dn Werk wie das vorliegende von keiner Bedeutung,

ermöglicht, daß er nicht nur wie Deußen das Brahma- , n dieses ■ nkht rf Untersuchung über den ge-

sütra-Bhäsya, sondern auch die Kommentare zur Bhaga-
vadgitä und zu den Upanisaden heranzog, die Sahkara
zugeschrieben werden. Daß die Darstellung eines Ve
däntasystems, die lediglich auf dem Kommentar zu Bä
daräyana's Lehrsätzen fußt, notwendig unvollständig

schichtlichen Sahkara sein will, sondern eine Darstellung
der mit seinem Namen verknüpften Ideen zum Ziele
hat. Im Hinblick auf den erstrebten Zweck hätten
m. E. darum sehr wohl auch einige der Traktate und
Gedichte mit Nutzen herangezogen werden können, die

undhe,nR+mußVliegt h" dCm YeSe" plnie er, an Sankara's Namen tragen, obwohl auch hier seine Autor-

MtHB » S aUChPZ annre" auch die' n« schaft sehr zweifelhfft ist. Manche von diesen Schrif-

ShVa+S uBht>^ . H? r DunU T = p, 1 thrht ten sind von besonderem Interesse, weil in ihnen -

anigmatische Kurze der Brahmasutras es ermöglichte, hpn.„ wie lllrh in Hpn üher den' ;nHicrhPn Meister

m sie viele Einzelheiten, an die Bädarayana nie gedacht ebens0 wie aucn In den UDer d€n mdischen Meister

hat, hineinzudeuten und dementsprechend in einem Korn- erzählten Legenden - die praktische Seite von Sankaras

mentar zu ihnen ein ganzes Lehrgebäude mit allen: Se,£10?rtat "«austritt und namentlich die von Otto mit

Details zu entwickeln, so brachte es die Notwendigkeit, Recht hervorgehobene theistische Unterstromung deut-

d«n durch die Tradition einmal gewiesenen Weg ein- lic" wJrd- .

zuhalten und sich mit vielerlei Textstellen und Lehr- ,m ersten Teil seiner Ausführungen erörtert O.

meinungen auseinanderzusetzen, doch dahin, daß in den die Punkte, in welchen die Lehre Sankaras mit der

Bhäsyas viele Dinge von wesentlicher Bedeutung, zu- Eckarts übereinstimmt; beide sind Scholastiker und My-

Hal solche, welche sich auf das mehr Religiöse als stiker in einer Person, beide verkünden einen Theopan-

Philosophische und Exegetische beziehen, nur kurz ge- tismus, beide suchen das unendlich Positive, Undefinier-

ftreift werden. Alles derartige, das in den Bhäsyas im bare, durch Negationen zu umgrenzen, beide scheiden

Hintergründe bleibt, kann erst durch Hinzuziehung an- zwischen Deitas und Deus, beide stehen im Gegensatz

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