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Ausgabe:

1927

Spalte:

265-266

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Hans

Titel/Untertitel:

Die Thronfahrt Jahves am Fest der Jahreswende im Alten Israel 1927

Rezensent:

Kuhl, Curt

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. EfTianuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. K u r t D i e t r i c h Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

O I u NI 17 Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Oöttlngen, II |,irl; I027

OZ. Janrg. INI". 12. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. JUIII yLl.

Spalte

Schmidt, Die Thronfahrt Jahves am Fest

der Jahreswende im Alten Israel (Kühl) 265
Jensen , Der aramäische Beschwörungstext

in spätbabvlonischer Keilschrift (Meissner) 267
Causse, Les plus vieux chants de la Bible

(Steuernagel)................267

M i n g a n a , An ancient Syriac translation
of the Kur'än exhibiting new verses and
variants (Heffening)............268

Spalte

Feiten, Neutestamentliche Zeitgeschichte

(Windisch).................275

van den Bergh van Eysinga, La

litterature chretienne primitive (Krüger) . 276
B u rn , The Hymn Te Deum and its Author

(Kattenbusch)................277

Martin, Wolf Dietrich von Rabenau, Erz-

bischof von Salzburg (Wolf).......279

Kirn , Friedrich derWeise u.d.Kirche(Ders.) 280

Kittel, Die Probleme des palästinischen Beyer, Die Religion Michelangelos (Kohl

Spätjudentums und das Urchristentum meyer)...................282

(Dibelius).................. 270lActa sacrae congregationis de Propaganda

Dobschütz, Der Apostel Paulus (Beyer) 273 fide resgestas Bohemicas illustrantia (Wolf). 283

