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Ausgabe:

1926

Spalte:

54-55

Autor/Hrsg.:

Thomsen, Peter

Titel/Untertitel:

Die neueren Forschungen in Palästina-Syrien und ihre Bedeutung für den Religionsunterricht 1926

Rezensent:

Galling, Kurt

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53 Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 3. W

des Landes", 2.) „sie ließen keine Lebensmittel in Israel
übrig", 3.) „sie kamen in das Land, es zu vernichten";

herauskommt. Eißfeldt ist eine Darstellung des Redaktionsverfahrens
schuldig geblieben. Versucht man sich

ich kann in Nr. 1 und 2 nur eine Plerophorie sehen, selbst ein Bild zu machen, so will das nicht befriedigend

bei Nr. 3 halte ich eine handschriftliche Variante zu Nr. 1 ■ gelingen. Ich erinnere an das oben angeführte Beispiel

für mindestens ebenso möglich wie eine Quellendublette, j der Quellenscheidung in 7, 13 f. Eißfeldt scheidet als

i i i -7 n u •• i a r _* j- i-v..ui„ü„ ^rs« Bericht des E. aus: „Ein Qerstenbrotfladen walzte sich

In Jud 7, 13 b genügt dem Verf. die Dublette ^1 , gegcn mjdian und ka» bis mm zdte und kehrte es nach

neben zur Annahme zweier Quellen, die er unter : oberl) un(i H,as Zelt fiel hin. Und der andere antwortete

Verwertung einer weiteren Dublette in V. 14 so charak- ! und sprach: das bedeutet nichts anderes als den Israe

terisiert, dal? die eine erzählte, ein Brotfladen habe das
Zelt umgeworfen, die andere, ein Schwert schlug es
(= Midian?), daß es fiel; hier scheint mir ein-

liten." Im Parallelbericht des J erzählte ein Midianiter,
er habe im Traum ein Schwert gesehen, das das Lager
traf, so daß es (das Lager? oder Midian?) fiel, worauf
ein anderer sagte, das sei das Schwert Gideons. Der

vacher als vom Rande in den Text eingedrungene Korrek- . Redaktor verband die Quellen in V. 13 nach Eißfeldt so,

tur zu aufgefaßt werden zu müssen, und in V. 14 i daß er „und es fiel hin" aus J in E einfügte, obwohl es

dürfte alsdann „das Schwert Gideons, des Sohnes des i dort auch schon stand, daß er zu gegen Mkhan"_ aus

joasch" besser als eine Glosse verständlich werden, j gewissenhaft die Variante „das Lager' einarbeitete,

durch welche die Deutung des Brotes auf den Mann dal..<*Raber da« Wesenthche aus j namhch das Schwer

Israels schärfer präzisiert werden sollte. Nicht in jedem in V. 14 aber bei der Deutung so tat ak hatte

einzelnen Fall weiß ich eine mich besser befriedigende ! y" ln. V' 13 ",ch das S™**™ E sondern daS Sch^!,

Erklärung als' die von Eißfeldt gegebene, aber doch in so

zahlreichen Fällen, daß mir die Begründung seiner These herausgegriffen in dem der Mangel der Methode; be-

doch gar zu dünn wird. j rondcrs kraß zutage tritt. Aber ich glaube nicht zu über-

, ,.,„,.. , . ■ • . j vi. treiben, wenn ich sage, es ist unmöglich, auf Grund der

Es kommt ein Weiteres hinzu, worin ich gruridsätz- | vorgelegten Analyse ein auch nur im Ganzen befriedi-

hche Bedenken gegen die Methode des Verf. habe. Mir i des Büd der Redaktion zu zeichnen,

scheint, daß man zunächst nicht die Einzelheiten, sondern , übrigens hat der Verf. gelegentlich selbst das Un-

die Gesamtstruktur einer Erzählung oder Erzahlungs- zureichende seincr Methode empfunden, z. B. bei der

gnippe ins Auge fassen muß. Erkennt man dabei den i Verteilung von 3, 1-2 an die drei Quellen oder bei der

Charakter der Zusammensetzung, so muß man zunächst Zuwejsung von 10 j_5 an i VOI1 12) 8-15 an L.

die großen Linien der Analyse ziehen und dann allmah- ; Es wäre nur zu wünschen gewesen, daß er sich ebenso

lieh in die Einzelheiten eindringen, soweit das angeht; , zurückhaltend und vorsichtig auch an andern Stellen

dabei wird man sich darüber klar sein müssen, daß die j geäußert hätte, an denen seine Auffassung ebenso wenig

Ergebnisse: um so mehr aniSicherheiverlieren je weiter ; sicher m begründen war. Ich möchte aber die Bc-

man sich in die Einzelheiten einlaßt, und unbedenklich | merkung nicht unterlassen, daß der Verf. mit seiner

wird man mit einem nicht aufgehenden Rest rechnen j M.ethode durchaus nicht allein steht, und daß ich daher

dürfen, den man dann durch Schicksale und Unfälle der i überzeUgt bin, daß er bei manchen Fachgenossen volle

