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Ausgabe:

1926

Spalte:

57-58

Autor/Hrsg.:

Diehl, Ernestus

Titel/Untertitel:

Inscriptiones latinae christianae ueteres. Vol. I, Fasc. 2 - 6 1926

Rezensent:

Krüger, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 3.

Februar 58 in Korinth, die römische Gemeinde vorwiegend heidenchristlich
, das Grußkapitel braucht nicht nach Epheslis gerichtet zu
sein. 2.) Die Briefe aus der römischen Gefangenschaft: Eph. zwischen
M und 62, ebenso Col. und Philem., Philipp. 63. 3.) Die Pastoralbriefe
, die allerdings im Rahmen des Lebens Pauli, soweit es uns durch
die A.G. bekannt ist, keinen Platz haben, aber bei Annahme einer
zweiten Gefangenschaft untergebracht werden können. Im zweiten
Teil behandelt C. den Hebr., die katholischen Briefe und die Apokalypse
. Hcbr. ist wahrscheinlich von Barnabas geschrieben — andernfalls
muß man mit Origenes sagen: Gott allein kennt den Verfasser —
und an Judenchristen in Rom oder in Palästina hezw. in Syrien gerichtet
, vor 70. Jakob, stammt vom Herrnbruder, zwischen 50 und 62;
I. Petri wirklich von Petrus, 63/64 von Rom aus geschrieben mit
Benützung des Jac, bei 2. Petri ist die Abfassung durch Petrus
zweifelhaft, aber der innere Wert des .inspirierten' Schreibens bleibt
davon unberührt. Auch beim Jud. steht der Verfasser nicht fest. Die

der wir entnehmen, daß er Franz Bücheler, dessen Andenken
der Band gewidmet ist, und Otto Hirschfeld die
ersten Anregungen verdankte, die nach langer, mühsamer
Arbeit zur Vollendung reiften. Er berichtet von
den Hindernissen, die sich ihm immer wieder in den
Weg stellten, und von der Hilfeleistung und Förderung
, die ihm gelehrte Gesellschaften und Mitforscher
zu Teil werden ließen. Noch nach Ausgabe des ersten
Heftes mußte das Manuskript von neuem durchgeprüft
werden, da dem Herausgeber erst jetzt die Inschriftenwerke
von Stephan Gsell (Paris 1922; Algerische Inschriften
) und Angelus Silvagni (Rom 1922; Römische
Inschriften) zur Kenntnis gelangten. Diehl darf aber mit
berechtigtem Stolze feststellen, daß seine Arbeit die

drei unter dem Namen des Johannes überlieferten Briefe stammen ' Nachprüfung bestand, wenn er auch mit Dank Ergänzungen
willkommen heißt. Über die Anlage des
Werkes ist das Nötige bereits in unserer ersten Anzeige
gesagt worden.

Gießen. G. Krüger.

von dem Apostel, und ebenso die wahrscheinlich 20 Jahre vor dem
Ev. verfaßte Arjok., deren kritisch-exegetische Erklärung aus der
Zeitlage des Verfassers die richtige Ist trotz ihrer Bloßstellung durch
die Übertreibungen rationalistischer Kritiker, die dem Verfasser jede
Inspiration und jeden Blick in die Zukunft absprechen.

München. Hugo Koch.

Dessau, Hermann: Geschichte der römischen Kaiserzeit.

1. Bd.: Bis zum ersten Thronwechsel. Berlin: Weidmann 1024.

(VIII, 583 S.) gr. 8°. Rm. 18—; geb. 20—

Im Rahmen von Momnisens Römischer Geschichte fehlt der
IV. Band, der die Kaisergeschichte behandeln sollte. Das massenhafte
neue Material, das die von ihm selbst geleitete Bearbeitung der lateinischen
Inschriften gerade für diese Zeit zu Tage gefördert hat, war
bei seinen Lebzeiten noch nicht zu abgeklärter Darstellung reif geworden
. Jetzt hat uns D., der verdienstvolle Fortsetzer von Momnisens
Corpusarbeit, zwanzig Jahre nach dessen Tode ein Werk zu schenken
begonnen, das die Lücke auszufüllen bestimmt ist. Aber aus dem von
Mommsen geplanten einen Bande ist ein mehrbändiges Buch geworden
, dessen erster jetzt vorliegender Band sich auf die Geschichte
des ersten Kaisers und auf das Werden und Wesen seines neuen
Staates beschränkt.

Nach kurzer Besprechung der Anfänge des Augustus setzt uns
D. in lichtvoller Weise den Weg vom Triumvirat zum Prinzipat
auseinander. Und hier, ertönt zum ersten Male das Leitmotiv des
ganzen Buches, der scharfe Widerspruch gegen Momnisens These von
der römischen Dyarchie, von der Gemeinherrschaft des Kaisers
und des Senats im TÖmischen Reiche. Auf 300 Seiten baut der
Schöpfer unserer Handsammlung lateinischer Inschriften die ganze
Fülle unseres Wissens vom Staate des Augustus und von seiner Regierungsweise
vor uns auf. In handbuchartiger Knappheit und Vollständigkeit
fügt sich alles Einzelne zusammen zu einem großzügigen
Bilde dieses römischen Reiches, das den politischen Hintergrund , , .

zur Geschichte des Urchristentums gegeben hat. Und aus allen diesen I fachlichen Einteilung Exzerpte mehr als einmal VOl

Schwartz, E.: Der s. g. Sermo maior de fide des Athanasius.

