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Ausgabe: | 1926 Nr. 23 |
Spalte: | 567 |
Autor/Hrsg.: | Doncoeur, Pére Paul (Ed.) |
Titel/Untertitel: | Le livre de la bienheureuse Angèle de Foligno 1926 |
Rezensent: | Clemen, Otto |
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Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 23.
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alters Bd. 23, Heft 5, 1923), zum besseren Verständnis einiger der
Grundbegriffe Eckeharts, wie Wesen, Seelengrund, Geburt Gottes in
der Seele, Gelassenheit, auszuwerten.
Zwickati i. S. O. C lernen.
Le livre de la bienheureu.se Angele de Foligno. Documenta
edites par le Pere Paul Doncoeur avec le concours de
Mgr. Faloci Pulignani. Texte Iatin. Paris: Libr. de l'Art Catho-
lique. (XLII, 233 S.) gr. 8°. = Bibliotheque d'Ascetique et de
Mystique, fasc. 2. fr. 20—.
Die Schriften der sei. Angela von Foligno vom
3. Orden des hl. Franziskus (t 1309) sind besonders bekannt
geworden durch die zuerst 1868 erschienene französische
Übersetzung von Ernest Hello. Als kürzlich O.
Papini eine italienische Ausgabe veranstaltete, übertrug
er jene französische Übersetzung ins Italienische! Vergleicht
man sie indes mit dem lateinischen Text in den
Acta Sanctorum, so sieht man, wie willkürlich Hello mit
ihm umgesprungen ist. Aber auch der Text bei Bollandus
befriedigt nicht; er hat einfach die Paris 1598 erschienene
Ausgabe von Guillaume Chaudiere wiederholt; eine
von ihm gefundene einem gewissen Corneille Duyn
gehörige Hs. hat er nur sehr ungenügend benutzt. Eine
außerhalb Italiens kaum bekannt gewordene verbesserte
Neuausgabe des Textes der Acta Sanctorum lieferte
Foligno 1714 J. B. Boccolini; den hervorragenden Wert
einer von ihm in der Bibliothek der Konventualen von
Assisi gefundenen Hs. hat er nicht erkannt. Alle Ausgaben
seit der Venediger von 1521 bieten einen verderbten
Text dar, der uns zuerst in der dem 15. Jahrh.
entstammenden Hs. 5620 der Pariser Nationalbibliothek,
der ,CompiIation d'Avignon', entgegentritt. Doncoeur
hat nun, unterstützt von Thaddee Ferre (vgl. dessen
Artikel in der Revue d'Histoire Franciscaine Juli 1924
und Jan. 1925) und von Faloci Pulignani (vgl. dessen
Studien in den Miscellanea Francescana di Storia, Foligno
1889—1906, bes. Bd. 3, Saggio Bibliographico,
S. 173—189), die erste kritische und zuverlässige
Textausgabe geliefert. Zu Grunde liegt
die schon von Boccolini benutzte Hs., die D. in Codex
342 der Stadtbibliothek von Assisi wiederentdeckt hat.
Der Kodex stammt aus der Zeit 1314—1381. Zur Verbesserung
und Vervollständigung des Textes diente in
erster Linie Codex CXII in der Bibliothek des Klosters
der hl. Scholastika in Subiaco von 1496. D. hat auch
die 1607 dem Corneille Duyn von Amsterdam im Haag
gehörige Hs. wiederentdeckt, und zwar im Codex 398
des Museum Bollandianum ; aber dieser Codex gehört mit
noch zwei anderen Brüsseler Hss. und tiner vierten auf
der Universitätsbibliothek in Bologna zu einer Gruppe
von Hss., die nur zu gelegentlichen Textverbesserungen
herangezogen zu werden verdienten. Alle von D. aufgestöberten
Hss. (mit Ausnahme der erwähnten vier, die
eine Gruppe bilden,) erwiesen sich als von einander
unabhängig und enthalten im allgemeinen dieselbe
Sammlung von Stücken, aber mehr oder weniger vollständig
und sehr verschieden geordnet. Diese Verschiedenheit
gestattet, die Stücke zu entwirren und zu
individualisieren. An der Spitze stehen überall die
Offenbarungen der Angela, die sie ihrem Beichtvater
(der in den Ausgaben, zuerst in der ,Compilation d'Avignon
' begegnende Name Arnoldus ist unverbürgt) diktiert
und deren Redaktion dieser zwischen Juli 1296 und Mai
1297 vollendet hat. Die Hs. von Assisi enthält den
authentischen Text. In welchem Grade stellenweise die
Ausgaben abweichen, zeigt drastisch das S. XXXVII
angeführte Beispiel.
Ich erwähne noch, daß vor kurzem Alfred Heilmann
unter dem Titel „Herrlichkeiten der Seele"
(= Bücher der Einkehr 4. Bd., Freiburg i. Br., Herder)
Proben der „Mystik des Auslandes" in Auswahl und
Übersetzung dargeboten hat. Für die Stücke aus den
Schriften der Angela hat er wohl den Text der Acta
Sanctorum benutzt.
