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Ausgabe:

1926 Nr. 22

Spalte:

535-539

Autor/Hrsg.:

Peake, Arthur S.

Titel/Untertitel:

The poeple and the Book 1926

Rezensent:

Hempel, Johannes

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Theologische Literaturzeitung 1926 Nr. 22.

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Sitte des sich Beschenkens und des Bleigießens am
Neujahr (S. 18 f.) auf entsprechende Bräuche bei jenem
Fest zurückzuführen. Ob man wirklich so weit suchen
muß? Geschenke und Orakel sind doch beliebte . Übergangsbräuche
"; und auch beim Sündenbock, wo ja das
Verfahren ohnehin etwas anders ist als in Babylon, ist
die zugrunde liegende Anschauung weit verbreitet, vgl.
Herodot II 39 vom Apis, ferner Meinhof, Afrikanische
Religionen (1912) 89. 101 f., Meinhold, Joma (1913) 18,
L. Frobenius, Atlantis I (1921) 42. 47, Samter, Volkskunde
im altsprachlichen Unterricht I (1923) 55 f. —
Da das babylonische Neujahrsfest namentlich dank Mo-
winckel für den Alttestamentler, und wegen des leidenden
Bei nicht minder für den Neutestamentier von größter
Bedeutung ist, haben wir allen Grund, Z. für seine mit
gewohnter Sachkunde und Zuverlässigkeit dargebotene
Arbeit dankbar zu sein. Der Anhang mit den unentbehrlichen
Quellen- und Literaturnachweisen und den
Abbildungen (darunter ein Plan von Esagil und ein
Stadtplan von Babylon) erhöht noch die Brauchbarkeit
des Heftes.

Marburg. W. Baumgartner.

Peake, Arthur S., Hon. D. D.: The people and the Book.

Oxford: Clarendon Press 1925. (XX, 508 S.) 8°. sh. 10—,

Zur Verteidigung des Alten Testaments und zur
Verteidigung des „critical movement" in der alttestament-
lichen Wissenschaft gegen das sich kräftig geltend
machende Emporkommen des Traditionalismus ist das
vorliegende Buch herausgegeben. 15 Mitglieder der
Society for Old Testament Study haben sich zu gemeinsamer
, der Individualität des Forschers Raum lassender
Arbeit zusammengefunden, um ein Bild von Werden,
Wesen und Bedeutung des A. T. und von der am A. T.
von Christen und Juden geleisteten Arbeit zu entwerfen.
Als Schluß ist eine nachgelassene Rede Buchanan Grays
unter dem Thema The Horizons of Old Testament Study
beigegeben.

Die Stellung Israels und seiner Religion zu den
umwohnenden Völkern wird von Hall und Stanl.
Cook gezeichnet; beide Forscher sind durch ihre entsprechenden
Beiträge zur Cambridge Ancient History
auch dem deutschen Fachmann wohlbekannt als Gelehrte
von sicherster Beherrschung des Materials und klarem
Blick für seine Verwertung. Hall setzt den Auszug aus
Ägypten der Vertreibung der Hyksos gleich, die Einwanderung
in die Amarnazeit, unter Hervorhebung der
Schwierigkeiten des Problems und des hypothetischen
Charakters auch seines Lösungsversuches. St. Cook
hietet mehr methodologische Gesichtspunkte für den
religionsgeschichtlichen Vergleich Israels mit seinen
Nachbarn als die ausgeführte Vergleichung selbst; als
besonders bemerkenswert hebe ich sein Eintreten für das
relative Recht der Totemismus-Theorie Rob. Smith's und
des Panbabylonismus heraus. Driver untersucht die
Stellung des Hebräischen im Rahmen der semitischen
Sprachen; ohne vorgefaßte Theorie führt er den Grad
der Verwandtschaft des Hebräischen mit den anderen
Dialekten im Einzelnen vor und zeigt an gut gewählten
Beispielen — bei dem Aethiopischen an Ez. 39, 2 f^jy
aeth.sösawa, für das Akkad. an 2. Reg. 17, 9 tiDJl —
khapü — die Möglichkeit, hebräische hapax legomena zu
erklären oder homonyme Wurzeln zu erkennen. Daß D.
sich kräftig für die Bedeutung des Akkadischen für die
Erforschung des Hebräischen einsetzt, hebe ich besonders
gern heraus. Sehr anregend sind in diesem Zusammenhang
vor allem die S. 91 ff., eine kurze Skizze
des Tempussystems. Der nominale Charakter der Formen
Katil und Katal wird erkannt, die Form ikatal als
sekundär, die Form iktul als tertiär, aus ikatal entstanden
, betrachtet. Seine Theorie entspricht also weder
der These Hans Bauers, der auch Bergstraeßer beigetreten
ist, von dem Charakter der Form iktul als der
ursprünglichen Verbalform, noch der These des letzteren,

