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Ausgabe:

1927

Spalte:

14-16

Autor/Hrsg.:

Stracke, Ernst

Titel/Untertitel:

Luthers großes Selbstzeugnis 1545 über seine Entwicklung zum Reformator 1927

Rezensent:

Krüger, Gerhard

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über Papier und Wasserzeichen, Format, Signaturen,
Blattzählung, Kustoden, Typen, Holzschnitte, Korrektoren
, Auflagellöhe, Preise,' Vertrieb, Privilegien gegen
Nachdruck und zum Ausschluß fremder Konkurrenz,
Zensur, handschriftliche Eintragungen, Einbände usw.,
zuletzt über den hauptsächlichen Inhalt der deutschen, italienischen
, französischen usw. Inkunabeln. Daß dabei
viel Neues, selbständig Beobachtetes und Erforschtes
mitgeteilt wird, ist bei einem Buche von Häbler selbstverständlich
. Die von Schottenloher im Zentralblatt für
Bibliothekswesen 43, 79—82 erhobenen Vorwürfe sind
m. M. n. nicht gerechtfertigt. Wie wertvoll und wichtig
das Buch für Theologen ist, erhellt daraus, daß fast die
Hälfte der gesamten Bücherproduktion bis 1500 theologischen
Inhalts ist.

Zwickau LS. O. Clcmcn.

Nederlandsch Archief voor Kerkgeschledenis. Nieuwe Serie
Deel XVIII. STjravcnhage: M. Nijhoff 1024-1926. 320 S. 8°.
Dieser Band der vortrefflichen holländischen kirchenhistorischen
Zeitschrift wird eröffnet durch eine
Studie von M. V a n R h y n über Goswin van Halen, den
Freund von Wesel Gansfort; er gehört in den Kreis um
Hegius, Listrius, Dorp u. a. hinein und ist auch zu
Melanehthon in Beziehungen getreten. Über seine Denkweise
wissen wir wenig, er gehört zu den „biblischen
Humanisten" der devotio moderna und ist nicht Anhänger
der Reformation geworden; kurz nach 1530 starb
er. — Ebenfalls mit Gansfort beschäftigt sich van
Rhvns Aufsatz: Wessel Gansfort zu Heidelberg
(1456/57) und der Streit zwischen der „via antiqua" und
„via moderna", aufgebaut vorab auf den Forschungen
von G. Ritter. — David de Kok veröffentlicht, leider
ohne Erläuterung, aus dem Kirchenbuch von Harderwijk
ein Dokument, das einen Streit der Kirchherren gegen
die Franziskanerobservanten wegen des Begräbnisrechtes
um 1460 betrifft. — J. F. Kr am er erzählt die Geschichte
der lutherischen Gemeinde Groningen in den
Jahren 1750—1818, nach den Gemeindeakten. Finanzielle
Nöte, Schwierigkeiten in der Besetzung der beiden
Pfarrämter, Auseinandersetzungen mit den Reformierten
kennzeichnen sie. — Ein weiterer Aufsatz Desselben
führt diese Geschichte weiter bis 1865 und weiß hauptsächlich
von Organisationsfragen (Synode, Organistenanstellung
, Kirchengut, Einführung eines Reformationsgedenktages
am 31. Okt. 1826 u. a.) zu berichten. —
A. Hallema berichtet nach Leidener Akten über den
für die Geschichte der Kirchenmusik bedeutsamen An-
thonis de Blaeuw 1540 ff., einen Vorgänger Palestrinas. —
J. N. Bakhuizen van den Brink gibt einen eingehenden
, die Antike heranziehenden Kommentar zu der
von W. K. Prentice in den Publications of the Princeton
Universitv Archaeological Expedition to Syria III 2 Nr.
1043 abgedruckten altchristlichen Grabinschrift. —
P. A. J. van den B r a n d e 1 e r bringt Lokalgeschicht-
lichts aus der Gemeinde Breda während der spanischen
Zeit, insbesondere über die Familie Huybrechts. Jm
August 1568 verurteilte der Blutrat 51 Einwohner von
Breda, aber die Gemeinde blieb bedeutsam. Gerne
stimmt man der Schlußmahnung des Verfassers zu, die
Jugend von heute solle die Biographien ihrer Väter
lesen. — F. Schröder liefert in deutscher Sprache
u. d. T. „Ars mendicandi" einen Beitrag zur Geschichte
des mittelalterlichen Schülerbettels. Grundlage ist die
im Pfarrachiv Xanten liegende Handschrift: Epistola
doctrinalis de esurie et arte mendicandi des Arnold
Heymerick aus Kleve 1482. Der Klever Patriziersproß
hat das ungewohnte Leben eines freiwilligen Habenichts
als eine Art vergnüglichen Sport angesehen. Der Text
wird mit Kommentar geboten. — Chr. S. Dessing
handelt von der Lage der Katholiken in Stompwijk und
Umgegend in der 2. Hälfte des 17. Jahrh. An der Lokalgeschichte
wird die gegen Knüttels Buch über den Zustand
der Katholiken zur Zeit der Republik (1892;
holländisch) gerichtete These veranschaulicht, daß mit