Zwickau i. S. O. demen.
Buch holz, Stud.-Rat Franz: Die Lehr- und Wanderjahre des
ermländischen Domkustos Eustachius von Knobeisdorff.
Ein Beitrag z. Kulturgesch. d. jüngeren Humanismus u. d. Reformation
. (Sonderabdr. aus d. Zeitschr. f. d. Gesch. u. Altertumskunde
Ermlands, Bd. 22). Braunsberg: Selbstverlag 1925. (156 S.)
8°. Rm. 4—.
Für diese ausgezeichnete Monographie hat B. das
Material benutzt, das Hipler, der im Ermländischen
Pastoralblatt 1883, 100 ff. eine kürzere Biographie Kno-
belsdorffs gegeben, zu einer ausführlicheren Lebensbeschreibung
des Mannes zusammengetragen hatte. B.
hat aber darüber hinaus aus Briefen und Gedichten von
j und an Kn. eine Menge weiteren Stoff gesammelt und
unter sorgfältiger Verwertung der einschlägigen Literatur
zu einer schön abgerundeten Darstellung verarbeitet.
Kn. gehört während der wichtigsten Jahre seines Lebens
in den Kreis humanistisch gebildeter Frauenburger Domherrn
, der den ermländischen Bischof Joh. Dantiscus
umgab. Dieser hat den 1519 in Heilsberg geborenen
Kn. während seiner „Lehr- und Wanderjahre" freigebig
unterstützt und durch Widmung eines Mitte August 1539
im Druck erschienenen Carmen paraeneticum ausgezeichnet
, während Kn. ihm im Frühjahr 1539 seine
Elegie über den Türkenkrieg redigierte. Kn. hat in
Frankfurt a. O., Wittenberg und Leipzig, in Löwen,
Paris und Orleans studiert. In dankenswerter Weise
schildert B. jedesmal die Umwelt, in die Kn. eintritt.
Während seines achtjährigen Studienaufenthalts in der
Fremde zeigt sich Kn. als Erasmianer, d. h. er erkennt
in vollem Maße die Reformbedürftigkeit der katholischen
Kirche an, ohne dem Luthertum beizutreten.
Am rückhaltlosesten geißelt er die Schäden und (lebrechen
der Papstkirche in Briefen an Georg Cassander,
dem er in Löwen näher trat. B. glaubt S. 93 „dem
Eustachius dieser Jahre den Vorwurf der Doppelzüngigkeit
nicht ersparen zu können", und S. 151 spricht er von
einem „innerlichen religiösen Gesinnungsumschwung"
nach Kn.s Rückkehr in die Heimat und Eintritt in die
Dienste des Frauenburger Domkapitels 1544, ja von
einem sacrificium intellectus, das Kn. damals „um seiner
Versorgung willen" gebracht habe. Ich glaube nicht,
daß man Kn. den Vorwurf der Charakterlosigkeit
machen darf; seine Entwicklung war im Grunde-doch
eine ganz geradlinige.
Zwickau i. S. O. Clemen.
Tschudi, Aegidius: Vom Fögfür. A treatise on purgatory. Ed.
from the orig. manuscript in the Abbey Archives of St. Gall
with a grammatical commentary, notes and a glossary by Isobel
A. Knowles. Basti: R. Gccring [1925|. (XV, 254 S.) gr. 8°.
Fr. 8—
Die Lehre der katholischen Kirche vom Fegfeuer
steht seit der 25. Sitzung des Tridcntinums am 3. und 4.
Dez. 1563 fest. Der Staatsmann und Geschichtsschreiber
Tschudi aus Glarus (1505—72) hat in seinen letzten
Lebensjahren, von Amtsgeschäften vielfach unterbrochen,
die hier zuerst vorgelegte Abhandlung niedergeschrieben,
deren Eingang (bis S. 97) die kirchliche Lehre vom
Fegfeuer darstellt, mit Stellen aus der Schrift und den
Vätern belegt und die Einwände der Protestanten zu
I entkräften unternimmt. Diese Abwehr erweitert sich
j auf S. 98—134 zu einer Verteidigung der kirchlichen
Lehre von den guten Werken und der Fürbitte der Hei-
j ligen, ein Schlußteil (135—281) ist der einzigen Handschrift
abhanden gekommen und nur aus der alten Inhaltsübersicht
zu erschließen (Knowles S. 20 f.). Der
kirchliche Standpunkt Tschudis ist durch das Leitwort
bestimmt: .Die kilche vnd dero altharkoinncin brache
vnd Tradition ist zeglouben, glich so wol, als der
geschri//t.'
Die Handschrift hat bis 1642 in Glarus gelegen,
damals ist sie von Joh. Gabr. Dolder dem Kloster
Pfäffers bei Ragaz geschenkt worden, jetzt liegt sie in
St. Gallen. Einen Drucker hat das theologische Alterswerk
Tschudis in alter Zeit nicht gefunden, wie er ia
auch als Historiker auf seine deutsche Mitwelt nicht