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Ausgabe:

1927 Nr. 11

Spalte:

245-246

Autor/Hrsg.:

McFadyen, John Edgar

Titel/Untertitel:

The approach to the Old Testament 1927

Rezensent:

Hempel, Johannes

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245

Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 11.

24G

Eine andere (1320—1350) 24 Pergamentstücke mit 92
Kol. zu 90 Linien. Von den gefundenen Bibeln ist eine
von 1419 datiert (Avignon), eine zweite von 1380—1400
beide von Ginsburg, wenn freilich z. T. fehlerhaft, beschrieben
. Eine andere (21), aus 578 Blättern bestehend,
stammt nach Ginsburg von ca. 1280 und soll dem von
Ginsb., introd. 667—674 beschriebenen MS Or 2201 von |
1246 stark ähnlich sein. Es folgen Bibel-Kommentare
in großer Zahl: Isaak ha-Levi, Isaak Dondon, Abraham
ibn Esra, Isaak Abravanel, David Qimchi und andere,
teils zur Tora, teils zu einzelnen Büchern. Die weiteren
Kapitel lauten: Midrashic Literature — Talmud and Ha-
lakha — Liturgy — Grammar and Lexicography — Qab- j
bala — Philosophy and Ethics — Polemics — Poetry — j
Biography — Romance — Science und Astronomy —
Homileties — Miscellaneous. — Es ist nicht möglich, auf
alle Einzelheiten hier näher einzugehen, auch wäre ich
für vieles nicht der zuständige Beurteiler. Immerhin
will ich nicht unterlassen, aus dem Abschnitt Romance .
auf das Fragment eines König-Arthur-Epos hinzuweisen, 1
das die Tafelrunde in jüdisch-deutsch, gereimt, besingt.
Es ist in Quart, 18x13 cm mit 85 Blättern, XVI. Jahrh.,
verfaßt von einem gewissen Scheftel aus Kojetein in
Mähren.

Colophon: 'Bin ]t1v^2 ~p2 VI 1JH

'BKBtf "ly" PIK (Kojetein) pBU f)5 BSP« "TJ/l
(über) TaiK DTD VI n b2tt iy

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']hd pbin fjn pä b«t»m "iy

*t«P |TW Vm ffDl X1"! p 2H
'BiWJ {OM pn CD (Scheftel) ^BDJJB
(Schlemmer) loyb» "SBU "L?K "NMl« BC« XI

Leipzig. Rudolf Kittel.

Ale Fadyen, Prof. John Edgar, D. D.: The approach to the

Old Testament. London: J. Clarke & Co. (253 S.) 8°.

sK. 6/—.

1926,535 ff d. Zeitschr. hatte ich Gelegenheit, eine
großzügige Verteidigungsschrift des critical movement
in der englischen Theologie gegen den sich drüben kräftig
regenden Traditionalismus anzuzeigen. Der gleichen
Aufgabe unterzieht sich einer der an jenem Buche beteiligten
Forscher, Mc Fadyen, in dem vorliegenden
Werke. Der Fall Mc Fadyen scheint ein englisches
Gegenstück zu den unerquicklichen Angriffen zu sein,
gegen die bei uns D. Baumgaertel sich kräftig zur j
Wehr zu setzen hat. Auch was Mc F. über die Unwissenheit
weiter Kreise in biblischen Dingen und über die
Gleichgiltigkeit vieler gegenüber der Bibel zu klagen ;
hat, könnte im wesentlichen leider auch von deutschen
Verhältnissen gesagt werden. Die Verteidigung gegen
die conservative defense, die hier wie dort mit Anzweifelungen
der religiösen Stellung des kritisch ge- j
richteten Forschers arbeitet, bewegt sich gleichfalls in I
ähnlichen Bahnen wie bei uns. Zunächst wird gezeigt,
wie durch den Zustand des Textes die verbal Inspiration
widerlegt ist: Had it been any part of the divine inten-
tion to furnish us with an infallible book, some other
medium than hebrew would surely have been selected
(P- 35). Das Fehlen eines inspirierten Textes hat aber
fe 1 i g i ö s e n Wert: es befreit von der Herrschaft des
Buchstabens. Im zweiten Kapitel marschieren als moral
ditficulties of the O. T. die nachgerade sattsam be- j
kannten Stellen auf; sie werden nicht beschönigt, wohl
aber betont, daß sie nicht das ganze A. T. darstellen:
It is nothing short of a folly and a crime to ignore the
pervasive moral sublimity of the O. T. (p. 52). Viel- |

