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Ausgabe:

1927 Nr. 11

Spalte:

254

Autor/Hrsg.:

Burdach, Konrad

Titel/Untertitel:

Vorspiel. Gesammelte Schriften zur Geschichte des deutschen Geistes. II. Bd.: Goethe und sein Zeitalter 1927

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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253

Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 11.

254

des deutschen Geistes. II. Bd.: Goethe u. sein Zeitalter. Anhang:
Kunst u. Wissensch, d. Gegenwart. Halle: M. Niemeyer 1926.
(XII, 585 S.) gr. 8°. = Deutsche Vierteljahrsschrift f. Literatur-
wissensch. u. Geistesgeschichte, Buchreihe, Bd. 3.

Rm. 22.50; geb. 25—.
Da ich den Inhalt der zwei ersten Bände von Bur-

verkleinert werden mußten, — so wird man die Leistung | Burdach, Konrad: Vorspiel. Gesammelte Schriften^ zur Geschichte
der Druckerei aufs Höchste schätzen und es auf das
dankbarste begrüßen, daß hier zum ersten Male ein
Album päpstlicher Papyrusurkiunden an die Öffentlichkeit
gelangt, wie wir es in dieser Vollkommenheit noch
nicht besitzen. Und wenn auch die Urkunden nicht

alle vollständig und auch nicht in Originalgröße wieder- dachs VorspFel in dieser ^Zeitschrift wiedergeben durfte,
gegeben werden konnten, so mindert das nichts an dem . wird eS) denke jci1) njcnt als ungeschickt angesehen
Verdienst dieser Publikation, die für die deutsche Wissen- , werden, wenn ich mit einem kurzen Worte auch auf den
schaft sehr rühmlich ist. In Spanien haben sich päpst- vorliegenden Schlußband hinweise, obgleich er mein
liehe Papyrusurkunden in einer Zahl (11) erhalten, wie ■ Arbeitsgebiet nur indirekt berührt; aber doch kann er
sie kaum von einem anderen Lande erreicht wird (Frank- j mf dasselbe aufs Höchste anregend und fördernd einreich
12, Italien 3, Deutschland 2). Die hier wiedergege- | wirken. Es handelt sich um das Wesen des deutschen

benen Urkunden sind folgende:

1. Formosus vom Jahre 892; Jaffe-L. 3484;

2. Romanus von 897; J.-L. 3516;

3. Johannes XIII. von 971; J.-L. 3746;

4. Johannes XIII. von 971; J.-L. 3747;

5. Johannes XIII. von 971; J.-L. 3750;

6. Benedictus VII. von 978; J.-L. 3794;

7. Gregor V. von 998; J.-L. 3888;

8. Silvester II. von 1001; J.-L. 3918;

9. Silvester II. von 1002; J.-L. 3927;

10. Johannes XVIII. von 1007; J.-L. 3956;

11. Benedictus VI II. von 1012; J.-L. 3993 (Pergament);

Geistes, der deutschen Kultur, der deutschen Sprache,
die aus ihren mannigfaltigen Erscheinungen begriffen
werden sollen. Diesem Ziele haben alle Arbeiten des
Verfassers gedient, und mancher wird es ihm und dem
Verleger Dank wissen, daß sie uns die Auswahl der
gesammelten Schriften aus mehr als 40 Jahren in stattlichem
Gewände und reinem Drucke vorlegen, damit
die mannigfachen fruchtbaren Beobachtungen, Erkenntnisse
und Anregungen Burdachs noch weitere Verbreitung
finden können als bisher, wie sie es verdienen.
Der Hauptteil des vorliegenden Bandes ist unter den
Titel gestellt: Goethe und sein Zeitalter; wir finden

12. Benedictus VIII. von 1017; J.-L. 4019; darunter die schönen und bedeutenden Artikel: Die

13. Johannes XIX. (?); J.-L.-(Peigament). Entdeckung des Minnesangs und die deutsche Sprache;
Kehr hat in den einleitenden Abhandlungen unter die Sprache des jungen Goethe; Goethes Sprache und

Berücksichtigung der sonstigen erhaltenen päpstlichen Stil im Alter; weiter die 4 Artikel über den westöstlichen
Originalurkunden und der darüber schon vorhandenen Divan: der westöstliche Divan in biographischer und
Literatur zuerst die päpstlichen Papyrusurkunden des ■ zeitgeschichtlicher Beleuchtung; die Kunst und der dich-
9. Jahrhunderts und dann die Papsturkunden des 10. und | terisch-religiöse Gehalt des westöstlichen Divans; die
11. Jh.s bis auf Johannes XIX. behandelt und erhoben, | Aufnahme und Wirkung des westöstlichen Divans; zum
was sich über die Entwickelung des päpstlichen Kanz- hundertjährigen Gedächtnis des westöstlichen Divans.
leiwesens aus ihnen ergibt. Er hütet sich, aus der ein- ; Dazu kommen die große Abhandlung über Schillers
zelnen Urkunde weitergehende allgemeine Schlüsse zu Chordrama und die Geburt des tragischen Stils aus der
ziehen, oder auf die einzelne Urkunde gestützt feste Musik; und die Schiller-Rede, und einige kleinere Bei-
Kegetn aufzustel en So sehr aber auch das Einzelne träge zu Goethes Werken, alles höchst anziehend, ge-
und Kleine berücksichtigt wird, so behält er doch immer lenrt und lesenswert. Wie prachtvoll wird Klopstocks
wieder die großen Gesichtspunkte im Auge. Es kann i Sprache charakterisiert, wie prachtvoll Goethes Verständ-
hier nicht meine Aufgabe sein, die Resultate für die ' nis des Orients, wie prachtvoll Goethes Einfühlung
Entwickelung der Schrift, für die Umbildung der alten jn religiöse Gedankenkreise.

