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Ausgabe: | 1927 Nr. 11 |
Spalte: | 248-249 |
Autor/Hrsg.: | Kirsch, Joh. Peter |
Titel/Untertitel: | Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und für Kirchengeschichte. Begr. von Anton de Waal. Bd. 30 - 33 1927 |
Rezensent: | Stuhlfauth, Georg |
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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 11.
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Funk, F. H. von: Lehrbuch der Kirchengeschichte, neubearb.
v. Prof. Dr. Karl Bihlmeyer. 8. Aufl. 1. Teil: Das christliche
Altertum. Paderborn: F. Schöningh 1Q26. (XII, 294 u. 12 S.) gr.
80. — Wissenschaftliche Handbibl. I. Reihe: Theol. Lehrbücher 16.
Rm. 7.20.
Was zum Lobe dieses trefflichen Lehrmittels zu
sagen ist, habe ich bei meiner Anzeige der 7. Auflage
in diesem Blatt (1922, Sp. 370 f.) gesagt und dem Gesagten
heute kaum etwas hinzuzufügen. Es muß aber
darauf aufmerksam gemacht werden, daß Bihlmeyer
auf Grund der starken Umgestaltung, die er an dem
Buche vorgenommen hat, es nunmehr unter seinem
eignen Namen mit verändertem Titel herausgegeben hat.
Die Nachprüfung muß ihm darin Recht geben. Ein
Vergleich mit den ersten, von Funk selbst gearbeiteten
Auflagen zeigt, daß bei im wesentlichen gleicher Grundhaltung
und im wesentlichen gleicher Disposition der
Text des Buches stärkste Wandlungen durchgemacht
hat. Das gilt auch von dieser achten gegenüber der
letzten Auflage. Es liegt in der Natur der Sache, daß
an eine große Anzahl der Paragraphen nur eine leise
nachbessernde Hand gelegt zu werden brauchte, da
auf manchen Gebieten seit 1920 kaum Beachtenswertes
gearbeitet worden ist. Dafür mußte bei anderen um so
stärker eingegriffen werden. Wo das geschehen ist, wird
man überall die Sorgsamkeit und das kluge Urteil des
Verfassers rühmen müssen, der auch in kritischen Fragen
— ich denke etwa an die Petrusfrage, den monarchischen
Episkopat, das Taufbekenntnis, den Gnosti-
zismus — seinem katholischen Standpunkt keine unwissenschaftlichen
Zugeständnisse macht. Die seit 1920
erschienene Literatur ist dabei nicht nur gebucht, sondern
überall im Text verwertet, so daß man ohne Übertreibung
behaupten kann, daß das Buch den heutigen Stand der
Forschung überall mit ausreichender Deutlichkeit wiedergibt
. Freilich darf man an diese Wiedergabe nicht mit
den Anforderungen herantreten, die wir an eine entwicklungsgeschichtliche
Darstellung zu stellen gewohnt sind.
Unter diesem Gesichtspunkt Bihlmeyers und Karl
Müllers, der beiden Tübinger Theologen, Kirchengeschichte
zu vergleichen, gewährt einen besonderen
Reiz.
Für die nächste Auflage möchte ich dem Herrn Verfasser zur
Erwägung geben, ob er nicht an einem Punkt seiner Disposition, wo
er von Funk abweicht, wieder zum Alten zurückkehren will. Ich
bin der Letzte, der für die „Apostolischen Väter" als literargeschicht-
liche Kategorie eine Lanze brechen möchte. Wenn man sie aber als
solche beibehalten will — und das tut Bihlmeyer — dann
darf man sie auch nicht auseinanderreißen. B. hat das, und nicht
erst in dieser Auflage, getan, indem er den Hirten des Hermas zwischen
den Apologeten und Irenäus einordnet. Das aber gibt ein völlig
falsches Bild. Im übrigen sind mir nur Kleinigkeiten aufgefallen.
