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Ausgabe:

1927

Spalte:

1-5

Autor/Hrsg.:

Titius, Arthur

Titel/Untertitel:

Natur und Gott. Ein Versuch zur Verständigung zwischen Naturwissenschaft und Theologie 1927

Rezensent:

Heim, Karl

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack

Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearbeitet von Priv.-Doz. Lic. theo!. K u r t D i e t r i c h Schmidt, Göttingen
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: vierteljährlich Rm. 9.—. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

O i.l.„ M_ i Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D.Hirsch inOöttingen, o Iar,iior. 1027

OsV. Jarirg« IXT. I Bauratgerberstr. 19, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. ö« JanUar IVLi .

Spalte

Titius, Natur und Gott (Heim)..... I

Oppcrmanii, Zeus Panamaros (Dibelnis). 5

Smith, The prophets and theis times (Volz). 6
liaeuscr, Anlali und Zweck des Galater-

briefes (Schütz).............. 6

B i ch l m a i r, Urchristentum und katholische

Kirche (Lohmeyer)............. 7

Schmidt, Pistis Sophia (Violet)...... 7

Preuschen, Tatians Diatessaron (Duensing). S

Koch, Cyprian. Untersuchungen (Krüger) 0

Kaiinka, Die älteste erhaltene Abschrift
des Verzeichnisses der Werke Augustins

(Ficker).................... II

Spalte

Kehr, Papsturkunden in Spanien (Ficker). 12
Haebler, Handbuch der lnkuuabelkunde

(Cleinen)..................12

Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis

(Köhler)...................13

Kalkoff, Humanismus und Reformation

in Erfurt (Schornbaum)..........14

Stracke, Lathens großes Selbstzeugnis 1545
über seine Entwicklung zum Reformator
(Krüger)..................14

Sartori us, Die Nachkommenschaft D.
Martin Luthers in vier Jahrhunderten
(Clemen) . . *...............16

Zwinglfäna (Bossert).............18

Spalte

Eekhof, Jonas Michaelius (Köhler). ... 18

A in i el, Fragmentsd'un Journal intime(Katz) 1

Bon vi er, Henri-Frederic Ainiel (Ders.) . | 19
Amiel, En drömmarea dagbok (Ders.) . . j

Schmidt-Japing, Lotzes Religionsphilosophie
in ihrer Entwicklung (Wentscher) 21

Aristoteles, Kleine naturwissenschaftliche

Schriften (Kesselet)............ 22

Trendelen bürg, Der Zweck (Ders.). . 22

Berkeley, Philosophisch. Tagebuch (Ders.) 22

Heuer, Kausalität u. Willensfreiheit (Ders.) 22

Winkler, Das Geistproblem (Schaeder). . 23

Titius, Prof. D. Arthur: Natur und Gott. Ein Versuch zur Verständigung
zwischen. Naturwissenschaft u. Theologie. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht 1926. (X, 851 S.) gr. 8°.

Rm. 24—; geb. 27—.

