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Ausgabe: | 1927 Nr. 12 |
Spalte: | 277-279 |
Autor/Hrsg.: | Burn, A. E. |
Titel/Untertitel: | The Hymn Te Deum and its Author 1927 |
Rezensent: | Kattenbusch, Ferdinand |
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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 12.
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hauchen braucht, um es zerflattern zu sehen. Auch er ist von jener
wunderlichen Sucht befallen, eine kurze Spanne Zeit, nämlich die
Burns kleines Werk einen Übersetzer fände und dem
Tedeum wieder Interesse bei uns Evangelischen weckte;
Jahrzehnte von 130 bis 150, mit einer ziemlich umfangreichen Lite- , der Hymnus könnte helfen, uns trotz alles Leides im
ratur auszustatten und dafür alles, was vorangeht, leer zu lassen, j Herzen emporzuheben, uns in Gott froh ZU machen. Na-
Vor dem Ende des ersten Jahrhunderts gab es » ne , türlich wären Burns Darlegungen, soweit dabei spezifisch
chnstliche Literatur. Dabei muß, was uns erhalten .st, e.ne rapide , vorbestellt sind nach deutschen Bedürf-
Verbreituno gefunden haben. Das führt zuweilen zu fast i enguscne Leser vorgestellt sina, nacn acMscnen Deaurr
grotesken Wirkungen, z. B. wird anerkannt, daß der APo- mssen abzuwandeln; nur das eigentlich „Gelehrte 'mußte
löget Aristides paSlinische Briefe gelesen haben möge. Und dabei ( bleiben, da es musterhaft ist. Für praktische Wiedersetzt
van den Bergh diesen Aristides unter Hadrian an! Hätte belebung des TedeUniS bei Uns käme viel auf die Musik
er ihn wenigstens mit dem wohlbegründeten Ansatz der meisten Oe- an. Ich bin nicht Sachkundig genug, Um mir ein Urteil
lehrten der Zeit des Antoninus zugewiesen! Aber es hat keinen Wert, zuzutrauen, ob für Luthers Übersetzung Und Vertonung
sich über Einzelheiten zu streiten, wo der ganze Aufriß verschieden | gerafJe auch mjt letzterer (s. den Text in der Weimarer
ist. Wenn man sich selbst für normal organisiert halt undI das. Obuche Auggabe XXXV, S. 458 59, die Melodie S. 521/23) ZU
beim Anderen anzunehmen sich verpflichtet fühlt, so wirkt die Beob- werben ' are > > t l
achtung niederdrückend, wie verschieden sich in unseren Köpfen die w
Welt "der Vergangenheit zu spiegeln vermag. Alle Unsicherheit der j Blirn gibt eine in aller Kürze reiche , je-
Anfänge zugegeben — sie liegt in der Natur der Sache —, so scheint j dem gebildeten Leser verständliche Einleitung, die ebenes
doch wahrlich nicht allzu schwer zu sein, sich von dem Jahr- s0 ejne Übersicht gewährt Über die „Quellen" (Handhundert
von 50 bis 150 auf Grund vorsichtiger und 'n sich ge- schriften, Zitate, Autorbezeichnungen etc.) für den Text,
schlossener Behandlung der Urkunden ein der Wirklichkeit nahe wJe ejne Bejeucntung seiner dichterischen Form. Für
kommendes Bild zu machen Wenn man aber; ™ ""^r™ letztere ist charakteristisch, daß sie nicht eigentliche
Worte zu w ederho eil, die Urkunden behandelt wie Papicrtabnkanten . -ui • t-z z • t. x z
, ™ . , ' , ... , ... „r„,„rfPn Haß üherinunt so Poesie bedeutet, d. h. sich als nicht metrisch geartet
die Lumpen, dann kann man freilich nicht erwarten, tian unernaupi so > ,
etwas wie ein Bild entsteht. Ich möchte van den Bergh bitten, erweist, sondern Prosa hohen, ]a höchsten Stiles dar-
uns doch einmal das Bild, das er sich von der Entwicklung des Ur- stellt, mit klarer packender Accentuierung in der Art des
Christentums macht, und mit dem er doch seine Schüler in Utrecht CursUS LeoninUS. Es ist Blirn gelungen, auf diese Weise
bekannt gemacht haben wird, in konstruktiver Darstellung vorzu- den G e S a m t „rhythmus" der Dichtung aufzudecken,
führen. Die ungeheure Mannigfaltigkeit der Anschauungen, deren Das jgtj sovjej jcn sej16; sejn eigentlichstes Spezialver-
Außerungen auf den Zeitraum weniger Jahrzehnte zusammengedrängt dienst um d}ese]be Er stellt fest, indem er Anregungen,
werden, müßte doch auf uns mit gradezu explosiver Kraft wirken. . bekannte Göttinger Philologe Wilhelm Meyer
Damit, daß uns von jeder Urkunde versichert wird, sie sei dann und l- joj -tj j- xu
dann geschrieben, ist es aber nicht getan. Wir wollen aus den Ur- gegeben weiter nachging, daß das Tedeum drei Ab-
kunden lesen, wie sich die Dinge entwickelt haben, und dabei lassen satze hat, jeder abgeteilt in vier sog. „lange Linien", mit
uns die radikalen Kritiker völlig im Stich. , gleichem Anfangston, dazu jeder mit einem Refrain in
Gießen. G. Krüger. ! unverkennbarer innerer Staffelung, ausklingend in einem
Gebet. Burn hält Niceta von Remesiana für den Ver-