dem westfälischen Frieden von 1648 eine Verschärfung
des Kampfes gegen die Katholiken eintrat. Der mutige
Vorkämpfer der Katholiken, den die Regierung schließlich
auswies, war Pfarrer Vermeiden — P. J. Meer-
tens: S. Simonisme in Nederland erläutert drei von
ihm in der Utrechter Universitätsbibliothek entdeckte,
1833—35 geschriebene Schriften über St. Simon. Seine
holländischen Anhänger planten eine Neuausgabe der
wichtigsten seiner Werke. — Derselbe analysiert zwei
Schriften, die über die Sekte der „Lichtfreunde" (Zwijn-

| drechtse Nieuwlichters) unterrichten, eine von St. Simon
beeinflußte, den Quäkern (Begriff des inneren Lichtes)
verwandte, eschatologische Sekte. — Den Beschluß macht
die Untersuchung von B. Becker: Nicolais inlassching
over de Franckisten. Es handelt sich um den Prädikant
von Noorden, Gerard Nicolai, der Bullingers Schrift
über die Täufer ins Holländische übersetzte unter Beifügung
eigener Einschöbe. Darunter einen gegen „die
Anhänger Seb. Francks". Verfasser zeigt nun, daß in
Wirklichkeit unter diesem Titel Coornhccrt bekämpft wird,
den Nicolai damit zuerst (Andeutungen bietet schon
Calvin, der unter dem „Holandois", den K. Müller in
Zeitschr. f. Kirchengesell. 1922 S. 87 Anm. 6 nicht ausfindig
zu machen wußte, Coornheert meint) als Anhänger
von Franck auffasst. — Die dankenswerten, zahlreichen

t Buchanzeigen der Zeitschrift stammen zumeist von
A. Eekhof.

Zürich. w. Köhler.

Kalk off, Paul: Humanismus und Reformation in Erfurt

(1500—1530). Halle: BtichhandlunR d Waisenhauses 1926. (VII,
98 S.) 8». Rm. 5_.

Im Mittelpunkt dieser tiefschürfenden Arbeit steht
üie Person des Justus Jonas. In ihm sieht Kalkoff die
' treibende Kraft in der lutherischen Bewegung zu Er-
| furt. Nachdem er in die Niederlande gereist war, um im
: Auftrage seines Kurfürsten eine engere Verständigung
zwischen Luther und Erasmus anzubahnen, suchte er,
I gemeinsam mit seinem Freunde Joh. Lange, immer mehr
j dem neuen Geiste Bahn zu brechen. Zu statten sollte
ihm vor allem die in seiner Abwesenheit erfolgte Wahl
zum Rektor kommen. Als den Höhepunkt seines Wirkens
betrachtet Kalkoff die tumultuarische Ablehnung
Ecks und seiner Bulle infolge eines von ihm verfaßten
Aufrufes, der erst 1761 wieder bekannt gewordenen inti-
I matio Erphurdiane. Der Rahmen aber dazu ist die Schilderung
des Kampfes zwischen Humanismus und Scho-
[ lastizismus in Erfurt. Der Erfolg des Justus Jonas —
I Crotus Rubianus muß auf den ihm bisher zuteil gewordenen
Ruhm verzichten — läßt sich nur daraus erklären
, daß er mit seinem Freunde Joh. Lange auch
immer für den Humanismus unentwegt eingetreten war.
Wenn dann dieser an der Universität keine bleibende
Stätte erringen konnte, so waren daran nur die „be-
pfründeten Dozenten" schuld, die aber damit auch den
Untergang der Hochschule beschleunigten. Mit diesen
j Darlegungen erhebt sich diese Studie über die lokale
Forschung hinaus. Sie bekämpft schonungslos die bis-
| her weitverbreitete Ansicht, als ob die Reformation am
j Untergang des Humanismus in Erfurt schuld wäre, und
stellt vor allem die Größe und Reinheit des Werkes von
Luther wieder her. Wie bei Kalkoff nicht anders zu erwarten
, er verfügt nicht nur über genaue Kenntnis der
: ganzen Vorzüge, er weiß auch vom großen Allgemeinen
j das rechte Licht darauf fallen zu lassen. Und was er hier
I ans Tageslicht gebracht hat, damit wird die Forschung
sich eingehend beschäftigen müssen. Ein neues Bild erhebt
sich vor den Augen; die Farben scheinen aber hier
| dauerhafter zu sein als bei manchen andern Veröffentlichungen
des greisen Forschers.

Kofi. K. Schornbanm.

Stracke, Ernst: Luthers großes Selbstzeugnis 1545 über
seine Entwicklung zum Reformator. Histor.-krit. unters.
Leipzig: M. Heinsius Nachf. 1926. (136 S.) gr. 8°. = Schriften
d. Vereins f. Reforrnationsgeschichte Jg. 44, H. 1. Rm. 3.20.