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Ausgabe:

1926

Spalte:

78-79

Titel/Untertitel:

Hebrew Union College Annual. Vol. II 1926

Rezensent:

Dalman, Gustaf

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77 Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 4.

Abschnitt über Johannes wie in den das ganze Werk abschließenden
Kapiteln über die Abfassungszeit der Synoptiker
tritt dann wieder jene schon charakterisierte
Einschätzung der Evangelien als literarischer Werke
hervor: die Ausführungen über die Logoslehre gehören
hierher ebenso wie die Bemerkungen über den theologischen
Kompromiß, den Matthäus angeblich repräsentiert
. Trotzdem wendet sich Str. mit besonderem Nachdruck
gegen die „Tübinger" Auffassung der Apostelgeschichte
, zum Teil mit recht beachtenswerten Erwägungen
allgemeiner Natur. Bei der Entscheidung der
Autorfrage schiebt er die Beweislast dem zu, der die

die einzelnen Teile der Fremden in Herkunft, Bedeutung,
Beruf und Siedlungsverhältnis verfolgt. Dabei kamen vor
allem die Hellenen einschließlich der Makedonen und
Kyrenaikagriechen in Betracht, die Angehörigen des
griechischen Festlandes, der Inseln, Kleinasiens und des
Westens. Dann folgen die Nichthellenen: Libyer und
Äthiopen, die bereits seit Jahrtausenden in das Land einzusickern
begonnen hatten; die Juden, bei denen sich der
Verf. darauf beschränkt, Nachträge zu einer vor Kurzem
erschienenen Arbeit von Modona zu geben; die sonstigen
Semiten; die Balkanvölker; die Perser, bei denen, wie
eingehend dargelegt wird, die Heimatbezeichnung vicl-

apostolische Abfassung des Matthäus- und des Johannes- ; fach nicht echt erscheint und deren soziale Entwicklung
Evangeliums behaupte, aber ebenso auch dem, der die ; besonderes Interesse darbietet; endhch italische Stamme,
Autorschaft des Markus und des Lukas leugne. Auch ! vor allem die Römer. Den Abschluß der übersichtlichen

und ergebnisreichen Untersuchung bildet ein nach den
Herkunftsorten geordnetes Verzeichnis der bisher in
Ägypten in der hellenistischen Zeit nachweisbaren Ausländer
unter Beifügung der für jeden derselben vorliegenden
literarischen und inschriftlichen Angaben.
Bonn. A. Wie de mann.

dieses letzte Urteil wird mit bemerkenswerter Originalität
begründet. Und das ist überhaupt der Eindruck, mit
dem man von dem Werke scheidet: hier ist die Evangelienforschung
in einer Weise selbständig weitergeführt,
deren Eindruck in der Debatte — in Form von Zustimmung
und auch von starkem, m. E. häufig berechtigtem
Widerspruch — noch lange zu spüren sein wird.

Heidelberg. Martin Dibelius.

Heichelheim, Fritz: Die auswärtige Bevölkerung im
Ptolemäerreich. Leipzig: Dieterich'sche Verlagsbuchh. 1925.
(VI, 100 S.) gr. 8°. =e= Klio, Beiheft 18 (N. F., H. 5). Rm. 7.50.

Unter den kulturgeschichtlichen Erscheinungen der
hellenistischen Zeit ist die Art und der Umfang der Berührung
und Vermischung der nationalen Kreise des
Hellenentums und des Orients eine der wichtigsten. Die
Stelle, an der man den einschlägigen Verhältnissen am
besten nachzugehen vermag, ist Ägypten. Hier lassen
Schriftstellerangaben und Inschriften nicht nur die Zustände
im Kreise der geistig oder materiell besser gestellten
Stände verfolgen, die in großer Zahl vorliegenden
Papyri, Ostraka und Graffiti gewähren umfassende
Einblicke in die Daseinsgestaltung des niederen Volkes.
Das Niltal war bereits in frühen Jahrhunderten kein für
sich bestehendes, von fremden Einflüssen freies Land.

Handel und Kriege hatten vielfache Beziehungen zum j Propheten handeln. Hermann" Vogelstein sucht

Hebrew Union College Annual. Continuing the Journal of Jewisli
Law and Philosophy Vol. II. Cincinnati. Leipzig: O. Harrassowitz
i. Komm. 1925. (V, 433 S.) gr. S°.