In § 4,2 ist zwar Oelasius von Cäsarea gestreift, aber die Monographie
von Qlas (1914) nicht gebucht. Am Schlüsse von § 4 sollte
der Kirchengeschichtsschreibung in England und Amerika mit kurzem
Worte gedacht sein; daß Philipp Schaff, der Neanderschüler, mit
seinem vielbändigen und inhaltreichen Werk nicht erwähnt wird, ist
nicht gerecht. S. 21, Anm. 2: S. Angus, The Mystery-Religions and
Christianity, New York 1925. Übrigens sollte auch Anrichs Buch
(1894) nach wie vor genannt werden. S. 34,5: man wird es nicht
beanstanden, daß bei Jakobus der Bruder des Herrn in Anführungszeichen
gesetzt wird, aber der Zusatz ,, = Vetter" ist doch reichlich
kühn. S. 35, Anm., Z. 7 1. 1923 A. 1913. S. 38, Anm., Z. 4 (vgl.
auch S. 40, Anm., Z. 6, und S. 41, Z. S a. u.) wird die zweite Auflage
von Lietzmanns Petrus und Paulus in Rom als 1925 erschienen
angegeben; sie liegt aber erst eben vor. S. 42,11: die Glaubwürdigkeit
der Angabe, daß auch Johannes in Jerusalem getötet wurde, kann
doch nicht gut mit der durch nichts zu begründenden Vermutung:
„es wird eine Verwechslung mit Johannes dem Täufer vorliegen"
bei Seite geschoben werden. S. 58,4: die wertvollen Acta Justini
sollten erwähnt sein. S. 59, Anm. 1, Z. 6 1. 395—412 st. 395 ff.
und Z. 7 1.1913, 53—67. 1914, 83—89. S. 91,3: was rechtfertigt den
Zusatz privat bei Buße? S. 110, A. 1: Harnacks Marcion ist in einem
Band (also nicht: „2 Bde.") erschienen, allerdings mit doppelter
Paginierung. § 30,3 (Bardesanes): es ist nicht unwichtig, darauf hinzuweisen
, daß M.Sprengling an verstecktem Ort, nämlich im Anhang seiner
Dissertation über Antonius Rhetor on Versifikation (Chicago 1916;
auch gedruckt im American Journal of Semitic Languages and Lite-
ratures 32, 1916) den, wie mir scheint, nicht schlecht begründeten
j Nachweis zu erbringen versuchte, daß der Sohn des Bardesanes, Har-
monius, sein Dasein lediglich der falschen Lesung eines syrischen
Epithetons zu Bardesanes verdanke, wodurch aus dem vihg äguo-
via; ein vlog 'Agiiöviog wurde. § 38 A 8 (Quadratus.):
es waren die Arbeiten von Robinson und Klostermann-Seebcrg zu
| buchen, nicht nur meine Besprechung dieser Arbeiten. § 38 B 3: warum
wird der Titel des Werkes des Irenäus nicht griechisch wieder-
i gegeben, wenn das doch bei der 'EnitfsiZig geschieht? S. 146,
Anm. 2: auch die verkürzte Darstellung Seecks (1921) war hier oder
j schon an früherer Stelle zu erwähnen. § 47,3: von der Synode
zu Antiochien 324 ist nicht die Rede; B. scheint sie für apokryph zu
halten, denn er schiebt (S. 171, Anm. 1) im Titel von( Seebergs
| Monographie ein „angeblich!" ein; Harnacks Artikel gegen Schwartz
I ist nicht gebucht. § 49,3: Das Athanasianum als drittes der großen
ökumenischen Symbole hätte wohl Großdruck verdient. S. 195, Anm.
1 (Severus) und S. 207, Anm. 1 (Theopaschiten) hätte ich meine
| Artikel gern erwähnt gesehen, weil sie selbständige Bedeutung haben,
§ 75,8 war bei Ephräm der neuen Ausgabe seiner Prose Refutations
of Marci, Marcion and Bardaisan von Mitchell (1926) zu gedenken;
vgl. E. v. Döllschütz, Lit. Zentr. Bl. 73 (1922), 422 f. § 76,3 (Augustin
) zu S. 284, Anm. 2 trage nach: J. N. Figgis, The political
aspects of St. Augustine's City of God, Lond. 1921; Gisb. Beyerhaus
, Neuere A. probleme, Hist. Ztschr. 127 (1923), 189—209. Die
Literatur von 1916 ist hier teilweise (Guckenau) schon gebucht,
teilweise (Leisegang, Beyerhaus, Salin, Zepf, Wilmact) später beizufügen
.
Gießen. G. Krüger.
Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und für
Kirchengeschichte. Begründet von Anton de W a a 1. Hrsg. v. Joh.
