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Ausgabe: | 1927 |
Spalte: | 217-221 |
Titel/Untertitel: | Das Berneuchener Buch. Vom Anspruch d. Evangeliums auf d. Kirchen d. Reformation 1927 |
Rezensent: | Althaus, Paul |
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Theologische Literaturzeitung
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Tltius, Prof. D. Dr. G. Wobbermln
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theol. Kurt Dietrich Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.
C7/ I h ]_ in Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Qöttingen, Ii |Ua! 1077
ui. Jalirg. PU. lU. Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. l"al VyLl
Spalte
Das Bcrneuchener Buch (Althaus)...... 217
Klinghardt, Sprechtnelodie und Sprechtakt
(Dibelius)............... 221
Bezold, Ninive und Babylon (Meißner) . 222
König, Die Psalmen (Steuernagel) .... 222
Kuhn, Erklärung des Buches Koheleth
(Rudolph).................. 224
Windfuhr, Baba batra (Volz)...... 226
Fiebig, Der Erzählungsstil der Evangelien
(Bultmann)................. 226
Bräutigam, Benedikt von Nursia und
sein Orden (Lempp)............ 228
Spalte
Salvatorelli, Vita di San Francesco
d'Assisi (Koch)...............229
Kraus, Der Machtgedanke und die Friedensidee
in der Philosophie der Engländer
Bacon und Bentham (Dibelius)......229
Engert, Studien zur theologischen
Erkenntnislehre (Steinmann)........230
Kerl er, Weltwille und Wertwille (Tititts). 234
Peter, Das christologische Problem als
Lebensfrage (Thimme)...........235
Kaftan, Auslegung des lutherischen
Katechismus (Bornemann).........235
Spalte
Rotermund, Ein Konfirmandenunterricht
(Bornemann)................236
R ü 1 i n g , Biblischer Konfirmandenunterricht
(Rendtorff).................237
W i 1 k e , Evangelische Kirchenkunde (Schian). 237
Zurhellen-Pfleidereru. Zurhellen,
Wie erzählen wir den Kindern die
biblischen Geschichten ? (Schuster).... 238
S m e n d , Vorträge und Aufsätze zur Liturgik,
Hymnologie und Kirchenmusik (Graff). . 238
Christus-Herrschaft (Lüttge).........238
Hauser, Was ist Urgeschichte? (Thimme). 239
Das Berneuchener Buch. Vom Anspruch d. Evangeliums auf d. des Staates oder des Kulturfortschrittes). — Der zweite Satz zerfällt
Kirchen d. Reformation. Hrsg. von d. Berneuchener Konferenz. in die Einzelsätze: „Die Erkenntmskraft des Glaubens erstarrt"
Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1926. (182 S.) gr. 8°. (statt lebendiger Theologie des Glaubens herrscht in der Kirche der
Rm. 5.60; geb. 6.80. falsche Realismus der Wahrheiten oder Tatsachen; zudem hat die
Der eigenastige Titel dieses Buches entspricht der Sprache des Glaubens ihre „Symbolkraft" verloren); „Der Formwille
Besonderheit seiner Entstehimg und Verfasserschaft. Seit der Kirche verkümmert" (vergl. den evangelischen Kultus, den Aufbau
1923 hat sich auf dem neumärkischen Rittergute Ber- der sichtbaren Kirche, den Mangel an verbum visibile); „Der Wille
neuchen alljährlich ein Kreis von Männern, in der Haupt- zur ^el*drr,hdringunLr^f tma,*ct'' (in h?" , a"f das B^dungsnrogramm,
„„l„ti„ , _ , . . , J, < '£ 1 geschlechtliches, wirtschaftliches, soziales Leben). — Etwa doppelt so
sache Theologen sehr verschiedener Herkunft, zusammen- umfa ich wi;c der kritisch<: Veil ist der positive: „Die Aufgabegefunden
, verbunden durch den tiefen Eindruck von (S. 67-180). Er handelt in drei Abschnitten zuerst von „evangelischer
dem Ernste der geschichtlichen Stunde, der Not und Erkenntnis" (Überwindung der Autonomie, des gegenständlichen Den-
VerantWOrtling der evangelischen Kirche. Was sich in kens, des Relativismus; das lebendige Wort), dann von der „evange-
den immer erneuten Beratungen und Versuchen klärte ! tischen Form" (Gleichnis, Kultus, Bau der Gemeinde), schließlich
ZU gemeinsamer Schau der Stunde und des Lebens, als vom „evangelischen Werk" (Heiligung des Geschlechts, des Volkes,
Erkenntnis der dringendsten Aufgabe der Kirche, das der Arbeit).
