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Ausgabe:

1926

Spalte:

61

Autor/Hrsg.:

Thalmann, Karl

Titel/Untertitel:

Reimformenverzeichnis zu den Werken Wolframs von Eschenbach 1926

Rezensent:

Wolff, Ludwig

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 3.

62

rieh II. Deutsehland verließ und in seine si/ilianischc Heimat zurück- Sprtche sein. In Anpassung an fremde Vorhilder kann hd. Ortho

kehrte) ruhte auch das Amt eines Reichsverwesers und Vormunds für
den jungen König Heinrich VII. in seiner Hand. Von einer tieferen
religiösen Auffassung seines Bischofamts und persönlicher Frömmigkeit
ist freilich nicht viel hei ihm zu merken.

Zwickau i. S. O. C lernen.

Thal mann, Kail: Rehnformenverzeichnis zu den Werken

Wolframs von Eschenbach. München: O. D. W. Callwey 1925.
(VIII, HO S.) gr. 8°. - Miinchener Texte. Ergänzungsreihe. Reim-
wörterhücher, Heft 4. Rm. 10—.

Das eng und sparsam, aber klar gedruckte Buch verzeichnet
alphabetisch mit sämtlichen Belegstellen alle Reimwörter Wolframs
in ihren verschiedenen Erscheinungsformen: abe, Abenberc, ahganc usw.
Es wird dabei für jeden einzelnen Fall die Flexionsform genau kenntlich
gemacht. Zum Schluß folgen noch, so weit der Reim davon berührt
wird, Varianten und Literaturangaben zu den einzelnen Versen.
Das Buch tritt also als andersartige Ergänzung neben das alte, nach
den Reimbändern angeordnete Reimregister von Schulz und bietet ein
sehr dienliches Hilfsmittel, zu dem man häufig greifen wird. Die
Benutzung würde noch etwas bequemer sein, wenn der Verfasser nicht
durchaus folgerecht, aber doch wunderlich genug alle Wörter, die das
gleiche Lautbild haben, unter einem einzigen Kopf nach der Zufälligkeit
der Reimfolge wechseln ließe, also „leit" Adj., Sbst, legt, litt,
„var" gefärbt und ich fahre usw. Ein Mißgriff ist es, daß Formen mit
enklitischer Negation unter en- zwischen den Verben mit dem Präfix
en- erscheinen und bei den sonstigen Belegen des Verbums fehlen.
Am Satz mißfällt, daß er sich mit ae und oe behilft, während der
Verlag doch früher auch die Ligaturen verwendet hat.

Um die mühselige Kärrnerarbeit, die hinter diesem Buche steckt,
beneide ich den Verfasser nicht. In Freiburg i. Br. hat es als Doktordissertation
gedient. Wissenschaftliche Untersuchungen irgendwelcher
Art sind nicht darin enthalten.

Oöttingcn. Ludwig Wolf f.

Rooth, Erik: Studien zu den altniederfränkischen und altwestfälischen
Psalterversionen. Uppsala: A.-B. Luudeqttistska
Bokhandeln 1924. (V, 96 S.) gr. S°. Uppsala Universitets

Arsskrift 1924, 5.

Mit philologischer Einzcluntersuchung arbeitet das Buch in der
gleichen Richtung, die Wilh. Walther mit seinem Werk über die
deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters eingeschlagen hat. Als Beitrag
zur Geschichte der Psalterübertragungen will es Licht in das
Nachleben jener Übersetzung bringen, die uns durch die sogenannten
altostnicderfränkischen Psalmenbruchstücke bezeugt ist.

