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Ausgabe: | 1927 Nr. 10 |
Spalte: | 229-230 |
Autor/Hrsg.: | Kraus, Oskar |
Titel/Untertitel: | Der Machtgedanke und die Friedensidee in der Philosophie der Engländer Bacon und Bentham 1927 |
Rezensent: | Dibelius, Martin |
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Theologische Literaturzeitung 1927 Nr. 10.
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Sal vato rel 1 i, Luigi: Vita di San Francesco d'Assisi. den Egoismus, sondern bezeichne vielmehr die Mit-
Bari: G. Laterza & Figii 1926. (251 S. m. e. Abb.) 8°. L. 13.50. j arbeiterschaft jedes einzelnen zum allgemeinen Wohl
Die 700. Wiederkehr des Todestages des hl. Franz j als unerläßliche Voraussetzung". Den Beschluß bildet
von Assisi hat nicht bloß eine Flut von Zeitschriften-, j eine Darstellung von Benthams Pazifismus. — Die Schrift
aufsätzen, sondern auch eine stattliche Zahl von große- leidet daran, daß sie weder in historischer noch in syste-
ren oder kleineren Schriften über das Leben und die Be- i matischer Beziehung eine Aufgabe wirklich erfüllt. Die
deutung des umbrischen Heiligen und seiner Stiftungen ! historische Darstellung wird namentlich bei Bentham
gezeitigt. Unter ihnen wird das Buch Salvatorellis einen 1 wesentlich dadurch beeinträchtigt, daß der Verf. seine
Ehrenplatz einnehmen. Es ist volkstümlich im besten eigene Art des Utilitarismus von der Benthams absetzt;
Sinne des Wortes und beruht zugleich auf gründlicher ; die systematische aber kann bei der Größe und dem Ernst
Kenntnis und prüfender — freilich nicht immer scharf ; der Gegenstände, um die es sich handelt, doch nur aus
genug prüfender — Verwertung der Quellen, wenngleich allgemeinen Andeutungen bestehen. Was für aktuelle
es von jeder sichtbaren gelehrten Ausstattung absieht. Gesichtspunkte ließen sich sonst aus der Verbindung
Die Sprache ist musterhaft einfach, klar und würdig von intellektueller, technischer und politischer Lebensund
erhebt sich da und dort, namentlich in landschaft- ; beherrschung bei Bacon oder aus einer Kritik der hedo-
lichen Schilderungen, zu dichterischer Schönheit. Der | nistisehen Summierung bei Bentham gewinnen!
Verfasser ist mütterlicherseits mit Assisi verbunden und ; Heidelberg. Martin Di bei ins.
hat in jungen Jahren den Heiligen und seine Stadt lieben
gelernt. Er malt aber trotzdem oder vielmehr gerade , Engert, Prof. D. Dr. Joseph: Studien zur theologischen
deswegen keine byzantinische Heiligengestalt — das Erkenntnislehre. Regensburg: Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz
wäre auch bei keinem so wenig am Platze wie beim 1920. (XV, 621 S.) gr. s°. Rm. 18—; geb. 20—.
Heiligen von Assisi, — sondern er schildert uns Franz | Mit den hier gesammelten Studien will E. eine
wie er leibte und lebte, seine kirchliche und bürgerliche j übersieht über den Stand der Arbeit am theologischen
Umwelt, sein fröhliches Jugendtreioen, sein kriegerisches Erkenntnisproblem geben und damit eine kritische VorAbenteuer
, seine besinnliche Einkehr, sein Einsiedlertum, i arbeit für ein System der theologischen Erkenntnis,
die Anfänge seiner Predigt, die ersten Erfolge und Miß- ! Ak dne Anei,nanderfügung von Studien w das Qanze reicn an
erfolge, seinen Gang zum Papst Innocenz III., seine j Wiederholungen. Die dem Verf. entscheidenden Gedanken treten in
Steigende Anziehungskraft und Volkstümlichkeit, seinen j mannigfacher Wiederkehr bald hier baid dort als die Leitgedanken
Einfluß auf Klara von Assisi, die Beziehungen ZU Kardi- | seiner Auseinandersetzung heraus, ohne daß sich ein eigentlicher Fort-
nal UgolinO mit ihren Freuden und Schmerzen, die j schritt durch das Ganze hindurch bemerkbar macht, es sei denn
Kreuzfahrt, die Enttäuschungen im Widerstreit von | so, daß die Auseinandersetzung mit Max Scheler eine Art abschließende
Hochziel und Wirklichkeit, Geist und Gesetz, Evange- i Zusammenfasssung der entscheidenden Auseinandersetzungen gibt. Dazu
lium und Kirchenrecht, die verschiedenen Fassungen ' kommt, daB die Einzelauseinandersetzung z. b. mit Otto, Heiler,
der Regel, die kindliche Krippenfeier, das geheimnis- : Sch,jlz !'ch„ n"cht von T«. T T T a r h T ?