bietet das vorliegende Buch dar. Geschrieben haben Man kann sich schon nach dieser Übersicht ein Bild davon
es — im Anschlüsse an Vorarbeiten von Wilhelm Tho- , machen, wieviel das Buch enthält. Der Dienst der Kirche wird in
mas — Ludwig Heitmann (Pastor in Hamburg), Karl sei™ ganzen Weite gefaßt und umfassend behandelt. Die Erkcnnt-
Bernhard Ritter (Pfarrer in Marburg) und Wilhelm desHQ'a£bT k°T ebenso m,Worte «>c d.e Liturgje, d,e
C4.at.i- /i-> V v . .... . % iL i_ . , „. Gestaltung der Kirchenverfassung so gut wie die sexuelle, völkische
btahlin (Professor m Munster). Aber es hat guten Sinn, und soziale FragC) soweit sie der Kirche eilte Aufgabe stellen _ das
aalj die Namen der „Verfasser" nicht aut dem Titel- alles ^ ernster, von starkem Willen bewegter Denkarbeit. Die 180
blatte stehen. Denn das Buch ist in lebendigstem Aus- Seiten bringen eine Fülle wichtiger Oedanken, die Nachdenken und
tausche innerhalb des Berneuchener Kreises Und darüber Auseinandersetzung lohnen, in lebendiger, eindrucksvoller Sprache.
hinaus entstanden. Sein überindividueller Charakter wird Die Gesamtanschauung dieses kirchlich-theologi-
auch dadurch zum Ausdrucke gebracht, daß am Schlüsse schen Programms tritt deutlich genug hervor. Der Kirche
des Vorwortes 70 Namen unterzeichnet sind, als Be- jst das Wort von Kreuz und Auferstehung anvertraut
"." •niS>xder Verbundenheit in den Gedanken des Buches Dieses Wort, die Offenbarung, ist lebendige, gegen-
und in Mitverantwortung. Diese Art von „Subscnption" wärtige Wirklichkeit: „die Offenbarung verwirklicht sich
als solche, aber auch die Zusammensetzung des Kreises immer nur als gegenwärtig andringender Anspruch
bedeuten etwas Neues und Beachtenswertes: die „neue dem die praktische Haltung und Tat des Glaubens
Frontbildung < von der der Verlagsprospekt redet, geht allein Genüge tut" (76). Daher kann und darf die
durch die bisherigen theologischen und kirchenpoliti- Offenbarung nicht vergegenständlicht werden, wie es
sehen Kichtungen quer hindurch, wenngleich die Fühlung durch dje Tatsachentheologie, den gesetzlichen Bibli-
naen „rechts hin also zum Luthertum, zum Pietismus, zismus und Konfessionalismus geschieht. Die wahrhaft
auer auch zum Kirchenregimente und zur Universitäts- evangelische Erkenntnis hat überall die existentielle Art
meologie loser ist als nach anderen Seiten hin. des Glaubens. Nur dann kann sie das Wort über alle
Der erste Teil (S. 13—65) handelt von der „Not". Die Not Erkenntnis sagen, d. h. das richtige Verhältnis zur
wird Z ' wlVie aus dem AnsP™ch des Evangeliums erwächst, Wissensehaft gewinnen: „das Zeugnis von der alles
erlahm Vi' ^T^.: *? l™*'*?™* Leben umfassenden und durchdringenden Wahrheit
%±yj ^^m^^^a^tZl .Jf*«« den Angriff auf alle lutonomie der Er-
ausgeführt: „Qottes Wort wird zum Buch" (der heteronome Biblizis- Kenntnis" (77). Nicht als ob der Glaube eine Hetero-
mVV" Kircl,en); „Oottes freie Gnade wird zu Gesetz und nomie der religiösen Erkenntnis über die Wissenschaft
MteArtV (Heilsordnung, pietistischer und kirchlicher Methodismus aufrichten wollte — €S gibt keine „christliche" Natur-
/ko f • "dlc ewi?e Hoffnunkr wird verdeckt durch endliche Größen" Wissenschaft, keine besondere „theologische" Methode
^ontessionahsmus, Erlahmen des Widerspruches gegen die Vergötzung der Historie, — aber die Theologie hat zu zeigen, wie
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