Vorgetr. am 13. Dez. 1924. München: G. Franz in Komm. 1925.
(63 S.) 8°. == Sitzungsberichte d. Bayer. Akad. d. Wissenschaften.
Philos.-phiiol. und hist. Klasse, Jg. 1924, 6. Abhandlung.

Rm. 1.60.

Die Handschrift der Laurentiana, aus der Mont-
faueon den sog. Sermo maior de fide veröffentlicht hat
— Nachdruck in der .cloaca maxima' (S. 5) der P. G.
26, 1264 ff. —, ist, wie Stülcken vermutete und Sch.
jetzt feststellt, cod. plut. IV 23 (saec. X). Der viel
Neues und Unerwartetes enthaltende Bericht, den er auf
seine Aufrage von Pasquali erhielt, veranlaßte den Münchener
Gelehrten, das ganze Stück (f. 98—124) im Lichtbild
aufnehmen zu lassen. So legt er nun den Text selbst
vor mit Angabe der entsprechenden Stellen aus dem
EQaviOTtjg Theodorets, der Testimoniensammlung zu
der Schrift De duabus naturis von Papst üelasius und
dem Florileg des Vat. 1431, das er demnächst herauszugeben
gedenkt. Zugleich zeigt er in seiner gründlichen
und scharfsinnigen Art, daß das von Montfaucon unvollkommen
herausgegebene Stück nicht der unter Athanasius
' Namen gehende Sermo maior de fide ist, sondern
eine aus echten und unechten athanasianischen Schriften
entnommene dogmatische Catene, worin der Sermo zwar
stark, aber nicht allein benutzt ist und in Folge der

Einzelheiten führt D. einen lückenlosen Beweis für seine These, daß
von einer Mitherrschaft des Senats im Reiche, von einer Dyarchie
in Mommsens Sinne nicht die Rede sein kann. Die Einflußlosigkeit
des Senats auf die Geschäfte, die nach den Anschauungen von
Mommsen, Ed. Meyer und G. Ferrero ein ungewollter und von ihrem
Schöpfer beklagter Zug der neuen Staatsordnung gewesen sein soll,
war vielmehr das gewollte Ergebnis der neuen Verfassung und der
durch und durch absolutistischen Verwaltungspraxis ihres Begründers.
Diese neue Auffassung des Prinzipats, wie sie schon vorher mehrfach
vertreten worden war, ist hier zum ersten Male aus dem ganzen vorliegenden
Tatsachenmaterial bewiesen worden. D. hat sich damit
das große Verdienst erworben, die Legende vom Republikaner Augustus
und vom republikanischen Charakter seines Staates endgültig
zu zerstören. Die' Darstellung seiner äußeren Politik macht die
monarchisische und dynastische Einstellung des ersten Kaisers
völlig klar.

Die Geschichte der geistigen Strömungen in Religion, Literatur
und Kunst tritt in dem vorliegenden Bande vor der überragenden Bedeutung
der politischen Probleme stark in den Hintergrund. Aber die
Proben, die uns D. in diesem Bande gibt, lassen uns mit Zuversicht erwarten
, daß er das geistige Hauptproblem der Kaiserzeit, die Entstehung
einer neuen, im Christentum gipfelnden Religiosität, mit ge-
wohnter Meisterschaft bezwingen wird.

Breslau-__Schur.

Diehl, Ernestus: Inscriptiones latinae christianae ueteres.

C'o2~6' Ber,iri: Weidmann 1924 u. 1925. (XIII u. S. 81—483.)
gr. 8°. 2-6: Rm. 20.25; Vol. I vollst: Rm. 24—; geb. 30—.

Über die erste Lieferung dieses bedeutsamen Werkes
haben wir in dieser Zeitung 1924, Sp. 323 f. berichtet
. Inzwischen ist der erste Band vollständig geworden
. Diehl hat ihm eine Vorrede vorangeschickt,

kommen. Die Catene muß ein nicht in erster Linie
von einem dogmatischen, sondern von einem literarischen
Interesse an den athanasianischen Schriften geleiteter
Redaktor aus einer umfangreicheren, auf eine bestimmte
christologische Dogmatik eingestellten Testimoniensammlung
ausgezogen haben. Diese ursprüngliche Catene
aber muß aus zwei verschiedenen Stücken zusammengesetzt
gewesen und noch im 5. Jahrhundert, spätestens
100 Jahre nach dem Tode des Athanasius entstanden
sein. Nach Untersuchung der Überlieferungsgeschichte
des Sermo maior und seines Gegenstücks,
dem juqI tciartiug iti/.glg h'r/og oder der ex&eoig
niar&ag, findet Sch. ihren Verfasser in Bischof Eustathius
von Antiochien, wobei der Titel emaroki; ;njiig
Avxioytig den Führer macht. Der auf einer Synode
abgesetzte Eustathius blieb mit seiner Sondergemeinde in
Antiochien in Verbindung und sandte ihr aus der Ferne
den Sermo maior, vermutlich mit Einlage der Expositio
fidei. So erklärt sich auch das rätelhafte Fragment III
des Briefes (S. 53 f.): es ist ein Stück der Fastenordnung,
die der Bischof seiner Gemeinde ebenso übersandte, wie
die Glaubensformel. Da seit dem Anfang des 5. Jahrhunderts
Eustathius als Leuchte der antiochenischen
Rechtgläubigkeit galt und aus seinen Schriften nunmehr
anstandslos y.qvpug ausgehoben und zu andern Väterstellen
gereiht wurden, so muß die Umtaufe seines
Briefes an die Antiochener auf den Namen des Athanasius
erheblich früher erfolgt sein, wie denn Hieronymus
schon um 380 die Glaubensformel unter dem Namen