leicht tritt der kulturelle Gesichtspunkt in diesen Darlegungen
gelegentlich stärker in den Vordergrund als
der religiöse; grundsätzlich aber wird hier das A. T. an
den Forderungen Jesu gemessen. Im dritten Kapitel
wird the neglect of the bible geschildert und nach dem
remedy gesucht: in a better acquaintance with current
literature dealing with bibl. books and topics, in impro-
ved methods of day — school and Sunday school tea-
ching, — and in greater emphasis by working Ministry
on biblical exposition. Wurzel des mangelnden Interesses
und Heilmittel werden soweit vorwiegend in der
intellektuell-rationalen Sphäre gefunden. Immerhin ist der
Vorschlag, statt der Predigten über einzelne Textworte
lebendige Eindrücke von ganzen Büchern und vor
allem den großen Persönlichkeiten zu vermitteln, e i n
bei manchem Hörer wohl wirksames Mittel. Der folgende
Abschnitt (The conservative defense) bietet außer
einer knappen Auseinandersetzung mit Kegel (p.l04ff.)
nichts für den deutschen Leser bedeutsames; che Schriften
, gegen die Mc Fadyen sich in ruhigem Tone wendet,
sind bei uns unbekannt. Die critical reconstruetion endlich
entspricht der 1926,537 charakterisierten Haltung
des Verfassers; seinen leitenden Grundsatz kleidet er
in die Worte: The Land has been redistributed, but the
ground remains, every inch of it.

Die Ausführungen Mc Fadyen's können in der
deutschen wissenschaftlichen Theologie im Grundsätzlichen
auf weite Zustimmung rechnen; ich denke dabei
vor allem auch an seine Darlegungen über die Wunderfrage
und die Bedeutung der Einleitungsfragen für den
Glauben. Aber ob der Gegensatz gegen die conservative
defense in ihrer letzten religiösen Wurzel erfaßt
und wirklich religiös überwunden wird, erscheint
mir doch zweifelhaft, so sehr sich Ansätze dazu finden.
Der Wert seiner Schrift für uns beruht auf der
Aufdeckung der Parallelität der geistigen Kämpfe bei
uns und drüben. Baumgaertel u. Mac Fayden können
sich als Leidens- u. Kampfgenossen die Hand reichen.
Möchten beider Gegner auf persönliche Verunglimpfungen
verzichten lernen!

Greifswald. Johannes Hempel.

Smith, J. M. Powis: The Psalms. Translated. Chicago: Uni-
versity of Chicago Press ig2ö. (XIII, 274 S.) gr. 8". $ 3—.

Der Verfasser hat sich bereits durch eine Darstellung
der Frömmigkeit der Psalmen (Religion of the Psalms
1922) bekannt gemacht, vgl. die Anzeige des Buches in
dieser Zeitschrift 1923, S. 55 f. Die Übersetzung, die
er jetzt vorlegt, macht seinem wissenschaftlichen Verständnis
der Psalmendichtung, seinem Geschmack und
seiner Übersetzerkunst alle Ehre. Seine Arbeit ist im
besten Sinne allgemein verständlich und für Leser englischer
Sprache eine zuverlässige Einführung in die herbe
und gerade darum schöne Art dieser biblischen Lieder
und Gebete. Die sog. Einleitungsfragen sind am Schluß
in Appendix A in vier Kapiteln in gedrängter Kürze
behandelt: The Date of The Psalter; The Hymnbook
of The Second Temple; The Poetry of The Psalter und
The Religion of The Psalter. Der kritische Standpunkt
des Vf.'s ist aus seinem oben genannten Buche schon
bekannt und bietet für deutsche Leser nicht wesentlich
neue Ergebnisse. Appendix B enthält auf 10 Seiten textkritische
Noten. Sie sind sehr ungleichmäßig über den
Psalter verteilt.

Das Gesamturteil des Vf.'s über den Geist der
Psalmeridichtung wird kaum auf Zustimmung in weiteren
Kreisen rechnen dürfen. Man wird den Typen prophetischer
Religiosität im Psalter nicht gerecht, wenn
man mit Sm. ihre Höhenlage als ideas and ideals of the
men on the street bestimmt und ihnen Jes. 40 ff., Jona,
Hiob als Ausdruck der highest ideals of Judaism stark
entgegensetzt. Da ist Licht und Schatten zu ungleich
verteilt.

Jena. W. Staerk.