Burn, Dean, A. E. D. D.: TheHymn Te Deum and its Author. | fasser. Dieser dacische Missionsbischof ist fast über
London: The Faith Press 1Q26. (86 S.) 8«. geb. sb. 2 6. Nacht durch die Symbol- und nun die Tedeumforschung
Es ist immer eine Freude einem neuen Werke von zu einer Berühmtheit geworden. Als ich mein Werk über
D. Burn, Dekan der Kathedrale zu Salisbury, zu be- das „Apostolische Symbol" schrieb, war manches noch
gegnen. Ich habe alle seine früheren hier in der Theol. sehr ungeklärt. Das Tedeum brauchte mich natürlich
Lit. Ztg. besprochen und zwar so eingehend auf die noch nicht zu beschäftigen. Der Benediktiner Dom Mo-
Besonderheiten der Leistung, die B. jeweils vor- rin hat es 1894 als erster und alsbald fast durchschlagend
legte (s. Jahrgang 1901, Nr. 7, 1906, Nr. 13; 1910, : mit Niceta verknüpft. Soweit ich konnte, bin ich in immer
Nr. 2), daß ich für diesmal meine mich kurz fassen zu neuen Anläufen (mein Werk hat mich ja rund andert-
dürfen. Denn die soeben erschienene Schrift zeigt zwar halb Dezennium beschäftigt) auf das Problem, das der
überall die Aufmerksamkeit des Verfassers auf jede Ar- Mann und die mancherlei Schriften, für die er in
beit in Hinsicht seines Themas, die seit seinen eigenen Betracht kommt, (darunter besonders eine wichtige Sym-
letzten Veröffentlichungen darüber hervorgebracht wor- bolauslegung; er lebte, rund angesetzt,etwa 350 420) weckten,
den, auch daß er jede Behauptung, die er gewagt, weiter mit eingegangen. Wiederholt habe ich, zumal auch nach
geprüft hat, zugleich aber auch, daß die meisten seiner Abschluß meines Werks in der Theol. Lit. Ztg. (schon
Fragen wohl für so sicher als „möglich" gelöst er- 1896, Nr. 11; hernach 1906, Nr. 13 und 1910, Nr. 3)
achtet werden dürfen; gewisse Reste werden bleiben, zur Nicetaforschung in genaueren Erwägungen beizu-
B. hat es mit Recht wagen dürfen, diesmal die Resul- tragen gesucht. Ich kann auch jetzt noch nicht alles für
täte der Forschung über das Tedeum weiteren Kreisen So zweifelfrei ansehen, wie Burn, der ja durch sein Spe-
vorzulegen in der Zuversicht, damit die der gewaltigen zialwerk über den Mann (1905) als Autorität bezüglich
Dichtung gebührende Aufmerksamkeit zu erhöhen. Wir seiner erwiesen ist. Gerade beim Tedeum bin ich noch
evangelischen Deutschen sind merkwürdig wenig mit nicht ganz sicher, ob Niceta es wirklich als „der Dichter",
dem Tedeum bekannt. In unseren Gottesdiensten hat es d.h. ganz von sich aus, geschaffen hat. Der Anklang'
nirgends eine Stelle. Bei ganz ungewöhnlichen Anlässen, an eine Stelle bei Cyprian (de mort. c. 26) ist so eigen-
Festen, die vor allen andern ausgezeichnet werden sollen, artig, daß es mir doch noch weiterer Erwägung wert
etwa bei Gelegenheiten eigentümlich historischen scheint, ob Niceta nicht eine ältere liturgische Dichtung
Gepräges, gedenken wir sein, erinnern uns seiner als „da erweitert, vielleicht „theologisch" so ausgestaltet hat,
allein" geeignet. Aber es ist im Grunde für uns ver- wie es uns unter seinem Namen entgegentritt. Burn
schollen. Zwar hat Luther es machtvoll verdeutscht kennt nicht den Artikel von H. A. Köstlin in der Hauck'-
(,,Herr Gott, Dich loben wir, Herr Gott, wir danken sehen Realencyclopädie (XIX, S. 465 ff., 1907). In ihm
Dir"; wahrscheinlich 1528). Unter dem Titel „Am- sind S. 466/67 allerhand Beobachtungen niedergelegt,
brosiamscher Lobgesang" ist es auch den Liturgikern die wert sind, in Überlegung gezogen zu werden.
— natürlich — bekannt geblieben. Einige unserer land- Köstlin war ein so überaus feinfühliger Liturgiker
laufigen kirchlichen Gesangbücher bieten weder Luthers (besonders Musiker, aber darüber hinaus bei Abschätz-
noch eine der anderen deutschen Formen, die von Dich- ung dessen, wohin kultisches Empfinden in gegebe-
tern dargeboten. (Die bekannteste ist oder war auch nem „Zusammenhang" dränge), daß ich die „Phan-
oei uns die des Katholiken Ignaz Franz, welche 1772 zu- tasie", die ihm gekommen, meine ernst nehmen zu sollen
Hirt,'."eraiy!gegeben wurde: „Großer Gott, wir loben Er schreibt: „Versteht man die Stelle bei Cyprian von
i,m ;r.Franz dichtete was er da bot, spater nochmal Karthago... als absichtliche oder unwillkürliche Anspie-
Fi-'i, a runs Evangelischen hat sich für kirchliche lung auf V. 7, 8, 9 des Tedeum, dann wäre dieses
rreudenfaerii Rinkarts „Nun danket alle Gott" statt schon im 3. Jahrhundert wenigstens im Grundes
leoeums eingebürgert. Ich wünschte wohl, daß stock vorhanden und ein der Gemeinde geläufiger Ge-