Alle bisherigen Besprechungen dieses Werks, das
die Frucht einer zwanzigjährigen Durchforschung aller
Gebiete der Naturwissenschaft ist, bezeichnen es mit
Recht als einen Wendepunkt in der Auseinandersetzung
zwischen Religion und Naturwissenschaft. Dieses Buch
ist das erste große Dokument der neuen Lage, die seit
der Erweichung des alten mechanistischen Kausalitätsbegriffs
durch die Quantentheorie und Relativitätstheorie
und durch die neue Anerkennung des Lebensgeheimnisses
in der Biologie eingetreten ist, und die es möglich
macht, den seit Schelling verloren gegangenen Einheitspunkt
zwischen Natur und Geist wieder zu suchen.
Lassen wir alle Kritik beiseite, die etwa an Einzelheiten
der beiden historischen Abschnitte (über die Bedeutung
der Natur für die Religion und über die wissenschaftliche
und religiöse Naturanschauung in der Geschichte
des Christentums) und des naturwissenschaftlichen Abschnitts
(über die Ergebnisse der heutigen Physik,
Chemie, Biologie und Anthropologie) geübt werden
könnte, und stellen wir nur die Hauptfrage: Führt
das Buch über die Methoden hinaus, die bisher bei
der Auseinandersetzung der Theologie mit der Naturwissenschaft
angewandt wurden? Die bisherige Apologetik
hat ja immer zwei Wege eingeschlagen, die beide
nicht ganz befriedigt haben. Entweder man zog sich,
besonders in der von A. Ritsehl ausgehenden theologischen
Tradition, allen naturwissenschaftlichen Angriffen
gegenüber auf den strengen Kantischen Dualismus zurück
. Die ganze raumzeitliche Erfahrungswelt mit
ihren Jahrbillionen und ihren Millionen von Sonnensystemen
war nur der eine phänomenale Weltaspekt;
dahinter stand, auf empirischem Wege unerreichbar, darum
aber auch unangreifbar, nur in der ethischen Haltung
erfaßbar, die noumenale Welt, in der der Gottesglaube
und die Ewigkeitshoffnung wie an einem sturmsicheren
Ort geborgen wurden. Oder aber, man verließ
den schützenden Hafen des Kantischen Phänomenalismus
, man nahm die unermeßlichen Räume und Zeiten
der Weltcntwicklung, in denen der Mensch nur ein
spätes, fast verschwindendes Entwicklungsprodukt ist,
realistisch ernst. Dann konnte Gott und die Ewigkeit

der Seele nur entweder naturmystisch erfühlt oder kos-
mologisch und teleologisch erschlossen werden, sei es
durch Hinweis auf die Lücken der kausalen Naturerklärung
, wie z. B. in der katholischen Apologetik oder
bei Dennert, sei es durch eine vom Atom bis zu den
Sonnensystemen aufsteigenden Naturbeseelung, wie z. B.
bei G. Th. Fechner. Bedeutet das Buch von Titius
einen Fortschritt, der über das Unbefriedigende dieser
beiden Wege der Apologetik hinausführt? Er möchte,
wie er schon im Eingang andeutet (S. 33) den Kantischen
Dualismus zwischen der Welt der Naturnotwendigkeit
und der Welt der Freiheit, der schon „dem Zeitalter
Herders und Goethes unerträglich" war, überwinden
und die Einheit beider Welten wiederfinden, die „geistleibliche
Einheit des Menschen" und die Synthese
zwischen dem „Primat des Geisteslebens", der „den
Kern des ontologischen Gedankengangs bildet" (S. 709),
und der Naturerkenntnis, die in dem durch Kants Kritik
keineswegs erledigten kosmologischen und teleologischen
Gottesbeweis enthalten ist (S. 32). Ist diese Synthese
gelungen?

Stellen wir zunächst die grundsätzliche Vorfrage,
die heute jedem gebildeten Christen zu schaffen macht:
Wie kann angesichts der „Sternwolken" der Milchstraße
mit ihren gigantischen Massen von undurchschaubaren
Weltsystemen, wie sie Titius in dem ausgezeichneten
Abschnitt über die heutige Astronomie beschreibt (S.
362 ff.), der Mensch überhaupt ernst genommen werden,
wenn er aus seiner unendlich begrenzten inneren und
äußeren Erfahrung heraus eine Aussage wagt über
das Wesen, das das Weltall lenkt? Vom Kantischen
und Fichte'schen Idealismus aus war dieser Durchblick
durch das Weltganze verständlich. Denn da ging die
weltumspannende Glaubensaussage ja nicht vom kleinen
empirischen Einzelmenschen aus, sondern vom überempirischen
Ich, das am Aufbau des Weltganzen mitbeteiligt
war. Aber dieser reine Phänomenalismus ist
ja bei Titius aufgegeben. Der Glaube, der den Kosmos
mit einer Welt unsichtbarer Realitäten umspinnt, hat
seinen Ausgangspunkt im empirischen Einzelmenschen.
Er beruht auf einer Art übersinnlicher Wahrnehmung,
die „eine Parallele zur sinnlichen Wahrnehmung auf
übersinnlichem Gebiete" ist (S. 731). „Es kann nicht
zweifelhaft sein, daß die sog. fromme Erfahrung . . .
die übersinnliche Realität (also den Gottesgedanken)

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