Zu diesem Text gibt der Verfasser zunächst eine neue, durch die
besondern paläographischen Schwierigkeiten bedingte Kollation, welche
für die sprachliche Beurteilung keineswegs unwichtig ist. Es folgen
textkritische Erörterungen, die in vorsichtiger Weise das Überliefertc
möglichst zu schonen suchen und die Beurteilung durch die Heranziehung
anderer Übertragungen und der Kommentare fördern, ohne
doch überall ein sicheres Ergebnis zu erreichen. Bei den Untersuchungen
über die Nachwirkung macht R. Beziehungen zu der
jüngeren Gruppe von Psalterien, die Walther als 19. Psalter zusammengefaßt
hat, wahrscheinlich; die Forschung hätte dem noch
weiter nachzugehen. Der Hauptteil des Buches baut auf den Untersuchungen
weiter, die seine Ausgabe einer durch eine Wolffenbültler
Handschrift überlieferten westfälischen Psalmenübertragung begleiteten
und deren Verwandtschaft mit den altniederfränkischen Psalmen ermittelten
(Uppsala 1919). In einer Leidener Handschrift stellt er
nunmehr eine jüngere, ebenfalls westfälische Fassung dieses Textes
fest. Der Anhang bringt hiervon Ps. 1—16 zum Abdruck. Auch
in dem in Wolfenbüttel nicht erhaltenen Stück (1 — 15,8) sind Beziehungen
zu den anfrk. Psalmen aufzuzeigen. Den Stammbaum, den
R. S. 23 aufstellt und verteidigt, halte ich für richtig.

Diesem Leidener Text, dessen Heimat er im Gebiet Soest-Arnsberg
sucht, widmet R. ausführliche sprachliche Untersuchungen, bei
deiten er zu wichtigen Fragen der mittelniederdeutschen Sprachforschung
Stellung nimmt. Im Streit um die Diphthongierung in
offener Tonsilbe glaubt er mit A. Lasch, daß sich hinter den
Schreibungen schon die Kurzdiphthonge verbergen, Entscheidendes
tur diese Auffassung wird jedoch nicht vorgebracht. Die andere
frage, die hier an einem Einzelfall eine fördernde Behandlung erfahrt
, betrifft die Durchsetzimg des Mittelniederdeutschen mit hochdeutschen
Formen; durch die dialektgeographischen Untersuchungen
mit ihren weitgreifenden Folgerungen ist sie zur Zeit in den Brennpunkt
des Interesses gerückt. Hochdeutsche Laute und Formen in
niederdeutschen Texten können sich je nach der Lage verschieden erklaren
. Es können sich darin hochdeutsche Wellen widerspiegeln,
von denen die gesprochene Sprache überflutet und ergriffen ist, und sie
können rein literarisch ohne Zusammenhang mit der gesprochenen

graphie für nd. Aussprache eintreten. Diese zweite Möglichkeit erweist
R. für das Brevier der Wolffenbüttler Handschrift, in seinen
Schreibungen ph, cb schließt es sich ersichtlich einem mittel-
fränkischen Vorbild an. Wir haben also, wenn auch beides manchmal
zusammenwirken kann, doch zwei ganz verschiedene Probleme,
das muß sich die moderne Forschung stets vor Augen halten. Gerade
wenn sie über die Vorgänge, welche die gesprochene Sprache betreffen
, ein sicheres Bild gewinnen will, ist es unerläßlich in Erhellung
der literarischen Abhängigkeiten zu verfolgen, wie Schreib-
gewohnheiten sich nach und nach ausbreiten, und hierfür gibt der
Nachweis von der Orthographie des Breviers einen sehr nützlichen
Beitrag.

Göttingen. Ludwig Wolf f.

Bernt, Dr. Alois, u. Dr. Kail Wilh. Fischer: Der „Arnauer
Wegsprech", eine protestantische Streitschrift aus dem
Jahre 1525. (Sonderdruck a. d. .lahrbuche d. Deutschen Riesen-
gcbirgs-Vereines [ Sitz Hohenelbc) 1924.) Hohenelbe: Selbstverlag.
(58 S.) 8°.