Spalte

Ohose, Positive Religion (Hirsch) .... 285

Rintelen, Pessimistische Religionsphilosophie
der Gegenwart (Adolph). . . 285

Kremer, Kritik der Vernunftkritik
(Knittermeyer)................285

Börnhausen, Wir heilien's fromm sein
(Ders.)...................286

Soiron, Das Evangelium als Lebensform
des Menschen (Schian)...........287

Mystische Dichtung aus sieben Jahrhunderten
(Gemen)..................287

Die Religion in Geschichte und Gegenwart
(Schuster)..................288

Schmidt, Prof. D. Hans: Die Thronfahrt Jahves am Fest becher Jahves", der Gerichtsbecher, eine Rolle gespielt
der Jahreswende im Alten Israel. Tübingen: J. C. B. Mohr haben soll. Durch den Einfluß der Propheten sei dann
1927. (55 S.) gr. 8°. = Sammlung gemeüiverst. Vorträge u. Schrif- an die Stelle dieses Gerichts dasjenige über das eigene
ten aus d. Geb. d. Rel.-Gesch., 122. Rm. 1.50; Subskr.-Prs. 1.20. x/olk getreten, die ernste Bußprüfung des einzelnen Fest-
Während P. Volz für die Darstellung des „Neu- teilnehmers und das Warten des Beters auf seinen Gott,
jahrsfestes Jahves" das Zeitalter Jesu als Ausgangspunkt Von hier aus ergibt sich dann die Entwickelungslinie in
nimmt, hat H. Schmidt in diesem Vortrage sich die Auf- die Zukunft: „Die Erfüllung entspricht nicht dem, was
gäbe gestellt, für die Zeit vor dem Exil für dieses man erwartet, kann ihm auch nicht entsprechen... Ad-
Fest einzelne Feststellungen zu machen. Die Quellen ventstag ist die üeburtsstunde der Eschatologie" (S. 36).
seiner Untersuchung sind dem Herrn Verf. die „Malakh- Eng mit dem Throneinzug sei eine Feier verbunden ge-
jahväh-Lieder und ihre Geschwister", die nach seiner wesen, in deren Mittelpunkt der irdische König stand
Meinung nicht in erster Linie eschatologisch anzu- (Ps. 132,89. 110,2). Mit dem Exil habe dieses Fest
sprechen, sondern vielmehr mit S. Mowinckel als Kult- „entscheidende Änderungen erfahren, die fast seine Spu-
lieder zu werten sind. Sie enthalten nicht „Hoffnung", l ren ausgetilgt haben". Die Gründe hierfür seien zu
sondern „Erlebnis"; auch die Eschatologie habe ihren suchen in dem Untergang des Königtums, wodurch ein
Ursprung im Kultus (vgl. H. Schmidt, Geschichtsschrei- wesentlicher Faktor in der Feier fehlte, in der Einfüh-
bung Kap. 1) — eine These, die jetzt auch durch A. J. rung des babylonischen Kalenders und der anderen
Wensinck, The Semitic New Year and the Origin of Auffassung des Kultus, der einer Aufführung aus „dem
Eschatology Zustimmung gefunden hat. Solche zum Leben des Gottes" fremd gegenüberstand und ängstlich
Neuen Jahr gesungenen Lieder sprechen gewöhnlich alles vermied, was Babylonier und Aegypter auch taten,
von einer Prozession oder setzen sie zum mindesten H. Schmidt ist in diesem Vortrag, der gelegentlich
voraus; so müßte sich aus ihnen über diese Prozessionen der Alttestamentler-Tagung des Vorjahres in Hamburg
auch Näheres erschließen lassen. Auf Grund seiner gehalten wurde, in mühevoller und scharfsinniger Arbeit
Exegese und seiner Kombinationen vermutet Schm., daß den einzelnen Bemerkungen der Kultlieder nachgegangen
sie vielleicht von der Quelle Gichon im Kidrontal (von und hat aus diesen kleinen Steinchen ein lebensvolles
wo eine Prozessionsstraße zum Tempel geführt habe Bild vom Fest der Jahreswende und der Thronfahrt
Neh. 3,15; 12,37) ihren Ausgang nahm. Der Gott ist Jahves zu entwerfen versucht. Ihm ist es keine Frage,
dabei gegenwärtig zu denken als unsichtbar thronend, daß die Kultlieder „zwar nicht immer und nicht immer
vielleicht auf einem großen, leeren Thronwagen (Merka- deutlich, aber doch nicht selten und zum wenigsten in
bäh; Ps. 68,18; 65,12), auf dem er in sein Heiligtum Andeutungen die gottesdienstlichen Handlungen, zu degeführt
und dort angebetet wird. Damit fiele auch Ed. nen sie gesungen worden sind, erkennen lassen" (S. 4).
Königs Einwand (Psalmen, S. 231) gegen die ganze Allerdings liegt eine große Schwierigkeit darin, aus
These vom Thronbesteigungsfest. Rein empfindungs- ! ihnen allein — noch dazu bei der Unsicherheit der zeitmäßig
möchte Verf. auf Grund der Andeutungen der liehen Entstehung der einzelnen Psalmen — den Kult-
Kultlieder annehmen, daß diese Kulthandlung sich in Vorgang zu erschließen. So ist sich auch Schm. des Hy-
der Morgenfrühe vollzog. Die Bedeutung dieses Herbst- pothetischen seiner Ausführungen wohl bewußt und befestes
— eines altkanaanäischen vorisraelitischen Jahres- müht sich mit viel Umsicht und großem Geschick, seine
anfangsfestes — scheint zunächst naturhaft gewesen zu I Thesen durch Hinweise auf historische Quellen des AT
sein, gleichbedeutend mit dem Beginn der Regenzeit;! (wie Jes. 30,29; Jer. 8, 19; 25,15; Hes. 40, 1; Hos. 7,5;
aber dieser Auffassung habe sich dann eine historische Am. 5,16—24; Obadja 16; Num. 23,21) zu erhärten.

h !ionnscne Bedeutung zugesellt. So wird — worauf Der Leser freilich wird den Eindruck nicht los, daß das

nach H. Schmidt die Quellen hinweisen — dieser Thron- • Gebäude, welches hier der Herr Verfasser so geistreich

einzug begleitet gewesen sein von einem Maskenspiel, errichtet, auf nicht allzu festen Grundlagen steht. Jeden-

^-~i*lu Weltherrschaft Jahves zur Anschauung bringen falls aber werden die ATlichen Theologen nicht umhin

*Sz£,' und einem Gericht, welches der Gott an den können, die fesselnde Schrift sorgfältig zu prüfen.

Kien vollzieht (vgl. Ps. 149), wobei der „Taumel- I Suhl (Thür.)._Curt Kühl.

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v 2,iL)