Peter Kirsch, Emil Göller u. E. David. Bd. 30—33. Frei-
j bürg i. Br.: Herder & Co. 1922—1925. (128 S.; 208 S.; 202 S.;
I 177 S.) gr. 8». Bd. 30—33: Rm. 32—.
Nach sechsjähriger Unterbrechung erschien i. J. 1922 wieder der
I erste Band der RQ (= Band 30, 1916—1922) nach dem Kriege in
; gerader Fortsetzung der Reihe, die mit dem Jahre 1887 begonnen
hatte. Äußerlich völlig unverändert sagt doch der neue Band, der die
Lücke der ausgefallenen Jahre zu schließen hatte, in seinen trauerumränderten
ersten Seiten und dem ihnen vorangestellten Bilde mit
der Unterschrift „Anton de Waal", daß die Zeitschrift mittlerweile
noch anderes erlebt hatte als die mehrjährige Pause, Krieg und
Nachkriegszeit: ihr Gründer und Fährmann, der ob seiner Verdienste
| um die Roma subterranea et Sacra unvergeßliche Rektor des deutschen
Campo Santo im Schatten St. Peters, t 23. 2. 1917, ist, der Vollen-
| dung seines 81. Lebensjahres nahe, von ihr gegangen. Aber so be-
j greiflich und so begründet auch die Klage um den Heimgegangenen
j zumal bei denen, die ihm besonders nahe standen, ist, sein Werk, das
! vorab in seiner RQ wie seinen umfangreichsten, so seinen wissenschaft-
1 lieh weitreichendsten und uns allen unentbehrlichsten Niederschlag ge-
i funden hat, bleibt. Es ist ebenso schön als selbstverständlich, daß die
| Zeitschrift A. de Waals auch weiterhin seinen Namen trägt. Aber die
: seither erschienenen Bände zeigen, daß unter den drei Herausgebern,
1 von denen zwei schon seit vielen Jahren mit dem Verstorbenen aufs
engste verbunden und ebensolang mit der Zeitschrift verwachsen waren,
auch der Kurs der bewährte alte ist.
Von Anfang an umspannt sie zwei große, sachlich wohl eng zusammengehörende
, in Wirklichkeit getrennt marschierende Arbeits-
| bereiche: die christliche Archäologie und die gesamte Kirchengeschichte.
Für beide Gebiete hat die RQ von Anfang an ihren guten, inter-
| national und interkonfessionell festbegründeten Klang. Daß der
! Raum, den die christliche Archäologie einnimmt, im allgemeinen
! gegenüber dem von der Kirchengeschichte beanspruchten etwas zurückbleibt
, liegt in der Natur der Sache. Gleichwohl darf gesagt werden,
! daß, was sie uns besonders wertvoll macht, ihr christlich-archäolo-
; gischer Teil ist. Denn für diesen 'im Rom geschrieben — es gilt
I nicht immer wörtlich — ist sie die einzige Zeitschrift, welche der
1 christlich-archäologischen Forschung in deutscher Sprache dient. Daß
j sie eine Zeitschrift des römischen Katholizismus ist, verleugnet sich
nicht, ihr wissenschaftlich-objektiver Charakter hindert aber nicht,
daß sie auch protestantische Forscher zur gelegentlichen Mitarbeit
zuläßt. Um Achtung und Ansehen zu werben hat sie nicht mehr
nötig. Man kann nur wünschen, daß ihr in ihrem Tun alle die Unterstützung
werde und die immer stärkere Teilnahme zuwachse, die
sie braucht und deren sie sich in der fast drei Jahrzehnte umspannenden
ersten Periode ihres Erscheinens in reichstem Maße mit
Recht hatte erfreuen dürfen.
Als Mitarbeiter betätigen sich für das ch riis t lieh - arch äo-
logische Gebiet in den hier angezeigten vier Bänden 30: J. P.
Kirsch, Das neuentdeckte Denkmal der Apostel Petrus und Paulus
| „in Catacumbas" an der Appischen Straße in Rom (5—28; 5: „Für
immer wird der Name des unvergesslichen Rektors des Campo Santo
tcutonico, Prälat de Waal, mit den Funden in Verbindung bleiben,
denn seiner Initiative und seinem Aufkommen für die Kosten der
' ersten Arbeiten sind die Ausgrabungen zu verdanken."); Zur Aberkios-