Dies Jahrbuch ist aus 14 Beiträgen verschiedenster
Art zusammengesetzt, von denen vier, die ich zuerst
nenne, aus Deutschland stammen und deshalb bei uns erhöhte
Beachtung verdienen. Den christlichen Theologen
fordert zur Prüfung heraus, was Leo Baeck S. 125 ff.
über „Judentum in der Kirche" von Paulus bis zur
Gegenwart zu sagen hat. Dabei definiert er den jüdischen
Messianismus als den „Glauben an die fortschreitende
Verwirklichung des Guten", welchen der
Calvinismus besonders vertreten habe. Bei Luther wird
als jüdisch definiert seine Lehre vom allgemeinen Prie-
stertum. Moderner Protestantismus habe jüdischen Charakter
, wenn ihm der Heilige Geist nur ein ethischer
Begriff ist. Nach diesen Proben kann es sich bei dem
Judentum" nicht um die Religion von Gesetz und

Auslande mit sich gebracht, die Zahl der als Kaufleute l S. 99 ff. nach dem Ursprung des Apostolats auf jü-

oder Gefangene in dem Lande angesiedelten Volks- j dischem Gebiet und findet ihn in den Kommissaren der

fremden war jedoch verhältnismäßig gering geblieben. ! persischen Staatsverwaltung, für welche der ihnen erteilte

Die „Lager" und später die geschlossenen Handels- Auftrag das Wesentliche ist. Dieser legale Hintergrund

niederlassungen der Fremden hatten ein Sonderleben ge- j gelte auch für den christlichen c'wcöaco^. Die Arbeit

iunrt Die Inbesitznahme des Niltales durch Alexander i von Joseph Horowitz über jüdische Eigennamen

den Großen änderte diese Zustande. Zahlreiche Aus- | u„d Ausdrücke im Koran S. 145 ff. ist wichtig für das

länder ergossen sich über ganz Ägypten, sie traten in den
Städten und auf dem Flac'ilande nicht mehr als geduldete
Eindringlinge, sondern als berechtigter, wo nicht
als herrschender Bevölkerungsteil den echten Ägyptern
gegenüber.

Die Untersuchung, wie sich im Verlaufe dieser
Entwicklung das Verhältnis der Ankömmlinge zu den
Eingeborenen gestaltete, gliedert sich naturgemäß in zwei
Teile. Zunächst gilt es die Zusammensetzung, die
Stellung, die Entwickelung der Ansiedler als Einzelpersonen
und als Gruppen zu prüfen, dann muß das Aufsteigen
und die Vermischung der Eingeborenen mit
diesen Ausländern verfolgt werden. Dem ersten Teile
dieser Aufgabe ist die Schrift von Heichelheim gewidmet
, die auch für die religionsgeschichtlichen Probleme
der Ptolemäerzeit von erheblicher Bedeutung ist. An der
Hand von 1730 in Ägypten weilenden oder in ägyptischen
Diensten stehenden Persönlichkeiten aus der
l tolemaer- und der römischen Kaiserzeit, bei denen die
"^"«wbezeichnung eines auswärtigen Staates oder
Volksstammes vorliegt, wird die Untersuchung durch-
getunrt Der erste Abschnitt bespricht die staatsrechtlichen
Grundlagen, die Organisation und Einreihung der
fremden in größeren Gruppen, die Bedeutung der Epigone
, die Umnennung der Heimatbezeichnungen in
spaterer Zeit, das Prozeßverfahren, das Eherecht in ihren
geschichtlichen Entwicklungen. An zweiter Stelle werden

Verhältnis Mohammeds zum Judentum. M. Güttin
a n n ' s Untersuchung der Entscheidungen des Maiino-
nides bei mehrfacher Rechtsüberlieferung in seinem
Mischnakommentar in ihrem Verhältnis zu seinem
Rechtscodex (S. 229 ff.) fördert die Erkenntnis der
jüdischen Rechtsbildung auf Grund der Rechtstradition.
Wertvoll ist die Mitteilung noch ungedruckter liturgischer
Fragmente aus einer ägyptischen Geniza durch
J. Mann (S. 269ff.), wobei auch das berühmte alte
Gebet gegen die Christen vorkommt. Es wird gesucht
festzustellen, was palästinischer Ritus war. J.Morgenstern
(S. 1 ff.) findet in dem Mose mit dem glänzenden
Gesicht von Ex. 34, 35 eine legendenhafte Wandlung
des von Gott geleiteten Menschen Moses in die Figur
beinahe eines Halbgotts. O. T. Olmstead gibt S.
29 ff. einen kurzen Überblick über die chaldäischen
Könige von Jakini um 851 bis Belsazar 538. Um die
Weise der Zählung der Regierungsjahre israelitischer
Könige handelt es sich bei W. J. C h a p m a n S. 57 ff.,
um den Parallelismus membrorum bei Propheten und
Dichtern des Alten Testaments bei W. Popper S.
63 ff., mit der Forderung, jeden Verfasser individuell
zu behandeln. Für einige hebräische Wurzeln sucht
J. R e i d e r S. 89 ff. mit Hilfe des Arabischen neue Bedeutungen
. Von dem ursprünglich privaten Gebet
(tahanun) nach dem offiziellen Gebet weist S. B.
Freehof S. 339ff. den Zusammenhang mit über-