11 niV. i- 1 *r 1 .. . • : systematisch zusammengefaßt aufbaut, vielmehr der Gedankenent-
volle Erlebnis auf La Verna mit seinen Sichtbaren l wicUe,ung der jewciien bändelten Werke der betreffenden Autoren
bpuren, bonnengesang und Testament, Krankheit Und j oft in umfangreicher Wiedergabe derselben folgt und so außerordent-
Tod. Wie S. (S. 243) mit Recht sagt, ist das Testament j lieh in die Breite geht.
im Geiste Franzens die wahre und endgiltige Regel, Die kritischen Grundlinien seiner Auseinander-
wonn er nochma s, am Ende seines Lebens, das Hoch- setzung führen auf der einen Seite auf Thomas von Aquin
ziel seiner Gedanken, namentlich die unbedingte Armut, und Augustin zurück, auf der andern Seite auf Külpes
mit voller Kraft zum Ausdruck bringt. Aber gerade kritischen Realismus. Daß alle unsere Erkenntnis im
dieses Testament ist von seinen Söhnen je länger je ; Empirischen begründet sein muß und von genauer empi-
wemger erfüllt worden. Auch beim Lesen des vorlie- | „scher Feststellung ihren Ausgang zu nehmen habe,
genden Buches drängt sich in einem die Erinnerung an 1 ist ein in immer neuem Zusammenhang wiederkehrender
das Werden und die* weitere Entwicklung des Christen- , Leitgedanke. - Den Anfang machen zwei ihre Auf Steinums
selber förmlich auf: die Geschichte der „Armen ! lungen immer wieder neu aus den Schriften des Heiligen
von Assisi" ist eine Wiederholung und ein Compendium | belegende Studien über Thomas; „Theorie der
der Geschichte des Urchristentums und seiner Umge- | Glaubenswissenschaft bei Thomas von Aquin" und
staltung zur katholischen Kirche Nur waren da, wenig- , „Psychologie und Erkenntnistheorie des Glaubensaktes
ufuf ^S?1^* ,und vorwie£end.gu^JgTl„:TL fö!ir!1(?*: I bei Thomas v. A.". Sie stehen vornean, weil E., auf
dem Boden der Renaissance des Thomismus in der
kathol. Theologie stehend, in Übereinstimmung mit den
Grundtendenzen des Thomas der veränderten modernen
liehe Kräfte wirksam gewesen, während beim Werk des
hl. Franz von Anfang an neben der harten Wirklichkeit
der Dinge der Geist der römischen Kurie, in Gestalt
Ugolins, mit vollem Bewußtsein und klarer Absicht den ] p^l^^mtsmtiiuA'wdiu bauen'will
franziskanischen Geist gedämpft und in kirchlich zweck
mäßige Formen eingefangen hat.
München. Hugo Koch.
Kraus, Prof. Dr. Oskar: Der Machtgedanke und die Friedensidee
In der Philosophie der Engländer Bacon und Bentham.
Leipzig: C. L. Hirschfeld 1926. (III, VII, 64 S.) 8°. = Zeitfragen
aus d. Gebiete d. Soziologie, Reihe 3, H. 1. Rm. 1.20.
Im besonderen sucht er dabei, Grabmann vornehmlich folgend,
gegen die Mißdeutungen besonders Heims und auch Heilers zu zeigen,
wie sich Thomas neben der Betonung der formalen Gleichartigkeit
wissenschaftlich-methodischen Verfahrens grade um eine klare Unterscheidung
der theologischen von anderer Erkenntnisweise bemüht habe;
darüber kommt aber doch wohl wieder zu kurz, wenn es auch nicht
unerwähnt bleibt, daß Th. dabei über ein Ringen mit seinem aristotelischen
Intellektualismus doch nicht wirklich herauskommt.
Es folgt eine Auseinandersetzung mit
Die kleine Schrift enthält zwei Abhandlungen, von „ rs W e'ne .A ÜJ ?,ln.a n °e rJ eJ z ung
denen die erste Francis Bacon, die zweite Jeremy, Bent- i Kant : „Kant und seine Kritik der Gottesbeweise",
ham behandelt. Bacon wird als Vertreter eines drei- Danach ist Kants bleibendes Verdienst, die rationalistische
fachen Imperialismus dargestellt des intellektuellen, des Metaphysik der Aufklärung zerstört zu haben. Dagegen die „aristo-
technisch-phvsikalischen, des politischen Machtgedan- telhch-scholastische VVirkhchkensmetaphysik" bleibt von seiner Kritik
kt nc R„JUu.,„ „u-u ~L j f"""j w. ... s . 1 unberührt; verlaufen doch vielmehr die „bedeutsamen Erweiterungen
P,,nxna,m wiru ,Kegen den von wunar in seiner des Kantischen Standpunktes ", wie sie die weitere Entwickelung ge-
vort tT de" wahrhatten Krieg" erhobenen Vorwurf bracht hat, gradezu „in der Richtung einer Rückkehr" (von der
M t li8^' Sei" »Princ,Pl'e °f Utility" ZU den intel- „Kantischen Apriorität als Subjektivität" 157) „zum aristotelischen
leKtuellen Ursachen des Weltkrieges zu zählen sei. Im Realismus" (151), z.B. die „induktive Metaphysik im Sil
vinne
vjegenteil empfiehlt der Verf., ohne sich mit Benthams i wundt u"d Külpe" (135).
nedonismus zu identifizieren, einen reformierten Utild- Den übrigen Umfang des Buches bildet eine Reihe
tansmus als Grundlage jeder Soziologie; nach dem Wort ; kürzerer und längerer Studien unter der Sammelüber-
äorets an Goethe predige „der wahre Utilitarier nicht schritt: „Über einige Probleme der theolog