der ikatal aus iktul durch Infizierung des a entstanden
sein läßt, gibt aber eine Möglichkeit an die Hand, den
I Aorist nach 'az [taeraem] und sog. Waw cons. im Hebr.,
j wie das Nebeneinander von Permansiv und Präteritum
1 in Enuma Elis I, 1 ff. zu erklären. Freilich wäre eine

fenauere Begründung wünschenswert, als D. sie auf dem
nappen, ihm zur Verfügung stehenden Räume geben
kann. Mir erscheint das transitive a im hebr. Nominal
i bei seiner These zu sehr als deus ex machina. Seine
Darlegungen über die „amoritische" Welle, die im 3.
Jährt, von Arabien aus in 2 Stößen Babylonien auf der
einen, Palästina-Syrien auf der anderen Seite überflutet
und zur Gründung der 1. Dynastie von Babel geführt
haben soll, bedarf nach den Forschungen Landsberger
und Theo Bauers der Modifizierung; das Verhältnis des
„Cananite" zum „pure Babylonian" ist richtig in seiner
Verwandtschaft und Verschiedenheit gezeichnet, doch
wäre das entsprechende Verhältnis zu dem „Ostkana-
näischen" der Namen der Hamurapi-Dynastie noch näher
zu charakterisieren. Auf Grund des über das Kanani-
tische Erarbeiteten, vor allem auf Grund des Verhältnisses
des ä zu ü u. 6 kommt auch Driver zu der Annahme
von dem Mischcharakter des Hebräischen, in dem
kananitische und aramaeo-arabische Elemente sich kreuzen
, beeinflußt zugleich vom Phönizischen und vom
„Amoritischen". Die Besprechung einiger Stil-Eigenheiten
des Hebräischen schließt den Aufsatz; zu
S. 96 f. hat Driver selbst ZAW 1926, 77 eine Korrektur
gegeben. In einer Abhandlung, die den Titel The modern
study of hebrew Language trägt, erwartet man freilich
auch einen Hinweis auf die Probleme der vormasoretischen
Grammatik, wie sie auch vor 1925 schon von Kahle
dargelegt waren, und wie sie durch gelegentliche Hinweise
auf die Zuverlässigkeit der masoretischen Punktation
in Einzelheiten (Vokalfärbung bei Kontakt mit
Laryngalen, Übereinstimmung mit Vokalen des Phönizischen
) nicht zu ersetzen sind. — In seiner außerordentlich
knappen Skizze der Geschichte Israels (S. 121
bis 150!) gibt Welch als Datum des Auszuges aus
Ägypten die Regierung Amenhoteps IL, der Einwanderung
die Amarnazeit (Habiru D^^QJ? a section of
Israel, aber mit den SA—GAZ nur verwandt??) mit der
Einschränkung, daß weder die Eroberung von Hebron
noch die Besiedlung des mittleren Landes von den in
I Ägypten gewesenen Stämmen ausging, sondern lediglich
die Eroberung von Jericho. Im Lande selbst aber er-
I halten die Nordstämme from the South an accession of
strenght, physical and moral which made them dominant
. Aus der Schilderung der Richter- und Künigszeit
hebe ich die Betonung der wirtschaftspolitischen Hintergründe
der Aramäerkriege und des Bündnisses mit
Tyrus, den Protest gegen die Rede vom Untergang der
10 Stämme [nur kleine Teile der Bevölkerung werden
deportiert] und die These heraus, die 2. Fremdbesiedlung
Samariens sei geschehen, um an der Grenze des
| selbst unter Manasse unzuverlässigen Juda eine ihm
feindliche Bevölkerung zu haben. Welch's Bild vom
Wiederaufbau unter Cyrus ist das traditionelle, die Skizze
der nachexilischen Zeit zu kurz. — Ausgehend von den
! Erfahrungen, die s. Zt. Wellhausen bei dem Versuche
machte, die Nebiim risonim von der Thora aus zu verstehen
, zeigt Th. H. Robinson das Glaubensinteresse,
das sich an die Arbeit des „higher Criticism" knüpft,
dessen Methoden dann — in teilweiser Anlehnung an
einen Vorfall in einer englischen Sundav school — an
2 Beispielen (Gen. 37, 1. Sam. 8—11) in einer auch dem
Laien zugänglichen Weise vorführt; ausgehend von
Widersprüchen wird zunächst der Text analysiert, dann
gesucht, ob die gefundenen Quellen auch in anderen
Teilen sich finden, darauf deren relative und absolute
Datierung versucht und endlich in klarer Unterscheidung
von den literarischen Fragen nach dem Geschichtswert
der Quellen geforscht. Das saubere
Auseinanderhalten der literarischen und der historischen
Fragen ist besonders herauszuheben; ob wirklich jeder