Es handelt sich um die Flugschrift „Eyn wegsprech gen
Regenspurg zu, ynß Concilium, zwischen eynem Byschoff Hurenwirt
vnd Kuntzen seinem knecht" mit der Schlußbemerkung: „Gedruckt zu
Arnaw an der Elb jn Böhem durch Hans Hoß von Brawn. Anno
MDXXV". Es wird festgestellt, daß die Sprache der Flugschrift
einen alemannischen Einschlag zeigt. An und für sich wäre nun möglich
, daß ein aus der Schweiz oder vom Oberrhein stammender Setzer
in der nordostböhmischen Druckerei beschäftigt war und se'nen
Dialekt eintrug. Aber es sind zwei alemannische Setzer beteiligt.
„Diese Tatsache läßt nur die Erklärung zu, daß die Druckerei des
Hans Hoß eine Wanderdruckerei war, die ihre Erzeugnisse an verschiedenen
Orten verfertigte und jeweilig diesen oder überhaupt einen
fingierten Druckort angab." „So ist das Ergebnis unserer Untersuchung
für unser Heimatsinteresse nicht eben erfreulich".

Außer dem von Bernt und Fischer benutzten Wiener Exemplare
gibt es nach Weller, Repertorium typographicum Nr. 3677 noch Exemplare
in Zürich, Schaffhausen, St. Gallen, Augsburg, Mayhingen; ich
sah auch eins in Helmstedt. Leider ist den Verfassern entgangen, daß
Schade, Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit 3, 159ff.
die Ausgabe Panzer Annalen Nr. 2941, S. 271 ff. die Cammer-
landersche Bearbeitung (in Zwickau 17. 12. 1, 6) abgedruckt und
Alfred Götze, Ztschr. f. deutsche Philologie 37, 70ff. Ur-
banus Rhegius in Augsburg als den Verfasser vermutet hat.

Zwickau i. S. O. Cl einen.

Pohrt, Otto: Zur Frömmigkeitsgeschichte Livlands zu Beginn
der Refonnationszeit. Riga: G. Löffler 1925. (37 S. m.
4 Taf.) 8°. — Abhandlungen des Herder-Instituts zu Riga, 1. Bd.,
Nr. 4. Rm. 2—.

Pohrt behandelt folgende Texte und Bilddcnkmäler: 1. das Revaler
Miihlenlied, das sich in einer Revaler Sammelhandschrift aus der
2. Hälfte des 15. Jahrh s erhalten hat und eine Verdeutlichung des
Transsubstantiationsdogmas und des Messegeheimnisses bezweckt,
2. drei Rigaer Marienbildwcrke aus dem Anfang des 16. bezw. 15.
Jahrh.s, 3. den Revaler Totentanz (bekanntlich eine Kopie des Lübecker
von 1463, wahrscheinlich aus dem Anfang des 16. Jahrh.s), 4. Disputationsthesen
von Andreas Knopken von 1522. Die Wiedergaben der
Texte, die Bildbeschreibungen, die Literaturangaben, endlich die zeitgeschichtliche
Einordnung und Ausdeutung dieser Dokumente —
alles ist ausgezeichnet.

Zwickau i. S. O. Clernen.

Luther-Jahrbuch. Jahrbuch der Luther-Gesellschaft, hrsg. v. J. Jordan.
Jahrg. VII. 1925. Wittenberg: Verl. d. Luther-Gesellschaft. (III,

179 S.) 8°. Rm. 3—.

Der Inhalt ist vornehmlich durch die Erinnerung
an 1525 bestimmt. Luthers Haltung im Bauernkrieg (Althaus
, jetzt Erlangen), Luthers Ehe (H. Boehmer),
Luthers Anschauung von dem Geschlechtsleben und
der Ehe und ihre geschichtliche Stellung (R. Seeberg)
sind die Hauptthemata. Alle drei Aufsätze bieten höchst
interessante Beleuchtungen, ja vielfach wenig Bekanntes.
Das gilt besonders von R. Scebergs sehr stoffreicher,
das Thema geschichtlich tief einwurzelnder Darstellung,
die, ohne irgend etwas zu verschweigen, alle Seiten der
Anschauungen Luthers vom Geschlechtsleben klarstellt.
Boehmers sehr interessante Untersuchung behandelt
(was das Thema nicht klar erkennen läßt) die Vorgänge
bei Luthers Ehe Schließung. Über diese Jubiläums-