Kuriale in die mittlere Kuriale und der mittleren in Der kleinere zweite Teil ist als Anhang unter den

die jüngere mitzuteilen oder über die eigenhändige I Titel gestellt: Kunst und Wissenschaft der Gegenwart,
Beteiligung der Papste an den Urkunden u. a.; es ist ! und enthäit die Artikel: Theodor Fontane; Richard
sicher, daß das Bild, das unsere Diplomatiker sich bis- Wagner; Wagner und das Deutschtum; Zur Geschichte
her von der päpstlichen Kanzlei machen konnten, er- | und Ästhetik der modernen Musik, eine biographische
ganzt und verdeutlicht wird. Und auch für die metho- | studie über Constanz Berneker; Einführung der Bio-
discne Behandlung der einschlägigen Fragen bieten graphie Constanz Bernekers von Viktor Laudien; die
Kehrs Ausführungen reiche Anregung und Belehrung, i deiltschen wissenschaftlichen Akademien und der schöp-
ts verdient noch hervorgehoben zu werden, daß der I ferjsche nationale Geist.

Es sind alles Fragen, die uns im Innersten erregen
und beschäftigen, mit umfassender Gelehrsamkeit und
Sachkunde und feinem Verständnis behandelt, in anziehender
, gewählter Form; wer sich überhaupt für solche

Pontifikat Gregors des V., des ersten deutschen Papstes,
in der Geschichte des päpstlichen Kanzleiwesens Epoche
macht. Denn nach Kehrs Annahme S. 18 kommt zuerst
unter ihm die eigenhändige Beteiligung des Papstes

an der Unterfertigung der Urkunden auf Eine eigen- | Sacken"toteivessieren'smn^Vnk7'v^^"i^ciüre hohen
handige Unterschrift Kaiser Ottos II. (=111.) wird man j Geniuß haben. Schmerzlich vermisse ich ein Register

Kiel " (Tafel VH)' r und sPreche d'e Bitte an Verfasser und Verleger aus,

dies Versäumnis nachholen zu wollen.

Kiel. G. Ficker.

Altmann, Ulrich: Vom heimlichen Leben der Seele. Eine
Einführung in die Frömmigkeit der deutschen Mystik. Breslau:
Trewendt & Granier 1925. (V, 138 S.) 8°. Rm.4

Luther, Martin: Predigten. Ausgew. u. m. e. Nachw. vers. v.

na« tu™ m;r Q~n L: 'ili u o• i Friedrich Gogarten. Jena: E. Diederichs 1927. (III, 556 S.)

uas jcleme, mit Sympathie geschriebene Büchlein kann als j g0 pjm 12—■ geh IS-

allererste Einführung in die deutsche Mystik gelten. Wenn die

Quellengrundlage auch im wesentlichen nur von den Diederichs- I Gogarten druckt in diesem Bande aus Bd. 1—20 II

Ausgaben deutscher Mystiker und dem „Cherubinischen Wandersmann" | der Erlanger Ausgabe, 2. Aufl. der deutschen Schriften,

gebildet wird und genauere Einzelkenntnisse offenbar fehlen, so ; das Hauptstück aus Luthers Vorrede Zum ersten Bande

sind die mystischen Motive soweit sie sich daran beobachten lassen, ; der Kirchenpostille (Nr. 1), sowie 37 Predigten

M«Vm .allgern€ineri richtig beschrieben. Nur kommt, wenn die j (Njr. 2—38) ab. Er ordnet sie in drei Teile; doch geben
Nah™«Hk„arV gefaßt wird die weder das Kirchenjahr noch die Reihe der biblischen
« SÄ T A^Lndmer=ng tlS^ÄÄ^ g*J« »<*» die zeitliche Entstehung den Ordnungs- und
Evangelium sehr erheblich an Tiefe. Gerade in Voikshochschulvor- ' Einteilungsgrund her; der in die Absichten des Heraustragen
wäre eine eindringlichere grundsätzliche Besinnung nicht nur 1 gebers nicht Eingeweihte kann lediglich VOn bunter

mo^.1^n' sondern unumgänglich nötig gewesen. Reihe sprechen. An den Schluß tritt ein Nachwort, das

Tübingen. Heinrich Bornkamm. im Anschluß an Luther über die Predigt als theologisches