Textgeschichte zu erklaren oder auch als einen für , Anerkennung finden wird. Wenn ich mich genötigt

uns nicht mehr aufklarbaren Rest stehen zu lassen be- I seh seine grgeb,nisse abzulehnen, so möchte ich das so

fT ■! d beR1"nt mlt doen T grV1Z Slc}eren ! verstanden wissen, daß ich damit Stellung nehme nicht

Einzelheiten tragt also gewissermaßen den Dom, den er j sow()h, en jhn persönlich und seine individuelle Ar-
baugeschichtlich analysieren will, zunächst ab, bis er die <
Einzelsteine in der Hand hat; diese sucht er dann zusammenzupassen
, um so die aufeinanderfolgenden
Phasen des Baues wiederzugewinnen. Das kann in manchen
Fällen gelingen — die Archäologie rekonstruiert
oft auch völlig zerstörte Gebäude aus den Trümmern
mit großer Sicherheit —, im allgemeinen aber sind die
Bruchstücke zu fragmentarisch und schon allein textkritisch
zu unsicher, um eine auch nur einigermaßen
sichere Rekonstruktion zu ermöglichen. Eißfeldt tritt
von vorn herein mit seiner Dreiquellenthese an die Einzelstücke
heran, und so gelingt ihm eine Ordnung derselben
nach ihr, zumal durch das Mittel der Ergänzung
verlorener Zwischenglieder; hätte er seine These nicht,
würde er sie schwerlich aus den Einzelstücken gewinnen.
Man sehe z. B. einmal an, was er in 7, 9—14 aus dem
Hauptfaden (E) ausscheidet: „ ... zum Rand ... Lager ...
und alle Östlichen ... und ihrer Kamele war keine Zahl,
wie der Sand am Ufer des Meeres an Menge ... das

Gideons' "rÄ **' ^ u$ "'' daS klal« erhält.

Kann mvTim Frn?K u' }TQ' ä 2™ Ra"?e ,Lager1 ü ! Dagegen befriedigt der zweite Teil, der an Bei-
aus ein h äJSSS behaupten, daß diese Steinchen alle ielen Bedeutung der Ergebnisse für die Behandaus
ein und demselben Bau stammen, daß sie Reste einer
zweiten Erzählung sind, in der Gideon einen Midianiter
seinen Traum erzählen hört, daß sie nicht bloß Einzel-
zoisatze von verschiedenen Händen zu der einzigen uns
bekannten Erzählung sind? Gewiß, es liegt hier ein extremer
, doch keineswegs singulärer, Fall vor; aber er
zeigt m- ,• gleichsam im Vergrößerungsglase die Unzulänglichkeit
der Methode.

Und noch ein drittes Bedenken kann ich nicht überwinden
. Ich sehe die Probe auf die Richtigkeit einer
Quellenanalyse darin, daß ein begreifliches Verfahren
des Kedaktors bei der Zusammensetzung der Quellen

des J genannt. Auch hier habe ich einen extremen Fall

beitsweise als gegen eine ganze Gruppe von Arbeitsgenossen
und die von ihnen geübte, m. E. verkümmerte
Methode. Um so mehr aber liegt es mir auch am
Herzen, zum Schluß noch einmal zu betonen, daß im
Einzelnen auch durch dieses Buch das Studium des
Richterbuches viel dankenswerte Förderung erfahren hat.

Breslau. C. Steuernagel.

Thonisen, Peter: Die neueren Forschungen in Palästina-
Syrien und ihre Bedeutung für den Religionsunterricht.

Tübingen: J. C. B. Mohr 1Q25. (30 S.) gr. S°. = Sammlung ge-
meinverständl. Vorträge und Schriften aus d. Gebiet d. Theologie
u. Rel.-Gesch., 114. Rm. 1.20.

Thomsen hat sich der dankenswerten Aufgabe unterzogen
, eine Geschichte der Forschungen und Grabungen
in Palästina-Syrien zu geben. Die Angaben reichen bis
zum Jahre 1924, sodaß man auch von der Wiederaufnahme
der archäologischen Arbeit nach dem Kriege (im
wesentlichen durch die Engländer und Franzosen) ein

hing des A. T. im Schulunterricht aufzeigen will, weniger
. Das mag zum Teil an der Kürze (11 S.) liegen,
aber dabei zeigt sich zugleich ein grundsätzliches Problern
. Die Kulturgeschichte des Alten Orients kann nur
als Ganzes getrieben werden, d. h. die Ergebnisse der
Grabungen im Zweistrom- und Pharaonenlande muß man
zum Verständnis derjenigen von Palästina mitüberschauen
, und Beides ist nicht ohne Abbildungen möglich
. Sagt doch der Verfasser selbst (S. 23): „Man muß
nur einmal in den Berichten die Mengen echt ägäischer
Gefäße gesehen haben, um den Umfang (des Einflusses
der Mittelmeerkultur) richtig zu ermessen."